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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 14.12.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188212141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18821214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18821214
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-12
- Tag 1882-12-14
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Monat
1882-12
-
Jahr
1882
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Leilage zum Großenhainer Unterhaltungs- nnd Änzeigeblatt. Nr. 1L7 Donnerstag, den I t Deeember L882. 7». Jahrgang. Gewerbe-Verein zu Großenhain. (Fortsetzung) Versammlung am 22. November >882. 1) Der Versammlung wurde die Aufnahme sechs neuer Mitglieder und der Austritt eines Mitgliedes bekannt gegeben. 2) Die Herbei führung internationaler Doppelwährung bot Herrn Effenberger den Stoff rum ersten Vortrage. Er berührte zunächst die am l4. October d. I. in Köln o. Nh stattgefundene Versammlung des internationalen Vereins zur Herbeiführung internationaler Doppelwährung, auf welcher acht Thesen ausgestellt und angenommen und auf welcher zugleich die Bildung von größeren Zweigvereinen beschlossen worden war. Ein solcher Zweigverein habe sich auch für das Königreich Sachsen gebildet und am 31. Oclober d. I. seine erste Versammlung in Dresden ab gehalten. Namens des hierzu eingeladenen Gewerbe-Vereins habe Herr Baumeister Roch dieser Versammlung bcigewobnt und den Ge werbe-Verein als korporatives Mitglied eingezeichnet. Der internationale Hauptverein mit seinen Zweigvereinen strebe darnach, dem Silber wieder zu seinem alten Reckte, das sogar ein historisches sei, zu ver helfen und eine über alle Culturstaaten verbreitete, sonach eine inter nationale Doppelwährung herbeizuführcn. Herr R Buchwald verwendete sich sehr warm für den Anschluß an die Bestrebungen des vorgedachten Vereins und Herr Effenberger trug auf seine Anregung die in Köln angenommenen acht Thesen vor und stellte die ausführliche Mittheilung der Begründung dieser Thesen für eine spätere Versammlung in Aus sicht. Die Versammlung genehmigte einstimmig den Anschluß an den Dresdner Haupt-Verein, machte sich auch über den zu leistenden Jahres-Beitrag schlüssig. 3) Herr Realschuloberlehrer Schuberth gab dann in klaren Zügen einen geschichtlichen Abriß über die Familien-, Lebens- und Bildungs-Verhältnisse Luthers von seiner Geburt, Kind heit und Jugend an, über seine Reise nach Rom, über di« Gefühle strenger Knechtschaft, die ihn damals noch beseelt hatten, über seine Wirksamkeit als Mönch und Prediger, über das Erwachen freier Regungen, über den Ablaßhandel, die Anschlagung der 95 Sätze an die Schloßkirche zu Wittenberg, über seine weitere einflußreiche Be wegung auf kirchlichem Gebiete, über sein Auftreten auf dem Reichstage zu Worms und sein Leben auf der Wartburg. Nachdem der Herr Vortragerstatter beleuchtet hatte, daß Luther in dem Kampfe gegen den Papst auch nach einer anderen Seite hin, d h. gegen die wilden Fanatiker, die seine evangelische Lehre ins Extrem getrieben und alles Alte ohne Unterschied zu vernichten getrachtet, habe Front machen müssen, wies er darauf hin, daß in dem siegreichen Unabhängigkeits kampfe des evangelischen Deutschland gegen Nom der nationale Wider wille gegen den welschen Geist eine Hauptrolle mit gespielt habe, und knüpfte daran die Hoffnung, daß, nachdem gegen den Willen der katholischen Mächte Europas, und vor Allem gegen den Willen des Papstes ein mächtiges deutsches Reich mit einem evangelischen