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„Aber, Fritz", ich Deiner Braut, hier entgegentreten, den Kopf." „Ach, sei kein Die auswärtigen Grundstücksbesitzer der Flur Pristewitz werden hierdurch aufgefordert, die aufs Jahr 1879 fälligen Anlagen spätestens bis zum 10. Deeember d. I. an den hiesigen Localsteuereinnehmer zu berichtigen. Pristewitz, den 29. November 1879. Uebigau, Gemeinde-Vorstand. Industrielles. Wir bringen schon seit Jahren in unseren Spalten die Inserate der Pianofortt-Fabrik des Herrn Tb. Weidens- la user in Berlin, Dorstheenstr. 88. die wohl mancher unserer ver ehrten Leser schon mit Vortheil benutzt hat, denn soviel wir wissen, hat die Fabrik sowohl hier wie in der Umgegend ein« ganze Anzahl ihrer schönen Pianinos abgesetzt. Wir sehen gewiß gern, wenn unsere Inserate Erfolg haben und Käufern wie Verkäufern zum Nutzen gr- reichen. Wir können bei dieser Gelegenheit nickt umbin, dem Herrn Fabrikanten für die richtige Würdigung der Presse, welche er mit bewunderungswürdiger Ausdauer benutzt, zur allgemeinen Verbreitung seiner volkswirtbschaftlicken Einrichtungen in Bezug aus den leichten Erwerb eines Instrumentes, das zu unserer heutigen Bildung un umgänglich nöthig geworden, unser Wohlwollen entgegenzubringen. „Ich kann die Heimathsluft nicht mehr vertragen", sagte Leo, trübe lächelnd, „muß in ein wärmeres Klima, drum haltet mich nicht länger zurück, sonst treibt die Selbst erhaltung mich zur Flucht." Der Vater sagte nichts dazu, er schüttelte den Kopf und verließ das Zimmer, während Fritz den Bruder einen Egoisten schalt, daß er nicht einmal die kurze Zeit noch bis zu seiner Verlobung bleiben wolle. Nr. 141. Grotzenvainer Unterhaltung«- und Anzeigeblatt. Seite 4. Dank und Aachruf. Tiefgebeugt standen wir am Grabe unserer unvergeß lichen Tochter AHurtlku, welche uns nach Gottes un- erforschlichem Nathschlusse im Alter von 11 Jahren durch den unerbittlichen Tod entrissen wurde; doch sind uns in unserem Schmerze von allen Seiten so viele wohlthuende Beweise liebevoller Theilnahme bei ihrem Begräbnisse zu Theil geworden, daß wir unsern herzlichsten Dank hiermit auszusprechen uns verpflichtet fühlen. Dank dem Herrn Pastor Fritzsche für seine trostreichen Worte in der Kirche, Dank dem Herrn Cantor Thieme für seine gut gewählten ! Gesänge, Dank aber auch den lieben Pathen und Ver wandten, sowie der lieben Schuljugend und der ganzen Gemeinde für den schönen Blumenschmuck des Sarges und die ehrenvolle Begleitung zu ihrer letzten Ruhestätte. Möge Ihnen Allen Gott, der allgütige Lenker unserer Schicksale, reichlich vergelten und Sie vor ähnlichen Schicksalsschlägen bewahren. Dir aber, liebe Entschlafene, rufen wir nach: O, warum bist Du denn von uns geschieden. Da wir doch Dick so warm, so trm geliebt! Ack, warum brach der Tod des Lenzes Blüthen, Der Dick uns nicht, ach nicht mehr wiedergirbt! Doch wenn am frühen Grabe Deine Lieben, Dom tiefsten Schmerz erfüllt, hier einsam stehn. Dann ist doch eine Hoffnung uns geblieben. Die Hoffnung, daß wir einst Dich wiedersehn. Streumen^ den 28. November 1879. Die tieftrauernde Familie Schurig. XVIll. Das schöne Weihnachtsfest war vorüber und das neue Jahr 1876 hatte seinen Kreislauf begonnen. Im Holbach'schen Hause war Alles dem Anscheine nach wieder im ruhigen Geleise, obwohl die Festtage keine be sondere Freude gebracht hatten, als daß Fritz seiner Ge nesung entgegenschritt nnd nun eine fleißige, wenn auch ziemlich harmlose Correspondenz mit seiner Braut unter hielt, die noch immer in Bremen weilte und sich ebenfalls der wiederkehrenden Gesundheit erfreute. Keine Seele in der Stadt ahnte etwas von dieser seltsamen Verlobung, welche erst, wie Fritz es angeordnet, am 1. Februar, als seinem Geburtstage, gefeiert und veröffentlicht werden sollte, mit welcher