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— Nr. 141. Das preußische Abgeordnetenhaus genehmigte am Mon tag sämmtliche auf die Tagesordnung gestellte Etatstheile nach unerheblicher Debatte. Dem Abg. Büchtemann gegen über bezeichnete der Minister Lucius rohes oder bearbeitetes Nutzholz (nicht Brennholz) als dasjenige, wobei der bis herige zu niedrige Zoll eine weitere Erhöhung erfahren müsse. Zu der Position für die Gesandtschaft bei der Curie bemerkte Abg. Ehnern, er werde diesmal für die Bewilligung stimmen, weil die Thronrede die Hoffnung ausgesprochen, die Verhandlungen mit Rom würden zu einem Ergebniß führen; er hoffe aber, die Verhandlungen würden in dem Sinne gefördert werden, daß sie den Papst bestimmten, die staatliche Autorität in Preußen in derselben Weise anzuer kennen, wie er dies anderen Staaten gegenüber thue, ohne daß er dadurch die Interessen der katholischen Kirche für gefährdet halte. Abg. Windthorst erwiderte, er werde erst bei dem Cultusetat weiter auf die Sache eingehen. Der frühere preußische Ministerpräsident Freiherr Otto Theodor v. Manteuffel, welcher indeß seit November 1858 ganz von der politischen Bühne verschwand, ist am Mon tag im Alter von 77 Jahren gestorben. Oesterreich. Im Abgeordnetenhause des Reichsraths wird diesmal ein neuer, vom Grafen Coronini gebildeter Club an der Bildfläche erscheinen; ob aber die neue Partei, welche weder eine ministerielle, noch eine oppositionelle, son dern eine Mittelpartei sein will, zu einer ausschlaggebenden Stellung gelangen wird, muß vorerst abgewartet werden. Bei den Gemeindewahlen zu Prag sind in der Josefstadt an Stelle der wegen der bekannten Rede des neuen Bürger meisters ausgetretenen vier deutschen Stadtverordneten die von dem böhmischen Wahlcomite aufgestellten Candidaten gewählt worden. — Im großen Ausschüsse des Prager Scharfschützencorps wurde über die Petition mehrerer ultra- tschechischer Agitatoren um die Einführung der tschechischen Commandosprache zur Tagesordnung übergegangen. Schweiz. Bei der am Sonntag stattgefundenen Volks- Abstimmung ist der Bundesrathsbeschluß vom 14. Juni, betreffend die staatliche Leitung des Primärunterrichts und die Anstellung eines eidgenössischen Erziehungssecretärs, mit 301,352 gegen 167,221 Stimmen abgelehnt worden. Frankreich. Präsident Grevy empfing am Dienstag die Trades-Union-Delegirten (Vertreter englischer Arbeiter- Vereine), welche für das Zustandekommen des Canaltunnels agitiren und auch Lesseps einen Besuch abstatten wollten. Da es infolge der übertriebenen Forderungen der Ne gierung von Madagaskar für jetzt unmöglich scheint, ein Einvernehmen zwischen dieser und der französischen Negie rung zu erzielen, so sind die madagassischen Gesandten am Montag von Paris nach London abgereist. Die Deputirtenkammer votirte am Montag das Budget des Kriegsministeriums. Der Kriegsminister bekämpfte in einer sehr beifällig aufgenommenen Rede den Antrag auf Aufhebung des Jnvalidenhauses, welcher schließlich zurück gezogen wurde. Der Antrag der Budgetcommission auf Reduction der für das Jnvalidenhaus ausgeworfenen Summe wurde abgelehnt und die vom Minister beantragte höhere Summe bewilligt. Gambetta hat sich am Montag früh bei der Uebung mit einem Revolver an der Hand unbedeutend verletzt; die Kugel hat nur eine Fleischwunde gemacht. Drei des in der Kathedrale von St. Denis begangenen Diebstahls verdächtige Personen sind verhaftet worden. Wie man aus Nizza meldet, wurde durch das Platzen einer an den Eingang zu den Spielsälen von Monte-Carlo gelegten Dynamitpatrone am Sonntag Abend ein Aufseher verwundet. Vermuthlich hatte man es auf eine Beraubung der Bank abgesehen. Ein als der That verdächtiger Ita liener wurde in Haft genommen. England. Nach der