Kaiser an der Spitze sich gebildet habe, auch diejenigen Glieder unserer Nation, welche sich noch in Unterordnung unter das romanische Regiment haben zurückhalten lassen, mehr und mehr zum Bewußtsein ihrer vollen Geistesverwandtschaft mit den selbstständig vorwärts schreitenden Brüdern gelangen werden, und daß dann Luther, einer der größten Männer unseres Volkes, nicht mehr von so vielen seiner Landsleute verlästert und verflucht, sondern als ein rechter Gotteshelser aus der Noth werde gepriesen und gesegnet werden. Lebhafter Beifall wurde dem Vorträge gespendet 4) Ueber die Verhandlungen des Congresses Sächsischer Gewerbe-Vereine, der am 10., 11. und l2. Septbr. d. I. in Bautzen stattfand, berichtete der Schriftführer, der sich jedoch bei der Kürze der gegebenen Zeit auf folgende drei Hauptgegenstände zu beschränken batte: 1) auf die Verhandlungen des Handwerkertages zu Magdeburg, 2) auf den Handfertigkeits-Unterricht und 3) auf die Wahlen zur Gewerbekamwer Die über den ersten Gegenstand ent standene längere Debatte hatte in Annahme folgender Anträge ihren Ausgangspunkt gefunden: a) Der Congrcß beschließt in Rücksicht auf die Kürze des Bestehens des Gewerbegesetzts vom >8. Juli 1881 behufs Sammlung von Erfahrungen mit demselben den Uebergang zur Tages ordnung und b) der Congreß empfiehlt auf Grund des Jnnungsgesctzes die Bildung von Innungen und erklärt fick für Einführung von Arbeitsbüchern für gewerbliche Arbeiter ohne Unterschied des Alters Die Angelegenheit wegen des Handfertigkeits-Unterrichts hatte aus dem Cvngresse zu lebhaften Debatten geführt, an denen sich Freunde nnd Gegner betheiligl hatten; die Gegner, vertreten durch den Lehrer- stand erblicken in dem Handfertigkeits-Unterrichte eine Ueberbürdung der Lehrer sowohl, als der Schüler und namentlich eine nachtdeilige Zerstreuung des letzteren; während die Freunde des Handfertigkeits- Unterrichts in demselben sowohl eine Vorbereitung für das praktische Leben, als auch einen wohlthätigen Einfluß auf die geistige Aus bildung der Schüler finden. Auf dem Kongresse führten die Debatten zur Annahme folgender Resolution: „Der Congreß begrüßt auch vom Standpunkte der Gewerbe-Vereine die Bestrebungen für den Hand fertigkeits-Unterricht und wird der weiteren Entwickelung derselben wohlwollend folgen." Dem Kongresse hatte der Antrag Vorgelegen, durch seinen Vorort bei der K. Regierung vorstellig zu werden, daß das Wahlrecht zur Handels- und Gewerbekammer in directer Weise ausgcübt werde. Nach längerer Debatte war dieser Antrag vom Cvngresse zum Beschlusse erhoben worden. — An diesen Bericht knüpfte sich in der Vereins-Lersammlung ein Meinungsaustausch, an dem sich zwei Vertreter des hiesigen Lehrerstandes betbeiligten, die im Gegen sätze zu dem auf dem Cvngresse in Bautzen in die Debatte eingetretenen College» sehr warm für den Handfertigkeits-Unterricht sich verwendeten und ihm eine hohe Bedeutung beilegten. Bczüglick der Wahlen zur Handels- und Gewerbekamwer sprach das Mitglied der Dresdner Kammer, Herr Fabrikant R Buchwald, seine Ansicht dahin aus, daß er weit weniger dem Wahlverfahren, als vielmehr dem Umstande eine hohe Bedeutung beilege, daß man sich Seiten des Gewerbestandes und der gewerblichen Corporationen viel zu wenig mit der Gewerbe- kammer in Vernehmung setze und viel zu selten Gelegenheit nehme, derselben Anträge oder Beschwerden zu erkennen zu geben. Seiten des Handeis- und Fabrikantenstandes geschehe dies weit häufiger und sei daher auch die Handelskammer wert mehr in der Lage, ihr mit- getkeilten Wünschen Rechnung