Volltext Seite (XML)
Nr. 142 In Neustadt bei Leipzig hatte am Sonnabend die Frau eines Bremsers ihre vier Kinder mit zum Wäscherollen genommen. Während drei derselben sich auf dem Hofe vergnügten, hatte sich das kleinste, ein 1Vi jähriger Knabe, unbemerkt an die Wand, wo der Rollkasten anschlägt, ge stellt; als nun die Mutter den Kasten zurückdrehte, wurde der Kopf des armen Kindes an die Wand gedrückt und dasselbe sofort getödtet. In der Nacht zum 29. Novbr. sahen zwei Männer, die auf dem Wege von Meßbach herkamen, wie in der Nähe der Linde eine an der Straße befindliche Feime in Brand gerieth. Es gelang den Männern, eine Person festzunehmen, welche sich dort Herumtrieb, und brachten sie selbige nach Plauen, wo sich der Mensch vor der Polizei als ein kürz lich aus dem Zuchthaus entlassenes und seitdem vagabon- direndes Subject entpuppte. Die beiden Transporteure, von denen jeder ein Packet vor der Polizeiwache niedergelegt hatte, hielt man gleichfalls fest, da die Polizei in den ver dächtig aussehenden Packeten je eine frisch geschlachtete Gans vorfand, über deren rechtmäßigen Erwerb sich die Beiden nicht genügend ausweisen konnten. Am Montag Mittag stieß in Glauchau ein 5 Jahre alter Knabe einen mit Kartoffelbrei gefüllten großen Topf aus dem Ofen, so daß der kochende Inhalt sich über das Kind ergoß und es schwer verbrannte. An dem Aufkommen desselben wird gezweifelt. Das zweijährige Töchterchen des Mühlenpachters Moras in Oberkunnersdorf bei Klingenberg ist am 27. Novbr. in der Schneidemühle derart verletzt worden, daß der Tod des Kindes sofort eintrat. Bei einer in der Wohnung des vorige Woche in Zittau wegen Verausgabung falschen Geldes verhafteten Häuslers und Webers E. Bretschneider zu Mitteloderwitz vorgenom- rnenen Haussuchung hat man Formen und Werkzeuge, sowie weitere falsche Geldstücke aufgefunden. Die angestettten Erörterungen dürften sehr bald ergeben, ob man es hier nur mit einem auf eigene Faust arbeitenden Geldfälscher zu thun hat, oder ob ihm Helfershelfer zur Seite stehen. In einem Mühlengrundstück zu Stauchitz macht man seit einiger Zeit interessante Funde, indem aus den zu dem Grundstück gehörigen Kiesgruben Menschen- und Thier- Gerippe zu Tage gefördert werden. Deutsches Reich. Der Bundesrath hielt am 28. No vember eine Plenarsitzung ab, in welcher die Reichshaus- haltshauptetats für 1883/84 und für 1884/85, sowie die Gesetzentwürfe wegen Feststellung dieser Etats und wegen Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltungen des Reichsheeres, der Marine und der Reichseisenbahnen zur Annahme gelangten; ebenso fanden die Gesetzentwürfe wegen Abänderung des Militärpensionsgesetzes vom 27. Juni 1871 und wegen Abänderung des Reichkbeamtengesetzes die Zu stimmung der Versammlung. Der Reichstag ist am Donnerstag wieder zusammen getreten, und damit hat die lange Pause in den Arbeiten des deutschen Parlaments nunmehr ihr Ende erreicht. Unter den hervorragendsten Aufgaben, die der Reichstag schon in seiner Vorsession in Angriff genommen hatte und die ihn jetzt wieder erwarten, befinden sich die bekannten social politischen Vorlagen, sowie die Gewerbeordnungsnovelle, deren glückliche Erledigung nur dringend zu wünschen ist. Die zur Vorberathung dieser Gesetzentwürfe eingesetzten Commissionen werden in diesen Tagen ihre Arbeiten wieder aufnehmen, und während dieser Zeit dürfte sich das Plenum des Reichstages wieder vertagen, so daß vorerst nur wenige Plenarsitzungen stattfinden werden. Das preußische Abgeordnetenhaus genehmigte am Don nerstag nach unerheblicher Debatte die Einnahmen des Justizetats unverändert. Oesterreich. Die Negierung hat die Errichtung einer tschechischen Privatvolksschule in Wien bewilligt. Diese Entscheidung