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Großenhainer Unterhaltungs- L Anzeigeblatt Aliiisffaü äer Römgl Ruiiskillupiulann^a^, äe8 Römgk Amkgcric^k unä lies Nallimi^s zu Ero^uimi». 70. Jahrgang Nr. 142. Sonnabend, den 2. December 1882 tor. an. herhof. Tn. urch sthof cg« ZI. hörigen tamm gungen lle hat ie un- 1 kür- räthig >n. über- in. 16. ig zu littet. »v. aüel- Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Berantwortl. Redactenr: Herrmann Starke 8en. isnig k»v. Die Herren Gemeindevorstän-e werden veranlagt, nunmehr die IrnpHistvo an mich eiuzusenden. Bezirksarzt IVr <Arn»vr. SSIL Vis zwei Großenhain, am 27. November 1882. Die Königliche Amtshauptmannschast. von Weifsenbach. Gebühren für Inserate von auswärts werden, wenn von den Einsendern nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. Erscheinen: DienStag, Donnerstag, Sonnabend. Inserate werden bis Tags vorher früh 9 Ubr angenommen. Abonnement vierteljährlich 1 Mark. jwei- e ein zu geengten Volkes, befestigt. Savoyenö Sache steht und fällt mit der nationalen Einheit und Freiheit des Volkes. Glücklich ein Land, das solche Regenten hat! Volk und Mnig von Italien. Wie selten ertönt das Wort, mein Volk ist reif für die Freiheit, aus dem Munde eines Machthabers; und wie beneidenswerth sind die Völker, die es vernehmen! Die italienische Nation empfing von ihrem Herrscher in seiner Thronrede dieses rühmende Zeugniß, und sie hat sich dessen zu freuen. Der Ausspruch ist gleich ehrenvoll für Fürst und Volk; er beweist, daß der Monarch klug und großherzig, die Nation weise und gesund ist. Und hat sich das Ver trauen, das König Humbert in sein Land setzte, nicht über reich gelohnt? Eine große, eine schwierige Probe sollte das italienische Volk diesmal an der Urne ablegen, und es wußte sie in wahrhaft glänzender Weise zu bestehen. Mit ängstlicher Spannung sahen alle politischen Kreise des Landes dem Resultate des imposanten Fortschrittversuches entgegen, durch welchen mit einem einzigen Federzuge anderthalb Millionen neuer Wähler geschaffen wurden. War mit Sicherheit auf das Urtheil dieser ungeschulten Massen zu bauen? Konnte man auf ihre politische Einsicht und Reife, auf ihre Ver trautheit mit den öffentlichen Angelegenheiten rechnen? Stand nicht zu befürchten, daß sie ihre Stimmzettel unerfahren und leichtgläubig den tollsten Schreiern oder den geschicktesten Strebern schenken würden? Aber die Thatsachen haben die Grundlosigkeit all' dieser Besorgnisse an den Tag gelegt, denn die neuen Wählerschaaren erfüllten ihre bürgerlichen Pflichten mit bewundernswerther Klugheit; das italienische Volk erwies sich in des Wortes vollster Bedeutung „reif für die Freiheit", und sein König hat ihm in der Botschaft keine leere Schmeichelei, kein beschwichtigendes Compliment gemacht. Dem politischen Fortschritt Italiens stehen seine wirth- schaftlichen Siege ebenbürtig zur Seite. In wenigen Jahren hat dieses Land mit einer heroischen Anstrengung sein ge waltiges Deficit gebändigt, seine verwirrenden Finanzen in Ordnung gebracht, und dem trostlosen Krebsschaden der Zettelwirthjchaft, der fick bei anderen Staaten so tief ein gefressen hat, auf die Dauer eiu Ziel gesetzt. Heute ist Italien bereits in der Lage, die Früchte seiner ruhmvollen Arbeit und seiner schweren Opfer