wurzelt im Gefühl ausgleichender Liebe, das ja im Grund mit der Religion eins ist und hauptsächlich ihr Verhältnis zu den Gestalten ihrer Phantasie bestimmt. Ich glaube nicht, daß wir in absehbarer Zeit unter den deutschen Katholiken ein männliches Talent von der an das Geniale streifenden Tiefe und Weite einer Handel-Mazzetti erwarten dürfen. Weit ent fernt eine Prophezeiung zu sein, ergibt sich diese Einsicht aus der psychologischen Grundstimmung, die gerade heute uns Katholiken be herrscht. Sie beruht auf drei wesentlichen Besonderheiten unserer Lage. Einmal auf der bereits angedeuteten entwicklungsgeschichtlich bedingten und daher auch nicht theoretisch wegzudekretierenden Verknüpfung der religiösen und kirchlichen Interessen mit weltlichen, politischen, sozialen; in zweiter Linie auf dem mehr als je tiefgehenden Gegen satz der christlichen Weltanschauung zu dem in Wissenschaft, Kunst und sonstigen Kulturtätigkeiten herrschenden Zeitgeiste; endlich auf der wirt schaftlichen Tatsache, daß die Hauptmasse der deutschen Katholiken sich aus den drei unteren Gesellschaftsschichten rekrutiert, und daß hier durch den in hohem Maße entbranten ökonomischen Wettkampf mit dem anderen Teil der Nation die meiste geistige Kraft festgelegt ist, während bei der geistigen Oberschicht kaum weniger Kraft an das Bestreben gewendet wird, die Disparität im Dienste des Staates und der Wissenschaft zu beseitigen. Es ist ohne weiteres einleuchtend, daß es keine praktische Bedeutung haben kann, in einer der Erkenntnis unserer literarischen Lage gewidmeten Schrift sich mit so realen, historisch erwachsenen Verhältnissen wie unseren kirchlich-politischen und sozialen auseinanderzusetzen. Diese werden ihre Lösung nicht durch individuelle Anstrengungen, sondern nach inneren Gesetzen der geschichtlichen Logik finden. Anders jedoch stellt sich die Aufgabe, sobald wir uns auf das Gebiet der Weltanschauung und des Glaubens, sowie der wirtschaftlichen Ungleichartigkeit begeben. Da wäre wohl denkbar und möglich, daß der im Feuer eines künstlerischen Idealis mus neu gestählte christliche Geist die Kraft fände, die hier liegenden Widerstände von innen heraus zu überwinden und damit einer nur äußeren Lösung zuvorzukommen. Wir haben die zurzeit bei uns Katholiken tatsächlich bestehende höhere künstlerische Befähigung der Frau erkannt als die Frucht einer Glaubensüberzeugung, die noch in der Tiefe des einfachen christlichen Gefühles wurzelt und aus diesem unbewußten Gefühl der Einheit von