Domanig hat eines mit Klasen gemein, ja er besitzt es in noch höherem Grade: Das Gefühl für das theatralisch Wirksame. Seine Trilogie „Der Tiroler Freiheitskampf" (Innsbruck 1886—97) ist in dieser Hinsicht durch recht glückliche Partien ausgezeichnet. Aber ebenso sehr wie Klasen gebricht es auch Domanig an dem Gefühl für das wirklich Dramatische, für die treibende Kraft eines Heldenwillens, sowie an dem poetischen Sinn für das Allgemein-Menschliche der Konflikte. Kein Drama seiner Trilogie hat er über den Zwitterstil des historischen Schau spiels dadurch hinausgehoben, daß er in seinen Helden Charaktere von durchgreifendem, die Handlung bedingendem Wollen gestaltet hat. Das Schauspiel „Speckbacher" (1895) könnte man geradezu eine Tra gödie der Irrungen nennen. Bald glaubt Speckbacher, Hofer wolle nicht, bald zweifelt wiederum Hofer an Speckbachers Entschlossenheit. Als sie sich glücklich in einem Ziel und Willen gefunden haben, geht auch zum letztenmal der Vorhang nieder. Gegen Ende des zweiten Akts dämmert so etwas wie ein schwerer Konflikt herauf, als der Wirt an der Mahr dem Speckbacher das Kommando entzieht. Jeder, der mit dramatischem Empfinden bis hierher gelesen hat und Plötzlich auf dieses Ereignis stößt, sagt sich unfehlbar: jetzt kommt's; nun wird Speckbacher, nur auf sich ge stellt, die Kraft und Leidenschaft seiner vaterländischen Begeisterung ein setzen und in großer Tat siegen oder untergehen. Aber die Enttäuschung ist dem Leser sicher. Es kommt nichts als die Aufklärung eines Miß verständnisses, und die historischen Geschehnisse nehmen ihren Fortgang. Domanig ist ein viel zu guter und gewissenhafter Historiker und ein allzu warmherziger Patriot, um aus diesem Stoff ein Drama großen Stils schaffen zu können. Auch bietet sich der Stoff nicht leicht dazu dar, und vor allem, er liegt uns zu nahe, als daß der Dichter, ohne heftigen Widerspruch zu erfahren, sich gestatten dürfte, ihn nach seinen Bedürf nissen zu modeln. Am wirksamsten auf einer patriotischen Volks bühne dürfte das zweite Schauspiel „Der Kronenwirt von Hall" (1886) sein. Eine Menge lebhaft bewegter und farbenreicher Volksszenen grup piert sich hier sehr kontrastreich um das im Mittelpunkt stehende Schicksal des Kronenwirts Straub: Vor die Wahl gestellt, entweder sich seinen Feinden auszuliefern und damit der Sache des Vaterlands sich zu ent ziehen, oder das furchtbarste Verhängnis über fein Weib und seine Kinder sowie über die ganze Stadt und ihre Bürger heraufzubeschwören, wählt er als ein gewissenhafter und mitfühlender Mann das letztere. Durch einen Zufall gelingt es ihm aber, aus der Hand der Feinde wieder zu ent-