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Großenhainer Unterhaltungs- L Anzeigeblatt. Aiiits^att äer Kömgf. Ainis^llupimann^a^, äes Rönigs Amiggcric^ unä äes Naätmi^s zn Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Inserate werden bis Tags vorder früh 9 Mr angenommen. Abonnement vierteljährlich 1 Mark. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwort!. Redacteur: Herrmann Starke 8en. Gebühren für Inserate von auswärts werden, wenn von den Einsendern nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. Nr. 112. Sonnabend, den 23. September 1882. 70. Jahrgang. H-OBIR! VINtVI»l8 -L1»1»Ä1»KK. Sei bevorstehendem Onartalwechsel machen wir die geehrten Leser unseres Stalles auf die rechtzeitige Erneuerung des Abonnements (durch die Post bis spätestens den 25. -. M.) ergebenst aufmerksam und bitten um recht zahlreiche Neubestellungen. Inserate finden, da fich unser Leserkreis über den ganzen Sezirk der Kgl. Amtshauptmannschast Großenhain nnd die umliegenden preußischen Ortschaften erstreckt, die beste Verbreitung und erzielen demnach auch den gewünschten Erfolg. Sic Expedition des Großenhainer Antrrhaltungs- md Anreigeblattes. Bekanntmachung. Nachdem der unterzeichneten Amtshauptmannschaft von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinze« Georg das nachersichtliche Höchste Handschreiben zugegangen, beeilt sich dieselbe solches allseitig zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Riesa, am 21. September 1882. Die Königliche Amtshauptmannschast Großenhain, von Weiffenbach. Hauptquartier Jahnishausen, am 20. Septbr. I882. „Bei den diesjährigen Herbstübungen haben die Truppen des Armee-Corps trotz der den Gemeinden und Quartierwirthen gestellten hoben Anforderungen Seiten derselben überall so gute Aufnahme gefunden, daß es mich drängt, für das bewiesene Entgegenkommen meinen und der Truppen Dank auszusprechen. Die Königliche Amtshauptmannschast ersuche ich, diesen unsern Dank durch entsprechende Bekanntgabe allen Betheiligten zu übermitteln. Der k o m mandirende General: Georg, Herzog zu Sachsen." An die Königliche Amtshauptmannschast zu Großenhain. Bekanntmachung. Nach nunmehrigem Schluß der diesjährigen Herbstübungen unserer braven Krieger nimmt der Unterzeichnete gern Veranlassung, die ihm bei Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Ausführung der fürsorgenden Maaßnahmen für die unterzubringenden Truppen von Seiten aller dabei wirksam gewesenen behördlichen Organe zu Theil ge wordene bereitwillige Unterstützung und Erleichterung rühmlich und dankbarlichst anzu erkennen, wie denn auch bei dieser Gelegenheit die musterhafte Haltung des Publikums sowohl an den Manövertagen, wie insbesondere am Tage der großen Truppenparade den altbewährten Sinn der sächsischen Bevölkerung für Gesetzlichkeit und Ordnung von Neuem bestätigt hat. Riesa, am 21. September 1882. Die Königliche Amtshauptmannschast Großenhain. von Weiffenbach. Stadtbibliothek. Wegen Revision der Stadtbibliothek sind alle daraus geliehenen Bücher Sonntag, den 24. September d. I., Vormittags 11 — 12 Uhr übzugeben. Sonntag den 1. October bleibt die Bibliothek geschlossen. Der Vorstand. Auctions - Bekanntmachung. Im Sauer'schen Gute zu Roda kommen Freitag, den 2K. September 1882, Vorm. 10 Uhr 1 Hobelbank, 1 Drehbank, 1 Schrank mit Handwerkszeug, 1 Häckselmaschine, 1 Wirth- schaftswagen mit Zubehör, 1 Schlitten, 1 Dreschmaschine mit Göpel und Zubehör, 1 Getreidereinigungsmaschine, 1 Korbwagen mit Zubehör, 1 Kleiderschrank, 1 Decimal- waage mit Gewichten, ungedroschenes Korn, ungedroschenes Gemenge, ungedroschenes Haidekorn und anstehende Kartoffeln gegen sofortige Baarzahlung zur Versteigerung. Großenhain, am 21. September 1882. Der Gerichtsvollzieher. Höpfner. 