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. Großenhainer Unterhaltung-- und Anzeigeblatt. Gelte 2. Nr. 112 diesen Zopf anbissen, bei guter Laune trotz der erlittenen Blamage, leitete die öffentliche Aufmerksamkeit von dem heiklen Thema der Schwenkung Frankreichs ab und brachte vor allem der Revanche-Idee, welche er in Frankreich nicht aussterben lassen will und welche ihm dereinst den Weg zur Macht bahnen soll, neue Nahrung. Wie ehemals das Trug- gebild einer russisch-französischen Allianz, so muß jetzt der ebenso nebelhafte Traum einer englisch-französischen Allianz herhalten, um die Revanche-Idee zu beleben. Das scheint uns der einfache Hergang zu sein. Die Hetzereien gegen Deutschland erhalten damit ihre Erklärung und werden auf ihre wahre Bedeutung zurückgeführt. Sie sind vorläufig noch nicht unmittelbar gefährlich, aber sie zeigen, wie leicht empfänglich jederzeit das französische Volk für die Rachegedanken ist, und das ist die Lehre, welche wir aus diesen Vorgängen aufs Neue entnehmen können. Zum 20jährigen ZUiMerjuOMum des Fürsten Rismarck. Wenn es auch dem schlichten Charakter des Fürsten Bismarck entspricht, nicht durch große Feierlichkeiten für seine außerordentlichen Verdienste geehrt zu werden, so kann doch unmöglich das deutsche Volk einen Tag der Erinnerung verfließen lassen, der in unstreitiger Weise den Anbruch einer neuen, segensreichen Aera für das durch Jahrhunderte hindurch in politischer Ohnmacht befindliche Deutschland verkündete. Denn am 23. September 1882 sind es 20 Jahre, daß der damalige preußische Gesandte am französischen Kaiserhofe, Herr v. Bismarck, von unserem jetzigen Kaiser zum preußischen Staatsminister der auswärtigen Angelegen heiten und Ministerpräsidenten ernannt und überhaupt mit der Oberleitung der preußischen Staatsgeschäfte betraut wurde. Was Fürst Bismarck in diesen 20 Jahren als preußischer Staatsminister, dann als deutscher Bundes kanzler und später als deutscher Reichskanzler für das Vaterland vollbracht hat, lebt so frisch in aller Zeitgenossen Gedächtniß, daß wir dieses großen Staatsmannes Ruhmes- thaten nicht der Reihe nach aufzuzählen brauchen, für Fürst Bismarck wird auch der Lorbeer grünen, so lange es ein Deutschland giebt, und als Einiger des Vaterlandes, als unerschrockener und unermüdlicher Staatsmann und hoch herziger Patriot wird er für immer einen Ehrenplatz in der Ruhmeshalle der Weltgeschichte einnehmen. In dieser Hinsicht ist es also gar nicht möglich, in einem Artikel der Tagespreffe den Fürsten Bismarck, der nun 20 Jahre mit unerschütterlicher Ausdauer und beispiellosen Erfolgen am Staatsruder steht, genügend zu feiern. Aber wir wollen es nicht unterlassen, an diesem neuen Ehrentage des Fürsten Bismarck wenigstens auf zwei Punkte in seinem Leben und Streben aufmerksam zu machen, die mit zu den ersten Bedingungen seiner Größe gerechnet werden mässen, es ist dies das scharfe Zielbewußtsein und das bewunderns- werthe Maßhalten in den Bestrebungen des Fürsten Bismarck. Klarer und zielbewußter, wie es Fürst Bismarck gethan, ist wohl noch kein Staatsmann vor eine schwierige und gefahrvolle Aufgabe getreten, denn als Fürst Bismarck am 23. September 1862 preußischer Minister wurde, hatte er die großen Gaben seines Geistes als preußischer Bevoll mächtigter beim Frankfurter Bundestage und dann als Gesandter Preußens in Petersburg und Paris so ausgezeichnet zu verwerthen verstanden, daß er das ganze Getriebe der deutschen und europäischen Politik besser durchschaute, als irgend ein zeitgenössischer Staatsmann, und auch bereits an allen Faden spann, die das Gelingen seiner großen Mission vorbereiten sollten. Diese außerordentliche That- sache ist aus des Fürsten Bismarck's Briefen und Berichten während seiner Frankfurter Bundesgesandtschaft und der Zeit seiner Mission in Petersburg und