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Voll, erhaben — man nenne sie alles — nur nicht literarisch, nicht künstlerisch. Nicht als ob die Literatur mit allen diesen Dingen keine Gemeinschaft haben könnte und dürste, nicht als ob von ihr nicht Wirkungen auszugehen vermöchten, die auch jenen Bestrebungen günstig sind. Aber so wie man dort die Geister aufruft, die Gemüter stimmt, die Ausgaben stellt und die Lösungen herbeisührt, so arbeitet der Apologet, der Mann der Seelsorge, der Erzieher, nicht aber der Mann der Literatur, der Pfleger der Schönheit, der dem Volke bestellte Erzieher zum Ver ständnis seiner Künstler und Dichter. Gerade was den „Gral" der „Warte" der Idee nach überlegen machte, die Auffassung der Literatur als nur einer Teilerscheinung in dem Ganzen der Kultur, das brachte es infolge einer allzu agitatorisch zugespitzten und daher plumpen Be- tonung dieser Zusammenhänge mit sich, daß man die Grenzscheidung, die ich schon in der Veremundusschrift') vornahm, übersah. Daher auch die gegen die fortschrittliche Richtung immer wieder ausgesprochenen Vorwürse, sie wolle den Dichtern unter den Katholiken überhaupt verleiden zu sagen, was sie am tiefsten bewegt, mit anderen Worten ihr religiöses Empfinden in ihren Schöpfungen mitsprechen zu lassen, und auf diese Weise die Literatur „neutralisieren", „entkatholisieren", „harablizitieren"?) Die Nüchternheit und Äußerlichkeit dieser rein taktischen Erwägungen konnte indes den Einsichtigeren unter den Opponenten nicht verborgen bleiben. Sie suchten daher nach anderen Argumenten zur Verteidigung des „katholischen Programms" des Gral, bezw. des dem katholischen Dichter von niemand bestrittenen Rechtes, auch in seinen Werken den Inhalt seines Glaubens (objektiv wie subjektiv) zu gestalten. Eine Zeitidee kam ihnen zu Hilfe, die Idee der Persönlichkeit. Nicht in der Gelehrten und Dichter, die sich dem Programm der Sozialdemokraten sympathischer gegenüberstellten als dem Kulturprogramm der mißkannten und verschüchterten Partei der Kirche, das seien oder wären die Haupt werber. Die tendenziöse Literatur von Gelehrten und Dichtern habe die Grundlage des Glaubens und der kirchlichen Organisation untergraben. Darum wäre es eine Dummheit und ein Verrat, wenn wir den katholisch gesinnten Autoren raten wollten, nur ja vollkommen ungefärbte, nicht konfessionell betonte Bücher zu schreiben. „Nicht die tendenziösen Werke ungläubiger Gelehrter und Dichter haben unseren Idealen geschadet, und darum werden die tendenziösen Werke unserer Gelehrten und Dichter ihnen nichts nützen." So Kralik im Gral I, 6, 268. 1) S. S ff. — 2) Gral I, 9, 423, u. a. O.