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Nr. 144. Großenhainer Unterhaltung-- »nd Anzeigeblatt. Seite 2. Bernhard von Meiningen (geboren am 17. December 1800, Vater des regierenden Herzogs) am königl. Hofe ein zwei- wöchentliche Trauer angelegt. Der Generaladjutant Seiner Majestät des Königs, Generallieutenant v. Carlowitz, wird sich nach Meiningen begeben, um daselbst im Allerhöchsten Auftrage der am Freitag stattfindenden Beisetzung der Leiche des Verstorbenen beizuwohnen. Wie dem „Dr. I." mitgetheilt wird, kehrten auch im vergangenen Monat bei Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Albert die Schleimhautblutungen öfters wieder und ist eine Besserung in dem Befinden des hohen Kranken nicht zu constatiren. In einer Eisengießerei zu Dresden-Friedrichstadt glühten am Montag früh drei Arbeiter ein altes Stück Hohleisen aus, als dasselbe plötzlich explodirte und die Arbeiter derart beschädigte, daß sie in das Krankenhaus gebracht werden mußten. Der eine derselben, erst 18 Jahre alt, ist bereits nach einer halben Stunde an den erlittenen Verletzungen gestorben; die beiden anderen sollen dagegen nur leicht ver wundet sein. In der betreffenden Werkstatt sind durch die Explosion gegen 100 Fensterscheiben zersprungen. — Auf dem schlesischen Bahnhofe in Dresden waren am Sonntag mehrere Arbeiter mit dem Abladen von Zuckerfässern be schäftigt. als die vom Perron nach dem Wagen gelegte sog. Brücke sich unbemerkt aus den Haken löste und beim Ueberschlagen den einen der Arbeiter mit solcher Heftigkeit an den Kopf traf, daß derselbe einen Schädelbruch erlitt und in der Nacht zum 5. Decbr. starb. — Am Dienstag ist von dem den Panorama-Neubau auf der Pragerstraße in Dresden umgebenden hohen Gerüste ein Arbeiter zur Erde herabgestürzt und hat eine so bedeutende Gehirn- Erschütterung erlitten, daß einige Stunden danach sein Tod eintrat. Das „Meißner Tgbl." schreibt unterm 5. December: „Baumeister Kamp ffer, der im diesseitigen Wahl kreis gewählte Reichstagsabgeordnete, hat in der Neichs- tagssitzung am 30. v. M., in welcher der von französisch- clericaler Seite eingebrachte Antrag, nach welchem es gestattet sein sollte, im Landesausschuß für Elsaß-Lothringen bei den Verhandlungen sich der französischen Sprache bedienen zu können, berathen wurde, f ü r diesen Antrag gestimmt. Von sämmtlichen in gedachter Sitzung anwesend gewesenen sächsischen Reichstagsabgecrdneten hat außer dem Social demokraten v. Vollmar kein einziger weiter für den Antrag gestimmt. Daß gerade Meißens Reichstags abgeordneter diesem antideutschen Wunsche der französisch gesinnten Elsaß-Lothringer seine Stimme gegeben, ist für die Gesinnung des genannten Herrn ebenso bezeichnend, wie beschämend für die Wählerschaft. Die weit überwiegende Majorität derselben ist nämlich ganz anderer Meinung und vor Allem gut sächsisch und gut deutsch gesinnt! Das mag sich Herr Kämpffer denn doch für künftige Fälle gefälligst merken, zumal er nach seiner Wahl in Nr. 139 d. Bl. in einer Annonce an die Wähler erklärt hat: „Nicht als Beauftragter der Mehrheit, sondern als Vertreter der gesammten Wählerschaft werde ich die aus meinem Mandate mir erwachsenden Pflichten erfüllen und nicht Partei bestrebungen und Sonderinteressen, sondern nur Rücksichten auf das wohlverstandene Heil des Vaterlandes, des ganzen Volkes werden mich bei der Ausübung des mir verliehenen Ehrenamtes leiten." Seine jetzige Ab stimmung und seine damaligen Worte reimen sich herz lich schlecht zusammen!" Am 3. December traf der wegen Typhusgefahr beur laubte Schülercötus der kgl. Landesschule wieder in Meißen ein. Abends fand in der Aula die jährliche Gedächtnißfeier zur Erinnerung an die