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^ jährlich ^i G«s«h2st»ftelle odöcZHMarS äi^oftü^erWeijulig ^ ^i?hrl^ch?^E ^ uv^and^r^olgt^iefernivg z M?ta?i^de"r^ü 36 M." 8 ^ 6.1? M. statt 18'Li. SteUsngcsuchi- rvcrden miNO Pf. pro ^ Nr. 254. UHMümd^BörstM^iKrisW'FM'lAjeMüchMMrM^NA Letvzig. Mittwoch den 1. November 1818. 83. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Mitteldeutscher Buchhändler-Verband E. V. Frankfurt a. M., Wiesbaden, Mainz, Darmstadt, den 28. Oktober 1916. Die diesjährige satzungsgemäße Herbst-Versammlung findet Sonntag, den 12. November 1916, morgens V-12 Uhr zu Frankfurt a. Main im Ratskeller, Paulsplatz 5 statt. Die Tagesordnung geht den Mitgliedern direkt zu. Der Vorstand des Mitteldeutschen Buchhändler-Verbandes E. V. Stuttgarter Buchhändler-Verein. Bei der am 19. Oktober 1916 stattgesundenen ordentlichen Hauptversammlung wurden die erforderlichen Neuwahlen vorge nommen, und setzt sich nach diesen der Vorstand für das Jahr 1916/1917 aus folgenden Herren zusammen: G. Kilpper (Deutsche Verlags-Anstalt) 1. Vorsitzender. O. Sperling (H. O. Sperling u. Wilhelm Violet) 2. Vorsitzender. Curt A. Hose mann (Albert Koch L Co.) 1. Schatz meister. Gottfried SPemann <W. Spemann) 2. Schatz meister. Ernst Zeller (Buchhandlung d. Ev. Gesellschaft) 1. Schriftführer. Fried r. Stahl, Kgl. Hofbuchhändler, 2. Schriftführer. Aus meinen Erinnerungen. Von Gustav Wied. V. (Schluß zu Nr. LM/LS3.) Np Toro. (Nachdruck verböte».) Es war meinem Prinzipal allmählich klar geworden, daß sich der Sortimentsbuchhandel nicht lohnte. Der Laden in der Skindergadc wurde deshalb gekündigt, und nach einigem Suchen glückte es uns, ein Lokal in einem Erdgeschoß am Nytorv zu finden, das wir bezogen. Ich war stolz darauf, von nun an nur Verleger und nicht auch Ladenschwengel zu sein. Es war sehr mühsam, die ganzen Bücher von einem Ort zum andern zu transportieren. Aber Wöldike wußte Rat. Ich wurde zu den Bibliotheken umhergeschickt, um mir ihre »Bücher kisten« zu leihen, merkwürdige Dinger, die an die Krankenbahren der Hospitäler erinnerten. Und wie gewöhnlich waren die Leute ihm gefällig. Endlich kamen wir also in Ordnung. Aber ein paar Tage vor dem Umzug ließ ich mir einen »Scherz« zuschulden kommen, der mir merkwürdigerweise weder den Zorn des Prinzipals noch den Wienes, sondern nur einen stillen Verweis zuzog. Wöldike hatte sich vier mächtige, lebendige Hummern kommen : lassen. Ich glaube aus Norwegen. Sie befanden sich draußen in der Küche in einer Kiste, wo sie umhcrkrochen. Ich hatte an dem Abend Erlaubnis bekommen, ins Theater zu gehen, und als ich hinauskam, um mich zurecht zu machen, sehe ich die Tiere. Ich nehme also den größten von allen und lasse ihn rückwärts in die Hintere Tasche von Wienes langschößigem Überrock gleiten. Das ging wie geschmiert, und ich wanderte froh ins Theater. Als ich mich am nächsten Morgen cinfinde, steht Mikkelsen in der Ladentür: »Na, Wied, Sie können sich auf etwas gefaßt machen«, sagte er. Ich hatte den Hummer ganz und gar vergessen. »Was gibts denn?« fragte ich. »Der Hummer!« antwortete Mikkelsen. »Der Hummer«, sagte ich, und ein Schauder lies mir über den Rücken. »Was ist's mit dem Hummer?« »Er konnte nicht heraus«, sagte Mikkelsen, »er sitzt noch in Wienes Tasche.« »Nein, aber!« Ganz so schlimm war es nun nicht. Aber als Wöldike seinen besten Hummer vermißte, wurde der Laden völlig auf den Kopf gestellt, das ganze Geschäft wurde durchwühlt. Zuletzt ging der Prinzipal selbst mit einem brennenden Licht in den Hof hinaus und suchte unter dem Rinnsteinbrett. Aber das Tier war weg. Es wurde 8 Uhr, und Wime ging hinunter, seinen Über rock anzuziehen. Der war so merkwürdig schwer. Er steckte die Hand in die Hintere Tasche und stößt einen argen Schrei aus: Da saß der Hummer mit den Klauen nach oben und hatte ihn derb beim Mittelfinger gepackt. »Donnerwetter, wie ist er da hineingekommen? und rück wärts?« Da ging es ihm aus, daß ich das Stückchen angestellt haben mußte, ehe ich ins Theater ging. Ader das Schlimmste kam erst. Der Hummer wollte nicht aus seinem Versteck heraus. Er wehrte sich mit seinen sämtliche» 97 Klauen. Je kräftiger man zog, desto mehr sträubte er sich, um bleiben zu dürfen. Zuletzt mußte der Boden aus der Tasche getrennt werden, und da glitt das Tier ja schön leicht hinunter. Ich wartete mit Fjircht und Beben Wienes Ankunft ab. Aber er sagte Wetter nichts als: »Sie können sich freuen, Wiedchen. Wöldike ist rasend«. Ich mußte also nochmals warten. Und Wöldike kam: »Na, wie haben Sic sich gestern abend amüsiert?« fragte er freundlich. »Ja . . . danke ... äh ... gut!« stotterte ich. »Wir haben uns auch amüsiert!« sagte er und blickte über die Brillengläser schelmisch zu mir herüber. »Wollen Sie, bitte, nach Rörrebro hinausgehen und mir ein Dützen Kragen holen?« Da war ich gnädig fortgekommen! Wüldikes Kragen konnte man nur in einem bestimmten Laden in der Nörrebrogade gegenüber dem Fälledvej bekommen. Er brauchte eine so ungeheure Nummer. Er wechselte 1357