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Theologie und Dichtkunst 37/ da werden di: theologischen Gedanken und die ganze katholische Gottes- und Weltanschauung mitten hinein in das literarische und allgemein künstlerische Leben getragen. Sie werden zu fruchtbaren Samenkörnern, die mit der Arbeit der Literaten und Künstler wieder aufwachsen und das fördern, was Kralik als Programm christlich literarischen Schassens ausruft. So wird die Theologie auch im künstlerischen Leben zum geheimnisvollen Sauerteig, der eine ganze Literatur durchsäuert. Der artige Gaben der Theologen, welche die Größe, Tiefe und Schönheit der Heiligen Schrift entfalten, Gang und Gehalt des Lebens Jesu zur künstlerischen Darstellung bringen, so daß den Lesern das Herz brennt wie den Jüngern, die nach Emmaus wallten während jener Bibelstunde, die der Herr selber ihnen gehalten hat, die des Dogmas Klarheit, Fülle und Geheimnis weiten Kreisen nahe bringen, die innere Harmonie zwischen dem Gesetz des Glaubens, des Betens, des Kämpfens, des Lebens und der Kultur überwältigend in die Seele tragen, den Freundschaftsbereich und die Grenzlinien von Glauben und Wissen siegreich, klar, ernst und weitherzig den Gebildeten zeigen, die Kirchengeschichte biographisch, pragmatisch und kritisch und auch monographisch-künstlerisch mitten in die moderne Welt stellen — sind geradezu eine notwendige Bedingung zur Entfaltung einer echt christlichen Literatur mitten in der modernen Zeit." Diesen Ausführungen fehlt es, um ganz unmißverständlich zu sein, an gedanklicher Klarheit und Bestimmtheit. Wer, der diesen Aufruf an die Theologen zur freien Beratung und Mitarbeit am dichterischen und künstlerischen Schassen liest, wird hier nicht entweder ganz allgemein an den Geistlichen denken, insofern er auch Theologie studiert hat, oder, da im besonderen von „hervorragenden Theologen" die Rede ist, an die Vertreter der wissenschaftlichen Theologie, als diejenigen, woselbst die „Korrektheit, Klarheit und Genauigkeit" der theologischen Begriffe am sichersten zu finden sein wird? Und doch dürfte Meyenberg weder die einen noch die anderen meinen. Die ersten nicht, da er wohl kaum einen jeden für berufen halten wird, in solchen Dingen immer auch als Theologe mitzureden, nur weil er als Geistlicher Theologie studiert hat. Doch auch an die anderen nicht, weil das, was Meyenberg hier fordert, überhaupt mit der Theologie als Wissenschaft nichts zu tun hat, sondern eine rein darstellende, begeisternde, lehrhaft einführende und rhetorisch-apologetisch wirkende Tätigkeit ist — Tätigkeit des reli giösen Schriftstellers! Eine solche kann allerdings von der