im vergangenen Jahre verstorbenen Afraner in üblicher pietätvoller Weise statt. Den Weber Thomg'scheu Eheleuten in Cunewalde bei Bautzen gewährte Se. Majestät der König aus Anlaß ihres diamantenen Ehejubiläums ein Gnadengeschenk von 50 M. Auch in Markranstädt wird von den Landwirthen der Leipziger Umgegend eine Zuckerfabrik errichtet werden. Ein in der Magazinstraße zu Leipzig wohnender Student der Philologie aus Bautzen stürzte sich am Sonnabend Abend aus einer Höhe von 5 Treppen in den Hof hinab und er litt dabei schwere innere Verletzungen, so daß er mittels Siechkorbes ins Krankenhaus transportirt werden mußte. Am Sonnabend Abend wurde der Handarbeiter Kassel aus Großkorgau bei Düben an einer Getreidefeime bei Eutritzsch liegend als Leiche aufgefunden. Derselbe hatte am Tage in dortiger Gegend gebettelt, sich dann wahr scheinlich betrunken und nach der Feime begeben, wo er erfroren ist. — Auch in einem Straßengraben zu Lichten tanne wurde zwei Tage früher der Tuchmacher Ehregott Immanuel Schwedler aus Kirchberg erfroren aufgesunden. Letzterer, der vermuthlich stark betrunken liegen geblieben ist, hinterläßt fünf Kinder. Der 40 Jahre alte Geschirrführer eines Spediteurs in Johanngeorgenstadt fand am Abend des 2. Decbr. einen schrecklichen Tod. Als derselbe, mit dem Geschirr auf dem Heimwege begriffen, in Erla bei der Maschinenfabrik an gelangt war und das Schleifzeug anbremsen wollte, glitt er auf dem gefrorenen, mit etwas Schnee bedeckten Boden aus, fiel vor dem vorderen Rade nieder, wurde eine Strecke weit fortgeschleppt bis an einen Aufschlag der Straße, wo ihm der schwerbeladene Wagen über die Brust ging und seinen alsbaldigen Tod herbeiführte. Der Verunglückte war verheirathet und Vater von sechs Kindern. Einem 17jährigen Arbeiter aus Beierfeld wurden am Sonnabend durch einen niedergehenden Fahrstuhl auf dem Eisenwerke zu Schwarzenberg beide Beine zerschmettert. In der Grube „Wild Schwein" des Schneeberger- Bergbaureviers fand am 2. Decbr. der Bergmann Bauer aus Zschorlau durch Ertrinken seinen Tod. Die infolge der Ritterögrüner Explosion noch mehr oder weniger bettlägerigen acht Bergleute befinden sich nach ärzt lichem Ausspruche außer aller Lebensgefahr. Gei einem Gassinbau der H. Wünsche'schen Fabrik in Ebersbach (Oberlausitz) fiel vorige Woche dem Maurer Falz aus Niederfriedersdorf ein mehrere Centner schwerer Stein auf den Kopf, wodurch dieser seinen sofortigen Tod fand. Falz hinterläßt eine Frau mit drei kleinen Kindern. Der vor einigen Wochen durch den Zusammensturz einer Lehmgrube bei Crimmitschau innerlich schwer verletzte Hand arbeiter Nitsche in Leitelshaiu ist am 2. Decbr. gestorben und hat außer seiner Frau acht zum Theil noch unerzogene Kinder in überaus großer Noth hinterlassen. Deutsches Reich. Mit der am Sonntag erfolgten Rückkehr des Fürsten Bismarck nach Berlin wird unser gesammtes politisches Leben wieder ein lebhafteres Colorit annehmen, wozu allerdings auch die parlamentarischen Verhandlungen schon mit beigetragen haben. Der Reichs kanzler, dessen Befinden als ein durchaus befriedigendes geschildert wird, gedenkt sowohl an den Debatten im Reichs tage, wie auch in dem preußischen Abgeordnetenhause regen Antheil zu nehmen, was mit großer Genugtuung begrüßt werden kann. — Im Reichstage wurde am Dienstag der Antrag des Abg. Philipp, die Entschädigung unschuldig Verurteilter betreffend, nach längerer Debatte an eine Commission von 14 Mitgliedern verwiesen. Staatssecretär v. Schelling erklärte hierzu, man könne der Tendenz des Antrages sympathisch gegenüberstehen, die Ausführbarkeit sei aber zu bezweifeln, weil die Voraussetzungen der Ent schädigung nicht greifbar festzustellen seien. Die