verbunden, die allein das Gedeihen echter Dichtung ermöglicht. Die Literatur und ihre Erzeugnisse werden viel zu einseitig nur als Schmuck und Zierde des Lebens, als gemütvolle Anregung und ergötzliche Unter haltung betrachtet. Der ohnehin häusig in unserer Zeit, ist geradezu eine charakteristische Erscheinung unter den Katholiken. Das hat seine zeitgeschichtlich ernsten Ursachen, hängt zum Teil aber auch damit zusammen, daß der schon von der Familienlektüre herstammende Literaturbegriff ein schwächlicher ist. Dem kann auch gar nicht anders fein, solange die dargebotene Kost sogar in den gebildeten Familien der Hauptsache nach auf das beschränkt bleibt, was die katholischen Verleger anbieten und was eine gewisse Kritik als zulässig erklärt? Wie soll eine höhere Vorstellung von der Literatur sich dort zu entwickeln ver mögen, wo nur eine verwässerte Epigonenkunst Zutritt hat, bei der nie mals das Gefühl für die innigen Wechselbeziehungen zwischen Literatur und Leben rege wird und bei der wir niemals empfinden lernen, daß die Dichtung eigentlich nur erhöhtes, geläutertes, konzentriertes Leben ist! Man weiß, wie in gewissen Kreisen das Ansehen selbst unserer Klassiker erst in dem letzten Jahrzehnt erkämpft werden mußte. Dennoch stehen hier der ernstlichen Beschäftigung mit ihrer Welt auch heute noch die seltsamsten Vorurteile gegenüber. Der einzige bedeutende Versuch, der bis jetzt zur Würdigung unseres größten neuzeitlichen Dichters unternom men wurde, ist zu einer Anklageschrift, um nicht zu sagen ckronigue scanckaleuse, ausgeartet. Ich führe diese Tatsache an, nicht um anzuklagen, sondern um zu erklären. Auch von dieser Seite ist, wie man sieht, noch viel wichtige Arbeit zu leisten. Noch immer stellt das katholische Laientum auf diesem Gebiet zu wenig brauchbare Kräfte. Das hängt mit einer Verkennung der Wichtigkeit und Bedeutung dieses ganzen Gebietes zusammen. Es wird daher eine wesentliche Besserung nicht eher eintreten, als bis die Mehrzahl der gebildeten Katholiken einen richtigen Begriff hat von dem, was eine Literatur ist und was sie bedeutet. Ein solcher Begriff kann aber nie bloß theoretisch beigebracht wer den; seine Ausbildung wird immer mit einer Hebung des Geschmacks und einer Erweiterung der Lebenseinsichten einhergehen müssen. Daher ist es unerläßlich, daß die gebildeten Katholiken sich nur mit dem Besten beschäftigen, was die ältere und neuere Literatur zu bieten hat, und all dem gesinnungstüchtigen, aber jämmerlichen Durchschnitt entschlossen den Rücken kehren. Man glaube doch nicht, daß, wer in der Kunst ein schwäch-