Karl Muth und seine Schüler aufgestellt haben: Modern ist der Stil, modern der Inhalt, modern sind die aufgerollten Probleme, modern oder vielleicht schon nicht mehr ganz modern? — die ungeschminkte, oft rück sichtslos herbe, das Häßliche und Abnorme mit Vorliebe behandelnde realistische Darstellung, modern im Sinne einer gewissen Richtung inner halb der obengenannten Schule endlich die kühle Art und Weise, wie hier katholisches Leben von einer katholischen Autorin scheinbar ganz objektiv, ohne innere seelische Anteilnahme dargestellt wird." Diese Äußerung ist ungemein charakteristisch für das elementare Un verständnis, mit der diese ganze Gralkritik allem, was ursprüngliches, echtes, lebendiges Schaffen heißt, gegenübersteht. Das sollen die folgen den Ausführungen klar machen. Was heißt im künstlerischen Sinne modern schaffen, und inwiefern widerstreitet ein solches Schaffen den Anforderungen eines überzeitlichen Kunstideals? Eine wahrhaft ersprießliche Beantwortung dieser Fragen wird von der strengen Unterscheidung der folgenden zwei Gesichtspunkte abhängen. Jeder Künstler, der, wenn er echt ist, auch ein überzeitliches Kunstideal in der Seele trägt, ist zur Gestaltung desselben auf die Lebenserfahrung seiner Zeit und auf den Befund seiner eigenen, durch die Erlebnisse in dieser Zeit gebildeten Seele angewiesen. Hierüber kann er nicht hinaus, und was ihm auf diesem Gebiet an wirklichem Zusammenhang mit seiner Zeit und ihrer besonderen geistigen Verfassung fehlt, kann ihm kein noch fo hoher Kunstbegriff ersetzen. Ein anderes hingegen ist der in dieser Zeit herrschende Kunstbegriff selber. Dieser kann zeitweilig in Verwirrung und auf Abwege geraten. Er kann in die Dienstbarkeit des vergänglichen Zeitgeschmacks verfallen und dann mehr oder minder dessen Färbung an- nehmeu. Das ist ja auch das Schicksal der modernen Dichtung. Indem sie von dem Gang der geistigen Bildung der Zeit abhängig bleibt, wird sie die jeweilig hervortretenden Einseitigkeiten dieser Zeit immer als ein Mutter mal an sich tragen. Den Forderungen des Modegeschmackos wird sich der einzelne große und geniale Künstler, welcher ein reineres Abbild der echten Kunst in der Seele trägt, zwar nicht blind fügen. Aber das ist ja nur zu oft das Unglück so vieler schöpferischer Persönlichkeiten, in einer Zeit geboren zu sein, der infolge mangelnder Kulturwirklichkeit oder in- folge eines kleinen Lebensinhaltes die individuelle Kraft und die all gemeine Möglichkeit gebricht, einem solchen, den Verwirrungen der Zeit