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- - Nr. 128. Kreismarschall Baron Recke, einen „wir Letten" unter schriebenen Brief, in welchem ihm erklärt wurde, daß es so lange bei ihm brennen werde, bis er ein ganz armer Mann geworden sei. Das nackte Leben werde man ihm lassen, bis die Zeit gekommen sei — sie käme aber bald — da die Letten die verfluchten Eindringlinge, die Deutschen, niedermetzeln und das lettische Land von seinen Räubern befreien würden. Da» ist einmal deutlich gesprochen, und dabei ist Baron Recke stets ein liberaler Wohlthäter seiner Gauern gewesen. — Wie man au- St. Petersburg meldet, schreiten die Arbeiten der russisch-chinesischen Grenzregulirungs- commisfion nur langsam vorwärts. Bis jetzt ist es erst gelungen, die Grenzlinie auf der Strecke zwischen dem Flusse Deneß und dem Engpässe von Nardnipolje in de finitiver Weise zu bestimmen. Die Ursache der Verzögerung liegt in dem Widerstreben einiger Nomadenstämme gegen die russische Herrschaft. Wie man glaubt, dürfte der Gouverneur von Semiretschensk die Weisung von St. Peters burg erhalten, die Ausweisung der renitenten Nomaden ohne Weiteres zu veranlassen. Die Entwickelung, welche in Egypten der Proceß gegen Arabi zu nehmen beginnt, zeigt wieder einmal, daß trotz vorgeblicher Humanitätsrücksichten die Engländer nur auf ihr eigenes Interesse bedacht sind. Es ist nämlich den englischen Agenten ein Hauptcoup geglückt, als sie die ge heime Correspondenz des Angeklagten in ihre Hände brachten. ES sind Briefe beschlagnahmt worden, die aus der un mittelbarsten Umgebung des Sultans herrühren und von recht compromittirendem Inhalt sein müssen, da alsbald das Gerücht in die Welt gesetzt wurde, als habe der Sultan die Niederschlagung des ganzen Proceßverfahrens verlangt. Die oft genug gehörte Behauptung, daß die Pforte in Egypten ein Doppelspiel treibe und sich Arabi's als Werk zeug bediene, erhält auf Grund der neuesten Depeschen aus Kairo einen Picanten Commentar. Wie es demnach um den Character der augenblicklichen englisch-türkischen Beziehungen bestellt ist, braucht wohl nicht des Näheren dargelegt zu werden. Tagesnachrichten. Sachse». Ihre Majestäten der König und die Königin, sowie Se. königl. Hoheit der Prinz Georg trafen am Sonn abend Abends gegen 11 Uhr von Wermsdorf über Dahlen in Dresden ein. Beide königl. Majestäten fuhren mit dem Extrazuge nach Strehlen weiter, während Se. königl. Hoheit sich in das Palais auf der Langestraße begab, woselbst seit Freitag dessen hohe Familie Aufenthalt genommen hat. Die Uebersiedelung Sr. königl. Hoheit des kranken Prinzen Albert von Hosterwitz nach Dresden erfolgte mittelst der Pillnitzer Fähre und ging auf diese Weise verhältnißmäßig gut von statten, obschon der hohe Kranke, dessen Befinden in den letzten Wochen ganz unverändert war, sehr erschöpft in Dresden anlangte. Auf den Hauptlinien der sächsischen Staatseisenbahnen (darunter auch Leipzig-Riesa-Dresden-Bodenbach) werden in diesem Winter die Wagen der Personenzüge durch Dampf, welchen die Locomotive abgiebt, erwärmt werden. Auf ver schiedenen Nebenlinien kommt die Briquetheizung in An wendung, welche darin besteht, daß die Coupes mittelst besonders präparirter Preßkohle, die in eisernen Kästen unter den Sitzen in klimmenden Zustand versetzt wird, er wärmt werden. Auf einer weiteren Reihe Linien (darunter Großenhain-Pristewitz) findet man noch die älteste Methode zur Erwärmung der Coupes: die Wärmflaschenheizung. Durch die seit Einführung der Goldwährung erfolgte Entwerthung des Silbers