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Der Grrnzbole ! Inserate von hier und aus dem BerbreitungS- i bezirk werden mit 10 Pfg., von auswärts mit für den nächstfolgenden Tag erbeten. Reclamen die Zeile 20 Pfg. l 15 Pfq. die 4mal gespaltene Grundzeile oder k deren Raum berechnet und bis Mittags 12 Uhr s ÄgM Mi> Azcher für Adorf und das obere Vogtland Der Grenzbote erscheint täglich ! mit Ausnahme des den Sonn- und Feiertagen l folgenden Tages und kostet vierteljährlich, voraus- f bezahlbar, 1 Mk. 2o Pfg. Bestellungen werden l in der Geschäftsstelle, von den Austrägern des ! Blattes, sowie von allen Kaiser!. Postanstalten und Postboten angenommen. O 253. Sonnabend, den 29. Oktober 1994. Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: Htto Meyer in Adorf. Fernsprecher Nr 14 Hierzu Sonntags die illuftr. GratisbeiLaqe „Der Zeitspiele!". Fernlprechcr Nr. 14. Jayrg 69. Politische Rundschan. Tas Ende des Hereroaufstandes scheint nun b-evorzusteheu. Tie Hauptsache bleibt na türlich, die Herero mir Erfolg von den Wasser stellen feruzühalten, und sie so durch Wasser mangel zur Unterwerfung zu zwingen, daß viel verendetes Viech gefunden worden ist, deutet darauf hin, daß sich der Wassermangel bereits bemerkbar macht. Diese Aushungerung desFem- des ist zwar ein grausames Mittel, aber es ist das einzige Mittel, diesen Feind nieverzuzwin- gen. Und jeder Tag, um den der Feldzug so abgekürzt wirb, verkürzt auch! die Leiden und Strapazen unserer Truppen, worauf es uns denn doch zuerst ankommen muß. Fast ebenso wichtig wie die Fernhaltung der Herero von den Wasserstelten ist es freilich-, zu verhindern, daß sich, der Feind jenseits der englischen Grenze in Sicherheit bringe. London, 27. Oktbr. Hier steht fest, daß der heutige Tag die Entscheidung über Krieg oder Frieden bringen muß, und daß die Regie rung im Falle einer unbefriedigten Antwort Rußlands durch die Voltsstimmung zu Gewalt- schritten gezwungen werden würde. Als unbe friedigt wird jede Antwort airgesehen, welche nuhr die sofortige Bestrafung der schuldigen rus sischen Offiziere zusichert. Die Zenuugen drücken ohne Ausnahme heftige Ungeduld über die Ver zögerung der russischen Antwort aus. — Falts es wahr sei, daß Adnriral Roschdjestwensky den Vorfall für unvermeidlich erklärt habe, müsse seine mMubtiMche Entlassung gefordert wer den. Tie Ansicht, daß England es mit seinen Drohungen nicht ernst meine, sei ein schwerer und gefährlicher Irrtum. Ter erste Lord der Admiralität Lord Selborne ist heute nacht nach Portsmouth abgereist, um die Mobilmachung der 'Flotte zu leiten. In allen Häfen, Docks und Arsenalen herrscht fieberhafte Tätigksil; überall macht sich begeisterte Stimmung und der Wunsch, geltend, daß es zur Vernichtung der russischen Ostschflotte kommen möge. Tie englische „Heimatflotte" hat sich auf ihrer Basis im Firth of Forth versammelst. De TailyMail erfährt, die russische Regierung sei der ei r zu einer Entschuldigung und Entschädigung, aber die Kriegspartei sei gegen die anderen beiden Forderungen der Bestrafung der Offiziere und der Garantie für kie künftige Sicherheit der britischen Handelsschiffe. Tie britische Regier ung sei entschlossen, nicht n ächz «geben, und habe der russischen Regierung milgeteilt, daß eine Zusage der beiden letzgenannten Forderungen bis spätestens heute nachmittag in ihren Händen fein müsse; falls dies nicht geschehe, werde, wie das Matt erfährt, die Kanalflokte Befehl er halten, die russische Ostfeeflotre zur Rückkehr anfzufordern, und wenn Adnriral Roschsjest- wenskydies verweigere, werde der britische Ad- miräl Zwang anwenden. Tie britische Regie rung hege, die Zuversicht, das; Frankreich sich in den Konflikt unter keinen Umständen ciu- mischen werde. Tie russischen Darstellungen des