blose Freisprechung nach Wiederaufnahme des Verfahrens reiche nicht aus, darauf werde die Negierung nimmermehr ein gehen; die Freisprechung sei in diesem Falle kein Beweis der Nichtschuld, sondern nur ein Beweis, daß die Schuld nicht bewiesen. — Man hofft, die Vertagung des Reichstags am nächsten Sonnabend eintreten lassen zu können, da die erste Lesung des Etats wohl am 7. und 9. Decbr beendigt werden dürfte. (Freitag ist katholischer Feiertag.) Die Commissionen werden während der Vertagung, welche etwa bis Anfang Februar dauern wird, in Thätigkeit bleiben. Das preußische Abgeordnetenhaus erledigte am vergangenen Montag die zweite Lesung der dauernden Ausgaben des Etats des Ministeriums des Innern nach langer Debatte über die Ursachen des Vagabundenwesens und die Mittel zu dessen Beseitigung, sowie über die Besserungsanstalten und Verbrecher-Colonien. An der Debatte betheiligten sich die Redner aller Parteien, während von den anwesenden Ministern keiner das Wort ergriff. Die Abgeordneten Hänel und Genossen haben an den Vorstand der Reichstagsfraction der deutschen Fortschritts partei folgendes Schreiben gerichtet: „ Die Unterzeichneten sehen sich nach dem Beschlusse der Reichs tagsfraction vom 1. d. zu der folgenden Erklärung verpflichtet: Wir halten daran fest, daß eine Verständigung der liberalen Parteien, wie dieselbe durch den Antrag Hoffmann und durch den vermittelnden Antrag Klotz angebahnt wird, eine Lebens- bcdcutung für die Kräftigung und die Zukunft des Liberalismus, insbesondere für die Verwirklichung des Programms der Fort schrittspartei, ist. Wir sehen in der Ablehnung jener Anträge allerdings einen Unterscheidnngspunkt für uns gegenüber einem Theile unserer Gesinnungsgenossen. --Allein wir erachten uns — wie wir zu unserer Befriedigung aussprechen — nicht für be rechtigt, um dieser Unterscheidung willen den Verband der Partei aufzugeben oder zu lockern. Denn darin besteht Ucber- cinstimmung, das; eS das Programm ist, zu dem nur uns vor behaltlos bekennen, welches denParteiverband begründet. Ueberdies ist nicht nur in der letzten Session der Antrag Hoffmann von der Reichstagsfraction der Fortschrittspartei einstimmig an genommen, sondern noch vor wenigen Tagen hat die Fraktion des Landtages sich für den uns gleichwerthigen Antrag Klotz mit Zweidrittelmajorität entschieden. Wir können nach unserer Ueberzeugung den Standpunkt, der durch uusere Abstimmung über jene Anträge bezeichnet ist, in keiner Weise aufgeben, sondern halten uns verpflichtet, denselben innerhalb und außer halb der Fraction, insbesondere auch vor unseren Wähler», zur Geltung zn bringen. Es ist selbstverständlich, daß wir dies uur thun werden unter voller Einhaltung der lovalen Rücksichten, welche unsere Stellung als Minorität in der Reichstagsfraction gegenüber der Majorität uns auferlegt. Wir müssen aber an dererseits erwarten, daß der politische Standpunkt, den nur ein nehmen, auch innerhalb der Reichstagsfraction als ein voll berechtigter anerkannt wird, daß insbesondere die Organisation, die officielle Presse und die Mittel der Partei nicht dazu ver wandt werden, um unsere Richtung zu bekämpfe» uud zu unterdrücke». Die Garantien hierfür werden uns schon in Rücksicht auf die Majorität der Landtagsfractiou nicht versagt werden, und behalten nur uns in dieser Beziehung unsere An träge vor. (Gez.l Ahlhorn, Büchtemann, .Hänel, Herz, Hoffmann, Münch, Neßler, Lerche, Papellwr, Büchner, Karsten, Epsoldt, Wander, Mohr, Schlüter, Fährmann." Der Senat von Hamburg hat seine Anträge an die Bürgerschaft in Betreff des Zollanschluffes zurückgezogen, da der dortige preußische Gesandte dem Senat am Montag ein Schreiben des Reichskanzlers