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Der / ' 1 Der Grenzbote täglich Mtt Ausnahme des den Som. 'd Feiertagen -vigenden Tages und kostet viertel^ .ch, voraus- öezahlbar, 1 Mk. 2v Psg Bestellungen werden kn ''-er Geschäftsstelle, von den Austrägern des Biattes, sowie von allen Kaiser!. Postanstalten und Postboten angenommen für den nächstfolgenden Tag erbeten. Reclanien die Zeile 20 Psg. WM M Meißer für Ädori und das obere Vogtland renzbolr. s Inserate von hier und aus dem VerbreituugS- s bezirk werden mit 10 Psg., von auswärts mit 15 Psg. die 4mal gespaltene Grundzeile oder deren Raum berechnet und bis Mittags 12 Uhr Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: GLto Meyer in Adorf. Fernsprecher Nr 14 Hierzu Sonntags die illuftr. Gratisbeilage „Der Zeitspiegel". Fernsprecher Nr 14 4t. Dienstag, den 20. Februar 1OOV Katz-cg 71 Deutscher Reichstag. 46. Sitzung vom 17. Februar 1 Uhr. Am Bund esrats tisch: Gras Pvsädowsky, Dr. Hoch. Ter Reichstag setzte nach debatteloser Erledi- i gung des Entwurfs über die Ausgabe von Reichsbanknoten zu 50 und 20 Mark die zweite Beratung des Etats des Reichsamts des In nern bei Kapitel „Reichsgesundheitsamt" fort. Beim Titel Gehalt des Präsidenten fragt Abg. Hue (Svz.) an, welche Maßregeln zur Bekäm pfung der Genickstarre ergriffen worden seien, und ob das bakteriologische Institut in Gelsen kirchen auf den Reichsetat übernommen werden könne. Abg. Schmidt-Jmmenstadt (Ztr.) ver breitet sich über die Verarbeitung von Milch zu Käse aus. Abg. Dr. Paasche (nl.) uimmt die Gewerbe-Inspektoren in Schutz. Abg. Tah- lem (Ztr.) bittet um Vorlegung einer Novelle zum Bleigesetz. Abg. Tr. Wolff (wtsch. Vgg.) wünscht Auskunft über Vorlagen, die den Essig verkehr im Deutschen Reiche einheitlich regeln. Abg. Dr. Fröhlich (dtsch. Rsp.) spricht sich- gegen Jchpszwang aus. Staatssekretär Graf Pofa- dvwsky führt aus, über den Essigsäureverkehr gehen die Auffassungen der verbündeten Re gierungen auseinander. Abg. Liebermann v. Sonnenberg (wschftl. Vgg.) führt aus, die Wis senschaft wird fvrtschreiten und Jmpfgeguer und Jmpffreundo znsammenftthrcn. Präsident des Reichsgesundheitsamts Tr. Brumm stellt eine Denkschrift über die Wurmkrankheit in Aus sicht politische Rundschau — Ter Alkoholverbranch in Deutschland. Nach der neuesten amtlichen Feststellung betrug pro Kopf der Bevölkerung in Deutschland der jährl. Verbrauch von Wein 5,82 Liter, Bier 123,4 Liter und Branntwein 8,52 Liter. Tic jährliche Ausgabe für alkoholische Getraute betrug 2826 Millionen Mark. Zieht chan in Rechnung, daß jener Gesamtaufwand von 2826 Millionen Mk. in der Hauptsache von den männlichen Ein wohnern sm Alter von Mehr als 15 Iahten aus gebraucht und verbraucht wird, so ergibt sich für jeden erwachsenen Manu eine jährliche Ausgabe für alkoholische Getränke von etwa 150 Mark. Selbst wenn man noch einen Teil abzieht, der auf die Konsumtion durch das weibliche Ge schlecht ausfällt, bleibt die Summe eine ganz außerordentlich hohe. Tie enorme Höhe der jährlichen Ausgaben für alkoholische Getränke tritt recht vor Augen, wenn man bedenkt, daß unsere Reichsschuld 2933 Millionen Mark macht, und daß die jährlichen Aufwendugen für Land heer und Marine 858 Millionen die für die ge samte Arbeiterversicherung 889 Millionen Mark und die für die öffentlichen Volksschulen 414 Millionen Mark betragen. Berlin, 18. Febr. Tie Hoffnung ist an scheinend begründet, daß es den Bemühungen der beteiligten Regierungen trotz vieler schwe rer Hindernisse ftn letzten Augenblick geglückt ist, die Gefahr eines vielfach schon als sicher angesehenen deutsch-amerikanischen Zollkrieges vorzubeugen. Daß die zahlreichen Neider und Feinde Deutschlands im Auslande solch eine Verwicklung mit wahren Freuden begrüßt hät ten, ist nun ebenso zweifellos, wie die Tatsache, daß