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und Postboten angenommen k Inserate von hier und aus dem VerbreitungS- ! bezirk werden mit 10 Pfg., von auswärts mit / 15 Pfg. die 4mal gespaltene Grundzeile oder deren Raum berechnet und bis Mittags 12 Uhr für den nächstfolgenden Tag erbeten. Reclamen die Zeile 20 Pfg. . MeM und AUW für Adorf Md das oben Vogtland Der Grenzbote täglich Mit Ausnahme des den Son». d Feiertagen « Llgenden Tages und kostet viertel^., .ch, voraus- ' bezahlbar, 1 Mk. 2v Pfg. Bestellungen werden - « ^er Geschäftsstelle, von den Austrägern deS l Blattes, sowie von allen Kaiser!. Postanstalten Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: Htto Weyer in Adorf. Fernsprecher Nr 14 Hierzu Sonntags die illuftr. Gratisbeilage „Der Heitspiegel". Fernsprecher Nr 14 179. Sonntag, den 5 August 1906 Jahrs 71 Aufruf! Ein Comit« von alten Adorfern ist zusammengetreten, um unter „ehmaligen Adorfern", die hier getauft, cousirmiert, getraut worden sind, eine Festgabe zum Schmucke der neuen Kirche zu sammeln. Man hofft auf eine reiche Spende. Was aber draußen möglich ist, darf hier inmitten der Gemeinde nicht unterbleiben, um so weniger, als von mancher Seite bei uns angefragt worden ist, ob und in welcher Weise man seine Anhänglichkeit und Freude am neuen Gotteshause zum Ausdruck bringen könne. So haben wir denn beschlossen, mit diesem Aufruf vor die Oeffentlichkeit zu treten und zu bitten, daß Gemeindeglieder, Familien, Corporationen nnd Vereine sich bereit finden lassen möchten, durch eine Festgabe zum Kirchenschmuck ihren kirchlichen Sinn zu betäti gen und so sich in dauernde Verbindung mit der neuen Kirche zu setzen. Zn weiterer Auskunft ist der Unterzeichnete gern bereit. Gaben werden von allen Kirchenvorstehern in Stadt und Land dankbarst angenommen. Der Kirchenvorftand Pfr. Luther. politische Rundschau — Die Zusammenkunft Kaiser Wilhelms mit König Eduard von England wivd bekanntlich! auf Schloß Friedrichshof bei Kronberg erfolgen. König Eduard trifft nach dem „Franks. General anzeiger" am 15. August Norm. WZ Uhr auf Bahnhof Ktonberg ein und wird bis zum 16. August Gast auf Schloß Friedrichshof sein. Kai ser Wilhelm trifft kurz vorher ein und wird seinen Gast auf dem Bahnhöfe empfangen. Zu der Begegnung Kaffer Wilhelms mit König Eduard erfährt die „Wiener Allg. Korr." von diplomatischer Seite, daß der Tag der Zu- sammenkunft in Friedrichshof erst vor ungefähr einer Woche zwischen den beiden Souveränen telegraphisch vereinbart worden sei, und tat sächlich wurde auch: damals bekannt, daß die Ankunft des Königs von England in Marien bad, welche für den 1. August bestimmt war, auf den 16. August verschoben wurde. — Die Veröffentlichung, von gelegentlichen Aeußerungen, die unser Kaiser während seiner Nordlandreife gegenüber französischen Gästen gemacht hat, wird im Pariser Malin fortgesetzt. Die Bemerkungen tragen teils einen scherzhaften, teils einen ernsten Charakter, die namentlich: dann zutage tritt, wenn von den Beziehungen der Völker und Länder zueinander die Rede ist. Immer wieder kommt der Gedanke zum Durchbruch, daß die zivilisierten Staaten und ihre Oberhäupter gemeinsam von gewissen Ge fahren bedroht würden. Ter Monarch gedachte der roten Gefahr, die neben der gelben Platz greise und sagte ferner: „Jeder Staatsches riskiert "heute täglich und stündlich sein Leben — Fallieres wie der Zar, der Präsident der Bereinigten Staaten und der Spanierkönig. Vollkommenes