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Bon „schaffenden Autoren" 153 begleiten, ohne uns deshalb als Parteigänger fühlen zu müssen in einer Sache, die in ihren letzten Konsequenzen sich nur als die Frucht einer zwar ursprünglich hochgesinnten und edlen, aber mit Rücksicht auf das Ganze der Idee nicht durchführbaren Gesinnung darstellt, so daß ihr Träger seinen unzeitgemäßen Idealismus notwendig durch seinen Untergang büßen muß. Daß hier ein dramatischer Stoff, und zwar ein solcher von über zeitlicher Bedeutung vorliegt, wird man nicht leicht verkennen. Indem das religiöse Moment darin sich in dem Helden zu Persönlichkeit Und Charakter verdichtet, wird es zugleich das poetische. Die Wahrscheinlichkeit, daß unter drei Dichtern zwei ein Tendenzdrama daraus machen werden, liegt ebenso nahe wie die Möglichkeit, den Stoss auch ohne jedwede Parteinahme, nur nach der Seite des darin liegenden Allgemeinmensch lichen, zu einer rein dichterischen Aufgabe und Lösung zu erheben. Sehen wir nun, wie unser Dichter sich mit seinem Vorwurf abge funden hat. Er beginnt sein Trauerspiel mit zwei Szenen, in denen sich drei Römer und später einige Bürger von Viterbo über Arnold unter halten, sich für und gegen ihn aussprechen. Erst in der dritten Szene erscheint er selber auf der Bühne. Wir vernehmen die ersten Worte, die er zum Papst Eugen spricht, und sind erstaunt. Mein Vater! Sieh mich hier zu deinen Füßen, Bereit für meine Schuld genug zu tun. Schuld? so fragen wir, und es ist ein Glück, daß wir in der Kirchen geschichte Italiens nicht unwissend sind. Aber darf ein Dramatiker so etwas voraussetzen? Wir sehen nichts als einen aszetisch aussehenden Mönch vor dem Papst einen Irrtum abschwören, ehe wir ihn überhaupt darin besangen sahen, und wir entdecken in ihm gleich darnach einen ehrgeizigen Heuchler, welcher im nächsten Augenblick (1. Szene) feige zurücknimmt, was er eben noch feierlich beschworen hatte. Daß wir einer solchen Gestalt ein dichterisches Interesse entgegenbringen sollen, ist eine Zumutung, die ein einsichtsvoller Künstler nicht leicht stellen wird. Der ganze erste Akt beruht wesentlich auf diesem Vorgang. Von einer im dramatisch-tech nischen Sinne durchgeführten Exposition kann hier keine Rede sein. Wir werden mit einigen Tiraden Arnolds, jedoch ohne jegliche Spannung, entlassen. Ebenso matt wie der erste Akt schließt, fängt der zweite an. Papst Eugen, inzwischen wieder von Viterbo nach Rom Mrückgekehrt, berät sich mit seinen Kardinälen über die Haltung, die man dem römi schen Volke gegenüber einzunehmen habe. Mitten in den Meinungsstreit dringt plötzlich der Lärm von Aufständigen. Nur widerwillig entschließt