zu tragen. Er empfahl dringend, auch Seiten des Gewerbestandes mehr mit der Gewerbekammer zu verkehren. Versammlung am 6. December 1882. Diese Versammlung wurde durch zwei Vorträge ausgcfüllt, von denen der erste, von Herrn B. Hindorf, Lehrer der Naturheilkunde zu Radebeul, erstattet, sich über Entstehung, Verhütung und Heilung der Diphtherie verbreitete. Aus diesem in vielfacher Hinsicht Höch'' interessanten Vortrage sei in Kürze Folgendes hcrvorgehoben. Die Diphtherie sei keine neue, sie sei eine bereits unter den alten Römern unter dem Namen „bösartige Rachenbräune" bekannt gewesene Krank heit. Der mit der Diphtherie verbundene Belag der Rachenhöhle werde von einem Tbeile der Staatsheilknnde, worunter er im All gemeinen die Allöopathie verstanden wissen wollie, als Ausschwitzung, von einem anderen Theile als Pilze angesehen, und berde Tkeile wären nickt einig, ob dieser Rachenhöhlenbelag als Ursache oder als Wirkung der Krankheit zu betrachten sei Die Anhänger der Natur heilkunde betrachteten denselben als Wirkung. Die Anwendung ätzen der Mittel zur Beseitigung des Rachenhöhlenbelages werde von der Naturheilkunde ebenso verworfen, als der Luströhrenschnitt. Der von der deutschen Kaiserin ausgesetzte Preis von 20,000 Mark für Mit- theilung eines sickeren Heilmittels gegen die Diphtherie sei bis jetzt nicht erworben worden, denn weder nach der ersten Ausschreibung, noch auch nach deren Wiederholung wären solche Schriften eingegangen, die als der PreiSkrünung würdig befunden worden seien. Auch der von der Akademie zu Paris ausgesetzte Preis von 25,000 Frks. habe bis jetzt keinem der Bewerber zuerkannt werden können. Die wichtig sten Forschungen und die interessantesten Beobachtungen wären bis jetzt von dem Dr. Heinr. Altmann, der zwar zu den Allöopathen, aber zu den eifrigsten Gegnern des Impfzwanges gehöre, gemacht worden. Derselbe habe solche während zweier Diphtherie-Epidemien angestcllt und sei bei der ersten Epidemie zu folgenden Wahrnehmungen gelangt: >) Der Krankheitsstoff habe seinen Sitz nicht in der Luft und nicht auf dem Dache, sondern unter dem Dache, und zwar in der Küche; 2) Kinder, die nur durch Milchgenuß ernährt werden, wären von der Diphtherie verschont geblieben. 3) Die Krankheit sei im gewöhnlichen Sinne nicht ansteckend. 4j Dieselbe sei durch Ent- laltung von gewissen Speisen vermeidbar. 5) Derselben sei im Keime durch Entleerung des Darmcanales vorzubeugen. 0) Sie entstehe durch Fäulniß im Magen. Im zweiten Epidemie-Falle habe Altmann die ersten Beobachtungen bestätigt gefunden und sei derselbe zu der Ueber- zeugunz gelangt, daß die Krankheit nickt eingeathmet, sondern ein- gegessen werde und zwar in erster Linie durch saures Brod und ver- wrbenes Hefengebäck. Altmann habe auch im zweiten Falle gefunden, daß alle Säuglinge, welche noch keine stmotiscken Speisen genossen, rei geblieben wären; die Ansteckung durch Emathmung sei aus- zeschlossen; kein ungeimpftes Individuum sei von der Diphtheritis befallen worden; einfache darmcntleerende Mittel hätten die besten Heilerfoge gezeigt; durch Abmahnung vor dem Genüsse starkgesäuerten Brodes und Hefengebäckes sei ein Verschontbleiben vor der Epidemie, oder doch ein weit geringeres Auftreten derselben erreicht worden; die tarkgesäuectes Brod genossen, wären erkrankt; Tbiere, die versuchs weise mit starkgesäuertem Brode gefüttert worden, hätten Durchfällig keit gezeigt. Die Pilze, die sich an dem Sauerteige gebildet, wären durch die Backhitze nicht zerstört, sondern conservirt und so durch das Brod dem Magen