3000 M. Stiftungsgewer, L erwarten steht, sind gegen genügende Hypothek und jährliche Verzinsung zu 4^ pr. Ct. durch uns auszuleihen. Großenhain, am 20. September 1882. Der Stadtrath. Bogel, Stdtr. Brennholz-Auktion. Im Gasthofe zu Gohrisch sollen Dienstag, den 26. und Mittwoch, den 27. September 1882, von Vormittags 9 Uhr an, folgende im Gohrischer Forstreviere aufbereitete Hölzer, als: 99 Raummeter ca. 567 „ „ 366 „ „ 60 Dienstag, den 26. September 1882, dürre weiche Scheite, „ „ Rollen, „ ,, Aeste, vereinzelt im Kiengehau, am Gohrisch, Neuland, am Königsstand, am Zwciwege, an der Sautränke, am ' alten Brand, Rustel, am weißen Gehege, am Pech wege, Diebswinkel und Steinsbreite, „ Stöcke, in den Hirschlecken, Mittwoch, den 27. September 1882, vereinzelt im Kiengehau, am Gohrisch, Neuland, am ca. 568 Raummeter dürre weiche Rollen, Königsstand, am Zweiwege, an der Sautränke, am „ 367 „ „ „ Aeste, alten Brand, Rustel, am weißen Gehege, am Pech ¬ wege, DiebSwinkel und Steinsbreite, „ 50 „ „ Stöcke, in den Hirschlecken, einzeln und partieenweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den mitunter- zeichneten Nevierverwalter zu Gohrisch zu wenden, oder auch ohne Weiteres in die ge nannten Waldorte zu begeben. König!. Forstrentamt Moritzburg und Königl. Revierverwaltrrng Gohrisch, den 31. August 1882. Michael. Roch. Die französische Politik. Der Gang der französischen Politik und der öffentlichen Meinung in Frankreich, wie er in der letzten Zeit beobachtet werden konnte, bietet einen seltsamen Anblick dar. Nach der Zurückhaltung, deren die französische Republik sich in allen Welthändeln seit Jahren befleißigt, begann sie zu erst wieder in der tunesischen Angelegenheit eine kühnere Haltung einzunehmen. Nicht ohne Schwierigkeiten und Opfer freilich, aber doch im Ganzen glücklich führte sie die An gelegenheit zu Ende; selbst die öffentliche Meinung, welche anfangs mit dem tunesischen Abenteuer keineswegs einverstan den gewesen, söhnte sich schließlich, als der glückliche Erfolg sicher gestellt war, mit demselben wieder aus. Sogar wir in Deutschland zollten dem Vorgehen Frankreichs in Tunis eine gewisse Sympathie; die Meinung brach sich bei uns Bahn, daß die französische Nation ihre Träume auf den europäischen Continent endlich aufgeben und die Stärke Frankreichs da bethätigen werde, wo sich in der That ein weites Feld dafür bietet, nämlich in Nordafrika. Die Haltung Deutschlands in dieser Angelegenheit fand denn auch damals in Frankreich allenthalben Anerkennung. Als dann die egyptische Angelegenheit auftauchte, trat Frankreich an die Seite Englands, — im Gegensatz zu fast dem ganzen übri gen Europa. Die französische Regierung war sogar schon im Begriffe, Truppen nach Egypten zu senden, allerdings, wie eS hieß, nicht zu gleichem Zwecke wie die englische, sondern nur zum Schutze des Suezcanals; aber wer weiß, was sich aus solcher Truppensendung noch entwickelt hätte. Da machte indeß die friedliche Anwandlung der Mehrheit der kranMscben Devutirtenkammer und die Furcht _vor Aben teuern diesem Unternehmen ein Ende, und Frankreich ver harrte in Unthätigkeit. England