Von „schaffenden Autoren" Dichtung auch keine Spur vorhanden. Selbst die Form, die Verse sind hart, ohne echte Naivität, ohne jene urwüchsigen Wendungen, wie wir sie z. B. in dem „Volksgesang aus Stadt Steyr" von Handel-Mazzetti be wundern. Und so dürften auch über den Epiker Kralik die Akten bald ge schlossen werden. Er hat sich auch hier nicht als Dichter bewährt und hat von einem solchen gerade so viel, als ein guter Übersetzer dichterischer Werke unbedingt braucht. Als einem Übersetzer wird man ihm auch allein gerecht werden können. Seine Übertragungen von Legenden, insbesondere die Nacherzählung der Abenteuer des Hugo von Burdigal wirken durch aus erfreulich. Hätte er hier ein Mehres tun wollen, so wären ihm vielleicht ähnliche Wirkungen sicher gewesen, wie sie Gustav Schwab mit seinen deutschen Volksbüchern beschieden waren. Ob sein „Götter und Heldenbuch" je Wirkungen dieser Art ausüben wird, das zu ent scheiden wollen wir getrost der Zukunft überlassen. Von allen Dichtungen Kraliks vermag ich das meiste den drama tischen abzugewinnen. Auf diesem Gebiet hat Kralik jedenfalls das beste geschaffen, was wir von ihm haben. Ich meine hier nicht die Weihnachts- und Osterspiele, die auch nur archaisierende Wiederholungen sind und nur literarhistorisch interessieren können, ich meine vor allem das nationale Schauspiel „Maximilian" (1885), das Festspiel „Die Türken vor Wien" (1884), sowie einzelne der geistlichen Festspiele („Veronika" u. a.). Das Drama verträgt sich vielleicht noch am ehesten mit einer dichterischen Anlage, die ihre Kraft in einer absichtlich gewollten Beherrschung, Gliederung und auf Wirkung ausgehenden Anordnung des Stoffes, in dem klug berechneten Ablauf einer Handlung und dem dialektisch sich fortbewegenden Wollen der handelnden Personen kundgibt. Man weiß seit Lessing, was hier ein kluger Kopf zuwege bringen kann. War der Dichter der „Emilia Galotti" auch kein Dichter im eigentlichen und strengen Sinne, so hatte er für sein Tun doch „einen Rückhalt in seiner Kenntnis des Menschen und eine Rechtfertigung in seiner Be scheidenheit" (Gervinus). Bei R. v. Kralik finde ich Rückhalt und Recht fertigung nur in seiner ausgebreiteten Kenntnis verschiedener Litera turen und in seiner Begeisterung sür eine echte Volksbühne. Was ein Mensch mit beidem zu leisten vermag, hat Kralik geleistet. Als das Reifste und Beste seiner Werke auf diesem Gebiet kann „Maximi lian" gelten. Doch kommt dieses Stück über die Gattung des Schau spieles nicht hinaus. Als solches jedoch muß es auf einer geeigneten Bühne von guter, mitunter echt volkstümlicher Wirkung sein. Die Bühne