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Großenhainer UnterhMlG- L Anzeigeblatt. äer Römgf. Rmi«^aupiilmnn^aft, äe8 Rönigf AmtiMric^k unä lies Äaätraik>8 zu Ero^eli^nin Erscheinen: DienStag. Donnerstag, Sonnabend. Inserate werden bis Tags vorher früh 9 Ubr angenommen. Abonnement vierteljährlich 1 Mark. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwort!. Redacteur: Herrmann Starke sen. Gebühren für Inserate von auswärts werden, wenn von den Einsendern nicht anders bestimm^ durch Postnachnahme erhoben. Nr. 128.Dienstag, den 31. October 1882. 7V. Jahrgang. Auf Folium 224 des hiesigen Handelsregisters sind heute die neuerrichtete Firma: Fried. Geyer L Oo. in Großenhain und als deren Inhaber die Herren Carl August Friedrich Geyer, Friedrich Ernst Louis Heerde und Wilhelm August Otto daselbst eingetragen worden. Großenhain, am 28. October 1882. Königliches Amtsgericht. Estler. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über den Nachlaß des am 6. Juli 1881 verstorbenen Gasthofsbesitzers Ernst Robert Louis Büchner in Tiefenau ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schluß- verzeichniß der bei der Bertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschluß fassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 23. November 1882, vormittags 9 Ahr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst bestimmt. Großenhain, den 28. October 1882. Der Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Heinrich. Bekanntmachung. Sollten Inhaber einer gut gelegenen Betstube in hiesiger Kirche gesonnen sein, die selbe zu verkaufen oder in sonst zulässiger Weise abzutreten, so werden dieselben ersucht, dem Unterzeichneten oder Herrn Stadtkirchner Rautenstrauch davon Mittheilung zu machen. Großenhain, am ZO. October 1882. Der Kirchenvorstand. Stadtrath Bogel, stellv. Vorsitzender. Bekanntmachung. Die städtischen Anlagen pro 4. Termin 188S sind den 1. November d. FL fällig und bis längstens den 3V. November n. e. an die Stadthauptcasse zu bezahlen. Großenhain, am 30. October 1882. Der Städträth. Bogel, Stdtr. Erledigt hat sich die sür 1. November u. c. angesetzte Versteigerung im Stein'schen Gehöft zu Seußlitz. Großenhain, am 30. October 1882. Der Gerichtsvollzieher. Höpfner. Konkursverfahren. In dem Konkurse über den Nachlaß des am 6. Juli 1881 verstorbenen Gasthofbesitzers Ernst Robert Lonis Büchner in Tiefenau hat das hiesige Königliche Amtsgericht als Konkursgericht die Vornahme der Schlußvertheilung genehmigt. Die Summe der bei der Schlußvertheilung zu berücksichtigenden Forderungen, über welche das Verzeichniß auf der Gerichtsschreiberei des Königlichen Amtsgerichts hier zur Einsicht der Betheiligten niedergelegt ist, beträgt 15830 M. 90 Pf.; davon sind 8927 M. 66 Pf. bevorrechtigt; der zur Bertheilung verfügbare Massebestand beträgt nach Abzug der Massekosten 5432 M. 6 Pf. Dies wird in Gemäßheit von tz 139 der Konkursordnung hiermit bekannt gemacht. Großenhain, am 28. October 1882. Der Konkursverwalter. B. Bräuer. Abonnements aus das Großenhainer Anterhattungs- und Anzeigeblatt für November und Deeember werden von allen Postanstalten und Boten, sowie in der Expedition dieses Blattes ent gegengenommen. politische wettschau. Es bleibt beim Alten! Wir haben in der vergangenen Woche im leitenden Staate des deutschen Reiches — im Königreiche Preußen — die Wahlen zum Abgeordneten hause sich vollziehen sehen, von denen man hoffte, sie würden irgendwie durch neue Parteigruppirungen einen Ausweg aus der jetzigen Misvre unserer inneren politischen Zerrissenheit zeigen. Das ist nicht geschehen, im Gegentheil bleibt alles beim Alten. Im Großen und Ganzen sind die Partei verhältnisse nicht so wesentlich geändert, daß man für die bevorstehende Session mit ganz veränderten Factoren zu rechnen hätte, aber mar» badet nicht zweimal in demselben Flusse. Sogar dieselben Männer, welche schon in dem letzten Landtage saßen, werden wiedergewählt nicht dieselben sein, und jede Partei wird schon deshalb in sich verändert sein, weil wir Alle ein reiches, lehrhaftes Jahr durchlebt haben. Das Verhältniß der Parteien zu einander und im Vergleich mit dem letzten Landtage stellt sich folgendermaßen heraus: Conservative 129 (116). Freiconservative 55 (49). Eentrum und Welfen 100 (100). Nationalliberale 70 (89). Secession 20 (18). Fortschritt 39 (40). Polen und Dänen 20 (21). 