erregte daselbst große Aufregung. Italien. Die Deputirtenkammer wählte in die Budget- commission nur Mitglieder der ministeriellen Partei. Frankreich. Ein großer politischer Klatsch verdrängt in Paris momentan das Interesse an sonstigen Tages ereignissen. Des Pudels Kern ist kurz der: Gambetta soll in einer bei ihm abgehaltenen Versammlung seiner Getreuen den General Campenon, Kriegsminister unter Gambetta, als Candidaten für die Präsidentschaft der Republik auf gestellt und sogar den fremden Diplomaten hiervon Kenntniß gegeben haben. Die legitimistische „France" brachte dieses Gerücht, welches begreiflicher Weise großes Aufsehen erregte, zuerst; die gambettistischen Organe dementirten dasselbe natürlich, aber Gambetta soll thatsächlich die Eventualität, Präsident Grövy durch General Campenon zu ersetzen, er örtert haben, und dies nicht nur in Freundeskreisen. In allen Kreisen von Paris wird diese Angelegenheit auf das Eifrigste diScutirt und das Verhalten Gambetta's einer sehr abfälligen Kritik unterworfen. In Marseille wurden am Mittwoch sieben Anarchisten, meist Italiener, bei welchen man compremittirende Papiere Vorfand, verhaftet. Belgien. Die Repräsentantenkammer hat am Diens tag den Gesetzentwurf, nach welchem Preßpocesse an die Schwurgerichte verwiesen werden sollen, mit 56 gegen 26 Stimmen abgelehnt. England. In der Unterhaussitzung am 28. Novbr. bemerkte der Premier Gladstone den Angriffen Gibson's gegenüber, die Regierung habe die Gerichtstaxatoren an gestellt, weil die Landcommission der Ansicht gewesen sei, daß die Entscheidung über die Gesuche dadurch werde be schleunigt werden und daß sich die Berufungsfälle vermindern würden. Das sei indeß nicht der Fall gewesen; die Re gierung habe daher den Versuch aufgegeben und beschlossen, die Zahl der Hilfscommissare zu verdoppeln; sie hoffe, da durch die schleunigste Erledigung der Gesuche herbeizuführen. Der Antrag Gibson's wurde nach 5'/z stündiger Debatte ohne Abstimmung abgelehnt und hierauf die Berathung der Geschäftsordnung fortgesetzt. Der Vicekönig von Irland hat eine Proclamation er lassen, welche für Stadt und Grafschaft Dublin den Artikel des Gesetzes über die Unterdrückung von Verbrechen in Kraft setzt, wonach die Polizeiagenten befugt sind, alle Personen zu verhaften, die der Ausübung ungesetzlicher Handlungen verdächtig sind und zwischen Sonnenuntergang und Sonnen- Aufgang auf den öffenilichen Straßen angetroffen werden. Für die Entdeckung der Mörder Field's ist von den Dubliner Behörden eine Belohnung von 5000 Pfd. Sterl, ausgesetzt worden. Rußland. Nach der „N. Preuß. Ztg." aus Riga zugegangenen Mittheilungen hat Baron Uexkütt seinen Ab schied als Civilgouverneur von Livland verlangt, weil er von einer Fortsetzung des bisherigen Verfahrens der Manassem'schen Revisionscommission eine förmliche Re- volutionirung Livlands befürchtet und weil er die Ueber- zeugung gewonnen hat, daß dem Minister entweder die Fähigkeit oder der Wille fehle, der Ordnungspartei den gehörigen Rückhalt zu bieten und dem Treiben der nationalen Fanatiker zu steuern. Wie weit es mit der Feindseligkeit der von Herrn Manassein entsendeten Beamten gegen die bestehende Ordnung und den deutschen Adel gekommen ist, wird u. A. dadurch bezeugt, daß der aus lettischen Grund besitzern bestehende Gemeindevorstand des Gutes Luhde neuerdings in aller Form gegen das Vorgehen proteslirt hat, durch welches die Manassem'schen Beamten das Land volk gegen die Verwaltung des Gutsherrn Landraths Baron Wrangell (eines bekannten, seit 30 Jahren höchst populären Bauernfreundes) anzustiften versuchten. Außerdem kann nach allen der „N. Pr. Ztg." zugegangenen Meldungen für ausgemacht angesehen werden, daß Herr v. Uexküll