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Redaktioneller Teil. 254, I. November will. seine Kragen ein paarmal täglich. Und Strümpfe (graue Wollstrümpfe mit weißen Borden) drei- bis viermal. Ich weiß nicht weshalb. Weiß nur, daß es für mich einen halben freien Tag bedeutete, wenn ich nach diesen Dingen geschickt wurde. Der Mann hätte sehr gut den Hausknecht oder einen der Laufburschen schicken können. Aber ich bin fest davon über zeugt, daß er mich schickte, weil er entdeckte, daß ich mich über den Weg freute. Wöldike war im ganzen ein guter Mensch. Als Mikkelsen, der sich in seinem Vaterlande nicht durchbringen konnte, nach Amerika reisen wollte und kam, um Abschied zu nehmen, fragte Wöldike: »Wieviel Geld haben wir in der Kasse, Herr Wiene?« »58 Kronen. Und bis zwölf müssen wir einen Wechsel von dreihundert bezahlen.« »Geben Sie Mikkelsen die 58 Kronen«, nickte Wöldike. »Kratzen wir die anderen zusammen, so werden wir uns auch noch die 56 beschaffen.« Und Mikkelsen bekam das Geld. Andererseits war es mir fast unmöglich, aus meinem Prin zipal die 25 Kronen hcrauszuziehen, die mein Monatsgehalt bilden sollten. In meinen Aufzeichnungen vom 3. 5. 77 steht: Bei Wöldike will ich nicht mehr bleiben, wenn ich meine Lehrzeit Überstunden habe, denn ich muß ja mein Geld zur be stimmten Zeit haben, und das kann man nicht bei ihm bekommen; ich habe jetzt bei ihm das Gehalt für zwei Jahre stehen. Wäre es mein Geld, so würde es mir nicht daraus ankommen. Ader dieses Geld soll Tante Marie für das letzte Jahr meines Auf enthaltes in ihrem Hause bekommen.« Ich fragte Wiene, weshalb ich mein Guthaben nicht be käme. Wiene antwortete: »Wöldike sagt, daß Ihre Tante reich sei, daß es also nichts tut, wenn sie warten muß.« Und als ich endlich nach fünfjähriger Lehrzeit Wöldikes Buchhandlung verließ, hatte ich bei ihm ein Guthaben von neun hundert Kronen. Als ich sie verlangte (und erhielt), war er so beleidigt, daß er mich seitdem nicht mehr grüßte, wenn ich ihm auf der Straße begegnete. Bon der Skindergade zum Ny Torv begleitete uns unsere Putzfrau. Sie war schwedischer Abkunft. Wie sie hieß, weiß ich nicht. Wir nannten sie immer nur die »Madame«. Sie war ein einsamer Mensch, hatte frühzeitig ihren Mann und ihren einzigen Sohn verloren. Wir beiden freundeten uns mächtig an. Ich besuchte sie in ihrer Zweizimmerwohnung im dritten Stock eines Hinterhauses in der Borgergade. Sie be wirtete mich mit Kaffee und sang mir ein rührendes kleines Liedchen vor, das folgendermaßen begann: Denk auch einmal, wenn du die Blumen Pflückest, An den, dem ach, so wenig Blumen blüh'n. Aber sie konnte auch munter sein, lachen und scherzen. Einmal lieh ich mir von ihr Kleid, Shawl und Hut, zog diese Sachen an und ging quer über den Markt, um einen Brief in einen Briefkasten zu legen, der am gegenüberliegenden Hause befestigt war. An unserem Fenster standen Mikkelsen, die Ma dame und unser neuer Geschäftsführer, Andreas Kröyer, und amüsierten sich. Der Hinweg zum Briefkasten verlief ohne Zwischenfall, trotzdem es mir schien, als ob ein Polizeibeamter, dem ich be gegnete, mich inquisitorisch anblickte. Aber als ich auf dem Heimweg war, begann ein etwas an geheiterter Matrose mir die Cour zu schneiden. Er versuchte mir den Arm um die Taille zu legen, ich wollte zur Seite springen, aber Madames Schuhanzieher, der in der Kleidertasche liegt, kommt mir zwischen die Beine, ich falle, das Kleid fliegt zur Seite und entblößt meine graugestreiften Männerhosen. Der Matrose bleibt vor Staunen mit offenem Munde stehen, und in zwischen springe ich auf und ins Geschäft zurück, wo ich selbstver ständlich mit Jubelrufen empfangen werde. IZ58 Ach ja, die Madame! Als ich nach beendeter Lehrzeit meine Stellung verließ, war sie sehr betrübt. Ich schwor ihr denn auch zu, sie nie zu vergessen, sondern sie recht oft in ihren Stuben in der Borgergade zu besuchen. Natürlich kam ich nie mehr hin — ich Meineidiger. Wöchentliche Übersicht über geschäftliche Veränderungen und Einrichtungen. Ausammcngestellt von der Redaktion des Adreßbuchs des Deutschen Buchhandels. 