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Großenhainer MerhMliG- L Ailzcigeblatt. Ailltsk'kaii äcr Königs. A,ilt«^llllptmmmfckast, lieg Königs Amkgerickk null äes ÄaKraiks zu Kroßeuknin Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Inserate werden bis Tags vorher früh 9 Ubr angenommen. Abonnement vierteljährlich 1 Mark. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwort!. Redacteur: Herrmann Starke 8en. Gebühren für Inserate von auswärts werden, wenn von den Einsendern nicht anders bestimmt, durch Postnachnahmt erhoben. Nr. 147. Donnerstag, den 14. December 1882. 7V. Jahrgang. Um recht zeitige Einsendung der Inserate, namentlich wahrend -er Weihnachtszeit, wir- -ringen- gebeten, da zu spät eingehende Annoncen erst in der nächsten Nummer Auf nahme finden können. I-Lv Bekanntmachung. Die Herren Standesbeamten im Bezirke der unterzeichneten Königlichen Amtshaupt mannschaft werden hiermit veranlaßt, längstens bis zum 1. December jeden Jahres ihren Bedarf an unentgeltlich zu liefernden Formularen für das folgende Kalenderjahr, als: Geburts-, Heiralhs- und Sterberegister (lose zum Nebenregister) Formular .4. 8. 0., Geburts-, Heiraths- und Sterbeurkunden, Formularöd. und Oe., Todesanzeigen über das Ableben der vor erfülltem 20. Lebensjahre verstorbenen männlichen Personen, sowie Anzeigen an die Vormundschaftsbehörden über uneheliche Geburten, schriftlich anher anzuzeigen. Großenhain, am 5. December 1882. Die Königliche Amtshauptmannschast. von Weifsenbach. O. Bekanntmachung. Denjenigen Personen, welchen zum Behufe der bevorstehenden Abschätzung zur Ein kommensteuer auf das Jahr 1883 eine Declarations - Aufforderung nicht zugestellt worden sein sollte, wird anheim gegeben, bis zum 23. December -. I. eine Declaration über ihr Einkommen während der gewöhnlichen Expeditionsstunden bei uns einzureichen, zu welchem Zwecke bei unserer Stadthauptcasse Declarationsformulare auf Verlangen unentgeldlich verabfolgt werden. Gleichzeitig werden alle Vormünder, ingleichen alle Vertreter von Stiftungen, An stalten, Personenvereinen, liegenden Erbschaften und anderen, mit dem Rechte des Ver mögenserwerbs ausgestatteten Vermögensmassen hierdurch aufgefordert, für die von ihnen bevormundeten Personen beziehentlich für die von ihnen vertretenen Stiftungen, Anstalten u. s. w., soweit dieselben ein steuerpflichtiges Einkommen haben, Declarationen bei unS auch dann einzureichen, wenn ihnen deshalb besondere Aufforderungen nicht zugegangen sein sollten. Großenhain, am 12. December 1882. Der Stadtrath. Herrmann. Tngesnachnchtm. Sachsen. Se. Majestät der König hat für die Wasser- Beschädigten am Rhein 3000 Mark gespendet. Für den bevorstehenden Neujahrstag ist am königl. Hofe die Abhaltung der üblichen Beglückwünschungs- und Prä- sentations-Couren in Aussicht genommen. Für weitere Vorstellungen angemeldeter Damen und Herren wird sich bei den im Laufe des Winters stattfindenden größeren Hof festlichkeiten Gelegenheit finden. Das„Dr. I." schreibt: „Man begegnet in behördlichen Kreisen der Ansicht, daß die Consignation der Pferde und Rinder, die nach § 4 e der zu Ausführung des Viehseuchen- Reichsgesetzes vom 23. Juni 1880 erlassenen Verordnung vom 4. März 1881 in den letzten 14 Tagen jeden Monats December vorzunehmen ist, Heuer wohl ausgesetzt und mit der Viehzählung verbunden werden könne, die infolge Bundes raths-Beschlusses, nach der Verordnung vom 7. November dieses Jahres, am 10. künftigen Monats Januar 1883 statt zufinden hat. Diese Anschauung ist aus dem Grunde nicht richtig, well die beregte Pferde- und Rinderconsignation die Unterlage für die Nepartition der während des Consignations- Jahres für polizeilich getödtete Pferde und Rinder gewährten Entschädigungen auf die in demselben Jahre vorhanden ge wesenen Pferde und Rinder abzugeben hat, und daher für das fragliche Repartitionswerk diejenigen Viehbestände, die am 10. Januar 1883 vorhanden sein werden, gar nicht in Betracht kommen können. Die fragliche Pferde- und Ninder- Consignation wird daher, der Viehzählung am 10. Januar 1883 ungeachtet, auch Heuer in den letzten 14 Tagen des laufenden Monats December vorzunehmen sein." Am 11. dss. Mts. und folgende Tage fand