von jeder eigentlichen Parteinahme für das baltisch-deutsche Element weit entfernt und lediglich durch seinen bureau- kratischen Ordnungssinn und seine Einsicht und die Ge fährlichkeit der Lage dazu bestimmt worden ist, sein Amt niederzulegen. Bulgarien. Der „Polit. Corresp." meldet man aus Sofia unterm 28. Novbr.: Aus Anlaß der vorgestern er folgten Ankunft Zankow's in Rustschuk kam es zu Straßen- Tumulten, infolge deren der Präfect die Verhaftung Zankow's verfügte. Der Minister des Innern, General Sobolew, verfügte die Freilassung Zankow's und ertheilte dem Prä- fecten für die Willkür seines Vorgehens eine Rüge. Türkei. Der Marschall Fuad Pascha, der Adjutant des Sultans, Mehemed Pascha, sodann der General der kaiserl. Gardedragoner, der Oberst desselben Corps und der Mufti von Taschlidscha sind, wie aus Konstantinopel unterm 29. Novbr. berichtet wird, in der letzten Woche unter der Anschuldigung einer Verschwörung verhaftet worden. Nachdem die Mächte den Vorschlag der Pforte, Com- missare zur endgiltigen Feststellung der montenegrinischen Grenze zu entsenden, angenommen haben, wollte sich der türkische Commissar Bedri Beh am 1. December nach Skutari begeben. Egypten. Dem Vernehmen nach hat Lord Dufferin auf Grund eines von Wilson erstatteten Berichts beschlossen, die egyptische Regierung zur Einstellung der Hauptklage gegen Arabi wegen der Brandstiftungen und MassacreS iu Alexandrien aufzufordern. Der Ministerrath hat sich bereits am Dienstag mit dieser Angelegenheit beschäftigt, aber noch keine Entschließung gefaßt; man glaubt indeß, die egyptische Regierung werde dem Anträge Dufferin's zustimmen. Der Gesundheitszustand der englischen Truppen bessert sich. Unter den im Hospital zu Kairo befindlichen Kranken kommen nur sehr wenig Sterbefälle vor. Neueste Rachrichleu. Berlin, 30. November. Heute Vormittag gegen 11 Uhr begab sich der Kaiser zum Empfange des Kronprinzen von Oesterreich, Erzherzogs Rudolf, nach dem Anhaltischen Bahnhofe, woselbst, da der Kronprinz jeden officiellen Em pfang dankend abgelehnt hatte, nur der Prinz Wilhelm und Prinz Alexander, die hier anwesenden Herren der österreichischen Botschaft, der Commandant Generalmajor v. Oppeln-Bronikowski und der Polizeipräsident von Madai rc. zur Empfangsbegrüßung anwesend waren. Der Kaiser so wohl wie der Prinz Wilhelm hatten österreichische, der Kronprinz Rudolf dagegen preußische Uniform und desgleichen Orden angelegt. Nach erfolgter überaus herzlicher Be grüßung geleitete der Kaiser den Kronprinzen Rudolf in einer zweispännigen geschlossenen Hofequipage nach dem königlichen Schlosse. — Der Reichstag wurde heute Nachmittag 2 Vs Uhr durch den Präsidenten v. Levetzow mit einem Gruß an die Abgeordneten und der Bitte eröffnet, ihm auch ferner Nach sicht bei seiner Geschäftsführung zu gewähren. Hierauf theilte der Präsident dem Hause den Tod der Abgeordneten Bezanson und Jacobi (Liegnitz) mit, deren Andenken das Haus durch Erheben von den Sitzen ehrt. An Vorlagen sind verschiedene Rechnungen und die Etats für 1883/84 und 1884/85 eingegangen. Das Haus trat sodann in die Tagesordnung ein und lehnte nach längerer DiScussion den Antrag des Abg. Germain wegen facultativer Zulassung der französischen Sprache im Landesausschuß für Elsaß-Lothrin gen in namentlicher Abstimmung mit 153 gegen 119 Stim men ab. Nächste Sitzung Sonnabend. Letzlingen, 30. November. Se. Majestät der Kaiser ist mit dem Kronprinzen Rudolf von Oesterreich, den Prinzen Wilhelm und Friedrich Karl von Preußen und den übrigen fürstlichen Gästen heute Abend 9^ Uhr hier wohlbehalten eingetroffen. In dem Orte bildeten die Bewohner mit brennenden Pechfackeln Spalier. Der Aufbruch zur Jagd erfolgt morgen früh 8^ Uhr. Pest, 