Beantwortung einer Reihe von Interpellationen setzte das Unterhaus am Montag die Be- rathung der Geschäftsordnung fort und nahm ohne Ab stimmung die 13. Resolution an, nach welcher die bisher angenommenen Resolutionen das permanente Reglement bilden sollen. Hierauf begann man mit Berathung des Antrags auf Einsetzung permanenter Ausschüsse für Bills, welche die Rechtspflege, den Handel, die Schifffahrt und die Fabriken betreffen. In Dublin wurde am Montag Abend der Gerichts vollstrecker Mullins von drei Männern überfallen und mit Dolchmeffern verwundet; die Thäter hat man verhaftet. Ferner wurde dort an demselben Abend ein gewisser Field, welcher in dem Processe des kürzlich zum Tode verurtheilten Hynes als Geschworener fungirt hatte, auf der Straße von einem Manne, welcher von einem vorüberfahrenden Wagen heruntersprang, mit einem Dolche angefallen und tödtlich verwundet; der Mörder ist leider entkommen. In Aberdeenshire ist eine Eisenbahnbrücke, als gerade ein Zug dieselbe passirte, zusammengebrochen; es haben dabei fünf Personen das Leben eingebüßt, während elf schwer verletzt wurden. Rumänien. Wie dem „Romanul" in Bukarest ge meldet wird, wurde der ehemalige bulgarische Minister des Auswärtigen, Zankow, der aus dem Auslande zurückkehrte, am Abend des 26. Novbr. in Rustschuk beim Betreten des bulgarischen Gebiets von Gendarmen verhaftet, den Händen derselben aber von der Volksmenge, welche ihn am Landungs plätze erwartet hatte, wieder entrissen und im Triumphe nach seiner Wohnung gebracht. Ernste Unruhen wurden befürchtet. Türkei. In Konstantinopel hat sich schon wieder ein Ministerwechsel vollzogen, indem Assim Pascha an Stelle Said Paschas zum Minister des Aeußern und Tahir Effendi zum interimistischen Münster der Bakufs ernannt wurde. Amerika. Die Meldung, daß der Schatzsecretär der Vereinigten Staaten, Folger, seine Demission eingereicht habe, hat sich als unbegründet herausgestellt. Neueste Nachrichten. Berlin, 28. November. Der Minister v. Puttkamer erklärte im Abgeordnetenhause auf Anregung Bachem's, Großenhainer Unterhaltung-- «nd Nnzeigeblatt. Sette 2. die Regierung habe die durch das Steigen des Rheins und der Mosel geschaffenen Verhältnisse eingehend erörtert. Nach einer Depesche des Regierungspräsidenten in Coblenz hätten der Rhein und die Mosel den höchsten Wasserstand dieses Jahrhunderts erreicht, er (der Minister) erwarte weitere Nachricht und werde sich im Falle ernster Gefahr selbst an Ort und Stelle begeben; bis zur Stunde sei eine ernste Gefahr nicht zu befürchten, man möge daher mit Ruhe weitere Nachrichten und Maßnahmen der Regierung er warten. Der Minister theilt die ihm eben vom Kaiser übersendete Depesche der Kaiserin aus Coblenz mit, wonach der Rhein seit gestern Abend noch zwei Fuß gestiegen. In der Maingegend sei ein Wolkenbruch niedergegangen. Das Wasser dringe jetzt von allen Seiten in den Schloß garten ein. Die Schiffbrücke ist zur Hälfte sortgerissen und die Orangerie im Generalcommando steht unter Wasser. Es ist kein Ende abzusehen, der Verkehr kommt immermehr ins Stocken. Der Minister fügt hinzu: „Danach ist die Situation allerdings ernst. Ich werde nach Schluß der Sitzung um Audieuz beim Kaiser nachsucheu, um seine Be fehle entgegenzunehmen. Sollte es nöthig sein, daß ich mich an die Stätte der Gefahr begebe, so hoffe ich, daß Sie die Berathung des Etats des Innern bis nach meiner Rückkehr aussetzen." — Der heute dem Abgeordnetenhause zugegangene Gesetzentwurf über den Erlaß der vier untersten Klassen steuerstufen und die Besteuerung des Vertriebs geistiger Getränke und Tabarfabrikate legt eine Steuer Personen auf, welche Wein, Bier, Branntwein und Tabakfabrikate anderen Personen als Wiederverkäufern verkaufen over- öffentlich feilbieten. Die