zugesührt worden und hätten in demselben Fäulniß erzeugt; von der weiteren Pilzentwickelung im Magen rühre auch der pilzige Belag der Rachenhöhle her. — Wenn man den Altmann'schen Beobachtungen zustimme, dann dürfe man, um der Krankheit vor zubeugen, kein gesäuertes Brod genießen, man solle dann Weizenbrod oder sogenanntes Kragenbrod genießen und werde damit überhaupt besser fahren, als mit anderem Brode; man müsse Verstopfungen ver meiden und wenn solche eintrete, gelinde Abführungsmntel oder Klistier anwenden. Die Naturheilkunde suche den Rachenhöhlenbelag durch kalte Halsbäder, durch nass- kalte Halsumschläge und durch Mund bäder zu entfernen und suche vor allen Dingen die Stuhlverstopsungen zu beseitigen. Die Diphtherie sei eine solche Krankheitserscheinung, bei welcher der ganze Körper erkrankt sei und deshalb müsse auch der ganze Körper in Behandlung genommen werden; vor allen Dingen müsse man nicht blos hier, sondern überhaupt stets dafür sorgen, daß die Oberhaut des Körpers stets in Ordnung gehalten werde, denn durch die Poren der Oberbaut werde stets ein Ausströmen unreiner Ausdünstungen und ein Einatbmen frischer Luft unterhalten ; warme Köpfe und kalte Füße wären dem Körper unzuträglich. — Einige nach Schluß des Vortrages von Herrn Simmank gestellte Fragen be antwortete der Vortragerstatter dahin, daß die Neltreter der Natur heilkunde sich in die Brießnitzianer, Schrvthianer und in eine neue, dritte Variation schieden, von denen die Letzteren Manches von den Bricßnitzianern und Manche« von den Schrolhianern angenommen, dem aber auch verschiedenes Neue angefügl hätten. Durch Sectionen sei festgestellt worden, daß bei Diphtheriekranken vollständige Fäulniß im Innern des Körpers kingetreten sei. So lange als das Wesen der Krankheit noch nicht vollständig aufgeklärt sei, gebiet- die Vorsicht, Alles zu vermeiden, was möglicherweise eine Weiteroerbreitung herbei führen könne, obschon die Naturheilkunde die Diphtherie im eigent lichen Sinne nicht für ansteckend halte. Das Wichtigste sei Desinfi- cirrrng der Wohn- und Schlasräume durch Zuführung reiner, frischer Luft. Der zweite Dortrag wurde von Herrn Ur. Petzold aus Dresden, der während des amerikanischen Bürgerkrieges den Verlust eines Auges erlitten und auf dem andern Auge ziemlich erblindet war, erstattet. Ec verbreitete sich über amerikanische Verhältnisse auf Grund eigener Erfahrungen während seines langjährigen Aufenthaltes in Amerika. Die Vorführung gewerblicher Neuheiten mußte ausfallen, da die in Aussicht gestandene Zusendung ausgeblieben war. Zum Schluß sprach man sich Seiten der Versammlung damit ein verstanden, daß vom Gewerbe-Verein am Sylvester ein Familienabend nicht abgehalten werde. MittlMungen über Obst- und Gartenbau, herausgegeben vom LandeSobstbau-Verein. Cultur des Gümmibaumes (kieus els8lieg) im Zimmer. Wohl keine Pflanze erfreut sich so allgemeiner Aufmerksamkeit von weiten der Pflanzenliebhaber, als die oben angeführte. Sie hat sich in allen Wohnungen eingebürgert, wo Sinn für das Schöne vor handen und die Mußestunden mit den reinsten Freuden, nämlich mit der Pflege und Wartung der Kinder Flora ausgesüllt werden. Da mit aber die Pflege und Sorgfalt, deren man sich gerade bei der Cultur dieser Pflanze angelegen sein läßt, durch günstige Erfolge be lohnt werde, sind folgende auf Erfahrung gegründete Regeln zu be obachten: ls Man stelle den Gummibaum im Zimmer so auf, daß er vor den direclen Sonnenstrahlen geschützt ist; dadurch vermeidet man das Fleckigwerden der Blätter, über welches so oft Klage geführt wird. 2) Das Verpflanzen geschehe im Frühjahr, bevor die Pflanzen zu treiben beginnen. Man nehme die Töpfe dem Wurzelballen ent sprechend größer und sorge vor allem für genügenden Abzug des 'Wassers (durch Topfscherben, Holzbrocken rc.). Beim Verpflanzen wird zuerst der Wurzelballen etwas gelockert und dann die neue Erde zwischen Ballen und Topf mäßig fest angedrückt, welche aus einer Mischung von 2 Theilen Haidcerde, Theil Lauberde und '/» Theil Lehm mit 3 Theilen reinem Sand und pulverisirter Holzkohle ver mischt besteht. 