Volltext Seite (XML)
ins Leben zu rufe». Mit finanzieller Unterstützung des regierenden Grasen wurde diese Offizin gegründet und die Konzession zu ihrem Betrieb unter dem 16. Mai 1633 einem Buchdrucker, namens Henrich Eourad Zimmer, übertragen. Sechs verschiedene Besitzer dieser ersten, von Fürstenhaud im Dienste heimatlicher Interessen in Tätigkeit ge setzten Buchdruckerpresse lassen sich in diesem und dem darauffolgen den Jahrhundert als Inhaber dieser fürstlichen Offizin feststellen, deren letzter, Johann Heinrich Thiele, im Jahre 1788 verstarb. Der Hinterbliebenen Witwe mochte eine sachgemäße Fortsetzung des Ge schäftes Schwierigkeiten bereiten. Das ans sie nbcrgegangene Privi legium zum Betriebe der Buchdruckerei wurde von der Regierung durch Zahlung einer Entschädigung an die Witwe abgelöst und Michaelis !789 der weitere Betrieb der Druckerei dein damaligen Schulverwalter Gerhard Stalling in Oldenburg übertragen, dem die ganze vorhan dene Einrichtung gegen Zahlung eines bestimmten Betrages »znm nicßbränchlichen Eigentum« überlassen wurde. Am 23. Oktober 1789 übernahm Gerhard Stalling das alte Ge schäft, das nunmehr seit 125 Jahren unter seinem Namen firmiert und bis auf den heutigen Tag ununterbrochen im Besitz ein und derselben Familie geblieben ist. Gerhard Stalling hatte das Glück, die Buch- drnckerei immer mehr emporzubringen, wozu freilich, wie es in einer Veröffentlichung damaliger Zeit heißt, »seine Klugheit und Tätigkeit nicht unwesentlich beitrug«. Sicherlich kamen, wie weiter berichtet wird, bei dem Aufschwünge, der sich im Laufe der folgenden Jahre fühl bar machte, Gerhard Stallings geschäftliche Tüchtigkeit, Fleiß, Energie und klarer Blick für die Anforderungen der Zeit in hervorragender Weise in Betracht. So konnten bald wesentliche Erweiterungen des Geschäfts vorgenommen werden, und neben seiner rastlosen Tätigkeit in Oldenburg erbaute der strebsame Mann in Stallingslust bei Aurich eine Papierfabrik. Am 21. September 1818 setzte der Tod dem viel- geschästigen Leben des 61jährigen Mannes ein Ende, und der älteste Sohn, Johann Heinrich Stalling, damals erst 20jährig, übernahm nunmehr die Leitung der Firma, die unter ihm einen weiteren gedeih liche» A-nfschwnng nahm. Der Buchdruckerei wurde als Nebenbetrieb eine Steindrnckerei ungegliedert, eine der zuerst gegründeten und älte sten Steindruckereien Deutschlands. Auch eine Spielkartenfabrik er richtete Johann Heinrich Stalling, die Verlagstätigkeit wurde eine regere und der Buchdruckereibetrieb allmählich erweitert. Johann Heinrich Stalling starb, 84 Jahre alt, im Juni des Jahres 1882, nachdem er bereits am 1. Jannar 1860 sich ans dem Geschäft zurückgezogen und dasselbe seinem ältesten Sohn, Heinrich Stalling senior, übertragen hatte. Dieser hatte die Leitung der Firma inne bis zum 1. Juli 1898. Seitdem sind Inhaber der Firma die Herren Paul Stalling und Kommerzienrat Heinrich Stalling. Seit 4 Generationen ist somit die alte Firma ununterbrochen im Be sitz derselben Familie. Unter Heinrich Stalling senior, dem langjährigen Herausgeber der vormaligen »Oldenburger Zeitung«, wie auch unter den jetzigen Inhabern erweiterte sich der bisher mehr lokale, auf die Bedürfnisse des Oldenburger Landes Angeschnittene Betrieb zu einen, Unterneh men, dessen Wirksamkeit und Verbindungen sich auf das ganze Reich und weit über seine Landesgrenzen hinaus erstrecken. Hierzu trugen