Steuer beträgt jährlich bei einem Jahresumsatz von 1000 bis 2000 M. für Bier 16, Wem 20, Tabak 24 und Branntwein 32 M., steigt bis 5000 M. Umsatz für je 1000 M. nm resp. 16, 20, 24, 32 M. Steuerbetrag, bis 7000 M. Umsatz 88, resp. 112, resp. 132, resp. 172 M. Steuerbetrag, bis 10000 M. Um satz 128, resp. 160, 192, 256 M. Steuerbetrag. Alsdann steigt der Betrag für je 3000 M. um 48, resp. 60, 72, 96 M. Bei weniger als 1000 M. Umsatz richtet sich die Steuer nach der Einwohnerzahl der Orte. Pest, 28. November. Die Differenzen zwischen dem Präsidenten des Unterhauses, Pechy, und dem Abgeordneten Hoisty, welcher sich durch eine von dem Präsidenten in der Sitzung vom 26. d. gethane Aeußerung beleidigt fühlte, sind durch die Erklärung des Hauses, daß das Vorgehen des Präsidenten keine Beleidigung Hoisty's involvire und eine Herausforderung daher grundlos sei, beigelegt worden. Paris, 28. November. Der Senat beschloß, die Wahlen lebenslänglicher Senatoren an Stelle Pothuau'S und Larcy's am 7. December vorzunehmen, nnd genehmigte sodann den von Brazza abgeschlossenen Vertrag. Der er stattete Bericht conftatirte den friedlichen Charakter der Expedition Brazza's. — Deputirtenkammer. Berathung des Marinebudgets. Der Marineminister hob im Laufe der Debatte hervor, daß der Bau von Kriegsschiffen lebhaft betrieben werde, und gab einige technische Aufklärungen über Panzerschiffe. Gegenwärtig befänden sich 52 Schiffe im Bau, von denen 29 auf Privatwerften gebaut würden. Das langsame Fortschreiten der Arbeiten habe seinen Grund in den verschiedenen Modificationen bezüglich der Con- struction der Geschütze. Der Minister theilte mit, er er warte noch den Bericht der Commission zur Berathung von Verbesserungen im Marinedienste. Den Vorwurf, daß er gegen die Einführung von Reformen sei, müsse er zurückweisen. Mehrere Capitel des Marinebudget wurden angenommen. Nach einem Telegramm des „Temps" aus Madrid haben in Barcelona, Tarragona und Sevilla weitere Ver haftungen von Socialisten stattgefunden. London, 28. November. Unterhaus. Der Premier Gladstone erwiderte auf die Interpellation Stanley's wegen der Kosten für den egyptischen Feldzug, außer dem bereits bewilligten Kriegscredite würden die Kriegskosten bis zum 1. October für die Armee und die Flotte voraussichtlich 1,060,000 Pfd. St. betragen, so daß England bis zum 1. October im Ganzen 3,360,000 Pfd. St. zu tragen habe. Die wirklichen Kosten für das indische Contingent betrügen nur 1,140,000 Pfd. St., während der Voranschlag dieselben auf 1,880,000 Pfd. St. bezifferte. Die Kosten vom 1. Octbr. ab würden voraussichtlich ganz oder wenigstens fast ganz von Egypten getragen werden. Der SecretLr des Schatz amts, Cortney, entgegnete Lawrence, Deutschland habe bisher keine Offerte gemacht, einen Theil der Manuscripte Hamilton's wieder zu verkaufen. Unterstaatssecretär Dilke antwortete Jacob Bright, die Regierung wünsche sehr die vollständige Freiheit der Schifffahrt und des Handels auf allen großen Flüssen Afrikas. Die Frage würde gegen wärtig auf das Sorgfältigste erwogen. Gibson erbittet und erhält die Erlaubniß, die Vertagung des Hauses zu beantragen, um darauf hinzuweisen, daß die Anstellung von gerichtlichen Taxatoren unter der irischen Landakte eine Verletzung der Landakte sei. Gibson tadelte dies Ver fahren auf das Heftigste. Bukarest, 28. November. Nach den von verschiedenen Blättern gebrachten Mittheilungen aus Rustschuk wurde Zankow in seiner Wohnung verhaftet, ebenso wurden gegen 100 seiner Anhänger festgenommen. In Rustschuk herrscht große Aufregung. Nachrichten aus tzladt unk) Amgegenk). — — ru. Da in den letzten Monaten in verschiedenen Gegenden Sachsens wegen verstärktem Auftreten von Kinderkrankheiten die Schulen Haven geschlossen