wiederum eine Auslosung Königlich Sächsischer Staatspapiere statt, von welcher die 4 "/„ Staatsschulden-Kassenscheine von den Jahren 1852/55/58/59/62/66 und 68, die auf 4 herabgesetzten, vormals 5 "/„ dergleichen vom Jahre 1867, die 4 o/o dergleichen vom Jahre 1869, die 4 "/<> dergleichen vom Jahre 1870, ingleichen die auf den Staat übernommenen, auf 4 o/„ herabgesetzten vormals 4'/? "o Schuldscheine vom Jahre 1872 der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie betroffen werden. Die Inhaber von den genannten Staats papieren werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteuer-Einnahmen und Gemeinde-Vorständen des Landes zu Jedermanns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen aus gelosten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Auslosungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich dem Jrrthum hinzugeben, daß, solange sie ZinSsckeine haben und diese unbeanstandet eingelöst werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Staatskassen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten ZinSscheine nicht vor nehmen und lösen jeden echten Ziusschein ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgcloster Kapitale über deren Fällig keitstermin hinaus in keinem Falle stattfindet, so werden die von den Betheiligten in Folge Unkenntniß der Auslosung zu viel erhobenen Zinsscheine seinerzeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nach theile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regel mäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der restirenden Nummern) schützen können. In Plauen i. V. beging am 10. Decbr. der Stadt kirchner Dunger unter allseitiger Theilnahme sein 50 jähriges Dienstjubiläum (13 Jahre war er Rathsregistrator und seit nunmehr 37 Jahren Kirchner). Hierbei wurde dem Jubilar vom Superintendenten Landmann das von Se. Majestät dem König aus Anlaß der 50jährigen Amtzrung des Gefeierten im Dienste der Stadt- und Kirchengemeinde, sowie in An erkennung der während dieser langen Zeit von ihm an den Tag gelegten Treue und Tüchtigkeit im Berufe und seines loyalen Verhaltens verliehene Verdienstkreuz überreicht. Am Freitag Abend schlug ein junger Mann die große Glasscheibe der Eingangsthüre zu einer Leipziger Weinstube mit der Faust entzwei und stieg sodann durch die entstandene Oeffnung in das Local ein, fing daselbst sofort Streit und Schlägerei an und konnte nur mit Mühe durch herbeigeeilte Polizei entfernt werden. Kaum in der Bezirkswache an gekommen, verfiel der junge Mann in Tobsucht, so daß er in einem Siechkorbe festgeschnallt und der Jrrenklinik zu geführt werden mußte. Auf dem Bahnhofe Waldheim wurde am Sonntag Abend der 24 Jahre alte Bahnarbeiter Otto aus Ziegra von einem Personenzuge überfahren, wodurch derselbe nicht nur eine schwere Verletzung am Kopfe erlitt, sondern auch an beiden Füßen so beschädigt wurde, daß nach der Ueberführung ins Krankenhaus der eine Fuß total und von dem anderen die Hälfte amputirt werden mußte. Wie sich der schwere Unfall ereignet, ist noch nicht festzustellen gewesen, vermuthet wird, daß der Unglückliche in der Schlaftrunkenheit den ankom menden Zug für einen Güterzug gehalten und sich so auf das falsche Gleis begeben hat. Aerztlicherseits ist Hoffnung vorhanden, daß Otto am Leben bleibt und daß er auch den einen Fuß wieder gebrauchen können wird. In Nossen wurde am Sonnabend Abend der Bahn wärter Kirchhübel auf seinem Posten bei dem Uebergange an der Dresdner Straße, in unmittelbarer Nähe des königl. Seminars, durch den nach Dresden fahrenden Zug über fahren und ihm der Kopf vom Rumpfe vollständig abgetrennt, so daß der Körper auf dem Bahndamme liegen geblieben, der Kopf aber herabgerollt ist. Der Verunglückte hinter läßt eine Witwe, eine Tochter, deren Mann im Kriege geblieben ist und ein körperlich gebrechliches Enkelkind, für welches er in treuer Liebe sorgte. Der alte Mann ge noß allgemeine Achtung, welche er sich durch sein freund liches, entgegenkommendes Wesen erworben hatte. Ob er, wie erzählt wird, dadurch seinen Tod gefunden, daß er, nachdem die Barriere geschlossen war, noch zwei Frauen durchlassen, oder den Uebergang wehren wollte, wird die weitere Untersuchung