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Bon „schaffenden Autoren" 139 uns spreche, im Gegenteil, sie bedingt geradezu eine solche wuchtige Form. Gerade weil die Schwesterkünste hier dem also auserwählten Worte erst die ganz besondere Wirkung zu geben entboten werden, ist der Sprachkünstler hier an seinem Platz wie nirgendswo sonst. Mit höchstem Bedacht hat er die Worte zu wählen, die voll Kraft, Eigenart und doch volkstümlich einfach sein müssen. Kralik hat für alle diese Not wendigkeiten ein feines theoretisches Verständnis. Was er jedoch in diesem Sinne zu schaffen versucht hat, kann ich nicht anders denn als schätzbare Anregungen betrachten, die sozusagen mit der Kraft von Bei spielen zu wirken vermögen, um die Formen der Kantate, des Weiheliedes, des Festgedichtes uns wieder in Verbindung mit erlebten Anlässen nahe und in Erinnerung zu bringen. Als Erzeugnisse eines poesie kundigen, erfahrenen Mannes wird man sie gelten lassen; darüber hinaus aber nicht. Daß sie auch entfernt dem genug tun, was man von einem Dichter fordern darf, den seine Freunde als „Uni versalgenie" preisen, können nur die behaupten, die sich durch das entschieden große Wollen dieses Mannes über sein tatsächliches Können täuschen lassen. Nie dürfte ein wahrer Dichter Verse schreiben, wie folgende: „Innerhalb des Tores, Von dem Hohn des Chores Seiner Feinde rings umbrüllt Fiel der Herr. O, Furcht umhüllt Seiner Treuen Herzen, Da sie sehn mit Schmerzen, Daß des göttlich Starken Fuß Selber wankt und straucheln muß." Sieht man von der höchst gewöhnlichen Form ab, wie wenig glücklich für den Vortrag sind z. B. Wendungen „Seiner Treuen Her zen" oder „Daß des göttlich Starken Fuß", die nur dem Lesenden un mittelbar eingehen, dem Zuhörer aber schwer verständlich sind, während doch die Wendung: „Daß der Fuß des göttlich Starken" auch vom Ohre leicht und sicher ausgenommen werden könnte. Und doch berührt diese Ausstellung nur das Technische. Was hätte erst eine sorgfältige Kritik herauszuheben, die an die verschiedenen Gedichte unter den Gesichtspunkten des Poetischen, Selbständigen, Echten, des inneren und äußeren Rhythmus, des Gehalts, des Wohlklangs herantreten würde! Inmitten hoher Szenen stoßen wir auf triviale Stellen, die kaum in einer gewöhnlichen