zu ernten; die drückendsten Steuern sind bereits abgeschafft, die Lasten der kleinbürger lichen Bevölkerung werden von Jahr zu Jahr erleichtert, der Staatscredit steigt, der Eurs der Rente hebt sich stetig — er ist in drei Jahren um 20 Procent in die Höhe ge gangen — und die wirthschaftlichen Zustände des Landes, sein Handel und seine Arbeit, entfalten sich in derselben gedeihlichen Weise. Es giebt zwar Unglückspropheten, welche behaupten, daß der revolutionäre Zug, der durch die Massen des südlichen Volkes geht, das (Staatswesen jenseits der Alpen über kurz oder lang mit einer gefährlichen Umwälzung bedrohen werde. Aber die letzten Wahlen haben — wenigstens vorläufig — die Grundlosigkeit dieser düsteren Ansicht herausgestellt; sie haben bestätigt, daß das Haus Savoyen Recht gethan, seine Sache von derjenigen der Volksfreiheit nicht zu trennen. In diesem Zeichen hat der Schöpfer des italienischen Ein heitsstaates, Victor Emanuel, seine Dynastie auf der sichersten aller Grundlagen, auf der Anhänglichkeit und Dankbarkeit einer großen Nation, begründet, und sein Sohn Humbert kann sich nur dazu beglückwünschen, entschlossen die Bahn seines verewigten Vaters verfolgt zu haben; auch er hat unter dem Banner des Fortschritts seine Volksthümlichkeit gemehrt und sein Haus in dem Herzen des italienischen Volkes, eines freien, von keiner unnöthigen Fessel ein- IM, nlligst sr. Zur Erziehung des Heranwachsenden geschtechts. Wie oft ist nicht schon in den Kreisen der Eltern und einsichtigen Pädagogen die Klage über Ueberbürdung unserer heutigen Jugend durch Lernstoffe in den Schulen laut ge worden; aber so sehr man auch die Richtigkeit dieser Klage in mehr als einer Beziehung anerkennen muß, so verkehrt würde es auch sein, durch ein einfaches Zurückschrauben der Unterrichtsziele auf ein niedrigeres Resultat jener Klage gerecht werden zu wollen, denn eine tüchtige Ausbildung in möglichst vielen Wissenschaften ist heutzutage die un erläßliche Bedingung geworden, um in irgend einem besseren Lebensberufe sein Fortkommen finden zu können. Nicht nur- Gelehrte, Künstler und Beamte bedürfen der Wissenschaften, sondern jeder Industrielle, jeder Kaufmann, jeder Landwirth, der sich in seinem Berufe auszeichnen und gleichzeitig eine bessere sociale Stellung einnehmen will, muß auch ziemlich umfangreiche Kenntnisse, zumal in Sprachen, Geographie, Geschichte und Naturwissenschaften besitzen. Viel, möglichst viel unserem Heranwachsenden Geschlechte lernen zu lassen, bleibt daher die werthvollste Mitgift, welche die Eltern ihren Kindern, der Staat seinen jungen Bürgern geben kann, und die Klagen über Ueberbürdung der Jugend in den Schulen und dadurch verursachte körperliche Schwäche und Beeinträchtigung des Gemüthslebens müssen deshalb Veranlassung geben, nach Mitteln zu suchen, welche die schädlichen Einflüsse der Schule und des Studiums bezüglich der körperlichen und geistigen Entwickelung zu beseitigen im Stande sind, ohne daß dadurch die möglichst hohe wissen schaftliche Ausbildung selbst beeinträchtigt wird. Es geschieht dies offenbar am besten in der Weise, wie eS vor Kurzem der preußische Cultusminister, Herr v. Goßler, in einem Rescripte an die Schulbehörden angeregt hat: Durch größere Belebung und allgemeine Auf nahme der Turn- und Spielübungen