es in Deutschland nicht an Personen fehlt, welche eine Storung der amerikanischen Zu fuhr von Nahrungsmitteln und Rohstoffen nicht ungern sehen würden. Allerdings ist es vor der Hand nicht ganz sicher, ob Deutschland bei einen: solchen Kampfe gegen die Vereinigten Staaten, welche noch auf lange hinaus auf den möglichst großen Absatz ihrer landwirtschaftlichen Produktion in erster Linie angewiesen sind, auf die Länge in wirtschaftlicher Hinsicht den kür zeren gezogen hätte; für jeden politisch geschul ten Beobachter steht aber fest, daß ein un günstigerer Augenblick für einen solchen Zoll krieg nicht leicht zu wählen gewesen wäre. Tie dabei unvermeidliche Erregung der öffentlichen Meinung würde Teutschlands europäischen Geg nern jetzt mehr als je zupaß kommen und seine politische Lage unzweifelhaft schwer geschädigt haben. England, Frankreich, Rußland und alle anderen europäischen Staaten haben in diesen Fragen Amerika gegenüber dasselbe Interesse wie das Deutsche Reich. Es wäre eine große Torheit, wollte das letztere auf seine Kosten für andere sich die Finger verbrennen. Wenn jemals, ist wohl in diesem Falle ein magerer Vergleich einem fetten Kampfe vorzuziehcu. Eine ähnliche Auffassung scheint allmählich auch, in der Marokko-Angelegenheit vorherrschend zu werden. Frankreichs Stellung in dieser Frage hat unzweifelhaft durch das Bekanntwerden der Umtriebe französischer Privatleute gegen den völkerrechtlich als souverän anerkannten Sul tan, die an die Beteiligung französischer Unter nehmungen an den Verschwörungen in Venezuela erinnern, einen Stoß erlitten. Allmählich schwin det überall der Glaube an die Aufrichtigkeit seiner «Politik, und damit erfährt seine Stellring in Algeciras eine Schwächung, die nicht ohne Folgen blechen kann. Tie Aussicht auf den Sieg der Politik der offenen Tür rn Marokko wächst damit. — Wenn nicht alles täuscht, dürften sehr bald übrigens die Verhältnisse in Ostafien die Aufmerksamkeit der Welt überhaupt von Marokko ablenken. Tie Erfolge Japans scheinen das Selbstgefühl der Chinesen in ungeahnter Weise belebt zu haben. Ebenso wie sie in sehr geschickter Weise gegen die ungerechte Behand lung, die den Ostasiaten seit langem seitens der Vereinigten Staaten zuteil wird, sich zur Wehr setzen, scheinen sie entschlossen zu sein, sich auch gegen andere Beeinträchtigungen von feiten des Auslandes zu verteidigen. Für England und die Vereinigten Staaten insbesondere erwächst da mit möglicherweise eine neue Gefahr von noch unabsehbarer Tragweite. Neber das Ergebnis einer Wehrsteuer im Deutschen Reiche schreibt die „Tägl. Rundsch.": Tie Schweiz zieht aus ihrer Wehrsteuer bei einer Bevölkerung von rund 3,3 Mill, einen Er trag von gleichfalls 3,3 Millionen Franken, al so einen Franken pro Kopf. Tabei beträgt, wie Hermann Fik in seinein Aufsatz über „die deutsche Wehrsteuerfrage" in Schanz' Finanz archiv (1899) mitteilt, die Zahl der Dienstbe freiten zur Gesamtzahl der im wehrpflichtigen Akter stehenden Männer kant Stammkontrollen für die 90er Jahre 50 bis 55 v. H. Diese Ver-i hältniszifsern stichmen mit den nach den Er gebnissen des Heeresergänzungsgeschäftes etwa überein. Bei gleichen Grundlagen wie in der Schweiz wäre also in Deutschland der beach tenswerte Betrag von rund 50 Millionen Mk. aus der Wehrsteuer zu erzielen. — lieber die Fleisch Versorgung der Städte haben i>m badischen Ministerium des Innern kürzlich Verhandlungen stattgefunden, lieber den Inhalt der Konferenz wird ans Karlsruhe mit geteilt: Ten Pvrsitz führte Geheimer Ober regierungsrat Nebe, beigezogen waren Vertre ter der Landwirtschaft, des Metzgergewerbes und der Schlachtt und Viehhöfe. Zur Frage des di rekten Einkaufs von Schlachtvieh beim Landwirt betonte Beterinärrat Fuchs, der Avischenhandel sei ein berechtigter Faktor und könne nicht ent