Paris ganz klar er wiesen, und dieselbe Thatsache gab dem Fürsten Bismarck auch die eminente Befähigung, schon bald nach seinem Amtsantritt als preußischer Minister des Auswärtigen eine leitende Rolle im europäischen Concert zu spielen. Das Letztere wäre aber mit dauerndem Erfolge nicht möglich gewesen, wenn Fürst Bismarck seine thatsächlich schon da mals führende Nolle nicht mit dem vorsichtigsten Maßhalten begleitet hätte, wo es galt, Rücksichten zu nehmen, sich keine vorzeitige oder unerwünschte Feindschaft zu machen und doch alle seine Vorbereitungen zu treffen, um dann in den entscheidenden Augenblicken mit unwiderstehlicher Wucht einen Schlag zu thun oder mit diplomatischer Meisterschaft ein Band zu knüpfen. Wäre Fürst Bismarck in dieser schwierigen Kunst nicht so groß, dann hätte er unmöglich der Feindschaft des Auslandes, den Ränken eines Napoleon und der Zerfahrenheit der inneren Zustände gegenüber Preußen und Deutschland aus ihrer früheren ohnmächtigen Stellung so erfolgreich erheben können. Und die dankbare Anerkennung dieser ruhmreichen That sei an dem Tage, wo Fürst Bismarcks 20 Jahre Minister ist, sein schönster Lorbeer, den kein L-treit der Tagesfragen verdunkeln kann. Tagesnachrichlen. Sachsen. Se. Majestät der Kaiser, allerhöchstwelcher unser engeres Vaterland nach Schluß der Manöver am 20. septbr. mit dem Kronprinzen und den anderen könig lichen Prinzen und fürstlichen Personen wieder verlassen, hat an Se. Majestät den König ein allerhöchstes Hand schreiben gerichtet, dessen Wortlaut dem „Dr. I." zufolge folgender ist: „Durchlauchtigster Großmächtigstcr Fürst, freundlich lieber Netter und Bruder! Die am heutigen Tage beendigten diesjährigen großen Herbstübungen des XIst (königlich sächsischen) Armeeeorps haben ein in jeder Beziehung so sehr erfreuliches Resultat ergeben, daß ich Ew. Majestät Land und Truppen nicht verlassen kann, ohne meiner schon nach den einzelnen Uebungstägen ausgesprochenen lebhaften Befriedigung und Anerkennung nochmals gegen Ew. Majestät den wärmsten Ausdruck zu geben. — Ew. Majestät Armeeeorps befindet sich in der That nach jeder Richtung in einem besonders guten AuS- bildungszustande und läßt erkennen, daß das im Frieden und im Kriege bewährte Soldatenauge seines Königs diese Ausbildung auf das Sorgfältigste überwacht, und daß an derselben an allen Eommando- stellen mit großer Sachkenntniß und Hingabe gearbeitet wird. Ich p reche Ew. Majestät meinen herzlichen Glückwunsch zu solchem Re ¬ sultat aus und empfinde eine aufrichtige Freude darüber, mich immer wieder zu überzeugen, wie sehr unsere Ansichten über die hohe und weitgreifende Wichtigkeit des kriegstüchtigen Zustandes der Truppen übereinstimmen. Ew. Majestät bitte ich, auch Ihren Truppen und insbesondere auch ihren Führern — vor Allen aber dem commandirenden General, Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg, Herzog zu Sachsen — Kenntnis; von meiner lebhaften Anerkennung ihrer Leistungen geben zu wollen und bitte ich zugleich auch meinen wärmsten Dank für die überaus freundliche und meinem Herzen sehr wohl- thuende Aufnahme entgegen zu nehmen, die mir in Ew. Majestät Hause und in Ihrem Lande zu Theil geworden ist. Mit der Ver sicherung der vollkommensten Hochachtung und wahren Freundschaft verbleibe ich Ew. Majestät freundwilliger Vetter und Bruder. Dresden, den 20. September 1882. gez. Wilhelm. An des Königs von Sachsen Majestät." Ferner ließ Se. Majestät der Kaiser dem Oberbürger meister Dr. Stübel ein allerhöchstes Schreiben zugehen und für die Armen der Stadt ein Gnadengeschenk von 2000 M. aus allerhöchstseiner Schatulle behändigen. Das gedachte Schreiben lautet folgendermaßen: „Als Ich Mich entschloß, behufs Erfüllung der Pflichten Meiner Kaiserlichen Würde in der schönen Elb-Residenz Meines Königlichen Freundes zeitweilig Aufenthalt