werden müssen, hat das K. Ministerium d. C. u. ö. N. uuterm 8. November d. I. eiue Verordnung als Ergänzung zu der bereits früher erlasseuen Morduung erlassen, des Inhalts, daß^bei dem Auftreten ansteckender Krankheiten (Pocken, Maiern, Scharlachfieber u. Diphtheritis) in den Schulen von den Direktoren, bez. Ortsschulinspectoren sofortige Anzeige an den Bezirksarzt zu erstatten sei, und zwar bei Pocken im ersten Krankheitsfälle, bei Masern im ersten Todesfälle oder wenn die Erkrankungen so zahlreich sind, daß die Schließung des Unterrichts in Frage kommt, bei Scharlach und Diphtheritis, wenn gleichzeitig oder bald nacheinander mehr als drei Er krankungen vorkommen. Die Anzeige ist auch dann zu erstatten, wenn ansteckende Krankheiten bei den Bewohnern des Schul hauses eintreten. Der Schulbesuch geueseuer Kinder soll bei Masern erst nach vier, bei den anderen Rankheiten erst nach sechs Wochen gestattet werden; anch können nach Anordnung des Bezirksarztes gesunde Kinder, in deren Familien oder Wohnungen ansteckende Krankheiten vorgekommen sind, zeitweilig vom Schulbesuche ausgeschlossen werden. Großenhain, am 28. November. Bei der gestern hier statt gehabten Stadtverordneten-Ergänznngswahl machten von 886 stimmberechtigten Bürgern 349 von ihrem Wahlrechte Gebrauch. Seit dem Inkrafttreten der revidirten Städteordnung entfielen: 1874 ans 892 i stimmberechtigte 409 Wähler — 46 <>/ /o, 1875 „ 985 408 „ -- 4" o/ e", 1876 „ 877 37" „ -- 43 «t, 1877 „ 842 R>2 „ -- 42 18<8 „ 870 „ 434 „ -- 50 1» 1879 „ 881 340 „ --39 "/R 1880 „ 881 „ 460 „ --- 52 1881 „ 868 459 „ -- 53 1882 „ 866 :U9 „ -- 40 v/" /O' Es waren diesmal zn wählen acht Ansässige und drei Un ansässige. Aus der Wahlurne gingen als gewählt hervor: N Ansässige. 0 mit 2> „ 200 3t „ 199 4> „ 182 5> „ 176 6> „ 1/3 7j „ 163 8l „ 161 1 > mit M 2> „ 188 3) „ 182 Außer den Erwählten waren weiter noch mit höheren Stimmcn- zahlen bedacht worden von den Ansässigen mit 156 Stimmen Herr Gastuurth Richter, 154 Herr Färbereibesitzer Böhme, 146 Herr Schlossermeister Hofmann, 145 Herr Tuchhündler Theodor Scheffler, 143 Herr Kaufmann Pollmar, 137 Herr Schuhmachermeister Rößler, 126 Herr Kanfinann Eichhorn, von den Unansässigen mit 162 Herr Fabrikant Inlius Kümpfe und mit 154 Herr Zinngießermstr. Wilke. Die übrigen Stimmen waren zersplittert. Iß U n a n s ä s s ige: l Auktionator Gutmann, verordnete. Ersatzmann. Ersatz männer St. Herr Uhrmacher Messerschmidt, „ „ Rentier Wilhelm Günther, 1 Herr Rechtsanwalt Kepßelitz, / „ Knpfersctun.-Mstr. Friedrich I Augnst Schwedler, / „ Kammann Rößler, vccordmtc, „ Färbereibesitzer Schmidt, ' „ Gärtner Karl Reinhardt, „ Tischlermstr. Franz Schmirk, . „ Schuittwaarenhdlr. Bielagk, „ Baumeister Lehnert, NermtsM'8. lieber die Wassersnvth liegen folgende vom 28. November Mittags datirte Nachrichten vor. Ans Köln: Der Rhein stieg bis ans 930; nnr die Mosel fällt. Von allenthalben werden Betriebsstörungen nnd anhaltendes Regentvetter gemeldet. — Aus Frankfurt a. Ai.: Seit Mitternacht ist das Wasser von 628 auf 610 gefallen nnd fällt langsam weiter. Auf der Lndwigs- bahn ist der Verkehr zwischen Frankfurt a. Ai. uud Mainz ein gestellt, ebenso zwischen Frankfurt a. Ai. uud Worms und Frankfurt a. Ai. uud Mauuheim wegen Ueberschwemmung der Gleise. — Ans Mainz: Das Wasser des Mains hat den höchsten Stand im Jahrhundert erreicht, der gesummte Bahuvertehr ist eingestellt: die Post ist für Pakete, Geld- und Nachnahmesendungen geschlossen worden. Das Wasser überschritt den Bahndamm. Nachts wurde in Garteufeld Sturm geläutet. — Aus Wiesbaden: Der Verkehr ans der Tanunsbahn ist heute gänzlich unterbrochen, da anch die Strecke Höchst Frankfurt a. Ai. überschwemmt ist. In Rüdesheim beträgt die Rheinhöhe 636; das Wasser