152 Von „schaffenden Autoren" zum Gegner des Luxus und des weltlichen Besitzes in der Kirche aufwirft und schließlich die Idee von der Beseitigung der weltlichen Herrschaft der Päpste zu deni leitenden Gedanken seines Lebens macht. Modern ausgedrückt ist Trennung von Kirche und Staat sein Ideal. Läßt sich auf ein solches Streben und seine möglichen Konflikte ein Drama, eine Tragödie aufbauen? Unter gewissen Bedingungen zweifellos. Jener Mönch muß zunächst tief davon durchdrungen sein, daß sein Vorgehen von innerer Notwendigkeit im Interesse des religiösen Lebens der Menschheit ist. Diesem Gedanken muß er mit Hingabe seiner ganzen Persönlichkeit sich widmen. Er muß zunächst in sich selber die Forderung apostolischer Armut verkörpern, und kein Schimmer von Selbstsucht darf sein Wirken trüben. Sein Auftreten, die Gründe, mit denen er seine Forderung verteidigt, die Unerschrockenheit, mit der er seine ganze Person dafür einsetzt, das Feuer seiner Rede, die Wucht seiner Leidenschaft, das Geistvolle seiner Beweisführung und bei alledem der nie ganz besiegte Zweifel an seiner Berufung zu dieser Mission, sein dadurch nur verdoppelter Eifer nach persönlicher Selbstentäuße rung, seine Frömmigkeit, kurz die ganze Erscheinung, das alles muß uns zunächst mächtig für einen solchen Mann cinnehmen, für seine Sache begeistern und sozusagen dahin bringen, daß wir, einige Zeit wenigstens, die Welt um ihn herum nur mit seinen Augen ansehen. In dieser Betrachtungsweise werden wir uns in neun- undneunzig Fällen unter hundert noch bestärkt fühlen durch die Fehler, welche die Gegner im ersten Eifer der Bekämpfung sich zu schulden kommen lassen. Unser Mönch wird immer zuversichtlicher Vordringen, je mehr sich der Gegner Blößen gibt, und das Volk wird sich mit um so größerem Eifer auf seine Seite stellen, als es nicht nur von der Reinheit seiner Motive überzeugt ist, sondern auch die Bedeutung seines Strebens durch den un überlegten Widerstand seiner Gegner nur um so sicherer erfaßt und würdigt. Aber der anfänglich überraschte Gegner kommt allmählich zu ruhiger Überlegung und Besinnung. Indem er die Argumente für seinen Standpunkt besser wählt und zugleich mit allen Mitteln der Macht den Aufrührer in die Schranken weist, ohne jedoch immer die Grenzen der Klugheit einzuhalten, zwingt er den Neurer, seine Kraft mehr und mehr zu überbieten, bis sich schließlich sein durchaus sympathisches Streben auf der Hitze der also herausgeforderten Leidenschaft in den Mitteln vergreift und fomit sich selber ins Unrecht setzt. Damit ist sein Sturz eingeleitet. Mit aufrichtigem Mitgefühl werden wir ihn in allen seinen Phasen