behrt werden. Tie Jnnungs-OberMeister Groß- Mannheim und Koch-Heidelberg stimmten ihm bei und versicherten, daß der Zwischenhandel das Vieh nicht verteuere, weil er dem Metzger Zeit und Kasten erspare. In den Reineren Städ ten, deren Metzger das Vieh, direkt beim Land wirt kaufen, seien die Fleischpreise so hoch, wie in den Städten mit Viehhöfen. Als einzig wirk sames Mittel gegen die Fleischteuerung empfiehlt Beterinärrat Fuchs die Zufuhr lebender Schwei ne aus dem Auslan-de; sie könne auf SchlachthösS mit direkter Bahnverbindung beschränkt werdest und unter strenger Beobachtung der veterinär- polizeilichen Maßnahmen erfolgen. Tie Metzger stimmten ihm bei und gaben der Ansicht Aus druck, man könne dabei jede Teucheneinschleppung vermeiden. Tie Vertreter der Landwirtschaft erklärten, die kleinen und mittleren Bauerst hätten kein Interesse daran, daß die Einfuhr verboten werde; es genüge, wenn jeder Gefahr einer Seuchenverschleppung vorgebeugt werde. — Aus diesen Verhandlungen kann man wieder einmal ersehen, wie dort, wo der Bund der Landwirte mit seiner aus den größeren Grund besitz zugeschnittenen Politik noch nicht ausschlag gebenden Einfluß ausübt, sondern das eigentliche Bauerninteresse unabhängiger zum Wort kommt, durchaus nicht eine so engherzige Agrarpolitik verlangt, vielmehr auch dem Bedürfnis der städtischen Konsumenten Rechnung getragen wird. Hamburg, 17. Febr. Für den Kaiser ist der Schnelldampfer „Hamburg" der Amerikä- linie auf 6 Monate gechartert, da die Jacht „Hohenzollern" umgebaut wird. Kopenhagen, 16. Febr. Als das Linien schiff „Preußen" mit dem Kaiser an Bord, un ter dem Salut der Forts und des norwegi schen Kreuzers „Tordenskjöld" im Freihafen ein lief, befand sich der Kaiser, der die Uniform eines dänischen Admirals trug, auf der Schanze. Ter Verkehr von Helsingör mit dem Lande ist bei frischem Südwind und Schneetreiben sehr schwierig, ebenso ging die Fahrt von Helsing ör nach Kopenhagen bei ganz dickem Wetter vor sich. Tie beiden Torpedoboote markierten während der Fahrt die Untiefe. Um halb 4 Uhr trafen die königlichen Herrschaften im Frei hafen ein und gingen an Bord des Linien schiffes „Preußen", wo die Matrosen Parade aufstellung genommen hatten. König Friedrich trug die Uniform seines Preußischen Husaren- Regiments. Ihm folgten König Georg von Griechenland und König Haakon von Norwegen. Dahinter schritten der dänische Kronprinz, die Prinzen Waldemar, Harald und Hans, Prinz Karl von Schweden, der Großherzog von Meck lenburg-Schwerin und Prinz Albert von Glücks burg. Der Kaiser begrüßte die Herrschaften am Fallreep, umarmte den König außerordentlich herzlich und küßte ihn dreimal. Tie aufgestell ten Mannschaften brachten ein dreifaches Hurra aus. Tie Musik spielte die dänische National hymne. Nach der Vorstellung des Gefolges be gaben sich alle Anwesenden nach dem Speise saal, wo eine Erfrischung eingenommen wurde. Um 4 Uhr verließen die königlichen Herrschaf ten das Schiff und begaben sich- nach Amalien borg zurück. Paris, 18. Febr. Tie „Agence Havas" ver öffentlicht folgende Depesche aus Algeciras : Fol gendes ist m^ voller Genauigkeit der Inhalt der deutschen Note und der darauf ergangenen französischen Aniwvrt: Die aw Dienstag über gebene deutsche Note schlägt zunächst vor, die Polizei in den Händen des Sultans zu be lassen, der fremde Offiziere wählt, um sie mit der Organisation des Polizeikorps zu beauf tragen. Tie Note schlägt daun weiter vor, daß die Organisation der Polizei von dem diploma tischen Korps in Linger überwacht werde und daß ein einer neutralen Macht angchörender Offizier als Mittesperson für die Ueberwachung dienen solle. Tie gestern übergebene französi sche Antwort erklärt sich damit einverstanden, daß die Organisation der Polizei dem Sultan überlassen werde unter der Bedingung, daß