nahm sich das Zurückbleiben Frankreichs nicht sonderlich zu Herzen, es schien sogar sehr darüber erfreut, daß es weiter keine Rücksicht auf Frankreich zu nehmen habe und nun ganz ungestört an die Arbeit gehen könne. Frankreich aber spielte keine sonderlich glän zende Rolle und die Art, wie es nun Plötzlich nach einem großen Anlaufe dem Vorgehen Englands unthätig zusah, sah einer Blamage verzweifelt ähnlich. Nichtsdestoweniger kümmerten sich die Franzosen um alles das wenig, die maß gebende Presse predigte nach wie vor die innige Freundschaft mit England, geberdete sich so, als habe Frankreich die Jn- triguen Deutschlands im Orient glänzend zu Nichte gemacht, und es begann nun allmählich eine Hetzerei gegen das Deutschthum, welche das eben noch recht friedliche französische Volk in einen wahren Wahnsinnstaumel Hineintrieb und deren widerlichen Erscheinungen man fortgesetzt in der fran zösischen Presse begegnet. Dieser Verlauf der Dinge grenzt nahezu an das Un begreifliche. Er enthält Widersprüche, welche schwer lösbar sind. Wollte Frankreich mit der tunesischen Affaire eine kühne Politik in Afrika beginnen, wie es anfangs schien, so war das Bündniß mit England in der egyptischen An gelegenheit schwer zu begreifen, denn die Interessen Eng lands und Frankreichs gehen in Egypten himmelweit aus einander. Wollte aber Frankreich, wie man meinen konnte, durch die gemeinsame Action die Engländer an der eigen mächtigen Verfolgung englischer Interessen hindern, so ist es wiederum unerklärlich, wie Frankreich jetzt so gemüthlich zusehen kann. Auf jeden Fall ist die Feindseligkeit, welche ietzt-vlöblicb aeaen Deutschland bervorbrickt. unverständlich. weil sie in dem Vorausgegangenen auch nicht die mindeste Erklärung zu finden scheint. Vielleicht finden wir aber den Schlüssel zu all' diesen Räthseln, wenn wir uns gegenwärtig halten, daß Gambetta in der letzten Zeit wieder viel größeren Einfluß in Frank reich erlangt hat, als er vordem hatte, und daß den Ziel punkt seines ganzen Wirkens die Revanche bildet. Hält man hieran fest, so erscheint die tunesische Politik Frank reichs, welche von Gambetta eingeleitet wurde, nicht als der Beginn einer neuen afrikanischen Politik, sondern nur als ein nach außen hin harmlos erscheinender Versuch, die kriegerischen Instinkte des französischen Volkes, welche ein geschlafen schienen, neu zu beleben und die Franzosen wieder Gefallen an kriegerischem Ruhm finden zu lassen. Gleichem Zwecke sollte wohl auch die geplante Expedition nach Egypten dienen; nebenbei wollte man sich wohl auch dadurch den Engländern angenehm machen, denn ein Bündniß mit Eng land dämmerte allmählich am Horizont Gambetta scher Re vanchepolitik als glückverheißender Stern auf. Als dann aber die französische Deputirtenkammer ein unzweideutiges Votum für den Frieden abgab und alle kriegerischen Gelüste stillschweigen hieß, schien Gambetta aufs Aergste blosgestellt; er mußte fürchten, seines Einflusses für lange Zeit beraubt zu sein. Da fand der geriebene Genuese denn ein schlaues Mittel, die erlittene Scharte wieder auözuwetzen und das unangenehme Thema von dem Votum der Deputirtenkammer vergessen zu machen. Er ließ durch seine Organe die Mei nung verbreiten, der deutsche Reichskanzler habe in Egyp ten allerhand Jntriguen gesponnen, welche nur durch England vollständig vernichtet würden, und dadurch erreichte er viel mit einem Male: er erhielt die Franzosen, die willig auf