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der Würde unserer Aufgabe noch' dem katholischen Bedürfnis nach Uni versalität und Totalität, selbst in der einfachsten und kleinsten Leistung. Ich glaube, daß auch vom kulturpolitischen Standpunkt dem allgemeinen Interesse durch ein solches universalorientiertes Streben besser gedient ist als durch jedwede Einseitigkeit und Kontrastbetätigung, auf welchem Gebiet sie auch immer sich zeigen möge. Die Art und Weife, wie man auf jener Seite es für zeitgemäß gehalten hat, an die Vertreter der fort schrittlich-katholischen Literaturbewegung mit der fast drohend erteilten Mahnung heranzutreten, den doch wahrlich nie und nirgends von ihnen verleugneten kirchlichen Autoritätsgedanken, auch in der Literatur und Kunst stärker zur Geltung zu bringen, die Art insonderheit, wie man das in Produktion und Kritik selber tat, schließlich die zur Theorie er- hobens dichterische Unfähigkeit, womit man die alten Sagen- und Legenden stosse, anstatt sie aus persönlichem Erleben heraus neuzugestalten, mit „möglichster Objektivität nur zu erneuern" und umzudichten trachtete, dieses und ähnliches kann unmöglich als dasjenige empfunden werden, was dem katholischen Literaturschaffen vor allem not tut. Be trachten wir doch einmal, was wir an wirklich nennenswerten Leistungen aus dem letzten Menschenalter besitzen und fragen wir uns, ob nicht gerade das hier Geforderte das fast allein Auszeichnende daran ist?^ 1) Ich möchte auf fast alles hier in Betracht Kommende beinahe wört lich und mit gebührendem Abstand natürlich anwenden, was der geistvolle Deutinger in Bezug auf Calderon sagt: „Den objektiven Glaubensgrund hat er in seinen Lmtos osersmentales mit großer poetischer Kraft, aber mehr in beschreibender Rhetorik als mit subjektivem Gefühl ausgesprochen. Solche ^.utos ssLrumsntales sind personifizierte Symbole des Glaubens, die durch diese Personifikation zuerst sichtbare Gestalt angenommen und der mensch lichen Anschauung bildlich zugänglich geworden sind. Die Elemente reden, die Sünde, der Tod, Weisheit und Liebe haben menschliche Gestalt und Sprache, aber sie haben noch nicht menschliche Gefühle erlernt. Der Mensch schaut dieses objektive Leben, glaubt an seine höhere Wahrheit, aber er erkennt noch nicht, daß in diesen Gestalten zugleich sein eigenes Leben in seinen tiefsten Geheimnissen ihm geosfenbart ist, und vermag daher das Zeugnis wohl zu vernehmen für die Wahrheit, aber er vermag njcht aus seinem eigenen innersten Leben das Geschaute zu wiederholen, und mit tiefster Bewegung aller seiner Lebenskräfte dieses äußerlich Geosfenbarte als inneres Lebens-Zentrum zu erfassen, um das Licht, das er empfangen, auch wieder nach außen leuchten zu lassen." — („Das Gebiet der dichtenden Kunst; der Kunstlehre II. Teil; der Grundlinien einer positiven Philosophie als vorläufiger Versuch eine Zurückführung aller Teile der Philosophie auf christliche Prinzipien fünfter Teil"). Regensburg 1846. S. 513.