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Großenhainer Unlerhaltuiigs- L AnzcheblaL Riliig^aü äer ^mng!' Rnäsllllupiliillnn^aft, lieg Rönigk Ämtsgeric^g uilä lieg 8taäirail>8 zn Ero^mkain. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Inserate werden bis Tags vorder früh 9 Ubr angenommen. Abonnement vierteljährlich 1 Mark. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwort!. Redacteur: Herrmann Starke 8en. Gebühren für Inserate von auswärts werden, wenn von den Einsendern nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. M. 124. Sonnabend, den 21. October 1882. 7V. Jahrgang. Vom Königlichen Justizministerium ist an Stelle des verstorbenen Herrn Ortsrichters und Hüttenwerkscassirers Veit in Gröditz als Friedensrichter für den Bezirk Gröditz mit Eisenhüttenwerk, Gohrisch, Kleintrebnitz, Nauwalde, Nieska, Reppis, Schweinfurth und Spansberg Herr Hütteninspector Adolf Schilling in Gröditz ernannt worden, was hiermit bekannt gemacht wird. Großenhain, am 19. October 1882. Königliches Amtsgericht daselbst. Steche, A.-R. Bekanntmachung. Der OSLirlr«-Obstbau-VsrbLir zu Großenhain ladet andurch alle seine Mitglieder, sowie ebenfalls die Mitglieder der benachbarten landwirthschaftlichen Vereine zu Pristewitz und Baßlitz und überhaupt alle Freunde des Obstbaus zu einer Bereinsversammlung nächsten Mittwoch, -en 23. October A., Nachm. 4 Uhr im Kiehl'schen Gasthof „zur Stadt Dresden" in Pristewitz ein. Tagesordnung: 1) Geschäftliche Mittheilungen; 2) Besprechung über das An pflanzen von Ebereschen an die Wege; 3) Beschlußfassung über einen Antrag; 4) Vortrag des Secretärs des Landes-Obstbau-Vereins, Hm. Lämmerhirt aus Dresden, über: „die Krankheiten der Obstbäume, deren Ursachen und Mittel zur Abhilfe derselben"; 5) Entrichtung der noch rückständigen Steuerbeiträge (3 M. pro Jahr) auf das Jahr 1882 an den mitanwesenden Cassirer des Vereins, Herrn Gemeindevorstand Adam —Gävernitz. Der Bczirks-Dbstbau-Verein zu Großenhain, den 19. October 1882. Gladewitz. Für den Schlosser Anton Friedrich Schubert, gebürtig von Markkleeberg ist als Abwesenheitsvormund der Gutsbesitzer und Kirchenvorsteher Herr Friedrich August Richter in Zabeltitz vom unterzeichneten Amtsgerichte in Pflicht genommen worden. ' Großenhain, am 18. October 1882. Das Königliche Amtsgericht. Estler. Bornemann, Ass. Im Schönitz'schen Gute zu Gröditz kommen Donnerstag, den 26. October 1882, Vorm. 9 Wr 2 hochtragende Kühe und 1 dergl. Kalbe gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Großenhain, am 18. October 1882. Der Gerichts-Vollzieher. Höpfner. Bekanntmachung. Dienstag, den 24. Oktober v., Noß-, Vieh- ««- Kretermarkt in Großenhain. Der Stadtrath daselbst. Vogel, Stdtr. Städtische Feuerwehe. Die den Reservezügen 1 und 2 zugetheilten Mannschaften haben sich Dienstag den 24. Oetober Abends Uhr und die den Reservezügen 3, 4 und 5 zu ¬ getheilten Mannschaften Mittwoch den 23. Oetober Abends Uhr im kleinen Saale des Gasthofs zur „goldenen Krone" pünktlich einzufinden. Großenhain, den 20. October 1882. A. Wagner, Feuerlöschdirector. Die/ürstmöesuche aus der Ratkanhatkinset. Man ist eö nachgerade gewöhnt, den gegenseitigen Be suchen der Fürsten nicht allzu großen Einfluß auf die Ent wickelung der Völkergeschichte beizumessen. Indessen darf man wohl behaupten, daß die Begegnung zwischen dem Könige von Serbien und dem Fürsten von Bulgarien, die sich dieser Tage in Rustschuk vollzog, einige Beachtung ver dient. Seit einem Vierteljahrhundert wurde der größte Theil der Balkanhalbinsel von der Türkenherrschaft befreit. Wo sonst die Paschas die Romantik des Orients repräsentirten, da regieren jetzt christliche Fürsten unter constitutionellen Formen nach constitutionellen Gesetzen. Rumänien und Serbien haben dem letzten Kriege ihre Unabhängigkeit zu danken; Bulgarien ist erst durch diesen Krieg zu einem Staate geworden. Und nun herrschen auf der Balkanhalbinsel dieselben Sitten, wie überall, wo christ liches Hofleben existirt. Die Alliancen unter unabhängigen Staaten, die Fürstenbegegnungen zur Besiegelung solcher Freundschaftsverhältnisse sind wesentlich eine Erscheinung christlicher Civilisation. In Asien sind die Fürsten durch Mißtrauen