ist noch langsam im Wachsen begriffen. Der Neckar fällt. — Nach einer Depesche aus Köln vom 28. November Abends 6 Uhr 40 Min. zeigte der Pegel 945 Etm., das Steigen des Wasser.' hatte auf- gehörk. einige Joche der Koblenzer Schiffsbrücke waren oberhalb des Pegels gelandet. Das Barometer stieg weiter, das Wetter war klar lind die größte Gefahr schien vorüber zu sein. Auf dem Grabe Berthold Anerbach's in seinem Geburtsorte, dem Schwarzwaldstädtchen Nordstetten, wird in den nächsten Tagen der Grabstein sür den verstorbenen Dichter aufgestellt werde«. „Berthold Auerbach, geboren am 28. Febrnar 1812, gestorben am 8. Febrnar 1882." Das ist die Inschrift, die am dem Grabstein zu lesen ist. Man hat im vorliegenden Falle von dem jüdischen Gebrauch Abstand genommen, dem Verstor benen erst nach Ablanf eines Jahres einen Denkstein zn errichten. Nach Anerbach's letztwilliger Verfügung ist das Material des einfachen Monumentes schwarzwälder Granit. Die in Berlin im Circus Renz am Sonnabend Abend znm Entsetzen des zahlreich anwesenden Publikums verunglückte graziöse Schulreiteriu Miß Zephora, alm8 Fran Z. Hahnemann geb. Weist ist am Sonntag Abend gestorben. Miß Zephora war die Witwe des aus dem Circus Salamonski bekauuteu, vor 5 Iahreu in Königsberg auf ähnliche Weise verunglückten nnd verstorbenen Schulreitcrs Hahnemann. Heber die Details des Unglücksfalles wird der „Voss. Ztg." von Augenzeugen berichtet: Den Schluß des ersten Theiles der Vorstellnncs bildete ein Damen-Jockeyrenuen von den Damen, darunter Miß Zephora. Sämmtliche Abtheilungen des Nennens waren bis ans ein springen über verschiedene Hindernisse und Hürden bereits erledigt, als plötzlich das von Miß Zephora gerittene Vollblntspringpserd „Bimbo" bei einem Sprung mit den Vorderfüßen zusammen- knickte und die Künstlerin mit dem Kopfe gegen die Schranken einer Barriere schlenderte. Die Aufregung im Circus Ivar eine ungeheure. Der Student Daudt, welcher den Hauptmann Emmerich in Würzburg im Duell erschoß, ist nicht, wie gemeldet wurde, während seines Transportes von Leipzig nach Würzbnrg ent flohen, sondern am 23. November in das Landesgefängniß zn Würzburg abgeliesert wordeu. Ueber das Vorleben des Daudt hört mau uvch, daß er verschiedenen Corps als Mitglied angehört, aber aus denselben entfernt worden ist. Der Mörder des 16jährigen Dienstmädchens bei Koblenz ist am Freitag Abend in der Person des Bremsers Müller, ver- heirathet nnd Vater von drei Kindern, am Bahnhofe in Koblenz verhaftet worden. Derselbe hat die That bereits eingestanden. Wie nach der „Frankfurter Zeitung" weiter verlautet, soll der selbe früher iu Bochum stationirt gewesen sein. Die Art und Weise des Verbrechens lassen die Vermuthnng anfkommen, daß Müller auch Derjenige sei, der die bekannten Frauenmorde in der Gegend von Bochum verübt hat. Aus Görlitz vom 25. d. schreibt mau der „Lchles. Ztg.": Wie von vielen anderen Orten, so vernimmt mau auch aus Görlitz vou den Fischern recht häufig die Klage, daß der Fischbestand iu deu fließenden Gewässern von Jahr zu Jahr immer mehr abuehme nnd das Erträgniß des Fischereigewerbes daher jetzt ans ein Minimum herabgesuukeu sei. Umsomehr ist es zu ver wuudern, weuu ausuahmsweise eiumal Fälle vou reiche» Fisch zügeu Vorkommen, wie ein solcher vor einigen Tagen hier geschah. Ein hiesiger Einwohner, welcher das Fischen aus Liebhaberei betreibt uud zu seinem Vergnügen Mitglied der Fischermnung geworden ist, fing mit einem wgenannten Tanchnetze binnen verhältnißmäßig kurzer Zeit in der jetzt gerade sehr wasserreichen Neisse gegen 1000 Stück Rothaugen; bei einem einzigen Aufzuge des Netzes z. B. fanden sich in demselben mehr als 100 solcher Fische vor. Der ganze Fang repräsentirte ein Gewicht von un gefähr zwei Centnern.