zu nehmen, durfte Ich voraussetzen, auch von den Einwohnern freundlich ausgenommen zu werden. Der Empfang, welchen Mir die Stadt Dresden im Wetteifer mit den von Mir berührten Orten bereitet, hat jedoch alle Meine Erwartungen weit übertroffen. Der reiche, ebenso geschmackvolle wie sinnige Schmuck von Häusern und Straßen, der wiederholte jubelnde Zuruf der zahlreich auch vom Lande herbeigeeilten Bevölkerung, die um fassende Betheiligung an großartigen, im nationalen Geiste und mit künstlerischem Geschick ausgeführten Festzügen, die herzliche Begrüßung der in beträchtlicher Anzahl versammelten Kriegervereine können Mich nicht zweifeln lassen, daß die in bewährter Liebe zu ihrem angestammten Fürstenhause zugleich für die Herrlichkeit unseres deutschen Vaterlandes warm schlagenden Herzen ihrer Treue und Anhänglichkeit an Kaiser und Reich einen überströmenden Ausdruck haben verleihen wollen. Die sprechenden Zeugnisse eines überzeugungs vollen Patriotismus haben Mich tief gerührt und mit innigstem Danke erfüllt; Ich fühle Mich in der Zuversicht bestärkt, daß im Sächsischen Lande, wo Ich zu Meiner aufrichtigen Freude huldigende Kundgebungen eines lebensvollen Nationalsinnes schon oft erfahren, des Reiches Zukunft in den Gemüthern fest und dauernd gesichert ist. In diesem wohlthuenden Vertrauen wird die frohe Erinnerung an die festlichen Tage Meines Aufenthalts in hiesiger Stadt, in der Ich von jeher gern geweilt habe, Mich stets begleiten. Ich ersuche Sie, Meinen verbindlichsten Dank Allen auszudrücken, welche Mich durch die genossene ausgezeichnete Aufnahme erfreut haben. Dresden, den 20. September 1882. Wilhelm. An den Oberbürgermeister vr. Stübel zu Dresden." Se. Majestät der König hat nach Schluß der Manöver einen Tagesbefehl erlassen, in welchem er seine Zufriedenheit und volle Anerkennung der in jeder Richtung trefflichen Leistungen ausspricht, welche die Truppen in den Tagen gezeigt haben, an denen das Armeecorps die Ehre hatte, vor Sr. Majestät dem deutschen Kaiser Zeugniß seiner Aus bildung ablegen zu können. Indem den Truppen hierfür der Königliche Dank ausgesprochen wird, wird daran die zuversichtliche Erwartung geknüpft, daß auch in Zukunft wie bisher mit Ernst und Eifer darnach gestrebt werde, jenen Grad der Vervollkommnung zu erreichen und zu er halten, der allein zu einem rühm- und ehrenvollen Hinaus führen der Aufgaben befähigt, welche dem Armeecorps ge stellt werden. Se. Majestät der Kaiser hat den Staatsminister des Krieges und des Auswärtigen, General der Cavallerie v. Fabrice, Excellenz, durch die Verleihung des schwarzen Adler-Ordens und das Geschenk allerhöchstseiner in Mar mor ausgeführten Büste ausgezeichnet. Eine Deputation der großen Landesloge von Sachsen hatte am Sonntag Abend die Ehre, vom Kaiser Wilhelm und unmittelbar darauf auch vom deutschen Kronprinzen in Audienz empfangen zu werden. Dabei nahm Se. k. und k. Hoheit die Ehrenmitgliedschaft der großen Landesloge gnädigst an, sowie die darauf bezüglichen freimaurerischen Insignien aus den Händen der Deputation entgegen. Fast sämmtliche jetzt in Dresden anwesend gewesenen hohen Fürstlichkeiten haben oie weltberühmten Schätze des königl. Grünen Gewölbes besichtigt und sich hierbei in das neue, schön ausgestattete Fürstenalbum eingezeichnet. Ein besonders denkwürdiges Blatt hat dieses Album dadurch erhalten, daß auf ein und derselben Seite Kaiser Wilhelm, der Kronprinz des deutschen Reiches und dessen erlauchte Söhne, die Prinzen Wilhelm und Heinrich, Namenseinträge vorgenommen haben. Wie man dem „Dr. A." aus Meißen meldet, konnte es der Socialdemokrat v. Rein, ein sogen. Obmann seiner Partei, nicht unterlassen, am 19. Septbr. auf dem Bahn hofe, während die allerhöchsten Herrschaften zu einem kurzen Besuche auf der Albrechtsburg weilten, stark an Hochverrath grenzende