hat der vaterländische Silber- Bergbau nach einer Freiberger Mittheilung in den letzten 10 Jahren bei allen Ausbeute gebenden bez. im Frei verband befindlichen Gruben zusammen eine Einbuße von 4,160,162 Mark erlitten. Am 28. October früh 8 Uhr hat in Freiberg die Hin richtung des Tischlergesellen Apitzsch aus Creuden wegen Mordes, an dem Mädchen des Anstaltsinspectors Bäßler in Nossen verübt, mittelst Fallbeiles stattgefunden. Die ihm am Donnerstag gewordene Mittheilung, daß Se. Ma jestät der König von dem ihm zustehenden Begnadigungsrecht keinen Gebrauch gemacht habe und daher das Todesurtheil vollstreckt werden würde, nahm der Mörder mit ziemlicher Fassung entgegen und bat nur, die Eltern des ermordeten Kindes, sowie seine eigenen Eltern sehen und um Verzeihung bitten zu dürfen. Im Laufe des Freitags nahmen infolge dessen der bedauernswerthe Vater des Verbrechers (ein Ver sicherungsagent aus Leipzig) und seine Stiefmutter von dem ungerathenen Sohne weinend Abschied; auch der AnstaltS- Jnspector Bäßler erschien in der Gefängnißzelle und sicherte dem Mörder auf dessen wehmüthige Bitte seine Verzeihung zu, die Mutter des von ihm ermordeten Kindes könne ihm aber nicht verzeihen. Am Sonnabend früh 7 Uhr begab sich der Anstaltsgeistliche, Diaconus Flössel, in die Zelle und blieb bis zur Vollstreckung der Execution an der Seite des Mörders. Die von den Angehörigen nicht reclamirte Leiche wurde alsbald an die Anatomie in Leipzig abgesandt. In einer der letzten Sitzungen des RathScollegiums zu Leipzig ist das für den Neubau des Rathhauses entworfene Bauprogramm genehmigt worden; es wird nunmehr diese Angelegenheit behufs Anfertigung von Plänen rc. an das Stadtverordnetencollegium herantreten. Die Platzfrage ist im Rathe nicht besprochen worden, weil man selbstverständ lich noch an dem alten, dafür bestimmten Platze festhält. Zum Sinke der Tuchmacher in Crimmitschau wird ge meldet, daß am vergangenen Freitag 58 Firmen durch Plakate folgenden Aufruf erlassen haben: „An unsere Weber und Weberinnen! Nachdem unsere Vorschläge zurückgewiesen worden find, lassen wir auf den noch unbesetzten Stühlen die Arbeit zu den Bedingungen, wie dieselbe verlassen wor den ist, oder zu der von den Webern mit ihren Arbeitgebern bereits vereinbarten oder zu vereinbarenden kürzeren Arbeits zeit nächsten Montag, den 30. d. M., früh 6 Uhr wieder aufnehmen, wenn sich bis Sonnabend, den 28. d. M., Mittags 12 Uhr in allen unseren Fabriken eine genügende Anzahl Weber und Weberinnen gemeldet hat. Diejenigen GroHenhaiier Unterhaltung-- und Anzeigeblatt. Seite 2. Vertrauen werde die Vollendung der nothwendigen Reformen beschleunigen. Arbeiter, dre sich bis zur obengedachten Zeit nicht gemeldet haben, sind entlassen und haben sich Sonnabend, den 28. d. M., Nachmittags von 2 bis 4 Uhr behufs Regelung ihres Arbeits- Austrittes bei ihren betreffenden Arbeitgebern zu melden." Wie aus einer Bekanntmachung des StadtratheS zu Plauen i. V. hervorgeht, hat die Zählung am 16. October ergeben: 36,946 Einwohner und 2264 Gebäude einschließ lich Scheunen rc. Die Einwohnerzahl der Stadt ist sonach seit dem 5. November v. I. um 1272 gewachsen. Das einjährige Kind eines Schieferbrucharbeiters in Lobenstein bei Plauen verunglückte dadurch, daß es einen größeren Topf mit kochendem Wasser von einer Bank herunterzog und hierbei so verbrüht wurde, daß es den schmerzhaften Verletzungen am nächsten Tage erlegen ist. Am 25. October stürzte in Hertigswalde bei Löbau eine 62 Jahre alte Frau so unglücklich eine Treppe