Einvernehmen herrscht zwischen den Faktoren, welche in allen Ländern aus Ab schaffung jeder Autorität, aller Ordnung und der Regierung überhaupt abzielen. Dagegen läßt das Einvernehmen der mit Wahrung der Autorität, der Ordnung und des Regierungs betriebes überhaupt Betrauten viel zu wün- sechn übrig." Diese Worte wurden in Bergen an Herrn Gaston Menier gerichtet, die folgen- den bei einem anderen Anlässe und an anderem Orte an den französischen Marine-Attachee Ad miral de Jvnquieres, welcher dem Kaiser zum Perlause der Kieler Regatten gratulierte : „Nun ja, die Sache war nicht schlecht. Schade, daß Ihr Panzer „Leon Gambetta" nicht nach Kiel kommen konnte. Ihr Mißtrauen ist Wohl noch nicht völlig geschwunden? Man hat uns in Paris vielleicht, weil wir nicht ganz artig ge wesen, den „Leon Gambetta" entzogen? Hier bei lachte der Kaffer hell auf, um auch nicht das leiseste Mißverständnis über den scherz haften Charakter dieser Bemerkung aüskvmmen zu lassen. Dagegen war der Kaiser ernst und nachdenklich, als gleichfalls im Gespräche mit einem französischen Offizier die von antimili- türischer Seite in Frankreich gegen das Heer und die Flotte der Republik gerichteten Be strebungen Erwähnung fanden. Der Kaiser: „Man verbreitet, daß der. Deutsche Kaiser alle diese ungünstigen Nachrichten mit Befriedigung zur Kenntnis nimmt. Nichts kann unrichtiger sein. Die Lebensäußerungen der europäischen Staaten stehen miteinander in so innigem Zu sammenhang, daß kein Uebel auf die Tauer isoliert bleiben könnte. Wenn wirklich Frank reichs Heer und Flotte desorganisiert würden, hätte diese Erscheinung für uns weit eher etwas Beunruhigendes. Ter Antimilitarismus ist eine internationale Plage ; das Land, welches jubeln würde, den Nachbar davon heimgesucht zu sehen, wäre der Stadt vergleichbar, welche beim Aus bruch der Eholera im Nachbarort illuminierte." Berlin, 3. Auch Die Abendblätter ver öffentlichen eine Erklärung des Herrn v. Tip- pelskirch, Geschäftsführer und Inhaber der Fir ma Tippelskirch u. Co., in der im Gegensätze zu den Gerüchten, die Firma habe dem Vorstände des Bekleidungsamtes bei der Kolonialabteilung Major Fischer Darlehen gegeben, deren Höhe etwa 100 000 Mark beträgt, festgestellt wird, daß die Firma dem Major niemals Darlehen gegeben und auch niemals Geldzuwendungen in irgend welcher Form gemacht habe. Vor etwa 7 Jahren habe der Unterzeichnete per sönlich, sowie mehrere andere Freunde des da maligen Hauptmanns Fischer diesem mit einem Darlehen von 5000 Mark aus der schwierigen Lage, in die er unverschuldet geraten war, herausgeholfen. Jeder Hintergedanke sei aus geschlossen gewesen, ebenso bei dem Darlehen von 2000 Mark, das er dem Major Fischer einige Jahre später gegeben habe. Ferner er klärt von Tippelskirch gegenüber der Behaup tung, infolge der finanziellen Abhängigkeit Fi schers von der Firma habe dieser die Firma das Lieferungsmonopol sür die großen Aus rüstungen der Schutztruppe zugcwendet, wodurch der Firma ungebührlich hohe Gewinne nnd dem Reiche Schaden erwachsen fei, der Lieferungs vertrag sei mit der Leitung der Kvlonialver- waltung abgeschlossen worden, und die Beding ungen seien jedesmal das Ergebnis sehr ge nauer Prüfungen und Kalkulationen gewesen, wobei unparteiische Korporationen mitgewirki hätten. — Gestern früh kurz nach 4 Uhr brach in der Mailänder Ausstellung Feuer aus. Tie italienische und die ungarische Abteilung für dekorative Kunst sind vernichtet. Auch ein Pavillon