und Eifersucht von einander geschieden und nur Vasallen finden sich am Hofe des Sultans ein, um ihm ihre Huldigung darzubringen. Die Zeit ist allerdings wohl nicht mehr fern, wo der Sultan den letzten seiner Vasallen verloren haben wird. Um so lebendiger regt es sich unter den christlichen Fürsten der Balkanhalbinsel. Die Dinge haben da unten noch keine feste Gestalt angenommen. «Serbien, Rumänien und Bulgarien sind in gleicher Weise bemüht, Sicherheit für ihre Zukunft zu schaffen. Bei diesem Bemühen mag König Milan von Serbien auf seine eigene persönliche Stellung wohl in demselben Grade Bedacht nehmen, wie auf die Unabhängigkeit und Sicherheit seines Staates. Serbien hat in den letzten Jahren einen ganz merkwürdigen Schicksalsproceß durch gemacht. Das Schauspiel, welches der kleine Staat geboten, hätte eine viel größere Aufmerksamkeit verdient, als ihm wirklich zu Theil geworden ist. Die Erschütterungen, von denen Serbien heimgesucht wurde, sind ihrem ersten Ur sprünge nach nicht von einem politischen Ereignisse und auch nicht von einer politischen Partei ausgegangen. Auf dem Ocean des europäischen Capitals, wo die Speculation die goldenen Wogen durcheinander treibt, entstand der Sturm, der das Land in seinem Innersten durchrüttelte. Die guten Serben, ihrer Mehrzahl nach kaum dem primitivsten Zustande der Civilisation entwachsen, wurden plötzlich in die Geheimnisse der europäischen Speculation eingeweiht. Die Katastrophe, welche die Pariser Börse er eilte und welche an den Namen Bontoux sich knüpft, hatte auch für Serbien höchst bedenkliche Folgen. Diesem Schicksals schlage gegenüber zeigte Fürst Milan echten Herrschermuth. In dem Augenblicke, wo die Opposition die Waffen schmiedete, um die Regierung zu stürzen, ließ er sich zum Könige aus rufen. Durch diesen stolzen Act wurde die Krise allerdings vertagt, aber nicht beseitigt. Die Gährung dauert fort, obgleich den Gesetzen Gewalt angethan wurde, um eine regierungsfreundliche Majorität in derSkupschtinaherzvstellen. In den Zeitungen wird offen von Verschwörungen gegen den serbischen Thron gesprochen und eines schönen Tages können wir durch die Nachricht von einer Revolution in Belgrad überrascht werden. Man behauptet auch, daß die serbische Opposition sich der geheimen Unterstützung Rußlands erfreue und daß es eben der Panslavismus sei, der eine Veränderung in Serbien herbeiführen wolle. Allein selbst den Fall vorausgesetzt, daß eine solche Re volution gelingen und König Milan seinen Thron verlieren sollte, so würde dadurch an den Verhältnissen auf der Balkanhalbinsel nicht allzuviel geändert werden. Serbien und die anderen christlichen Staaten des Balkans werden stets auf die Nachbarschaft Oesterreichs Rücksicht nehmen müssen. In letzter Instanz hat es Oesterreich doch in seiner Macht, wenn alle friedlichen Mittel fehlschlagen sollten, den kleinen Gegner völlig zu erdrücken. Die Rivalität zwischen Rußland und Oesterreich bietet den erwähnten Staaten keineswegs eine solche Sicherheit, daß sie dauernd eine feind selige Haltung gegen Oesterreich riskiren könnten, denn auch ein Krieg zwischen Rußland und Oesterreich würde für die kleinen Staaten die gefährlichsten Consequenzen nach sich ziehen. Immer sind es die kleinen Länder, welche zuerst die Kosten bezahlen müssen und zuerst zu Grunde gehen, wenn die großen Staaten gegen einander Krieg führen. Die gegenwärtigen Zustände auf der Balkanhalbinsel erinnern in mannigfacher Beziehung an das bundestägliche Deutschland. Statt des Dualismus zwischen Oesterreich und Preußen ist jetzt dort der Dualismus zwischen Oesterreich und Rußland vorhanden. Die Staaten der Balkanhalbinsel sind von demselben Streben erfüllt, wie ehemals die deutschen Mittel- und Kleinstaaten; d. h. sie möchten am liebsten von dem einen wie von dem anderen Großstaate unabhängig sein. Auch für die Lösung der Frage aus der Balkanhalbinsel werden sich Staatsmänner finden, welche künstliche Projecte ausarbeiten, um die Unabhängigkeit der Halbinsel zu er möglichen. Von dem Grundsätze ausgehend, daß Ver einigung die Schwachen stark macht, wird man auf die alte Idee der Donau-Conföderation zurückgreifen und ein Bündniß zwischen Serbien, Bulgarien