Gesetzes steht, das zum Sünder macht, aber nicht die Freundschaft Gottes erteilt, die Freiheit und Innerlichkeit des göttlichen Geisteslebens miß- kennt und aufgibt, und daß man bei dem bloßen Festhalten an der natürlichen Selbständigkeit der pantheistischen Notwendigkeit und Unfrei heit oder der schranken- und grenzenlosen Willkür zur Beute werden muß, kann eine neue Begeisterung, die der Sprache durch diese einheit liche Freiheit des Inhaltes sich bemächtigt, und eine neue poetische Bildung erzeugt, nicht entstehen." Und hiermit kommen wir auf die eingangs erwähnte Ansicht Laubes zu rück. Seine Ausführungen gehen noch von der Tatsache eines konfessionellen Gegensatzes auch in der Dichtung aus. Es besteht aber gar kein Zweifel, daß die Lehreigentümlichkeiten sowohl der lutherischen und reformierten als auch die der modernen protestantischen kirchlichen Theologie in der schönen Literatur eine irgendwie bewußte oder bekenntnismäßige Ver tretung nicht mehr finden. Anders auf katholischer Seite. Ob nun künstlerisch oder unkünstlerisch verwertet, hier spielen noch Motive, die der theologischen Spekulation entlehnt sind, eine Rolle, ost selbst da, wo der Stoff kein im engeren Sinne kirchlich-theologischer genannt werden kann. Wir werden in dieser Tatsache an sich weder einen Fehler noch gar eine Rückständigkeit sehen dürfen. Überall, wo Kunst und Poesie sich zu ihren höchsten Flügen anschicken, fühlen sie sich zu dieser Region des übernatürlichen aus einem tief in dem menschlichen Geiste begründeten und mystischen Bedürfnisse hingezogen. Aber in solchem Streben liegt eine Gefahr selbst für den großen Dichter, weil er hier der Poesie, die wesentlich auf innerer Anschauung beruht, etwas zumutet, das adäquat auszusprechen jenseits ihrer Grenzen liegt. Hier knüpfen wir unmittelbar an das bereits im 4. Kapitel über das Verhältnis von Begriffen und Kunst Gesagte an. Der größte Teil der theologischen Spekulation, ja Lehre beruht auf der Arbeit mit Be griffen. Begriffe können aber niemals Gegenstand der Kunst und Dich tung sein. Sie sind nur ein abstraktes, abgezogenes Wissen von den Dingen und für das Anschauungsvermögen höchstens durch unkünstlerische Allegorien realisierbar, überall, wo ein Dichter bei seinem Schaffen nicht in der anschaulichen Gegenwart einer sein ganzes Wesen erfüllen den Idee, sondern im Banne von nur sukzessiv wirkenden Begriffen steht oder von solchen ausgeht, wird es sich an seiner Kunst rächen.Z 1) Diese Tatsache, und warum sie Yon vielen niemals erfaßt wird, erklärt Schopenhauer in seiner meisterhaften Weise folgendermaßen: