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168. 23. Juli 191V. Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. 8519 Nichtamtlicher Teil. bericht. — Den Bericht der Bevollmächtigten erstattete Herr Kallmann. Allenthalben sei im Interesse der Bundesbestrebungen eifrig und größtenteils mit Erfolg gearbeitet worden. Allgemeine Klagen seien laut geworden über Gefängnisarbeit, Lehrlings haltung, Warenhäuser. — In der zweiten Versammlung am 18. Juli wurde Bericht über die Sterbekasse erstattet. — Uber das Verbandsblatt, »Zeitschrift für Deutschlands Buch binder«, berichtete dessen Schriftleiter, Obermeister Unrasch- Dresden. Ein Antrag des Rheinischen Verbands, »Mittel und Wege zu finden, das Weiterbestehen des bisherigen Verhältnisses zum Zeitungsverlag zu erhalten, bzw. ein Provisorium ein- zuführen«, wurde mit großer Majorität abgelehnt, dagegen der Antrag Hamburg angenommen, der den Vertrag mit dem Verlag des Bundesblattes gekündigt wissen will. Als Schriftleiter wurde Unrasch-Dresden wiedergewählt. — Zur Reichsversicherungs ordnung, über die Unrasch referierte, wurde folgende Resolution angenommen: »Der Verbandstag erklärt sich aufs entschiedenste gegen jede Mehrbelastung des selbständigen Handwerks, wie sie in der dem Reichstag vorliegenden Reichsversicherungsordnung ent halten ist, und spricht die bestimmte Erwartung aus, daß der Reichstag die dahin gehenden Vorschläge ändert, bzw. nicht ge nehmigt. Des weiteren erhebt der Verbandstag entschieden Einwand gegen jede Erschwerung der Bildung von Jnnungs- und Betriebskrankenkassen.« Über Beseitigung der Gefängnisarbeit sprach der Vorsitzende, Herr Slaby-Berlin. In eingehender Aussprache wurde von vielen Seiten scharfe Kritik an dieser staatlichen Konkurrenz geübt, und man nahm folgende Resolution an: »Der Vorstand sieht sich durch die mangelnde Unterstützung seitens der Meister gezwungen, bis zum Eingang weiterer und genügender Unterlagen von erneuten Eingaben an die Behörden abzusehen.« Verhandelt wurde weiter über den Tarif, die Berücksichtigung örtlicher Verhältnisse dabei; über den Arbeitgeberschutzverband, Vundesangelegenheiten, das Verhältnis zum Verlagsbuch handel, die Einbanddecken, Papierbe chaffenheit der Bücher und Zeitschriften. (Nach: »Leipziger Zeitung.«) * Gegen Schmutz- und Schundliteratur. — Mit der dies jährigen Hauptversammlung von »Deutschlands Großloge des internationalen Guttemplerordens« in Bielefeld (Mitte Juli) war eine große alkoholgegnerische Ausstellung verbunden, von der eine besonders reichhaltige Unterabteilung auch den Kampf gegen Schmutz- und Schundliteratur zum Gegenstand hatte Deutsch-Japanischer Handelsvertrag. — Die Vorbereitungen für einen neuen deutsch-japanischen Handelsvertrag sind, nachdem der bisherige vor kurzem von Japan gekündigt worden ist, schon im Gange. Japan hat in letzter Zeit einen neuen Zoll tarif aufgestellt und wird auf Grund der neuen Bestimmungen die Verhandlungen führen. In Voraussicht dessen sind bereits vor einigen Monaten die deutschen Interessentenkreise vom Staatssekretär des Reichsamts des Innern aufgefordert worden, ihre Wünsche bezüglich der sie angehenden neuen japanischen Zoll positionen kundzugeben. Es hat sich infolge der Umfrage auch bereits im Reichsamt des Innern ein umfangreiches Material angesammelt, das gesichtet und geprüft wird. Nach Abschluß dieser Arbeiten wird für die deutschen Forderungen die Grund- läge gegeben sein. Je eher die Verhandlungen zwischen beiden Reichen beginnen können, um so mehr ist Aussicht vorhanden, daß der neue Handelsvertrag sich im Juli nächsten Jahres an den alten wird anschließen können. (Leipziger Neueste Nachrichten.) GrillParzerauSgabe der Gemeinde Wien. — Im Stadt rate berichtete Stadtrat Schwer über die Fertigstellung des ersten Bandes der von der Gemeinde Wien geförderten Grill parzerausgabe und beantragte, zu genehmigen, daß der Laden preis für einen broschierten Band mit 7 20 §), für einen ge bundenen mit 9 ^ 80 H festgesetzt werde. —Dem Anträge wurde zugestimmt. (Neues Wiener Tageblatt.) * Allgemeiner Deutscher