herab, daß sie sich die Schädelknochen beschädigte und nach wenigen Stunden verstarb. Deutsches Reich. Die vor zwei Jahren eingeleitete Reorganisation des Landpostwesens hat nicht allein im Jnlande allseitige Anerkennung gefunden, sondern auch die Aufmerksamkeit des Auslandes. auf sich gezogen. Augen blicklich weilt ein dänischer Postrath in Deutschland, um speciell von den diesseitigen Landposteinrichtungen Kenntniß zu nehmen. Nachdem dieser Verkehrsbeamte zunächst die Post- und Telegrapheneinrichtungen der Reichshauptstadt besichtigt, hat sich derselbe jetzt zum Studium der Landpost- Einrichtungen nach Pommern, Westpreußen und Mecklen burg begeben. Während bisher der größte Theil der für Küsten befestigungszwecke rc. disponiblen Mittel zur Erbauung, Instandhaltung und Verstärkung der Küstenbefestigungen und der großen Marineetablissements an der Nordsee Ver wendung gefunden hat, wird nunmehr die Verstärkung der Küstenbefestigungen durch Panzerthürme und Batterien auch auf die Ostseeküste ausgedehnt werden. Bei Pillau sollen zwei Panzerthürme, bei Memel eine Panzerbatterie zum Schutze der Küsten und der Hafeneinfahrt erbaut werden. Auch die Hafeneinfahrten von Warnemünde, dem Vorhafen von Rostock, und von Travemünde, dem Vorhafen von Lübeck, wie die Bucht von Wismar werden wahrscheinlich Schutzwehren erhalten, welche man durch Panzerthürme und Batterien zu verstärken gedenkt. Aus Wilhelmshaven wird bekannt, daß man dort einem Versuche des Landesverrathes auf die Spur gekommen ist. Der Thäter oder doch einer der Betheiligten soll in Bremer haven verhaftet worden sein. Der Verhaftete, ein an den Docks angestellter Zeichner, war erst seit kurzer Zeit in Bremerhaven und früher in Wilhelmshaven beschäftigt. Infolge der Beschlagnahme der Effecten desselben wurde die Vornahme verschiedener Haussuchungen auch in Wilhelms haven angeordnet. Wie weit der Verhaftete schuldig, ist nicht bekannt, da die Angelegenheit, wie leicht erklärlich, sehr verschwiegen behandelt wird. Italien. Bezüglich der Botschafterfrage verlautet, daß Graf Robilant nach Paris, Herr Nigra nach Wien und General Ciatdini nach St. Petersburg gehen werde. Frankreich. In einer die jüngsten anarchistischen Er eignisse und die Entdeckung einer geheimen Gesellschaft betreffenden Note der „Agence Havas" heißt es am Schluß: „Heute, wo die Regierung die Agitationen dieser Gesellschaft überwacht, hat die öffentliche Meinung keinen Grund, sich allzusehr aufzuregen, denn die Regierung ist fest entschlossen, alle verbrecherischen Handlungen mit Energie zu unterdrücken und überall die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, wozu sie die Mittel besitzt." England. General Wolseley ist am 28. October gegen Abend in London eingetroffen. Trotz des Regens hatte sich eine große Menschenmenge am Bahnhofe eingefunden, die den General mit Beifallsbezeigungen begrüßte. Laut einer Meldung aus London vom 28. October er goß sich über ganz England andauernd strömender Regen. Mehrere Ortschaften im Themsethal standen unter Wasser. Das Seebad Margate, auf der Insel Thanet in der Themsemündung gelegen, ist am 28. October von einer großen Feuersbrunst heimgesucht worden. Der verursachte Schaden wird auf 60,000 Pfund Sterling geschätzt. Serbien. Der Vorstand der radicalen Partei hatte am Donnerstag eine besondere Audienz, um dem Könige die Versicherung der Ergebenheit der radicalen Partei zu überbringen. Egypten. Unter dem Vorsitze des Khedive fand am 25. October in Kairo ein Ministerrath statt, in welchem beschlossen