in allen Schulen. Wir sind ja an und für sich diesem Ziele nicht so sehr fern, denn der deutsche Turnvater Jahn hat schon vor zwei Menschenaltern den Grund zu den Körper und Geist veredelnden und kräftigenden Körperübungen und Spielen gelegt. Fast an allen Orten und auch in den meisten Schulen Deutschlands wird auch Kraft- und Spiel turnen gepflegt, aber was diesen Hebungen bei uns noch fehlt, das ist deren allgemeine und veredelte Anwendung als ein durchaus unerläßliches Erziehungsmittel, welches in keinem Schulplane fehlen und, unter den Augen unserer Pädagogen, Aerzte und Staatsmänner von Jahr zu Jahr verbessert uud vervollkommnet, unsere Jugend gesünder, kräftiger und fröhlicher machen sollte; denn es bedarf gar keines besonderen Beweises, daß jeder Mensch, der als Bürger und Soldat, als Arbeiter und Schaffer im Staate und in der Familie seine Aufgaben lösen will, vor allen Dingen eines gesunden Körpers und frohen Gemüths bedarf, und diese Güter müssen zumal dem Heranwachsenden Ge schlechte zu eigen gemacht werden, weil sie diesem am leichtesten anzuerziehen sind. Mens sann in 8uuo eorpore 68t, sagten aber schon die Alten, d. h. in einem gesunden Körper wohnt auch ein gesunder Geist; also hat man doppelte Ursache, die > Körperkräfte unserer Jugend systematisch zu bilden und sie ! nicht weit hinter die Ausbildung des Geistes zurückzustellen. ! Bekanntmachung. Nachdem in der am 11. dieses Monats hier abgehaltenen Bezirks-Versammlung an Stelle des aus dem Bezirke verzogenen Herrn Rittergutspachter Scheunpflugin Merzdorf Herr Rittergutspachter Hugo Bernhard Schäffer in Jahnishausen zum Mitgliede der Pferdemusterungs-Kommission im I. Bezirke und an Stelle des eben falls verzogenen Herrn Vorwerkbesitzer Neubaur in Streumen Herr Gemeindevorstand Friedrich Sommer in Streumen zum Mitgliede der Pferdemusterungs-Kommission im II. Bezirke gewählt worden sind, auch an Stelle Herrn Neubaur's Herr Rittergutsbesitzer Rostberg auf Gröbel mit der Funktion als stellvertretendes geschäftsleitendes Mitglied der PferdemusterungS- Kommission II. Bezirks beauftragt worden ist, wird solches nach § 14 der Verordnung vom 1. März 1877, Pferdeaushebung betreffend, hierdurch bekannt gemacht. di kV. Tagesnachrichten. Sachsen. Das evang.-lutherische Landesconsistorium hat iu Bezug auf die Einsendung der in den einzelnen Parochien gesammelten Landeskirchencollecten bestimmt, daß diese Gelder seilen der Superintendenturen nicht, wie bis her verordnet war, schon binnen 14 Tagen, sondern erst jedesmaligen Empfangsstellen einzusenden sind. Infolge dessen binnen vier Wochen, vom Collectentage ab gerechnet, an die steht auch den Pfarrämtern eine längere Frist zur Einsendung als seither offen. Bei den Specificationen genügt die Unter schrift des Pfarrers, iu jedem Falle ist jedoch das Kirchen siegel beizudrücken. Im Einverständniß mit dem Cultusministerium hat das Landesconsistorium ferner angeordnet, daß, sobald mit einem Schulamte kirchendienstliche Verpflichtungen verknüpft sind, der Einweisung des Lehrers noch eine besondere kirchliche Einführung in sein kirchliches Amt zu folgen hat, und zwar ist letztere nach der zweiten Vorlesung im Hauptgottesdienste am ersten Sonn- oder Festtage nach erfolgtem Amtsantritt des Lehrers vorzunehmen. Der Polizeibericht