433 (433). Aus dieser Zusammensetzung geht unzweifelhaft hervor, daß die Repräsentation des Hauses die bisherige bleiben wird, wonach die Präsidentenstelle wieder durch die Con- servativen, die erste Vicepräsidentenstelle durch das Centrum und der Posten des zweiten Vicepräsidenten durch die Frei- conservativen besetzt werden wird. Was aber die extremen Parteien, die Rechtsconservativen und die Fortschrittsmänner, erhofften, ist nicht eingetreten; die Mittelpartei verschwand durch diese Wahlen nicht von der Bildfläche, sondern steht trotz aller Ungunst der Lage noch aufrecht da. Daraus mögen ihre Gegner endlich die Lehre ziehen, daß die ge mäßigt liberale Richtung in Deutschland eben nicht todt zu machen ist. Den Conservativen scheint aber der Kamm schon sehr zu schwellen, denn ihre Organe streiten sich bereits um die Erbschaft der Bismarck'schen Kanzlerstellung, obwohl es bekannt ist, daß der Fürst erst unlängst zu Lothar Bucher gesagt: „Es ist unser gemeinsames Schicksal, im Dienste zur Ruine zu werden." Dazu aber ist, da sich der Kanzler sehr wohl befinden soll, vorläufig und hoffentlich nock lanae keine Aussicht. Die ..Kallesche Heituna" B.. welche den Reichskanzler wegen seiner auswärtigen Politik schulmeistert und erklärt, daß eine Jnteressenwirthschaft zwischen Italien und Deutschland unmöglich sei, wird sich also noch einige Zeit in Geduld fassen müssen. Charakteristisch ist übrigens, daß die Liberalen niemals die Kreise des Kanzlers in der auswärtigen Politik gestört haben, während die Conservativen jetzt schon selbstständige auswärtige Politik treiben wollen. Uebrigens scheint die „Halle'sche Zeitung" ganz und gar zu vergessen, daß die äußere Politik in den Reichstag gehört, woselbst man auf den Fürsten Bismarck und nicht auf die Vorschläge der biederen „Halleschen" hört. In vergangener Woche ging die Session der öster reichischen Landtage zu Ende und es folgte ihr auf dem Fuße die neue Session der Delegationen. Dieselbe wurde am vergangenen Mittwoch in Pest eröffnet. Es ist den Delegationen zunächst das gemeinsame Budget pro 1883 vorgelegt worden, welches eine Gesammtausgabe von 117,910,768 Gulden aufweist, wovon nach Abzug der Be deckung und verschiedener Ueberschüsse ein Gesammterforderniß von 99,991,763 Gulden verbleibt. Eine stehende Position in dem gemeinsamen Budget Oesterreich-Ungarns bilden die Ausgaben für die in den occupirten Provinzen stehenden Truppen, und auch jetzt beträgt das außerordentliche Er forderniß für das Occupationsheer über den Friedensetat wieder 8,988,000 Gulden. Da die occupirten Provinzen nicht im Entferntesten im Stande sind, diese Summe selbst aufzubringen, so wird die erwähnte Position wohl noch längere Zeit als unangenehme aber unvermeidliche Zugabe im gemeinsamen Budget des österreichischen Staates figuriren. — Die Ansprachen der beiden Delegations-Präsidenten an den Kaiser, sowie namentlich die Antwort des Monarchen constatiren die guten Beziehungen, welche Oesterreich gegen wärtig mit allen europäischen Staaten unterhält. Die Nachrichten über eine italienische Ministerkrisis treten immer bestimmter auf. Man meldet jedoch, daß nicht der Justizminister Zanardelli allein, sondern auch der Leiter des Auswärtigen, Herr Mancini, und sein College vom Departement der Bauten den Boden unter ihren Füßen verloren haben und durch Tajani, Minghetti und Coppino ersetzt werden würden. Herr Zanardelli will sich Oesterreich gegenüber bezüglich der Venetianischen