IX. Modernität. ^V^tzollen die Gegner der fortschrittlichen Literaturbewegung unter den deutschen Katholiken ihre sämtlichen Anklagen, Beschwerden und Unbehaglichkeitsgefühle gegen dieselbe in ein Wort zusammensassen, so sagen sie mit Vorliebe, sie sei „modern". „Die katholische Moderne" — so lesen wir immer wieder in dem Hauptorgan aller „Antimodernen", dem „Gral". „Angliederung des katholischen Literaturschaffens an die Moderne", „Kompromiß mit der Moderne", „bei den Modernen in die Schule gehen", „ihnen ihre Kunstgriffe, ihre Problemstellungen, ihre Techniken ablauschen" — das sind einige weitere in träger Geistlosigkeit immer wiederkehrende Formeln, mit denen diese Gegner glauben, uns treffen zu können. Selbst noch in einem der letzten Gralhefte (vom 1. Fe bruar 1909) baut Eichert auf die Wirkung solcher Schlagworte bei seiner Leserschaft, die allerdings durch die Gralarbeit zu allem anderen mehr als zu eigenem tieferen Denken erzogen wird?) In einer größeren Be sprechung von Nanny Lambrechts Roman „Die Statuendame" heißt cs: „Für uns Katholiken ist dieses Buch einer katholischen Schriftstellerin noch interessanter nnd beachtenswerter darum, weil es gewissermaßen eine Frucht, eine Erfüllung jener durch Karl Muths Broschüre ein geleiteten Literaturbewegung bedeutet, die man, weil man keinen besseren Namen hat, gewöhnlich als „katholische Moderne" bezeichnet. Nanny Lambrechts Roman ist ganz „modern" im Sinne der Forderungen, die 1) „Der mit dem Worte „modern" von einem gewissen Teil der katholischen Press« getriebene Unfug ist wahrhaft beschämend. „Das Aller modernste ist die katholische Wahrheit," mit solchen Phrasen setzt man sich über alle Probleme und Schwierigkeiten hinweg und spottet über die Phrase und Unlogik der Modernen." (Falkenberg, Wir Katholiken und die deutsche Literatur. Bonn 1909. S. 56.)