Bestimmung Sidonie völlig einverstanden war. Sowohl Frau Bertha als ihr Fritz hatten es durch den Vater bereits erfahren, wie nahe ihnen Sidonie stand, und wenn die kleine Frau auch vor Entsetzen bei dieser Eröffnung fast ohnmächtig wurde, so mußte sie sich doch der Gewalt einer Thatsache fügen, die ihren ganzen Besitz in Frage stellen konnte. Um so größer aber war denn auch ihre Befriedigung über die ihr früher so verhaßte Verlobung und sie gelobte sich heilig, der armen Waise eine rechte Mutter zu werden. Somit war Alles in bester Ordnung, wenn nur ihr Gatte heiterer gewesen wäre und der Veo, der immer blässer und magerer wurde, bis zur Verlobung daheim noch bliebe. Zurückgekehrt vom Grabe unsrer innigstgeliebten Gattin, Tochter, Schwester und Schwägerin, Vttdelminv Svdrv geb. Hausmann, fühlen wir uns gedrungen, allen Denen, welche die liebe Entschlafene zur letzten Ruhestätte begleiteten und den Sarg so reich mit Blumen schmückten, hiermit unsern herzlichsten aufrichtigsten Dank auszusprechen. Insbesondere aber gilt er auch Ihnen, Herr Pastor Schmidt in Schönfeld, für die trostreichen Worte am Grabe, die unseren Herzen so wohl thaten; sowie Ihnen, Herr Lehrer M ö s e r in Thien dorf, für die erhebenden Gesänge und für die tröstende Rede im Trauerhause. Allen nochmals herzlichen innigen Dank mit der Bitte zu Gott, Sie Alle vor ähnlichen Schicksalsschlägen zu be wahren. Die tieftrauernden Hinterlassenen. Thiendorf und Rödern, am 25. November 1879. mir darüber schreibt." Er reichte ihm einen offenen Brief, den Leo zögernd ergriff — als seine Augen auf der zierlichen Schrift hafteten, zog es wie eine Wolke darüber hin. Sidonie schrieb: „Daß Dein Bruder wieder nach dem sonnigen Süden will, darf uns bei einer Künstlernatur nicht Wunder nehmen, betrüben nur würde es mich, wenn es um meinetwillen geschähe, da ich so gern ein Schwester herz ihm entgegenbrächte." Leo starrte lange auf die Zeilen nieder und steckte sie dann mechanisch zu sich. „Ach so, bald hätte ich Dich Deines Eigenthums be raubt", sagte er hastig, den Brief auf den Tisch legend. „Behalte ihn nur, damit Du die Worte Dir einprägst", entgegnete Fritz gutmüthig, „und die überspannten Geschichten vergißt. Nun sag', bleibst Du hier bis zum ersten Februar?" Leo nickte zerstreut und nahm den Brief wieder zu sich. „Deine Hand darauf!" „Hier, nimm sie und mein Wort, daß ich bis zum ersten Februar hier bleibe." Fritz war seelenvergnügt darüber und wurde immer lustiger, je näher der Berlobungstag heranrückte, während der Vater düster umher ging und Leo sich fast permanent in sein Stübchen, das früher Sidonie inne gehabt, zurück zog, um angeblich ein Bild für die Ausstellung fertig zu malen. Am 31. Januar sollte, wie es vorher bestimmt war, Herr Holbach 8en. die Braut von Bremen holen, und erst am nächsten Tage Kreuz und Ring ihr eingehändigt und das Geheimniß ihrer Abstammung ihr mitgetheilt werden. Und so geschah es. Nach des Vaters Abreise hatten Fritz und die Mutter es sehr eilig; ersterer, um das Braut geschenk, wie er mit schlauem Lächeln verrieth, einzukaufen, und letztere, um die ordnende Hand der Hausfrau noch einmal prüfend an Alles zu legen. Fritz empfing Vater und Braut auf dem Bahnhofe, drückte beiden strahlend vor Glück die Hände und brachte sie in einer Droschke nach Hause. Sidoniens Auge schien beim Empfange des Bräutigams suchend umherzuirren, was den Vater zu der Frage ver anlaßte, warum denn Leo nicht mitgekommen sei? „Ich mochte ihn nicht stören, da er sich bei seiner Malerei eingeschlossen hatte", versetzte Fritz. „Und was malt er denn so fleißig?" fragte Sidonie ruhig. „Ein Ausstellungsbild", nahm Herr Holbach das Wort, „das wir erst nach der Vollendung sehen werden, die Künstler sind darin ein wunderliches Volk." „Ja, mitunter recht