wesentlich bei die vielen, teilweise zu großer Verbreitung gelangten Erzeugnisse des Verlags, welch letzterer im Laufe der Jahre neben der naturgemäßen Pflege der heimatlichen Richtung sich in den ver schiedensten Disziplinen betätigte: unter Heinrich Stalling senior be sonders auf dem Gebiete der Pädagogik, unter den jetzigen Inhabern mit beachtenswertem Erfolg auch auf dem Gebiete der Militärwissen schaften. — Auch der Zeitschriften-Verlag wird gepflegt. Außer dem im Jahre 1897 gegründeten »Deutschen Offizierblatt«, den, weitverbrei teten militär-wissenschaftlichen Fachblatt Deutschlands, werden heraus- gegcbeu die »Zeitschrift für Kommunalwirtschaft und Kommunal politik«, die technische Zeitschrift »Wasser und Gas«, das Organ des Deutschen Luftflotteuvereius »Die Luftflotte« und andere. Das wöchentlich erscheinende »Deutsche Offizierblatt«, das seiner eigent lichen Aufgabe, der fachwissenschaftlichen Fortbildung des deutschen Offizicrkorps zu diene», durch den Ansbruch des Krieges entzogen wurde, ist inzwischen als Kriegsausgabe zu einem Kriegs-Nachrichten blatt ausgestaltet worden und ebenso wie die neu gegründete Mann schafts-Ausgabe, betitelt »Die Feldpost«, dazu bestimmt, den sämtlichen Angehörigen der verschiedenen, im Westen und im Osten kämpfenden Truppenteile die stets sehnsüchtig erwarteten neuesten Nachrichten über die allgemeine Kriegslage, über die Ereignisse ans den verschiedenen Kriegsschauplätzen und, soweit das möglich ist, über die bei unfern Feinden in den verschiedenen Ländern zurzeit obwaltenden Verhält nisse zu vermitteln. Infolge einer besonderen Organisation, an deren Spitze sich S. K. H. der Großherzog von Oldenburg gestellt hat, und unter Mitwirkung hochsinniger Förderer und des Verlages selbst, ist cs ermöglicht worden, unseren kämpfenden Brüdern in Ost und West regelmäßig die beiden Nachrichtcublätter tv einer Anzahl von insgesamt ca. 250 000 Eremplarcu allwöchentlich zuzustelleu. Obwohl der übrige Militärvcrlag der Firma auch eine Reihe kriegswissenschaft licher Werke aufweist, wie u. a. das mehrbändige Werk über das fran zösische Ostheer von Oberstleutnant Fabricius, so liegt sein Schwer punkt doch auf dem Gebiete der für den Dienst des aktiven Offiziers und desjenigen des Beurlaubtenstandes bestimmten Literatur. — All gemein bekannt sind auch die Erzeugnisse des Stallingschen Kunstver lags geworden, der eine große Anzahl erstklassiger Kunstblätter, ins besondere national-patriotischer Richtung, zu volkstümlichen, vorher nicht üblichen niedrigen Preisen herausgab und dadurch wahre Kunst in weite Kreise des Volkes trug. Hand in Hand gehend mit der weiteren Entwicklung des Verlags konnten auch die technischen Zweige der Firma, die Bnchdruckcrei mit den verschiedenen Nebcnbetricben, nicht zurückstehen. Ihre verstärkte Inanspruchnahme wird durch das immer größer werdende Naumbe- dürfnis bewiesen, das sich geltend machte und zur Errichtung neuer Baulichkeiten führte. Heute verfügt die Firma über einen in der gan zen Anlage modern eingerichteten, auch maschinell nach den neuesten Erfahrungen ausgestatteten graphischen Großbetrieb, dessen Erzeug nisse wiederholt aus Ausstellungen usw. ausgezeichnet wurden. Das Personal der Firma lkaufmännisches resp. Bureaupcrsonal und Ange hörige des technischen Betriebes) beziffert sich ans etwa 175 Köpfe. Möge der trotz hohen Alters in jugendfrischer