30. November. In einer gemeinsamen Sitzung des Oberhauses und Unterhauses fand heute die Wahl eines neuen Kronhüters an Stelle des zum ungarischen Oberst-Hofmeister ernannten Grafen Festetics statt. Von den vorgeschlagenen vier Candidaten wurde der ehemalige gemeinsame Finanzminister v. Szlavy gewählt. Derselbe legte nach eingeholter Zustimmung des Königs in der könig lichen Burg vor dem ganzen Reichstage den vorgeschriebenen Eid ab. Paris, 30. November. Die Deputirtenkammer hat heute das Marinebudget genehmigt. Der Marineminister Jaursguiberry theilte mit, daß Brazza wahrscheinlich zum Gouverneur von Gabon werde ernannt werden; auch kün digte derselbe die Absicht an, demnächst eine Vorlage über die weitere Entwickelung und Befestigung des französischen Protectorates über Fonkin einzubringen. — Die Nachrichten über das Befinden Gambetta's lauten günstig. Gambetta beabsichtigt, schon in der nächsten Mittwoch stattfindenden Sitzung der Armcecommission den Vorsitz zu führen. — Von verschiedenen Punkten Frankreichs, namentlich aus den Flußgebieten der Rhone und der Garonne, werden Ueber- schwemmungen gemeldet — Die Journale sprechen die Er wartung aus, daß die Kammer alle Anträge auf Verfassungs revision ablehnen werde und taveln die Jnitiativcommission, daß sie die Anträge in Erwägung gezogen habe. Die Jour nale äußern ferner ihre Verwunderung darüber, daß nach den letzten Expeditionen Englands in Afghanistan, nach der Annexion des Zululandes, des Transvaallandes und Cyperns und in dem nämlichen Augenblick, wo Europa ruhig Egyp ten von England nehmen lasse, in England eine Agitation für Madagaskar stattfinden könne. London, 30. November. Der Staatssekretär des Acußeren, Lord Granville, wird am nächsten Sonnabend die madagassische Gesandtschaft empfangen. — Unterhaus. Der Staatssecretär für Irland, Treve- lyan, antwortete auf eine Anfrage Dyke's, falls Reden, wie sie Davitt, Healy und Redmond jüngst gehalten, fort dauerten, sei keine Hoffnung auf Frieden und Ordnung in Irland und eS sei denn unmöglich, den Verbrechen Einhalt zu thun. Wenn solche Reden in Versammlungen der na tionalen Liga gehalten würden, so sei es nöthig, dieselben zu verbieten. Redmond werde wegen seiner Rede gerichtlich verfolgt werden; was die Reden Davitt's und Healy's an belange, so sei nicht beabsichtigt, gegen dieselben klagbar zu werden, Davitt und Healy sollten aber Caution für künftiges gutes Verhalten stellen und entgegengesetzten Falles gefänglich eingezogen werden. — Parnell will die Vertagung des Hauses beantragen, damit die irische Landacte discutirt werde; da sein Antrag aber nicht von 40 Mitgliedern unterstützt ist, wird vom Hause die Berathung ter Geschäfts ordnung fortgesetzt. Konstantinopel, 30. November. In Folge der gegen Fuad Pascha wegen Verschwörung eingeleiteten Untersuchung sind 120 im Palaste bedienstete Tscherkessinnen eingeschifft und in ihre Heimath geschickt worden. Rlichrichlm aus tzlM und Amgegend. — h. Großenhain, 30. November. Heute feierte der frühere Gerichtsdirector und Advocat Herr August Wilhelm Schreck, dem s. I. von den städtischen Collegien das Ehrend ürgerrecht der hiesigen Stadt verliehen worden war, sein 00jähriges Bürger- jndilüum, zu welchem er durch cme Deputation beglückwünscht wnrde. —6. Großenhain. Am vergangenen Mittwoch Abend, vor Aufgang des Mondes, sahen Passanten der äußeren Dresdner Straße, wie ein Mann über die vor der sächs. Webstuhlfabrik auf der linken Seite befindliche, kaum einen halben Meter hohe Straßenmaner stolperte, kopfüber die gegen zwei Meter tiefe Böschung hinunter, in den unten vorüberführenden Fluthgraben stürzte, sich dort aus dem jenseitigen Ufer wieder herauskrabbelte und, wenn auch vielleicht mit heiler, aber