unverständlich für uns prosaische Menschenkinder", setzte Fritz harmlos hinzu. Sidonie zog den Schleier dichter vors Gesicht und erwiderte nichts mehr. Als das Lampenlicht daheim im Wohnzimmer auf ihr Antlitz fiel, bemerkte Fritz erst, wie durchsichtig bleich dasselbe noch war und wie leidend und wehmüthig ihr Lächeln er schien. Die aufrichtige Liebe und Herzlichkeit, womit Frau Bertha sie in die Arme schloß, schien sie recht angenehm zu berühren, obwohl ihr Glick auch hier mit einer gewissen Scheu umherirrle. Fritz wandte sich ab; das liebe, bleiche Antlitz, das ihm noch niemals so engelschön erschienen, that ihm im innersten Herzen weh. Dann aber brach das Glück wieder um so mächtiger hervor und, wie ein lustiger Vogel jubilirend, sprang er die Treppe hinauf, um den Bruder herauszu klopfen. „Leo, Duckmäuser, komm' heraus, der Himmel ist ein gezogen.'" Der Maler öffnete die Thür und lächelte über des sonst so prosaischen Bruders Worte. „Der Himmel hat bei Dir freilich ein Wunder ver richtet, Fritz!" sagte er, hinaustretend und die Thür wieder hinter sich verschließend, „Du wirst unter solchen Fittigen noch zum Poeten." „Schaue ganz darnach aus", lachte Fritz, die Treppe hinabspringend, während Leo langsam folgte. Der schwarze Sammetrock, den der junge Maler trug, hob die geisterhafte Blässe seines schönen Antlitzes uoch greller hervor und wie zwei Abgeschiedene blickten sich Beide an, als er Sidonie zögernd die Hand zum Gruß reichte. Rasch legte sie die ihrige in seine Rechte und lächelte schwach. „Sie scheinen viel zu arbeiten, Leo!" sprach sie dann, als er beharrlich schwieg, „oder sehnt sich der Künstler so sehr nach dem sonnigen Süden?" „Ja, ja, das ist's", versetzte er hastig, „ich war zu lange in jenem Paradiese, um es jemals vergessen zu können. Die deutsche Luft bekommt mir nicht. Sie aber, Fräulein", setzte er rasch hinzu, „sind Sie auch wirklich ganz gesund?" „Ich bin's, Herr Holbach!" sagte sie, sich rasch zu Fritz wendend, der seiner Braut galant den Arm bot, um sie zu Tisch zu führen, und das Prosaische, wie er meinte, mit dem Paradiese zu verbinden. Leos Gegenwart schien wie ein Druck auf Allen zu lasten und selbst der Vater wünschte jetzt im Stillen, daß er vorher abgereist wäre. Nach und nach gewann der junge Mann jedoch seine Fassung zurück, und wußte bald durch seine fesselnde Unter- haltungSgabe das Interesse auf sich zu concentriren, worüber Fritz auch nicht den geringsten Neid offenbarte. So verging der Abend heiterer als man gefürchtet, und als Sidonie, welche das beste Zimmer des Hauses erhalte», zur Ruhe niedersank, umschwebte sie der Eltern Bild mit stillem Frieden. Schlich sich auch dazwischen gewaltsam ein anderes Bild, so wähnte sie doch, es zu bannen mit der Waffe strenger Pflichterfüllung. Die Arme, als ob das Herz sich jemals gebieten ließe! (Fortsetzung folgt.) bemerkte Leo ungeduldig, „wie kann die mich, wie Du weißt, verachtet, lieber schösse ich mir eine Kugel durch Thor", lachte Fritz, „lies, was sie Blüthen aus Rumen. Erzählung von Emilie Heinrichs. (Fortsetzung.) XVII. Wie unsicher ist das menschliche Dasein, von wie vielen Zufälligkeiten bedroht! Wie planen nnd sorgen wir für die Zukunft und haben doch die nächste Minute nicht in der Gewalt, die uns jählings vernichten kann inmitten quälender Sorge und rosiger Hoffnung. Wohl uns, daß kein Blick in die nächste Ferne dem Sterblichen vergönnt worden. Mit welcher Fülle aufregender Gedanken und Em pfindungen betrat Herr Holbach «en. den kleinen Hafen ort, wie schlug sein Herz so bang bei dem Gedanken an seine Söhne und an Sidonie, welche er jetzt als Leon- tinens Tochter begrüßen und die vielleicht für sein Haus eine moderne Braut von Messina werden sollte. Leos Brief war natürlich ganz darnach angethan, die Ueber- zeugung, welche