Bemerkungen fallen zu lassen. Da er den Wei sungen der Spalier bildenden Cöllner Feuerwehr, sowie der Polizei nicht Folge leistete und scheinbar absichtlich Scandal zu provociren suchte, wurde er arretirt. Ein an der äußern Ringmauer der Strafanstalt zu Wald heim auf Posten stehender Soldat wurde in der Nacht zum 19. Septbr. von einem Civilisten mit einem Terzerol bedroht, welches indeß, zwei Mal abgedrückt, versagte. Dem drei maligen Anrufen des Postens leistete der Angreifer keine Folge, sondern ergriff die Flucht, worauf der Soldat in der Meinung, einen entsprungenen Sträfling vor sich zu haben, sein Gewehr auf denselben abdrückte, ohne ihn je doch zu treffen. Ob der Angriff ein ernstgemeinter war, oder ob nur ein Act sträflichen Uebermuthes vorliegt, ist zur Zeit noch nicht zu ermitteln gewesen. Den Hauptgewinn in der bei der landwirthschaftlichen Landesausstellung zu Zwickau veranstalteten Lotterie, eine Locomobile, hat auf Nr. 49,032 ein elternloser Schüler der Chemnitzer landwirthschaftlichen Schule erhalten. Beim Anzünden von Feuer hat sich am 19. Septbr. ein zehnjähriges Mädchen in Zwickau dadurch verbrannt, daß es Spiritus in die Flamme goß, wobei die Flasche explo- dirte und die Kleider des Mädchens zu brennen anfingen. Infolge schneller Hilfe durch eine Frau erlitt das Kind glücklicher Weise nur leichte Brandwunden. In der Nacht vom 18. zum 19. d. brannte in Ostrau bei Schandau die Mühle sammt Wohngebäude total nieder. Das Feuer soll, wie man vermuthet, in einer von zwei Bretschneidern bewohnten Stube des Sägewerkgebäudes aus- gekemmen sein; da man trotz aller Nachforschungen beide Männer zur Zeit noch nicht wiedergesehen hat, glaubt man, daß sie leider in den Flammen umgekommen sind. Nach einer weiteren Meldung bestätigt sich diese Annahme, denn man hat die Leichname der beiden Arbeiter, von denen der eine verheirathet und Vater von vier Kindern ist, voll ständig unkenntlich aufgefunden; nur nach der Größe des Oberkörpers konnten sie unterschieden werden, da Beine, Arme und Kopf ganz fehlten. Von dem Arbeitgeber werden die Verbrannten als zuverlässige, solide Leute geschildert. Die Entstehungsursache des Feuers ist noch nicht aufgeklärt, doch nimmt man an, daß die in den Flammen umgekom menen Männer sich Abendessen gekocht und das Feuer im Ofen der Schneidemühlenstube, über welcher sie geschlafen, nicht richtig gelöscht haben. Daß nicht allein Schießgewehre, sondern auch Munitions gegenstände sorgfältig aufbewahrt werden müssen, zeigt ein beklagenswerther Vorfall in Boritz bei Riesa. Einige Kinder waren in den Besitz einer Patrone gelangt, der zehnjährige Sohn des Handarbeiters Große hat auf dieselbe geschlagen, so daß sie explodirte und dem Knaben die Hand derart ver letzte, daß diese hat abgenommen werden müssen. Eine schauderhafte That ist in Zschopau verübt worden: der dort ansässige Schuhmachermeister Metzel hat am Mitt woch in früher Morgenstunde seine Familie ermordet und ist sodann bei dem Versuche, sich selbst zu ertränken, er griffen worden. Die Frau fand man mit durchschnittenem Halse beim Ofen, die Kinder (ein Mädchen von etwas über 1 und zwei Knaben von 4 und 9 Jahren) im Bette liegend. Metzel, der seine That sofort eingestanden hat, war von jeher geizig, mag in letzter Zeit nicht immer voll zu thun gehabt haben, auch soll ihm ein auf seinem Hause stehendes Capital gekündigt worden sein, und als ihm nun noch seine Gattin mittheilte, daß er Zuwachs in seiner Familie zu erwarten habe, da scheint ihm allzubange vor der Zukunft geworden zu sein. Der Oberstaatsanwalt aus Chemnitz kam Mittags in Zschopau an. Auch in der Nähe von Auerbach wurde am 19. Septbr. ein Gattenmord vollführt. Der Harmonika-Arbeiter Gabriel Meinel von Sachsenberg hat auf offener Straße in Brunn döbra seine Ehefrau ermordet, indem er ihr die Kehle durchschnitt. Man nimmt an, daß der Mörder sich im sogen. Meiselteiche ertränkt hat, weil er in der Richtung nach demselben floh und seitdem nicht wieder gesehen wurde. Deutsches Reich. Se. Majestät der Kaiser ist am Mittwoch Nachmittag im allerbesten Wohlsein wieder in die Heimath zurückgekehrt; mit ihm trafen auch der Kron prinz, sowie die Prinzen Wilhelm, Heinrich, Albrecht und Friedrich Karl aus Dresden wieder in Berlin ein. Die „Prov.