ergeben. Der am 5. Decbr. in der elterlichen Wohnung zu Pirna erhängt aufgefundene 13jährige Knabe dürfte, wie sich aus verschiedenen Umständen ergeben soll, das Opfer einer un glücklichen Spielerei geworden sein, wie solche leider oft schon bei Kindern zu beobachten gewesen ist. Der Orlöwächtcr von KunnerSdorf a. d. E., ein 70- jähriger Greis, wurde am Freitag früh im Flußbett der Pließnitz todt aufgefunden. Er halte durch einen Sturz über die niedrige Barrie-re, auf die er sich wahrscheinlich in einer Anwandlung von Müdigkeit medergesetzt hatte, > beim Ausfallen auf einen im Flußbett liegenden großen i Stein einen Schädelbruch erlitten, der wohl augenblicklich i den Tod zur Folge gehabt haben dürfte. i Auf Burkersdorfer Flur bei Burgstädt wurde am 9. d im Chemnitzfluß der nur mit dem Hemd bekleidete Leichnam eines unbekannten, 8—11 Jahre alten Knaben, auf einem Steine angefroren, aufgefunden. Am Sonntag Nachmittag brannte in Callnberg das Fabriklocal für Heftenfabrikation total nieder. Das Feuer soll beim Firnißsieden entstanden sein. Deutsches Reich. Der dreitägige Redekampf im Reichstage über den Etat, resp. über die Einführung zwei jähriger Budgetperioden, hat am Montag mit der Ab lehnung des von der Neichsregierung gemachten Vorschlages, betreffend die zweijährigen Etatsperioden, geendigt. Es konnte dieses Resultat nicht überraschen, nachdem in den beiden vorhergegangenen Sitzungen, die der Etatsberathung gewidmet waren, von Seiten des Hauses nur der Führer der Deutschconservativen, v. Minnigerode, für die Regierung eingetreten war, während die der linken Seite des Hauses angehörigen Redner, die Abgeordneten Rickert, v. Bennigsen und Richter-Hagen, sich entschieden gegen die Aufstellung von Doppeletats ausgesprochen hatten. Außerdem aber war bereits vor Beginn der Generaldebatte über den Etat das bestimmte Gerücht verbreitet, daß auch das Centrum gegen die Einführung zweijähriger Etatsperioden sei, und dieses Gerücht fand seine Bestätigung durch die entschiedene Art, mit welcher sich der Sprecher des Centrums, vo. Windt horst, am Montag in der erwähnten Frage auf die Seite der liberalen Opposition stellte. Am Montag gelangte auch der Sprecher der deutschen Reichspartei, Abg. v. Kardorff, zum Wort, welcher erklärte, daß seine Partei aus praktischen Gründen für den Versuch mit zweijährigen Budgetperioden stimmen werde. Ein wenig erquickliches Intermezzo in der Montagssitzung bildete der schon am Sonnabend begonnene Disput zwischen dem preußischen Finanzminister Scholz und dessen ehemaligem Vorgänger in diesem Amte, dem Abg. Hobrecht, wegen der Bemerkung des ersteren, daß Hobrecht während seiner Ministerzeit sich ebenfalls für zweijährige Budgetperioden ausgesprochen haben sollte, was Hobrecht energisch bestritt. Die sich hierüber entspinnende Debatte, an welcher sich nach und nach eine ganze Reihe Abgeordneter betheiligte, währte fast drei Stunden und nahm so dem Hause ein gut Theil seiner kostbaren Zeit weg. Die De batte über den eigentlichen Berathungsgegenstand endigte damit, daß der Reichstag zunächst den Antrag Minnigerode, auch gewisse Theile des Etats für 1884/85 der Budget- Commission zu überweisen, mit 224 gegen 43 Stimmen ablehnte; auch der Antrag Kardorff, den Etat für 1884/85 der Budget-Commission zum Berichte zu überweisen, wurde abgelehnt, dagegen der Antrag Rickert, gewisse Theile des Etats für 1883/84 in der Budget-Commission zu berathen, mit großer Majorität angenommen. Für die nächste Sitzung am Mittwoch stand neben einer Reihe anderer Anträge aus der Mitte des Hauses auch der Antrag Windthorst auf Aufhebung des ExpatriirungsgesetzeS auf der Tagesordnung. Die Wahlprüfungs-Commission des Reichstages hat die Wahl des NeichStagSpräsidenten v. Levetzow beanstandet. Gegen die Wahl des Herrn v. Levetzow war seinerzeit ein Protest aus dessen Wahlkreise eingelaufen, welcher demnach nicht ganz unbegründet gewesen zu sein scheint. Der Antrag Preußens, betreffend die Erhöhung der Holzzölle, ist am 7. d. M. an den Bundesrath gelangt und enthält, wie die „Post" erfährt, den Vorschlag, den Zollsatz für Rohholz von 10 auf 30 Pfennig, für bearbeitetes Holz von 25 auf 50 Pfennig pro Doppelcentner zu erhöhen.