meldet aus Dresden vom 29. Novbr.: Ein hiesiger Gewerbtreibender, welchem seit einem halben Jahre aus der Kasse Geldbeträge in Höhe von etwa 2500 M. abhanden gekommen waren, ließ in verwichener Nacht zwei Chaisenträger in seinem Geschäftslocale wachen, um den wahrscheinlich mittelst Nachschlüssels eindringenden Dieb zu verhaften. Heute früh nach 5 Uhr wurde auch wirklich der Laden vorsichtig aufgeschlossen, ein junger Mann eilte zur Kasse und versuchte dieselbe aufzusprengen. Als die Wächter sich zeigten, ergriff er die Flucht, wurde aber eingeholt und als ein früherer Volontär des Bestohlenen erkannt. Der selbe gestand zu, seinen ehemaligen Principal fortgesetzt zur Nachtzeit beraubt zu haben. — Seit einigen Tagen werden zwei hiesige Einwohner, der eine 57, der andere 31 Jahre alt, vermißt. Von Beiden befürchten die Angehörigen, vaß sie sich das Leben genommen haben könnten oder daß ihnen ein Unglück zugestoßen ist. Am Sonntag geriethen in Niedergorbitz bei Dresden zwei Handarbeiter in Wortwechsel, infolge dessen der eine dem anderen mit einer Schaufel so auf den Kopf schlug, daß derselbe bald darauf starb. Die Section ergab einen durch den Schlag herbeigeführten Schädelbruch. Der Thäter wurde ins Dresdner Gerichtsgefängniß eingeliefert. Die Stadtverordneten Leipzigs haben am 29. Novbr. mit 41 von 49 Stimmen den Staatsanwalt Bretschneider in Chemnitz zum Polizeidirector der Stadt Leipzig gewählt. — Die vom Schwurgericht zu Leipzig am 21. October d. I. wegen Mordes ihres fünf Monate alten Kindes zum Tode verurtheilte Dienftmagd Johanne Wilhelm. Weihmann aus Weltewitz ist zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe begnadigt worden. — Am Dienstag fiel auf dem Gohliser Wege ein Kohlenfahrer aus Leipzig von seinem Wagen und wurde durch ein Rad am Kopfe schwer gequetscht, so daß er nach seiner Unterbringung im Krankenhause verstarb. Der Mann, 33 Jahre alt, hinterläßt eine Frau und mehrere Kinder. Auf dem Werkstättenbahnhofe zu Chemnitz ist am Mitt woch Abend nach 9 Uhr trotz des energischen Eingreifens der Feuerwehren das Magazingebäude, in welchem sich die Materialien für sämmtliche, 1300 Arbeiter beschäftigende Werkstätten aufgespeichert waren, total niedergebrannt. Zum Gedächtniß der am 27. Novbr. zu Kloster Marien stern verstorbenen Abbatissin Frau Cordula Ulbrich wird auch das Geläute der Hauptkirche zu Kamen; eine Woche lang täglich eine Stunde ertönen. ie. e sollen >e, als: schrank, Stühle, >erstuhl, oppel chlitten, Narni- , gut- vleisten, roleum- schenke ahmen, iverts, Sogen, üe div. ander, Blech- rd nach -e gegen Der hiesige oder Skristinnrlit wird in diesem Jahre nicht am Sonnabend vor dem 4. Advent, sondern am Sonnabend vor dem 3. Advent — den 16. Deeember cr., — abgehalten. Auswärtige Verkäufer werden zu diesem Markte »iekt zugelaffen. Ortrand, den 1. December 1882. Der Magistrat. Im Fleischer'schen Gute zu Coselitz kommt Donnerstag, den 7. December 1882, Mittags 12 Uhr eine Dreschmaschine mit Göpel und Zubehör gegen sofortige Bezahlung zur Versteigerung. Großenhain, am 29. November 1882. Der Gerichtsvollzieher. Höpfner. Donnerstag, den 7. December 1882, Vormittags 8 Uhr Pfänder-Versteigerung im Sachse'schen Hause Nr. 23L in Zschieschen. Großenhain, am 29. November 1882. Der Gerichtsvollzieher. Höpfner.