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58 Konfession und Dichtung Wendigkeit hinaus, daß die Sprache des Herzens mit der des Glaubens in seinem vollkommen erkannten Inhalte eins werde. „Eine neue Epoche der Poesie", so schließe ich mit Deutinger, „setzt ein neues Leben in religiöser Begeisterung voraus. Eine neue religiöse Begeisterung ist abhängig von der natürlich menschlichen Willens freiheit und Demut des Geistes, die den Mut hat, durch den Zweifel der Welt und die subjektive Freiheit hindurchzugehen und aus ihr durch das im Glauben festgehaltene Prinzip der Offenbarung und gött lichen Gnadenfreiheit, die Erkenntnis der Wahrheit in der selbstbewußten, freien, die Möglichkeit des Abfalles überwunden habenden Liebe zu er ringen. Wissen und Glauben müssen sich versöhnen. Der Zweifel muß in der Wurzel vernichtet werden, damit aus der bloßen Sehnsucht und Hoffnung die gläubige Liebe erstehen kann. Es kann, wird und muß dem subjektiven Streben nachgewiesen werden, daß es ohne historisch objektiv autorisierte göttliche Glaubensgrundlage sich selbst aufheben und die Freiheit negieren muß, gerade indem es sie behaupten will, so daß die Subjektivität, nachdem sie ihre eigene Macht und Ohnmacht inne geworden, mit bewußter Klarheit des Willens sich dem rettenden höheren Glaubensprinzipe in die Arme werfen kann."Z 1) Ebda. S. 193.