Schaffensfreudigkeit vorwärtsstrebenden Firma ein weiteres Blühen und Gedeihen beschic ken sein in dem freudigen Bewußtsein, den auf die vaterländische Sache gerichteten Sinn mit ererbt und dem Geschäfte als ideale Tra dition erhalten zu haben! Auch ein »Bücherfreund«. Auf der »Bugra« wurden im Laufe des Sommers verschiedene Diebstähle verübt, wobei es der Dieb ledig lich auf wertvolle Bücher abgesehen hatte. Einem Aufseher der Aus stellung fiel nun dieser Tage ein Herr auf, der unter dem Überzieher etwas zu verbergen schien. Er hielt den Mann, einen Privatgelehrteu, an und fand in seinem Besitz ein Buch, das aus den Ausstellungs räumen entwendet worden war. Die Polizei schritt daraufhin zu einer Durchsuchung seiner Wohnung und fand dort Bücher im Gesamtwerte von etwa 500 die sämtlich ans der Ausstellung gestohlen worden waren. Ter »Bücherfreund« wurde der Staatsanwaltschaft zugeführt. Kundgebung der ungarischen an die deutsche Industrie. — Der »Bund der Ungarischen Industriellen« in Budapest hat an den Deutsch- Osterreichisch-Ungarischcn Wirtschaftsverband in Berlin eine Kund gebung gerichtet, worin es heißt: »Wie unsere beiden Heere, so steht aber auch die wirtschaftliche Produktion der beiden Reiche Schulter au Schulter nebeneinander, um jene Mittel beizustelleu, die zur siegreichen Beendigung des langen Kampfes unerläßlich nötig sind. Wir haben mit Bewunderung von jener staunenswerten Opferwilligkeit Kennt nis genommen, mit der sich alle wirtschaftlichen Faktoren des mäch tigen Deutschen Reiches in den Dienst des nationalen Kampfes gestellt haben. Sind unsere Kraftquellen auch geringer, so werden doch auch wir an Opfcrwilligkcit und Begeisterung hinter diesem großartigen Kräftcaufgebot Deutschlands nicht zurückstehen. Unter dem Einfluß der durch unseren gemeinsamen Kampf ansgelösten gemeinsamen Ge fühle wenden sich unsere Herzen in der gegenwärtigen schicksals schweren Zeit unwillkürlich den uns verwandten Faktoren der deut schen Volkswirtschaft zu. Wir begrüßen daher die mächtige deutsche Industrie und deren in ihrem Verbände stehenden Vertreter mit der größten Hochachtung und Sympathie, und geben unserer Über zeugung Ausdruck, daß das Bündnis der beiden Reiche aus dem ge meinsam geführten schweren Kampfe, in der gegenseitigen Freund schaft erstarkt, siegreich hcrvorgchen wird.« Mobilmachung und Frachtberechnung. — Als mit der Mobil machung der allgemeine Eisenbahngüterverkehr zum Stocken kam, blieben alle unterwegs befindlichen Sendungen liegen und konnten erst nach Wiederaufnahme des Güterverkehrs weiter- oder zurttck- befördert werden. Anfangs wurden für solche Sendungen, die nach Seehäfen mit Ausnahmetarifen liefen, die allgemeinen Fracht sätze berechnet. Diese große Härte ist in dankenswerter Weise beseitigt worden. Die als ebensogroße Härte empfundene Er hebung der Rückfracht zum Versandort ist jedoch leider noch nicht beseitigt oder gemildert worden. Ansprüche auf Rück erstattung der Rückfracht für die nicht weiterbeförderten Güter, deren Weiterbeförderung zwecklos geworden ist, weil der Abnehmer die Güter nicht mehr gebrauchen kann oder weil der Empfänger im feind lichen Auslande wohnt, werden von den Güterabfertigungen zurück gewiesen unter Hinweis auf § 74 der EVO. Aus Billigkeitsrück sichten und besonders in der jetzigen schweren Zeit erscheint der Wunsch gerechtfertigt, daß auch die Eisenbahnverwaltung einen Teil 1567