wurde, den Gouverneur von Sudan anzuweisen, das von dem falschen Propheten bedrohte Chartum bis zur Ankunft von Verstärkungen zu halten. Weiler faßte man den Beschluß, so viel schwarze Truppen als möglich ein zustellen, um dieselben gegen den falschen Propheten zu senden, welcher nach einer Meldung vom 27. October mit seinen Streitkräften nur noch drei Tagereisen von Chartum entfernt war. Das Commando soll Ismail Pascha Eyoub übertragen werden, jedoch bezweifelt man dessen Annahme, wenn er nicht eine genügende Truppenmacht erhält. Die Vertheidiger haben am 25. October mehrere Unter redungen mit Arabi und Abdellal gehabt, welche behaupten, von Palastoffizieren bei ihrer Visitation gröblich insultirt worden zu sein. — Die Untersuchungscommission fährt mit dem Verhör der Belastungszeugen fort. Borelli Bey hat ausgesagt, daß das Massacre in Tantah in dem Moment begonnen hat, als der Adjutant Abdellal's, Abondia, ein getroffen war und erklärt hatte, daß die Vernichtung der christlichen Bevölkerung den Ansichten Arabi's entspreche. Borelli Bey beruft sich hierbei auf das Zeugniß von sechs Einwohnern von Tantah. Tunis. Der Bey von Tunis ist in der Nacht zum 25. October gestorben und hat der legitime Nachfolger Sidy Ali Bey die Regierungsgewalt übernommen. Hier bei gab der französische Ministerresident Cambon dem Ge fühle seiner Ergebenheit gegen den neuen Bey Ausdruck und sagte, die französische Regierung rechne in gleicher Weise auf die Zuneigung des Beys; ein solches gegenseitiges Neueste Nachrichten. Berlin, 29. October. Se. Majestät der Kaiser ist heute von Ludwigslust wohlbehalten hier wieder eingetroffen. Trieft, 29. October. In dieser Nacht sind drei der größten Kauffahrteischiffe total zu Grunde gegangen. Die Mannschaft wurde theilweise gerettet. Rom, 29. October. Aus Ober-Italien wird neuerdings gemeldet, daß die dortigen Wasserläufe bedeutend im Steigen begriffen sind. Verona ist von der Ueberschwemmung be droht und die Marengo-Ebene bereit- überfluthet. Die Flüsse Po, Etsch, Tagliamento, Brenta und Bacchiglione sind in einer gefahrdrohenden Weise angeschwollen. K«iro, 29. October. Das Verhör der Belastungs zeugen im Prozesse gegen Arabi durch die Untersuchungs commission ist beendet und beginnt deren Verhör demnächst durch die Vertheidiger. Borelli Bey sprach sich dahin aus, daß die Zeugenaussagen die Mitschuld Arabi's an den Plün derungen und Brandstiftungen in Alexandrien ergaben. Nachrichten aus 81adt und Umgegend. Grofienhain, den 30. October. Se. Majestät der König haben den hiesigen Herrn Amtshauptmann Freiherrn von Weissenbach zum Kammerherrn Allergnädigst zu ernennen geruht. — Nachdem es uns zu wiederholten Malen gestattet war, den Proben für Aufführung der Flotow'schen Oper „Martha", welche Herr Controleur Meyer mit einem Kreise junger Damen und Herren in der unermüdlichsten und sorgfältigsten Weise einübt, beizuwohnen, können wir jetzt constatiren, daß die Bemühungen beider Theile den besten Erfolg erzielen werden. Die Chöre werden dem Publikum durch ihre bekannten Melodien nicht minder gefallen, wie die Solopartieen der Lady, Nancy, des Lyonel, Plumkett und Tristan, welche die geeignetste Be setzung durch die Damen Frl. Lucie Wolfram von hier Frl. Schwiterka aus Dresden, sowie die Herren Mann, Schuster und Berger gefunden haben. Die Haupt- resp. Glanzrolle der Lady wird, durch Frl. Lucie Wolfram auf das Vorzüglichste vorgetragen, alle Zuhörer entzücken. Wir haben diesmal nicht nöthig, Wünsche betreffs eines vollen Hauses auszusprechen, sondern