Irredentisten absolut zu keiner Concession verstehen, und Herr Mancini theilt seine Anschauung, während inzwischen von Wien aus, wenn auch noch nicht officiell, so doch jedenfalls vertraulich, wegen der Auslieferung der beiden bei dem Bombencomplott be- theiligten Venezianer angefragt worden ist. Inzwischen haben in Rom und Turin neue irredentistische Verhaftungen statt gefunden. Die öffentliche Meinung in Frankreich beschäftigt sich noch immer vorzugsweise mit der anarchistischen Bewegung in Montceau-les-Mines und den darüber der Regierung zugegangenen Enthüllungen. Die aus der Provinz in Paris einlaufenden Nachrichten nehmen einen mehr und mehr be unruhigenden Charakter an, die Dynamit-Attentate folgen sich häufiger, Angriffe auf Leben und Eigenthum in den unruhigen Distrikten sind etwas Gewöhnliches geworden und sogar die Gerichtsverhandlungen in Chalons-sur-Saone gegen die anläßlich der Unruhen in Montceau-les-MineS Verhafteten sind vertagt worden, da den Geschworenen Drohbriefe zugegangen sind. Die französische Negierung selbst gesteht in ihren Organen zu, daß diese Vorgänge die öffentliche Meinung aufgeregt haben und daß jene von einer förmlichen Gesellschaft ausgehen, die ihre hauptsächlichsten Führer im Auslande habe. Die Regierung hat Beweise in Händen, daß über 20 anarchistische Comites, welche ihre Parole von einem in Genf befindlichen Central Comits erhalten, über die hervorragendsten Jndustriebezirke Frank reichs zerstreut sind. Die Verhaftungen zahlreicher Personen, welche als die Urheber der Unruhen gelten, sind anscheinend gerade noch zu rechter Zeit erfolgt, um den Ausbruch einer allgemeinen socialistischen Bewegung in Frankreich zu ver hindern. Hoffentlich gelingt es dem energischen Einschreiten der Regierung, die Ordnung baldigst wiederherzustellen. Die von der englischen Regierung bei Eröffnung des Parlaments am vergangenen Dienstage vorgelegte Depeschen sammlung über die egyptische Frage brachte wenig Neues. Die Depeschen erstrecken sich auf die Zeit vom 23. Juni bis 17. August d. I. und betreffen hauptsächlich die Ver handlungen über die Conferenz in Konstantinopel und die Aufforderung an die Pforte, Truppen nach Egypten zu senden. Gleichzeitig constatiren sie die ungemeine Vorsicht, welche Fürst Bismarck in Behandlung der egyptischen An gelegenheit seither beobachtet hat, was ja ohnehin allgemein bekannt ist. In Serbien bildete natürlich der Mordversuch auf den König Milan das Tagesgespräch. Ueber die Motive des Attentats werden verschiedene Gerüchte laut. Einmal heißt es, die Witwe Markovich habe beim ersten Verhören gestanden, die That aus persönlichen Gründen begangen zu haben; dann wieder heißt es, die Frau habe in einem Anfalle von Geistesgestörtheit das Attentat unternommen, eine dritte Version will endlich wissen, daß die Markovich eine Agentin der revolutionären großserbischen Partei sei, welche darauf hinarbeite, König Milan um jeden Preis zu beseitigen. Die eingeleitete Untersuchung hat noch keine dieser im Umlauf befindlichen Gerüchte bestätigt, doch ist es nicht unmöglich, daß auch politische Motive unter den Ursachen des Attentates auf den serbischen Herrscher eine Rolle spielen. In den russischen Ostseeprovinzen herrschen recht schlimme Zustände. Wenn nicht rasche und gründliche Ab hilfe erfolgt, wird sich nach Ansicht der „Rundschau" dort eine Brutstätte der Unbotmäßigkeit und Gewalttätigkeit herausbilden, die für die Ruhe uud Sicherheit des Staates die größten Gefahren bringen dürfte. Die Brandstiftungen auf deutschen Landgütern häufen sich in erschreckendem Maße und daneben nimmt die Wühlerei gegen die Deutschen ununterbrochen ihren Fortgang. Bemerkenswert insbesondere ist folgender Vorgang in Kurland. Auf dem Gute Schlocken- beck brannten gleichzeitig sämmtliche Getreidescheunen, einen Geldwert von 10,000 Rubel repräsentirend, nieder und Tags darauf erhielt der Eigentümer dieses Gutes, der