23. bis 28. Oktober 1810. Vorhergehende Liste 1818, Nr. 248. ' — In das Adreßbuch neu ausgeno»>me»eFirma, — B. —Börsenblatt. — H. - Haudelsgerlchtliche Eintragung lmit Angabe des ErschcinungS- tags der zur Bekanntmachung benutzten Zeitung). — Dir. — Direkte Mitteilung. 'Allgemeine Reklame-Anstalt (ARA) Ernst Honig Buchhandlung und Verlag, München, Weinstr. 2, am Maricnplatz. Kernspr. 25 007. Bankkonto: Pfälzische Bank, Filiale Krauensir. 11. Postscheck 012». Leipziger Komm.: Ferna». sH. 24./X. 1810.1 A u d r «, I o h a n », L c i p z i g, 8 w e i g »i e d e r 1 a s s uu g. Pro kura ist erteilt Karl Josef Moll, Ludwig Caills n. Wilhelm Schulz, sämtlich in Osscnbach. Je zei von ihnen dürfen die Gesellschaft nur gemeinschaftlich vertreten. >H. 20./X. IliIO.j Basch, tlr., k Co., Berlin. Die Auslieferung erfolgt bis Kriegsende nur noch i» Leipzig bet L. Fernau. sB. 247.j 'Bock, Arthur, Berlin-Steglitz, Jeverstr. 1. Musikvcrlag. Gegr. 1./X. 1810. Leipziger Komm.: Simrock. sB. 252.j Boesking, H., sr Co., Bremen, Ansgariitorstr. 11. Verlag und Sortiment, Lithogr. Kunstanstalt u. Druckerei. Gegr. 1882. Fernjprecher: Roland 8127. Geschäftszeit: 8—(48. Telegramm adresse: Boesking Co., Breme«. Bankkonto: Bank für Handel n. Gewerbe. Inh.: H. Boesking. Prokur.: I. H. D. W. Döpke. Leipziger Komm.: K. E. Fischer. sDir.j Creutz'sche Buch- u. Musikh. u. VerlagSbuchh. Max Krctschnian», Magdeburg. Leipziger Komm, jetzt: Fernau. sDir.j Dieterich'schc Vcrlagsbuchh. Theodor Weicher, Leipzig, ging käuflich 1./X. 1810 mit Firma und allen Be ständen (mit Ausschluß des rechts- u. staatswissenschastlichen u. deutsch-völkischen Teiles) au vr. Max Hosmann über. De» ihm verbliebenen Teil führt der seitherige Inh. unter der Firma Theodor Weicher weiter. sDir.j 'E l l e r s i e k, K r i e d r i ch, B e r l i» 8 58, Wißmannsir. 40. Schris- tenvertrieb ». Verlag. Gegr. 1./IV. 1810. Fernsprecher Moritz platz 4522. Leipziger Komm.: O. Weber. sDir.j E r n e st i' s ch e B u ch h., G., (Gustav Schielte), Chemnitz, wurde lt. handelsgcrichtlicher Eintragung v. 25./X. 1810 i» eine G. tu. b. H. umgewandelt. Geschäfts?, ist Joses Letz. sB. 251.j Evangelische Buchhandlung Richard Bach, Chemnitz. Der Inh. Richard Bach ist verstorben. sB. 247.j Excelsior-Verlag Elisabeth Pfau, Leipzig, jetzt: Windmlihlenstr. 38. sDir.j Kriedlaender, Robert, Wien, veränderte sich 2V./X. 1810 in Richard Länyi. sB. 252.1 Groth, I. M., Elmshorn, hat Postscheckkonto Hamburg 11474 sDir.j *Hollinger, G., D i c d e n h o f e n. Buch- u. Kunsth. Gegr. 1871. Leipziger Komm.: Maier. sB. 250.) Honig, Ernst, Buchhandlung und Verlag, München, veränderte sich in Allgemeine Reklame-Anstalt (ARA) Ernst Honig Buchhandlung und Verlag. sH. 24./X. 1916.) Junghanß, Gebr., Leipzig. Der Mitinh. Cnrt Jnnghanß ist verstorben. sB. 250.) Köhler, Alexander, Leipzig, Zweigniederlassung. Frau Agnes Hertha Köhler geb. Wicszncr, Dresden, ist Prokura erteilt. sH. 27./X. 1916.) Korn'sche Buchh., Friedrich, Nürnberg. Der Geschäftsf. des Sortiments, Karl Hanns;, ist verstorben. sB. 252.) Körner's Verlag, G. W., Leipzig. Der Inh. Henri Hin- richsen ist zum Kgl. Sachs. Geheimen Kommerzienrat ernannt worden. sB. 250.)