3) Was die Behandlung anlangt, so halte man den Gummibaum stets mäßig feucht, so lange er im Wachsthum begriffen ist. Dabei gieße man ihn im Winter spärlicher, jedoch ohne voll ständige Austrocknung eintreten zu lassen und bringe niemals frisches kaltes, sondern stet« etwa« überschlagenes Wasser in Anwendung. Während der Wintermonate behalte man den Gummibaum im Wohn zimmer und sorge dafür, daß es des Nachts dort nicht zu kalt wird. Beständiges Reinhallen der Blätter von Staub, das am besten durch Abputzen mittelst eines wollenen Tuckes geschieht, sowie häufiges Be- spritzen in den Sommermonaten trägt wesentlich zu seinem Gedeihen bei. Anfthauen eines gefrorenen Bodens. Zum Ausihauen eines gefrorenen Bodens, um durch die frostdichte Erdoberfläche zu Wasser- oder Gasleitung-röhren zu gelangen, oder um irgend welche Bodenarbeit vorzunehmen, ist nach der „Deutschen Jdustrie-Zeitung" folgendes Verfahren erfolgreich angewendel worden. Am Abend wurde ungelöschter Kalk zwischen die Schneeschichten über dem aufzukhauenden Platz gelegt Der Kalk löschte sich und erwärmte das unter ihm liegende Erdreich so, daß am andern Morgen bei einer Kälte über 20° kl. an der betreffenden Stelle mit Leichtigkeit aufgegraben werden konnte. Die Blätter der schwarzen Johannisbeere haben eine vielleicht nickt allgemein bekannte heilende Wirkung; denn auf eine frische 'Wunde gelegt, zerstören sie sogleich die Eiterbildung und geben dem Fleische jenes rosenfarbene Colorit, das eine nahe Heilung ver kündet. Die frischen Blätter werden, wie Petersilie zerhackt, aufgelegt; getrocknet kocht man sie m lauem Wasser etwas auf und benützt sie, wenn sie weich geworden, ebenso. — Jedenfalls empfiehlt sich, im Sommer Blätter zu sammeln und sie Hm Schatten) für den Bedarf zu trocknen. Fremde Völker. Seit A. von Humboldt einer volksthümlichen Darstellung der Naturkunde Bohn gebrochen, fanden sich unter den wissenschaftlichen Capacitäten auch auf andern Gebieten Männer, welche bestrebt waren, dem Gebildeten in allgemein verständlicher Sprache neue Gebiete der Wissenschaft zu eröffnen. Diesem Bestreben der Jetztzeit, Bildung und geistigen Drang in alle Schichten des Volkes hineinzutragen und In ¬ teresse für Gegenstände zu erwecken, die bis dahin dem Laien un zugänglich waren, kommt in hervorragendem Maße das im Verlage von I. Klinkhardt in Leipzig und Wien erschienene und auf das Eleganteste ausgestattete Werk „R. Oberländer, Fremde Völker" nach. Dieses hochinteressante Prachtwerk, das wir bereits bei seinem Er- cheinen in Lieferungen empfehlend erwähnten, liegt nunmehr complet vor und wird in seinem geschmackvollen Einband eine Hauptzierde des diesjährigen Weihnacktsmarktes sein. Der Text ist ebenso gewissenhaft wie reichhaltig und fesselnd und die Darstellung dabei von so leichtem Fluß, daß auch der nicht leer ausgeht, welcher in einem solchen Werke zunächst Unterhaltung sucht. In der angenehmsten Form weiß der Verfasser die entferntesten Gegen stände nahe zu rücken und dem sprödesten fremdartigen