Fürsten Bismarck zustellte, in welchem derselbe erklärt, die Meinung des Senats, Hamburg wäre dem Reiche gegenüber verpflichtet, den Zollcanal in den vorgeschlagenen Dimensionen herzustellen, sei eine irrige. Schweiz. Gegenwärtig macht sich in der Schweiz eine Bewegung zu Gunsten der Wiedereinführung der Todes strafe sehr bemerkbar. Noch im Laufe des Monats November hat sich die Bevölkerung des Cantons Luzern in einer Re solution mit überwiegender Mehrheit hierfür ausgesprochen auch der Große Nath von St. Gallen beschloß kürzlich mi 100 gegen 47 Stimmen die Wiedereinführung der Todes strafe und im Canton Zürich sind bis jetzt ca. 7000 Stimmen zu Subscriptions-Listen für das Zustandekommen einer ähn lichen Resolution gesammelt worden. Frankreich. Die die Beziehungen Englands zu Frank reich betreffende Stelle der englischen Thronrede wird von den Journalen günstig commentirt. Der „Temps" sagt, das Schweigen der Königin über Meinungsverschiedenheiten, die zwischen Paris und London entstehen könnten, beweise, daß die Königin solchen leichten Wolken keine Bedeutung beilege, welche geeignet wäre, die Freundschaft der beiden Länder zu alteriren. Die am 3. Decbr. von Paris wieder abgereisten Dele- girten der englischen Trabes Unions wurden am Tage vor her vom Präsidenten der Republik im Elysüe empfangen. Der Sprecher der Delegirten rühmte den ihnen von allen Klassen der Bevölkerung zu Theil gewordenen herzlichen Empfang. Der Präsident Grevy dankte den Delegirten für ihren Besuch und erwiderte, in Frankreich erfahre der Bau des Canaltunnels nicht den geringsten Wider- pruch; England sei es, wo man für denselben thätig sein nüsse. Darüber, ob England die Jsolirung für vortheil- hafter zu halten habe, sei England selber der beste Richter; das sei die einzige Antwort, die er ihnen geben könne. Unter den französischen Angelegenheiten interessirt noch immer die Verwundung Gambetta's am meisten. Die ver- chiedensten Gerüchte werden über diesen merkwürdigen Vorfall colportirt und von den scandalsüchtigen Parisern lebhaft aufgegriffen, wobei die Berichtigungen und Dar- lellungen der gambettistischen Presse wenig Beachtung finden. Viel mehr Glauben finden dagegen die Mittheilungen der monarchistischen und radikalen Presse, wonach die Verwundung n Wirklichkeit eine sehr schwere nnv keineswegs durch eine Ungeschicklichkeit von Seiten des Ex-Dictators herbeigeführt worden sei. ES wäre wohl Zeit, daß man über diese mysteriöse Angelegenheit einmal einen wahrheitsgetreuen Aufschluß erhielte. Spanien. Wie das Journal von XereS meldet, sind dort circa 60 Arbeiter wegen einer carlistischen Verschwörung verhaftet worden. England. Die Königin hat am 4. Decbr. den neuen Justizpalast in London eröffnet und aus diesem Anlaß den Lordkanzler Selborne in den Grafenstand erhoben. In der Angelegenheit der Auslieferung cubanischer Flücht linge an die spanische Regierung hat der Staatssecretär der Colonien, Earl Kimberley, nach sorgfältiger Erwägung des von der Untersuchungscommission erstatteten Berichts be schlossen, den Colonialsecretär und den Director der Polizei in Gibraltar ihrer Aemter zu entheben und einen ernsten Tadel des von dem Magistrat und der Polizei beobachteten Verhaltens auszusprechen. Türkei. In Konstantinopel hat in den letzten Tagen ein mehrmaliger Ministerwechsel stattgefunden, welcher für ein vielfach verschlungenes Jntriguengewebe im kaiserlichen Palaste zeugt. Am seltsamsten berührt der Umstand, daß der Großwesir Said Pascha und der Kriegsminister Osman Pascha, welche erst entlassen worden waren, vom Sultan plötzlich wieder zu Gnaden angenommen worden sind. Dem Kriegsminister wurde der bei Einführung der Verfassung aufgehobene