der Abteilung für italienische Bau kunst ist zerstört. Der Schaden wird auf 4 Millionen Lire geschätzt. — Zum Feuer in der Mailänder Ausstellung! wird weiter gemeldet : Man glaubt, daß der Brand ui der Ausstellung auf einen Kurz schluß in der elektrischen Leitung zurückzuführen ist. Der Verdacht eines Verbrechens erscheint ausgeschlossen. Aus der Brandstätte arbeiten die Feuerwehr und Truppenabteilungen. In den Abteilungen für dekorative Kunst sind die deutsche, englische, russische, niederländische, ja panische, persische, türkische und chinesische Sek tion unversehrt geblieben, während die italieni sche und ungarische vernichtet sind. Auch ein Pavillon der Abteilung für italienische Baukunst ist zerstört. — Wie aus Petersburg gemeldet wird, gab es in Kronstadt viele Tote und Verwundete. Auf der Jagd nach den Ausrüstern haben fürch terliche Exekutionen stattgefunden, da der streng« Befehl aus Petersburg ergangen ist, alle Auf ständischen zu töten. (?) — Die „Daily Mail" meldet aus Petersburg, daß gestern eine M:u- teuerei der Garnison in Reval stattgefunden hat. Zwischen den meuternden und den loyalen Regierungstruppen kam es zu blutigen Kämpfen. Die revolutionäre Pariei ging in Einverständnis mit den Meuterern vor und veranstaltete einen regel'echten Aufstand 160 Sozialisten, welche an diesen Kämpfen teilnahmen, wurden in eine Falle gelockt und von Regierungstruppen nie- dergeschofsen. Schließlich! wurden Meuterer und Revolutionäre von den Regierungstruppen aus einandergejagt. Jetzt herrscht wieder Ruhe in Reval. — Im ganzen russischen Ostsee-Bereich lodern die Flammen des Aufruhrs in die Höste. Kaum ist es gelungen, hier eine Meuterei mit Hilft treugebliebener Truppen niederzuschlagen, so bricht dort eine andere Mannschaft die Fesseln der Disziplin und ruft neue blutige Bruder kämpfe hervor. Immer näher rückt die Gefahr, daß es der Regierung schließlich einmal an zu verlässigen Streitkräften ganz fehlt. Ter Schau platz besvnerds blutiger Szenen ist jetzt die finnische Hauptstadt geworden; man tele graphiert aus Helsingfvrs, 3. August. In der alten Nyelandkaserue entstand eine Meuterei, bei der sowohl Salven wie einzelne Schüsse abgegeben wurden. Tie Kugeln fielen zum Teil auf die Straße. Die Verwundeten wurden in die Militärlazarette gebracht. Von Sveaborg wurden über 100 Verwundete eingelief-rt. Der Aufrührerführer Leutnant Kahanskij soll mit etwa 150 Mann an Bord des Dampfers „Wyshel" geflüchtet sein, um sich dem Groß fürsten Michael zu ergeben. Bei den Straßen kämpfen in Helsingsors wurden sieben Personen getötet und sieben verwundet. Tie Verhaftung des Rebellenführers Kapitän Kock wird be stätigt. In Sveaborg haben die Unruhen aus gehört. Petersburg, 3. Ang. Sebastopol ist in vollem Aufruhr-. Bier Kriegsschiffe und zwei Torpedoboote, die -aus Nangoe kamen, befin den sich in voller Meuterei. Petersburg, 3. Aug. Hier ist das sich längs der Newa hinziehende Viertel Wassili- Ostrow von Aufständischen zerstört worden. Große Abteilungen Infanterie und Artillerie sind längs der Kais aufgestellt. Man befürch tet dre Ankunft meuternder Schiffe. London, 3. Aug. Ter Abgeordnete Car- lyvn Bellairs, Ehrensekretär des Liberalen Flot tenvereins, wird die Regierung morgen über die Kriegsschifsbaufahigkeit England? und Teutfch- lands interpellieren. Einstweilen ermächtigt er die Mvrning-Post zu der Erklärung, daß, wenn der Landesverteidigungs-Ausschuß sich vorher angemessen informiert hätte, der Pre-