Stoffe Leben und Interesse zu verleihen; in allen Theilen des Erdballs, in Nord und Süd, in Ost und West, unter der brennenden Aequatorsonne und im eisigen Norden zeigt er die fremden Völker an ihrem heimischen Herde und im Kampfe um das tägliche Dasein, und macht uns be kannt mit ihrer Lebensweise und Charaktereigenthümlichkeit in ihren Sitten und Gebräuchen. — Begleitet und deutlich veranschaulicht werden die einzelnen Schilderungen durch 72 prächtige Vollbilder und über 200 Text-Illustrationen. Mit geübtem Sinn für das ethnographisch und kulturgeschichtlich Bedeutsame veranschaulicht uns der Verfasser durch die meisterhaft ausgeführten Abbildungen alles das, was sich durch das Wort nicht genügend darstellen läßt; die Alltäglichkeit des Daseins wie das Geheimniß der Gottesverehrung, das einfache Gefäß und das vollendete Kunstwerk, der heitere Genuß des Lebens wie der Ernst des RechtsversahrenS, der Schmuck des Weibes und die Waffen des Mannes, alles findet seine lehrreiche und künstlerisch befriedigende Darstellung. Doch folgen wir in kurzen Zügen dem Verfasser auf seiner Wan derung zu den einzelnen Völkerstämmen und Ländern. Er führt uns zunächst nach Japan, beschreibt kurz die Geschichte dieses Landts und theilt uns detaillirte Einzelheiten über das Rechtsleben, sowie die socialen und gewerblichen Verhältnisse der intelligenten Bewohner mit, die sich bekanntlich neuerdings auch deutsche Sitte und Bildung zum Vorbild genommen haben Zu den Chinesen übergehend, kenn zeichnet er die typischen Merkmale jenes Volkes, schildert dessen Re ligion und schließlich noch das Unterrichlswesen im „himmlischen Reich." In der Fortsetzung behandelt er dann zunächst die Jndochinesen und Ma la Yen; hierauf lernen wir in getreuer Schilderung, welche durch eingestreute Fabeln, Sagen und Traditionen belebt ist, die Bewohner Polynesiens und des schwarzen Erdtheils kennen. Von dort geht es nach Amerika, wo unser Interesse besonders durch die treffliche Beschreibung des Kriegs- und Friedenslebens der Indianer angeregt wird. Da giebt der Autor auch eine kleine Probe der Jndianersprache, die wir hier folgen lassen, um unsern Lesern zu zeigen, wie schwer die Erlernung einer solchen Sprache sein muß Das Vaterunser der Quichua beginnt nämlich: Cacahahicah lae coni Vtzah. Boa haxtiaxio marjib Bila ta pa Can auhaurnmea chibantha rc. rc. — Weiter begleiten wir dann unsern kundigen Führer zu den kalten Landen der Eskimos, und erfreuen uns endlich an der lebendigen Schilderung der mittelländischen Völker schaften, über welch' letztere er uns eine Fülle des Belehrenden und Interessanten sagt. — So am Schlüsse unserer Wanderung angelangt, können wir uns aus dieser kurzen Inhaltsübersicht eine Vorstellung von der außerordentlichen Reichhaltigkeit des Werkes machen, besonders da, wie wir bereits oben erwähnten, nicht nur der Text sehr anziehend ist, sondern auch die vielen prächtigen Illustrationen dem Auge ganz neue Anschauungs-Objecte bieten. Durch alle die genannten Vorzüge erhebt sick das Unternehmen wohl zu dem Besten, was auf dem Gebiete der populärwissenschaftlichen Völkerkunde erschien, und da der Preis ebenfalls ein sehr mäßiger ist, so können wir das Werk, welches sich ganz besonders zu Festgeschenken für Erwachsene und die reifere Jugend eignet, der Aufmerksamkeit unserer geehrten Leser nur auf das Angelegentlichste empfehlen. Jür den Weihnachtstisch. Einen verheißungsvollen Anblick auf reizvolle, ebenso schöne als nützliche Festgeschenke eröffnet der uns soeben zugehende Verla gs- katalog der Firma