Titel „SeraSkier" verliehen. Egypten. Das trag! - komische Nachspiel zum eghp- tischen Kriege, der Proceß gegen Arabi Pascha, hat am 3. December mit Verurtheilung des Rebellenführers zum Tode, welche Strafe der Khedive aber in lebenslängliche Verbannung umwandelte, sein Ende erreicht. Die Schluß sitzung des Kriegsgerichtes war eine reine Satyre; denn dasselbe brauchte zur Fällung seines Spruches nur fünf Minuten, da bereits vorher Alles abgekartet war. In dem bezüglichen Decrete des Khedive wird ausgesprochen, daß die Todesstrafe vollstreckt werden soll, wenn Arabi ohne Erlaubniß nach Egypten zurückkehren sollte. Amerika. Der Congreß der Vereinigten Staaten hat am 4. Decbr. seine Verhandlungen in Washington wieder ausgenommen. In der demselben zugegangenen Botschaft empfiehlt der Präsident, die angesammelten Einnahme- Ueberschüffe zur Minderung der inneren Abgaben und der Einfuhrzölle zu verwenden. Auf dem Michigansee fand am Sonntag die Dampf schaluppe „Peters" durch eine Feuersbrunst ihren Unter gang, wobei 13 Personen das Leben einbüßten. Neueste Nachrichten. Leipzig, 5. December. Das Reichsgericht hat die Revision des Kutschers Konrad in Berlin, welchen das Berliner Schwurgericht wegen Tödtung seiner Ehefrau und seiner vier Kinder zum Tode verurtheilt hatte, verworfen. Wien, 5. December. Abgeordnetenhaus. Minister präsident Graf Taaffe berichtet ausführlich über den Um fang der Katastrophe in Tirol und Kärnten, sowie über die getroffenen und noch zu treffenden Maßregeln und die Inanspruchnahme der Reichsregierung. Das Finanzexposs wurde namentlich bei den Stellen über Einbringung der Gesetzentwürfe über die Erwerbssteuer, Rentensteuer und Personaleinkommensteuer beifällig ausgenommen. Außer anderen Gesetzentwürfen wurden auch die im Finanzexposs angezündigten Vorlagen eingebracht und auf die Tages ordnung der nächsten Sitzung gestellt. — Die Abg. Herbst, Chlumecky, Tomaszczeck und Genossen brachten einen An trag ein auf Einsetzung eines Sechsunddreißiger-Ausschusses zur Vorberathung und Antragstellung über die nothwendig- sten Reformen auf socialpolitischem Gebiete. Rom, 5. December. Der Papst empfing Vormittags Giers, welcher sodann Jacobini besuchte. London, 5. December. Der „Standard" meldet aus Kairo, der Khedive sei gestern benachrichtigt worden, daß die englische Regierung den General Evelyn Wood als Be fehlshaber der neuen egyptischen Armee Vorschläge. Konstantinopel, 5 December. Die Journale betrachten die Rückkehr Said Paschas als Großwesir als neuerliche Bestätigung dafür, daß es der Wunsch des Sultans sei, die Reformen auszuführen. Washington, 5. December. Der Bericht der Tarif commission empfiehlt, den Zoll auf Eisenbahnschienen auf 17 Dollars 92 Cents per Tonne herabzusetzen und eine entsprechende Ermäßigung aller Eisenzölle vorzunehmen, befürwortet auch die Herabsetzung des Wollzolles, insbeson dere für Wolldecken. Vermischtes. Am P. v. M. Vormittags gegen 10 Uhr stand ein fein ge kleideter, zur Zeit in Berlin sich aufhaltender fremder Herr in der Großen Hamburger Straße vor dem Gasthause zum „Ham burger Wappen", spielte in Gedanken mit der Hand an der kurzen, fchwergoldenen Uhrkette nnd sah dabei die Straße ent lang, sich besinnend, welchen Weg er wohl zu nehmen habe: da kommt ein ebenfalls sehr fein gekleideter Herr scheinbar harmlos daher, stellt sich plötzlich vor den Fremden, faßt diesen scharf uis Auge, entreißt mit eine»; Ruck der linken Hand Kette und verabrercht ihm mit der andern Hand zwei Ohrfeigen links und rechts. Noch bevor der Beraubte zur Besinnung kam, was ihm eigentlich passirt, hatte der freche Patton mit der Bente die Flucht nach der Oranienburgerstraße zu ergriffen.