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32 Ultraschriftsteller Volkstums sagt, daß ein neidlos fröhliches Durchbilden derselben uns nach innen und außen persönlich, das ist in lebendiger Einheit stark machen werde. Schlimm wird die Lage erst, wenn die Sondergruppen ihr Leben in einer solchen Bewußtheit der Gegensätze führen, daß die einzelne Persönlichkeit durch die Befangenheit in derselben leidet und die kraftvolle Unbewußtheit der religiösen Instinkte allmählich verkümmert. Das ist aber zum Teil bereits so weit gekommen, daß man sich selbst auf denjenigen Gebieten, die wie die Literatur und Kunst noch am meisten gemeinsames geistiges Nutzgut und Eigentum sein sollten, nur noch da friedlich zusammenfindet, wo das religiöse Moment so gut wie ausgeschaltet ist. Alle Werke, in denen konfessionelle Motive, und seien sie auch noch so tief aus dem Menschlichen heraus geholt, die Grundlage bilden, werden sofort als konfessionelle Literatur abgestempelt und damit dem Verdacht des Tendenziösen und Unkünst lerischen überantwortet. Die Vorurteile, welche in dieser Hinsicht gerade den Werken von katholischer Seite im Wege stehen, sind fast unüber- steiglich, und es gehört schon die außergewöhnliche Begabung eines Brentano, einer Droste, eines Fogazzaro, eines Coloma und einer Handel- Mazzetti oder auch das weltliteraturgeschichtliche Ansehen eines Dante, Calderon, Manzoni u. a. dazu, um hier siegreich durchzubrechen. Nach der anderen Seite darf jedoch nicht übersehen werden, daß die Versuche sich häufen, den Erzeugnissen selbst der besseren Unterhaltungsliteratur oft geflissentlich ein ostentatives Gepräge konfessioneller Äußerlichkeit zu geben und dadurch den Begriff einer christlichen, katholischen und uni versellen Poesie auf den der rein konfessionellen einzuschränken. Diese Unterscheidung erfordert eine nähere Erklärung, um Mißverständnissen vorzubeugen. Die Bezeichnungen katholische und protestantische Konfession ent stammen, wie jedermann weiß, der Kirchentrennung des sechszehnten Jahrhunderts. Indem die kirchlichen Neuerer ihre von der alten Kirche abweichenden Lehren in ihren sog. Bekenntnisschriften niederlegten und fo ihre „Konfession" der Lehre der allgemeinen Kirche gegenüberstellten, schufen sie den trennenden Begriff der Konfessionen. Dieser historische Ursprung hat dem Wort Konfession eine ganz spezielle Färbung gegeben, die es seiner eigentlichen Bedeutung nach niemals haben kann. Das wird sofort einleuchtend, wenn wir folgende zwei Behauptungen neben einander stellen: Eine jede Religion ist notwendig auch allgemein Kon fession. Nicht jede besondere Konfession ist zugleich auch Religion. So