Vorfalles, wonach sich, wirklich fremde Torpedo boote bei der Fischerflottille befunden hätten, finden in England keinerlei Glaüben und er höhen in London nur -die Erbitterung. Aus Vigo wird depeschiert: Prinz KerstE, ein Offizirr des russischen Schlachtschiffes „Alexan der der Tritte", erklärt zu dem Hüller Zwi schenfall: Tas voran fahrende Transportschiff „Anadoul" wurde plötzlich von acht Torpedo booten umringt. Tie Schlachtschiff-Division ging vor und signalisierte den unbekannten Torpe dobooten, sich zu entfernen und ihre Nationali tät anzuzeigen . Tie Fahrzeuge gehorchten nicht, sondern dampften untren unter die russischen Kriegsschiffe. Plötzlich hörte man einen Kano nenschuß von diesen, worauf der Admiral Schlachtlinie bilden und das Feuer erwidern ließ .Danach wurde die Seefahrt fortgesetzt. — Nach einer Tepesche aus Tokio besagt der Bericht eines fremden Korrespondenten vonPort Arthur vom 17. h- M., daß der Widerstand der Garnison an Energie abnähme. Mau glaube deshalb, daß das Ende der Kämpfe bevorstehe. Aus Schanghai wird -gemeldet, daß Port Ar- tlhnr am 25. d. M. den ganzen Tag in Flam men gestanden habe. Oertliches und Sächsisches. Adorf, 28. Oktbr. Gewarnt wird vor ei nen: Mann, welcher sich hier umhertreibt und Feuerversicherungsbeiträge kassiert, angeblich für die Feuerversicherungs-Aktiengesellschaft Viktoria in Berlin, Lindenstraße 20—21. Dabei verteilt er ausführliche, auf rotes Papier ge druckte Prospekte. Bei zwei hiesigen Anwoh nern der Jvihannisstraße ist es dem Fremden gelungen, sich! 5 Mark zu erschwindeln. Per sonen, die derartige Prospekte von dem Unbe kannten erhalten oder Geldbeträge an ihn ent richtet haben, wollen sich unverzüglich! zwecks weiterer Ermittelung in dieser Sache auf der Po lizeiw ache melden. Adorf, 28. Oktbr. In die Kollektion des Herrn Adolf Kolbe sielen bei der heutigen Zieh ung der Sächsischen Landes-Lotterie 3000 Mk. auf Nr. 80 384. Adorf, 28. Oktbr/ lieber den gestern be reits gemeldeten Brand der Anwesen der Her ren August Dölling und Hermann Zeitler in Jugelsburg wird noch bekannt, daß Herr Döl ling, der in Markneukirchen arbeitet, erst tele graphisch von dem ihn betroffenen Brande un terrichtet und hrrbeigerufen worden ist. Tie Versicherung Tullings ist nur eine teilweise, Zeitler konnte nicht versichern, weil er bei der Militärversicherung, wo Dölling versichert ist, nicht ausgenommen worden war. Es besteht die Vermutung, daß der Brand durch spielende Kinder entstanden wi, da eine andere Ursache nicht ersichtlich ist. — Heute früh brannte in Hermsgrün eine zur Günne lmMe gehörige Scheune nieder. Plauen. Tie Königin-Witwe Carola hat heute den Vorstand des hiesigen Albert-iZweLg- vereins benachrichtigen lassen, daß sie an: 12. November in Planen eintreffen und das Albert stift, die katholische Kirche und die Königs.Kunst schule für Textilindustrie besichtigen wird. Au ßerdem wird die Königin-Witwe der Eröffnung des Marktfestes beiwohnen. Neudorf, 26. Oktbr. Von dein Eisenbahn zug Cranzalst—Oberwiesenthal ist der dreijäh rige Knabe Höber derart überfahren worden, daß ihm von dem herbeigerufenen Arzt die Finger der rechten Hand zum Teil abgelöst iver- den mußten. Tas Kind hakte an dem Unglücks tage seinen Geburtstag. Es ist in den fahren den Zug hineingelaufen. Werda, 27. Ottbr. In der Nacht znm 26. Oktober sind auf hiesigem Friedhöfe von Bubcn- händen gegen zwanzig Denkmäler umgeworfen und beschädigt worden. Chemnitz, 27. Oktbr. Eino Automobil- dampfspritze sirr unsere Berufsfeuerwehr ist hier eingetroffen. Tie Spritze, die Luder Waggon- und Maschinen-Aktien-Gesellschafi Vorm. Busch in Bautzen hergestellt wurde, ist bereits ver schiedenen Proben unterzogen worden und hat sich dabei als leicht lenkbar und tadellos funktio nierend erwiesen. Auf ebener