-Corresp." schließt einen resumirenden Be richt über die Festlichkeiten in Breslau und in Dresden mit folgenden Worten: „So haben die Festlichkeiten, welche in Schlesien aus Anlaß der Anwesenheit des Kaisers ver anstaltet worden, eine gleichartige Fortsetzung in Dresden gefunden. Fürst und Volk Sachsens wetteiferten in dem Bestreben, den Aufenthalt des Kaisers in der sächsischen Hauptstadt zu einem denkwürdigen zu machen. König Albert, dem es ein Herzensbedürfniß war, der aus den französischen Schlachtfeldern besiegelten Bundesgenossenschaft und der zwischen beiden Höfen bestehenden innigen Freundschaft den wärmsten Ausdruck zu geben, das sächsische Volk, das in den begeisterten Kundgebungen der Liebe und Verehrung, wie es in der Ansprache des Oberbürgermeisters von Dresden an den Kaiser hieß, ebenso dem vom Throne herab gegebenen leuchtenden Beispiele wie des Herzens innerstem Zuge folgte. Die Kaisertage in Dresden werden der Bevölkerung Sachsens unvergeßlich bleiben, aber die Erinnerung daran wird auch das Herz unseres Kaisers dauernd mit Dank und Genug- thuung erfüllen." Oesterreich. Der Kaiser und die Kaiserin sind am Dienstag Abend von Schloß Miramare wieder abgereist; hierbei waren sämmtliche von dort bis Triest ankernde Schiffe glänzend erleuchtet. Das kronprinzliche Paar reiste am Mittwoch früh nach Siebenbürgen ab. Infolge der fortwährenden Agitationen der tschechischen Journale schloß am 19. Septbr. die tschechische Gemeinde vertretung des Fabrikortes Holeschowitz bei Prag die vom deutschen Schulverein errichtete und von 200 Kindern be suchte Volksschule, angeblich aus sanitären Rücksichten, trotzdem das bezirksärztliche Gutachten über die Schul räume äußerst günstig lautete und der Landesschulrath daher die Schuleröffnung anstandslos gestattet hatte. Am Nach mittag des 20. Septbr. aber erhielt der Director der neuen Schule, welcher gegen die Schließung derselben energisch protestirt hatte, von der Karolinenthaler Bezirkshaupt mannschaft einen Bescheid, in welchem er ermächtigt wird, die vom Gemeindeamt angelegten Siegel eigenhändig zu entfernen und den Schulunterricht nach Maßgabe der vom Landesschulrathe erlassenen Anordnungen am nächsten Tage früh wieder aufzunehmen. Der Statthalter von Tirol ist am Dienstag nach Inns bruck zurückgekehrt. Der Umfang der Ueberschwemmung und die Größe deö Schadens übertrifft die bisherigen Befürch tungen. Im Pusterthale war die Gefahr noch immer im Zunehmen. In Bruneck ist eine größere Anzahl Häuser eingestürzt, darunter die Kaserne. Militär ging nach Vintl ab und versuchte, gegen Bruneck vorzudringen. Man hat für alle Fälle vier Reservecompagnien organisirt. Italien. Der Ministerrath hat dem Vernehmen nach beschlossen, die allgemeinen Wahlen zur Deputirtenkammer auf Grund des neuen Wahlgesetzes auf den 29. October und 5. November anzuberaumen. Rußland. Der Kaiser und die Kaiserin nebst den kaiserlichen Kindern, sowie die Großfürsten Georg, Alexis, Sergius und Paul sind am 20. Septbr. zur Besichtigung der Ausstellung wohlbehalten in Moskau eingetroffen. Das Kaiserpaar wurde von der Bevölkerung, welche um den Bahnhof und auf den Straßen in zahlloser Menge ver sammelt war, mit enthusiastischen Hochrufen begrüßt. Nach dem Besuch der Kapelle der iberischen Mutter Gottes fuhr das kaiserliche Paar in das Palais im Kreml, wo dasselbe alsbald in den Sälen erschien. Alle hoffähigen Personen