ein naives, durch Ängstlichkeiten und kunstfremde Rücksichten unbeschwertes Schaffen kaum möglich ist. Das ist überhaupt der Nachteil aller ein seitigen und doktrinären Programmachereien, die immer einer an sich unfruchtbaren Geistesstimmung entspringen: Sie engen die Geister ein, verschüchtern und treiben schließlich zu einer stofflichen und formalen Konvention, dem Tod aller sreischwebenden poetischen Stimmung. Sie sind nichts anderes als eine Art geistiger Meistersingerei und sogar im Nachteil gegen jene historische, die sich wenigstens nur durch den Zwang von äußeren Regeln und Tabellaturen fortpflanzte: sie zimmerte dem immerhin ungekränkten inneren Leben nur ein Prokrustes bett der Form, dessen Enge eine kraftvolle Dichternatur mühelos sprengen konnte. Dort aber fehen wir die poetische Unbefangenheit schon im Keim getroffen. Wollen wir die dichterische Produktion aus christlicher Lebensstim mung und im Anschluß an den objektiven Glaubensgrund der christlichen Offenbarung fördern, fo werden wir dies Ziel schwerlich dadurch erreichen, daß wir innerhalb der Literatur eine zum großen Teil gar nicht einmal recht verstandene kirchliche und katholische Propaganda machen. Viel einfacher und erfolgverheißender wäre es, durch verständnisvolle Anregung und Aufmunterung derjenigen Dichter, die bereits von diesem Boden aus schaffen, das Entstehen von Werken zu befördern, in denen das subjektiv gläubige Gefühl mit der objektiven Schönheit der göttlichen Weltordnung sich in einer konkret gestalteten Handlung rein künstlerisch verschmolzen zeigt. Dies allein ist die Weise, wie einerseits der in christlichem Geiste bereits schöpferische Künstler zu wirken vermag, andererseits die schwankend und unsicher abseits stehenden Dichternaturen für ein gleiches Ziel begeistert werden können, um dann, von der Kraft des allgemeinen christlichen Lebens und Denkens gleichzeitig angezogen, auch in ihrem künstlerischen Schaffen dem christlichen Lebensgrunde immer näher zu treten. Aber noch eine weitere und sehr glückliche Folge wird sich an dieses Vorgehen knüpfen. Wir leiden heute mehr als je an dem kon fessionellen Sondertum, das unser nationales Leben selbst auf solchen Gebieten spaltet, wo das einträchtigste Zusammenwirken allein die Bürg schaft wahren Gelingens sein kann. Dennoch wird man es nicht als das größte Unglück ansehen dürfen, welches das deutsche Volk treffen konnte. Von diesem konfessionellen Sondertum kann vielmehr gelten, was W. H. Riehl von den natürlichen Unterschieden im Leben unseres