Straße erreichte die Spritze eine Fahrgeschwindigkeit von 35 Ki lometer in der Stunde. — In seiner letzten Sitzring hat der hiesige Baupolizei-Ausschuß be schlossen, dem vom Verein für Feuerbestattung ei »gereichten Gesuch um Erb auung eines Kre matoriums in unserer Stadt an der Reichenhai-- nerstraße stattzugeben. Bekanntlich hatte das Ministerium des Innern seinerzeit auf ein Ge such- des Feuerbestattungsvercins um dir Ge nehmigung zum Betriebe eines Krematoriums den Bescheid gegeben, daß für das Ministerium kein Anlaß vorliege, eine Entscheidung zu tref fen, bevor vor: der BanPoliKeibchörde über die Dausach-e selbst noch keine Entschließung vor- liegc. Adorf i. E., 27. Oktbr. Auf dem «ach Klaffenbach abzweigenden sogenannten Eisen wege in hiesiger Flur, welcher den von Adorf nach Burkhardtsdorf führenden KömmnNika- tionsweg kreuzt, ist gestern vormittag gegen 10 Uhr eine hiesige 59 Jahre alte Handelsfrau am Watdrande von einem dem Arbeiterstande an- gehörenden, in den mittleren Jahren stehenden Unbekannten in der Absicht, ein Sittlichkeits- Verbrechen zu vollführen, angefallcn woroen. Die auf das Höchste erschrockene Fran konnte aber noch! rechtzeitig fliehen bevor ihr derMann etwas antnn konnte. Kamenz i. S. Infolge der schlechten Kar toffelernte in hiesiger Gegend sind die Preise für junge Schweine enorm gefallen. Auf dem Viehmarkte des preußischen Nachbarstästchens Wittichenau wurden Ferkel das Stück schon für weniger als 1 Mark verkauft. Ein Händler erwarb sogar rin Ferkel für zehn Pfennige. Lausen b. Markranstädi, 26. Oktbr. Im nahen Göhrenz verunglückte der Bruder eines dortigen Holzhändlers aus entsetzliche Weise. Er war beauftragt, aus dem dort befindlichen Schacht „Leipziger Braunkohlenwerke" Torssteine zu holen. Unterwegs wurde das Pferd scheu; beim Abstei gen vom Wagen verwickeln er sich in die Zügel, das Pferd ging ab und schlepte den armen Men schen buchstäblich mit dem Gesicht nach unten mit fort, sodaß die eine Backe ganz zerfleischt und ein Teil der Nase und ein Augenlid tatsäch lich abgescbliffen worden ist. Dresden, 27. Oktbr. Ter Wasscrstand der Elbe beträgt 177 Zentimeter unter Null. — Ein hier wohnhafter und verheirateter Postschaffner hatte vor eim.gen Tagen seiner Ehefrau, mit der er — Wohl infolge ehelicher Untreue sei nerseits — in Unfrieden lebte, in bas Mittags essen ein Quantum Arsenik gemengt in der zu- gestaiwene« Absicht, sie aus der Welt zu schaf fen. Das Gift hat aber nicht die gewünschte Wirkung gehabt, sondern nur ein vorübergehn:- des Unwohlsein verursacht. Jnfolgevessen ver suchte er es ein zweites Mal, und zwar -mit dem Nachmittagskaffee. Die Frau hatte jedoch Verdacht geschöpft, genoß deshalb nichts von dem vergifteten Kaffe, sondern veranlaßte, daß dieser, wie auch Reste der zu dem ersten An- schlag-e benützten Speisen von einem Chemiker untersucht wurden. Dieser stellte fest, daß die Speisen soviel Arsenik enthielten, daß dadurch eine größere Anzahl Menschen hätte getötet werden können. Ter Täter wurde in Haft ge nommen. Er behauptet, er habe das Gift von einem Kannm'rjäger, der sein Geiverbe im Um herziehen betreibe nnd dessen Name und Woh nung ihm vollständig unbekannt schm, zur Ver tilgung von Ungeziefer gekauft. — Zu dem Empfange einer Abordnung der evangelischen Landeskirche durch König Fried rich August wird gemeldet: Tie Abordnung bestand ans dem Präsidenten nnd Vizepräsiden ten des Evangelisch-lutherischen Landes konsisto- rinms, dem Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden des Synodalausschusfes, den beiden hiesigen Superinteirdenten und dem geistlichen M-itgliede der Lausitzer Konsistorialbehördc. Sie wurde am Montag vom König in Audienz em pfangen. Auf dis vou dem Präsidenten T. von Zahn und namens der evangelischen Geistlichen