Stenographen-Bund (GabelS- berger). — Am 17. Juli wurde in Prag im Deutschen Hause der III. Bundestag des Allgemeinen Deutschen Steno graph en-Bundes (Gabelsberger) eröffnet. Zum Vorsitzenden wurde Regierungsrat Nied gewählt, zu seinen Stellvertretern Zehl (Leipzig) und Menger (Innsbruck); zu Schriftführern: Flade -Radebeul), Kiesewetter (Falkenau) und Zehmann. Als Vertreter der Unterrichtsverwaltung war Landesschulinspektor Lorz zugegen. Der Bundestag nahm folgende Erklärung an: »Der Allgemeine deutsche Stenographenbund, System Gabelsberger, erklärt die baldigste Wiederherstellung der Schrift einheit und damit die Einigkeit der ganzen Schule für not wendig und erblickt den einzig praktischen Weg zu diesem Ziele darin, daß sich vorerst die beiden Stenographenbünde auf eine einheitliche Schriftform einigen und diese sodann als gemein samen Antrag sämtlichen in Betracht kommenden Regierungen unterbreiten. Der Allgemeine deutsche Stenographenbund ist bereit, die Linzer Systemvorlage sofort unverändert anzunehmen, falls sie auch vom Deutschen Stenographenbuude »Gabelsberger« unverändert angenommen wird, oder auf dieser Grundlage mit Schweizerische Gesellschaft für Urgeschichte. — Nach einem Beschluß des Vorstandes der Schweizerischen Gesellschaft für Urgeschichte soll der nächste Jahresbericht ein Verzeichnis aller bis jetzt an die Gesellschaft gelangten Druckschriften enthalten, damit in Zukunft sowohl die Mitglieder, wie auch fremde Forscher, die das Archiv der Gesellschaft benutzen, die einschlägige Literatur zur Verfügung haben. Es ist der Gesellschaft zwar von seiten einiger Mitglieder eine Anzabl prähistorischer Werke geschenkt worden; immerhin besitzt diese Handbibliothek noch einen sehr kleinen Umfang. Der Vorstand richtet daher an die Freunde schweizerischer Urgeschichte die Bitte, ihm allfällige Dubletten von Werken über Urgeschichte und verwandte Gebiete, Arbeiten, Jahresberichte von Museen usw. übermitteln zu wollen. (»Der Bund«, Bern.) * Verein für das Deutschtum im Auslande (Allgemeiner Deutscher Schulverein). — Nach dem soeben erschienenen Ge schäftsbericht des »Allgemeinen Deutschen Schulvereins, Vereins für das Deutschtum im Auslande« war im Jahre 1909 Österreich wieder das Hauptgebiet der Vereinstätigkeit. Dorthin flössen 68,2 Prozent aller Unterstützungen, darunter 13 378 nach Tirol. Außerdem wurden in Europa noch deutsche Schulen in Bosnien, Bulgarien, Rumänien und Rußland unterstützt. In Südamerika wurden 68, in Südafrika 5 deutsche Schulen unterstützt, und zwar mit einer Gesamtsumme von 20 612 Der Verein vermittelte kostenfrei 20 Lehrerstellen an deutschen Schulen im Auslande, darunter zwei Direktorposten in Alexandrien und Caracas. — Die Zahl der Vereinsmitglieder ist im Berichts jahre von 38 492 auf 42 660 gewachsen, die der Ortsgruppen von 289 aus 810, die Summe der Unterstützungen von 146 138 ^ auf 160 740 ^L, das Vereinsvermögen auf 264 308 Von deutschen Stadt- und Gemeindeverwaltungen haben sich 261 mit Unter stützungsbeiträgen beteiligt. Die neue Vierteljahrsschuft des Vereins, »Das Deutschtum im Ausland«, erscheint in einer Auf lage von 45 000 Exemplaren. * Weltkongreß für freies Christentum und religiösen Fortschritt. — Auf dem Weltkongreß für freies Christentum und religiösen Fortschritt, der vom 6. bis 10. August d I. in Berlin tagen wird, wird auch eine große Darstellung dessen geplant, was deutsche Theologie und Kirche für die Sache des freien Christentums und des religiösen Fortschritts geleistet haben, was sie dafür heute erstreben und noch zu erreichen hoffen. Wie Adolf Harnack, der ' Berliner Kirchenhistoriker, die historische, so vertritt Ernst Troeltsch, der Heidelberger Religions philosoph und Soziologe, die systematische Theologie auf dem Kongreß (»Die Möglichkeit eines freien Christentums in der Welt«), über das Alte Testament und seine Stellung in der religiösen Entwicklung spricht Hermann Gunkel aus Gießen, der erfolgreichste unter den Führern der »religionsgeschichtlichen Schule« in Deutschland; das Neue Testament vertritt Freiherr 1109*