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aber findet in letzter Stunde als Lohn seiner Frömmigkeit und seiner bescheidenen Gesinnung eine längst ersehnte Stellung und ein bescheidenes, aber dauerhaftes Glück. Ich glaube, diese Inhaltsangabe macht ein näheres Eingehen auf dieses recht volkstümliche und bühnenwirksame Schauspielchen überflüssig. Wer ein Schauspiel von Raimund oder Anzen gruber damit in Vergleich setzen wollte, würde dem Verfasser, der gewiß nur die Dilettantenbühne im Auge hatte, Unrecht tun. Es erhebt sich über die landläufige Vereinsbühnen-Literatur nur durch die etwas sorg fältigere Motivierung, durch einen Dialog von einer gewissen Frische und Natürlichkeit und eine etwas größere Bühnengeschicklichkeit, als man sie dort anzutreffen gewohnt ist. Haben wir bei R. von Kralik die größere Befähigung auf dem dramatischen und nicht auf dem epischen Gebiet erkannt, so scheint mir bei Domanig eher das umgekehrte Verhältnis zu herrschen. Die poetische Verserzählung ist jedenfalls diejenige Form, in der er bis jetzt die unge trübtesten Wirkungen erzielt hat. Das beweist neuerdings die Episode aus dem Tiroler Freiheitskampf, „Um Pulver und BleiV) eine Verserzählung, die sich dem mit Recht geschätzten „Abt von Fi echt" würdig anreiht. Die Form ist echt episch, die Charakteristik zwar etwas karg, aber von hinreichender Wirkung, die Schilderung von treuherziger Rea listik und ohne alle rhetorische Manier, die Grundstimmung tiefe, ehrliche Biederkeit. Fast möchte man bei manchen Partien bedauern, daß der Erzähler sich nicht noch mehr in die Breite gewagt hat, daß er sich, offen bar um einer strafferen, dem Dramatischen angenäherten Wirkung willen, nicht zu noch liebevollerem Verweilen im Ausmalen dieser oder jener Situation entschlossen hat. * * * Leo van Heem siede hat vier historische Dramen geschrieben. Da es hier nur auf eine Charakteristik des Dramatikers, nicht auf eine literar-historische Übersicht ankommt, beschränke ich mich im wesentlichen auf das Trauerspiel „Arnold von Brescia" (1889) als das Typische für Heemstedes Art. Vergegenwärtigen wir uns den Stoff, von allem historischen Kostüm entkleidet, nach seinem rein menschlichen Gehalt, so haben wir einen Mönch vor uns, der von Begeisterung für die apostolische Armut ergriffen, sich 1) Gral, Hl, 6 ff.