und Rumänien her zustellen suchen, vielleicht auch Griechenland zur Theilnahme einladen. Da der Zweck der Conföderation darin bestehen müßte, fremde Einflüsse von der Balkanhalbinsel abzuwehren, so wird man auch Alles aufbieten, um den russischen und österreichischen Einflüssen den Weg zu verlegen. Die Staaten der Balkanhalbinsel haben zwar unter sich ihre Rivalitäten und Streitigkeiten auszufechten, allein das schadet nichts; man kann das Project von der Conföderation dennoch aufs Papier bringen und ernsthaft an seiner Ver wirklichung arbeiten. Auch die Geschichte der deutschen Nationalbewegung ist voll von solchen Versuchen; sie wurden so lange fortgesetzt, bis Fürst Bismarck unsere Verhältnisse durch die Gewalt der Waffen endgiltig regelte. Die Staaten auf der Balkanhalbinsel haben auch kein anderes Schicksal zu erwarten. Die schönsten Conföderations-Projecte werden ihre Unabhängigkeit nicht zu schützen vermögen, sobald die Dinge ernsthaft zur Entscheidung gebracht werden. Oester reich und Rußland haben dabei das letzte Wort zu sprechen und die Stimme der kleinen Staaten wird daneben kaum gehört werden. Auch die Fragen auf der Balkanhalbinsel können nur durch Blut und Eisen gelöst werden, genau so, wie die deutsche Frage. Um seine künftige Stellung im Orient zu sichern, bringt der österreichische Staat schon heute große Opfer; wir erinnern nur an Bosnien und die Herzegowina. Tagesnachrichlen. Sachsen. Ihre kgl. Hoheit die Frau Prinzessin Georg traf am 18. October Vormittags 10 Uhr von München wieder in Dresden ein. Der in weiteren Kreisen bekannte tüchtige Fechtlehrer Ernst Staberoh in Dresden ist am 18. October im noch nicht vollendeten 65. Lebensjahre gestorben. Der nächste Reichshaushaltsetat wird auch die erste Rate für den Neubau eines Reichsgerichtsgebäudes auf weisen, nachdem zwischen der Stadt Leipzig und der Reichs regierung ein Uebereinkommen über den aufzuführenden Bau getroffen worden ist. — Die Stadtverordneten Leipzigs haben den Beschluß des Rathes, alljährlich im Winter auf einer Wiese am Schleußiger Wege eine öffentliche, unent geltlich zu benutzende Eisbahn herzustellen, genehmigt. Sicherem Vernehmen nach wird in Gruben bei Meißen aus Anlaß der dort entdeckten eisenhaltigen Quelle demnächst mit dem Bau eiues geräumigen und eleganten Badehauses begonnen werden. Das Ministerium des Innern verfügte die Auflösung des Stadtverordnetencollegiums zu Burgstädt, wie verlautet, deshalb, weil das Collegium einstimmig beschlossen hatte, mit einem Mitgliede nicht mehr zu arbeiten. Ein hübscher Zug wird aus der Bernhard Schmidt'schen Fabrik zu Arnsdorf bei Penig („Amerika" genannt), mit- getheilt. Es wurde jetzt einem langjährigen alten Arbeiter, dem es nicht mehr möglich ist, seine Arbeit zu verrichten, freiwillig eine Pension ausgezahlt, die die Hälfte seines bisherigen Lohnes beträgt. Dasselbe Verfahren soll auch bei allen anderen Arbeitern, wenn sie eine gewisse Anzahl Jahre in der Fabrik thätig gewesen und arbeitsunfähig werden, innegehalten werden. Der Mörder Bock in Bautzen hat gestanden, den am 3. September an dem 60jährigen Tuchmacher Münnich in Kamenz verübten Mord in der Absicht ausgeführt zu haben, Münnich zu berauben. Ferner hat Bock eingestanden, daß er aus Rachsucht auch eine Brandstiftung ausgeführt habe. In Altchemnitz wurde am Freitag früh ein Mordversuch auSgeübt. Der Thäter, ein Aftermiether bei einer allein stehenden Frau, wollte Letztere durch einen Strick entweder erwürgen oder erhängen, wurde aber durch das Hilfegeschrei der Angegriffenen an seinem Vorhaben gehindert. Der Mörder erhing sich hierauf selbst und war nicht wieder ins Leben zurückzurufen, während an dem Aufkommen der Frau nicht gezweifelt wird. Ein recht beklagenSwerther Unglücksfall hat sich am Montag in der Uhlig'schen Fabrik zu Leitelshain bei Crim mitschau zugetragen. Dem mit Raspeln von Farbeholz beschäftigten Arbeiter Lange gerieth durch einen unglücklichen Zufall ein starker Span gegen den Hals und drang in diesen hinein, welcher schweren Verwundung der nach dem Kranken hause gebrachte Unglückliche noch am Abend desselben Tages erlag. Er hinterläßt außer seiner Ehefrau acht zum Theil noch unerzogene Kinder.