16 Literarische Kämpfe rateninteressen gegründet, notwendig untergehen mußte, als diese In teressen nicht befriedigt werden konnten?) In diesem Zusammenhang muß einer Einrichtung gedacht werden, die auf das Verdienstkonto der Warte-Leute zu setzen ist. Es sind die „Literarischen Ratgeber", welche seit mehreren Jahren allweih nachtlich die schwere Aufgabe zu lösen trachten, den deutschen Katholiken bei der Auswahl ihrer Bücher von höheren Gesichtspunkten aus an die Hand zu gehen — und gleichzeitig gewisse landläufige Vorurteile gegen Klassikerlektüre und ähnliches zu beseitigen. Es war insbesondere der Franziskaner k>. Expeditus Schmidt, der sich in den Dienst dieses Kulturkampfes stellte, indem er für das überaus erzieherische Moment einer wohldisziplinierten Lektüre dieser Art eintrat. Aber gerade diese „Ratgeber"-Arbeit, die sich angelegen sein ließ, die deutschen Katholiken mit dem allgemeinen Literaturschaffen vertraut zu machen, ohne dabei auf andere Interessen Rücksicht zu nehmen als literarische und sittliche, rief eine schon lange still gärende Unzufriedenheit auf den Plan. Sie hat ihren Ursprung in zwei durchaus verschiedenen psychologischen Grundstimmungen. Diesen entsprechen zwei Gruppen, welche in bezug auf das nächste Ziel und die Mittel, nicht aber in ihren Aus gangspunkten, in ihren ersten Motiven und letzten Zwecken einig sind. Als nächstes Ziel erkennen sie beide die Zerstörung des „Märchens" von unserer literarischen Inferiorität, die „Überwindung des Jnferioritäts- jammers". Als geeignetes Mittel aber erscheint der einen wie der anderen, der älteren, wie der jungen Gruppe, die Verneinung, mindestens die Ab schwächung der behaupteten Tatsachen. Man sucht die geglaubte Minder leistung im ungünstigsten Fall auf formale und technische Äußerlichkeiten einzuschränken, und weist diesen gegenüber auf höhere innere Vorzüge hin; dabei setzt Inan naiverweise den Begriff des Inhaltlichen schlechthin gleich mit dem des Stofflichen und dem darin zur Ausprägung gelangen den höheren Gesinnungsleben. Dieser Gefahr galt es zu steuern. Die ältere Reaktion, schon durch die Wirkung der Veremunduskontroverse hervorgetrieben, erhob sich von neuem und in verstärktem Maße, sprach von der literarischen „Selbst vergiftung" der deutschen Katholiken und dokumentierte sich sowohl in 1) Die Bemühungen des späteren Herausgebers, Or. Joseph Popp, das Organ in andere Bahnen zu lenken, konnten bei der kurzen Frist, die ihnen gestellt war, gegen das Gewicht der fünf vorausgegangenen Jahre kaum in die Wagschale fallen.