S. Sckottlaender in Breslau. Es finden sich darin in einer bedeutenden Auswahl Prachtwerke in Wort und Bild, typographisch und buchhändlerisch musterhaft ausgestattet, in einer Stufenfolge von der kostbarsten Art bis zu mehr einfachen und billigeren Werken. Doran steht hochprangend eins der großartigsten Werke der poetischen, der zeichnenden Kunst: Ari ost's Rasender Roland, illustrirt von Gustav Dore, in die deutsche Sprache um gedichtet von Hermann Kurz, herausgegeben und kritisch bearbeitet von Paul Heyse. Daran reihen sich, von etwas minderer Ausdehnung, aber nicht geringerer Schönheit die Prachtwerke: „Der Königs tochter Brautfabrt" von A. Munch, illustrirt von Frölich; „Erinnerungsblätter" an das unvergeßliche Doppelfest der Ver mählung der badischen Prinzessin Victoria (unseres Kaisers Enkelin) mit dem schwedischen Kronprinzen, sowie der Silberhochzeit des groß herzoglichen Paares von Baden. Ein tiefer patriotischer Zug geht zugleich durch dies schöne Werk, welches mit künstlerisch gelungenen und charaktervollen Illustrationen reich geschmückt ist. Ferner sind unter vielen hervorzuheben: „Skaldenklänge", herausgegeben von Eufemia Gräfin Ballestrem und Hermann Lingg; „Adam Homo", Epos von Paludan-Müller; „Aus der Fremde", sowie mehrere Romane von Elise Polko; „Astas Lieder", Text und Musik von E. M. Vacano und Emerich Graf Stadion; „Dreißig Jahre deutscher Geschichte" von Prof. Carl Biedermann; die sehr zweckmäßigen Unternehmen der „deutschen Bücherei" und „Drei Mark-Bibliothek"; zahlreiche Werke der reizvollsten Art von den namhaftesten deutfchen Autoren. — Wer die Wahl hat, heißt es, hat die Oual; — hier ist Allen, welchen es darum zu thun, den Weih nachtstisch mit Geschenken zu versehen, die Auge und Seele zugleich befriedigen und für guten Geschmack Zeugniß geben, diese Wahl er- leichtert. Wir empfehlen ihnen daher, sich den S. Schottlaender'schen Verlags-Katalog von der ihnen zunächst wohnenden Buchhandlung zur Durchsicht ausliesern zu lassen, oder denselben von der Verlags handlung in Breslau gratis und franco zu verlangen. Die schon seit einer langen Reihe von Jahren, namentlich durch ihren umfangreichen Jugend- und Volksschriften-Verlag, rühmlichst und weltbekannte Firma Otto Spamer in Leipzig ver- sandte soeben ihre neuen, bis aus die Gegenwart vervollständigten Verlags-Berzeichnisse, wovon wir das sich interessirende, bücher- kaufende Publikum mit dem Bemerken unterrichten, daß die erwähnten Kataloge, welche bei Einkäufen literarischer Festgeschenke sowohl für die Jugend wie für Erwachsene zuverlässige Rathgeber und Wegweiser bilden. Jedermann auf Wunsch von der Verlagshandlung gratis und portofrei zugeschickt werden, auch in jeder Buchhandlung zu haben sind. Bei Umschau in der 1883 er Kalenderliteratur stoßen wir wieder aus einen Bekannten, der seit 40 Jahren in immer größeren Auflagen wiederkebrt. Es ist dies der beliebte Großenhainer Haus- und WirthschaftSkalender. Derselbe zeichnet sich aus durch reichen Inhalt und gute Ausstattung. Fast ein Dutzend spannender Er zählungen, Skizzen und Biographien, vier gelungene Humoresken, Sagen vom Oybin bei Zittau und von Eibenstock, sowie eine Familien chronik zum Eintrag der Geburtstage der Verwandten und Freundt, im Verein mit allerlei schnurrigen Anekdoten, die uns noch neu waren, werden angenehme Unterhaltung für die langen Winterabende bieten. Dem Kalender ist außer verschiedenen anderen Illustrationen ein hübsches Oeldruckbild, sowie die Ansichten von Nossen, Eiben-
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