rathen Allen, welche ge sonnen sind, das Concert zu besuchen, sich schleunigst nach Billets umzuthun, und hoffen nur, da dieselben schon ziemlich vergriffen sind und nicht über 800 ausgegeben werden sollen, daß diesbezügliche Bemühungen von demselben Erfolge sind, wie er der „Martha"-Aufführung gesichert ist. — Die Bewohner von Orten ohne Postanstalten werden erneut darauf aufmerksam gemacht, daß den Landbrief trägern auf ihren Bestellgängen gewöhnliche und ein zuschreibende Briefpostsendungen, Postanweisungen, Nach nahmesendungen, leichtere Packete, Sendungen mit Werth angabe (im Einzelnen bis zum Werthbetrage von 150 M.) und Beträge für Zeitungen nebst dem etwaigen Bestellgelds mitgegebeu werden dürfen. Jeder Landbriefträger führt auf seinem Bestellgange ein Annahmebuch mit sich, in welches er die ihm übergebenen Sendungen ausschließlich der ge wöhnlichen Briefpostgegenstände einzutragen hat. Zum Ein trägen der Sendungen ist auch der Auflieferer befugt. Sofern der Landbriefträger die Eintragung bewirkt hat, ist derselbe verpflichtet, dem Absender auf dessen Verlangen durch Vorlegung des Annahmebuches die Ueberzeugung von der stattgehabten Eintragung zu gewähren. Den Einlieferungs schein, welcher von der Postanstalt ertheilt wird, hat der Landbriefträger dem Auflieferer, wenn möglich bei dem nächsten Bestellgange, zu überbringen. — Vergangenen Sonnabend Abends 7 Uhr brannte in Porschütz eine Herrn Clauß gehörige Scheune nieder. Vermischtes. Tirol, welches noch unter den traurigen Wirkungen der erst vor Kurzem stattgefundenen Ueberschwemmungen steht, ist infolge andauernder Regengüsse von einer noch größeren und furchtbareren Katastrophe betroffen worden. Von dem Friedhöfe zu Brunneck schwemmte das Wasser die Särge weg. Das Wasser hat überhaupt einen größeren Stand erreicht, als jemals zuvor. Das dortige Spital wurde ge räumt. Die Dörfer Sillian und Porzendorf sind bedroht, Toblach befindet sich in größter Wassergefahr; wie es heißt, wären in Dölsach schon viele Menschen verunglückt. Die Bahn und die Straße nach Kärnten sind gesperrt, Brixen und das Dorf Albeins sind aufs Aeußerste gefährdet, der Verkehr von und nach Bozen ist nach allen Richtungen hin unterbrochen. Auch die Reichsstraße über Blumau, Atzwang und Waidbrück ist an vielen Stellen zerstört. Die Drau, Eisack und Talfer sind ausgetreten und gefahrdrohend ge stiegen, ebenso die Flüsse Roggia, Fersina und Avisio. Die Höhe der Etsch beträgt 3'/2 Meter über dem normalen Wasserstand. Der Bahndamm zwischen Lavis und Trient ist abermals durchbrochen und der Verkehr auf der Bahn eingestellt. Auch die Ortschaften Cles und Sulzberg sind stark bedroht. Im Norden Tirols herrscht anhaltendes Sturmwetter und zu beiden Seiten des Brenner ergießt sich der Regen in unaufhörlichen Strömen, der Ampaßbach ist ausgetreten, die Schönberger «Straße ist 8 Kilometer weit unfahrbar geworden. In Deutsch-Matrey, wo die Bahn ebenfalls unterspült ist, hat eine Erdabrutschung stattgefunden. Der Inn steigt, die telegraphische Verbindung ist meistens zerstört. . In der Gegend von Marseille hat eine große Ueber schwemmung stattgefunden; mehrere Flüsse sind ausgetreten, Ortschaften unter Wasser, das Eisenbahngeleise bei Cannes ist weggerissen und der Bahnhof überschwemmt. Vor St. Raphael sind zehn Schiffe gescheitert. Der Schaden ist ein sehr bedeutender. Die Sturmnachrichten aus allen Theilen des südwestlichen und mittleren Englands füllen Spalten Londoner Blätter. Glücklicherweise scheinen Menschenleben nur in geringer An-