nicht mit trockner Haut seinen Weg über die Wiesen sortsetzte. Ein anderes Mal dürfte ein solcher salto mortale nicht so ohne Folgen ablaufen. VermisMeb. jPreisaufgabe deS Verbandes deutscher Müller.j Von dem Wunsche geleitet, die Zuverlässigkeit der Fabrikate des deutschen Mühlen-Gewerbes immer mehr nnd mehr zu begründen und dem Publikum sowohl, als dem Gewerbe selbst den möglichst größten Schutz gegen Beimischung irgend welcher Art, sei cs mit or ganischen oder unorganischen Substanzen, zu bieten, setzt der Verband deutscher Müller einen Preis von 1000 M. aus, für die Auffindung eines Verfahrens, durch welches Weizen- und Roggenmehl auf etwaige Beimischungen von Jedermann leicht und zuverlässig untersucht werden kann. Die betreffenden Ar beiten sind versiegelt und mit Motto versehen bis zum 15. Mai 1883 au deu Vorsitzenden, Herrn Jos. I. van den Wvngaert in Berlin Bülowstraße 15/16, zu senden. Die Bewerbnng ist international. Die eingesandten Preisschriften müssen in deutscher, französischer oder englischer Sprache abgefaßt sein. Die Be- urtheilung der Prcisschriften findet durch oen Vorstand und den bleibenden Ausschuß des Verbandes deutscher Müller statt. Der Betrüger Albert Sachs soll aus d.m Zuchthaus in Köln entflohen sein. Zu deu Ueberschwcmmungen in Süd- und Westdeutschland wird unterm 30. November gemeldet, aus Köln: Der Rhempegel ist 2 Uhr 50 Min. Nachmittags auf 878 gefallen. Des Wetter ist hell, zu Frost neigend. Minister v. Puttkamer durchfuhr heute Vormittag in Begleitung des Regierrmgspräsidenten v. Bernuth mittelst.Kahnes die überschwemmten Dtadttheile, besuchte rhein- abwürts die Dcichbrücke bei Riehl und Worringen. Die Noth ist noch sehr groß. Mildthätiae Vereine haben überall ihre Thätigkeit begonnen. — Aus Frankfurt a. M.: Nachdem der Main gestern Nachmittag 5 Uhr bis aus 552 cm gestiegen war, hielt sich der Wasserstand dis 10 Uhr ans dieser Höhe. Hierauf fiel das Wasser erst langsam und dann successive schneller: heute früh 9 Uhr betrug der Wasserstand 529 cm. Das Wasser fällt gegenwärtig durchschnittlich 3 cm per Stunde. — Aus Wiesbaden: Der Personenverkehr zwischen Frankfurt, Wiesbaden und Eoblenz ist wieder eröffnet, nur Umsteigen in Eastel nöthig. Die Nach richten aus Frankfurt über den Wasserstand lauten wesentlich beruhigender. Sämmtliche Orte oberhalb Frankfurts melden Fallen des Wassers. Dahier ist der Main ebenfalls ganz be deutend im Fallen. — Aus Bonn: Das Wasser des Rheins ist von gestern Mittag bis heute Mittag um 78 cm gefallen. Das Hilsscvmite, welches sich zu den überschwemmten rechtsrheinischen Ortschaften begeben hatte, conftatirte, daß der Nothstand in denselben groß sei. Amtlich wurde festgestellt, daß 5-11 Familien daselbst in Häusern leben, die ganz vom Wasser umgeben sind. Durch hiesige Bürger wurden gestern von den auf dem alten Zoll versammelten zahlreichen Personen, welche von dort aus die Ueberschwemmuug sich ansehen wollten, 9000 Mk. für die Ueberscbwemmten in Sammelbüchsen zusammengebracht. Die Tenweratur des Rheinwassers ist kühler; das Wetter klar. Alle in Kassel einlaufenden Berichte constatiren, daß auch im ehemaligen Kurheffen die Wassersnoth eine ungeheure Ivar und überall schwer empfunden worden ist. Im Fuldathale haben die meisten Ortschaften, welche am Strome liegen, unter Wasser gestanden. — Ferner geht der „Franks. Ztg." aus dem Haag vom 28. Novbr. nachfolgende Privatdepesche zu: Aus Limbach, Brabant, Geldern und dem nördlichen Holland werden große Ueberschwemmungen gemeldet. Die Situation ist gefährlich, obgleich die Maas fällt. Ter Eisenbahnverkehr auf der Strecke Venlo Kempen-Zevenaar ist unterbrochen. Die Waal ist 2 Deci- . Großenhainer Unterhaltung-- und Anzeigeblatt. Seite 2.