er durch Sidoniens Schmuckstücke gewonnen, zur unumstößlichen Gewißheit zu befestigen, und wie gern hätte er sie auch ohne ein solches Anrecht an sein Ver mögen, als Tochter an sein Herz genommen. Aber als die Gattin seines jüngsten Sohnes? Er seufzte tief und schüttelte den Kopf, obwohl er aus Leos Zeilen nur gar zu deutlich das drohende Verhängniß herauslesen konnte. Und dann stürmte es urplötzlich auf ihn ein, das grau sige Schicksal, welches so viele Ahnungslose und auch ihn persönlich getroffen hatte. Am Lager des Verwundeten er kannte der Vater erst ganz und voll den hohen Werth seines ältesten Sohnes, der inmitten des Jammers mit der Oede der Verzweiflung im Herzen wie ein Fels in der Brandung sich bewährte. Als sich Beide einen Augenblick Auge in Auge allein sahen, fiel dem Vater die Veränderung auf, welche mit dem Sohne vorgegangen war, und bekümmert blickte er in sein todtenbleiches Gesicht und in seine matten Augen. „Du bist krank, Leo", sagte er, seine Hand ergreifend, „o, sprich, was ist hier sonst noch vorgegangen?" „Ist das Geschehene nicht genug, um mein Aussehen zu rechtfertigen, doch sage mir vor Allem, ob Du meinen Brief erhalten hast?" „Ja, mein Sohn, und ich bringe greifbare Zeugnisse dafür mit, daß Sidonie des alten Arnold's Enkelin wirk lich ist." Er erzählte ihm die Geschichte von dem Kreuz und dem Ring und zeigte ihm die mitgebrachten Pretiosen. „Sag' der Mutter lieber nichts davon, bis wir wieder daheim sind", rieth Leo, „es würde sie hier vollends ver wirren, auch Sidonie darf erst nach ihrer gänzlichen Ge nesung erfahren, welche Bande sie mit unserm Hause ver knüpfen. Apropos", setzte er dann plötzlich, wie sich besinnend hinzu, „hat die Mutter Dir schon mitgetheilt, daß Fräulein Leonard sich mit unserm Fritz verlobt hat?" Herr Holbach fuhr erbleichend zurück. „Unmöglich", stieß er heftig hervor, „Du scherzest zur ungelegenen Stunde, Leo!" Dieser zuckte die Achseln und erzählte dann in einer seltsam monotonen Weise und mit starrem Blick die Ver lobungsscene am Bette des Verwundeten. „Freiwillig that sie das?" fragte Holbach kopfschüttelnd, „hm, hm, wäre ich doch früher gekommen." Damit war die Sache für diesmal abgethan. Die Familie konnte nun allerdings unmöglich für längere Zeit in Bremerhaven bleiben, und als der Arzt sein Gutachten dahin abgab, daß Fritz ohne Gefahr trans- portirt werden konnte, ging die Reise schon am nächsten Tage unter der größtmöglichsten Bequemlichkeit und Sorg falt für den Verwundeten vor sich, während Sidonie, bei welcher der alte Herr Holbach, trotz der Einrede seiner Gattin noch zurückgeblieben, sobald ihr Zustand den Trans port erlaubte, nach Bremen unter die sorgende Obhut der braven Frau Müller gebracht wurde. Bekanntmachung. In dem zum Rittergute Seustlitz gehörigen Forst sollen nächsten Freitag, als den 3. Decbr. 1879, vormittags 9 Uhr ca. 75 Meter grötztentheils schönes birtnes und buchenes Scheit bolz und ca. 25 Abranmhaufen meistbietend versteigert werden. Bedingungen vor Beginn der Auction. Anfang am sogenannten Mittelteiche. Inspektor Beyer. LUM 8(ümtz. ÜM' lmntz'' uitck Uultiüllrö ^exen Xülw. ?6uelititzi« it. X-1>« l uull nmleee svlmlllielmn Linwirttun^en a 8tüeü I U.uk empt'mMt Iw. «R, Dvv, ^potlieker. Vortrag aus der Zoologie. Botanische und geographische Mittheilungen. Ueber L. Reichenbach. Militärverein für Kranschütz nnd Umgegend. Sonntag den 7. December nachm. 4 Uhr Versamm lung im Vereinslocale. Wegen Rechnungsabschluß haben sich sämmtliche Mitglieder einzufinden. D. V. ErbtheilungShalber sott der Gasthof zu Thiendorf bei Großenhain mit Brauerei nnd den dazu gehörigen Grundstücken, circa 127 Acker Areal enthaltend, auszugs- und herbergsfrei, zum Preise von 126,000 Mark verkauft werden. Näheres zu erfahren im Gasthofe daselbst. Die Erben.