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. Großenhainer Unterhaltung-- und Anzeigeblatt. Seite 2 Nr. LVK in reicher ausgestatteten Ländern, und doppelt drückend ge worden, seit Nordamerika durch einen hohen Einfuhrzoll auf Blei in wenig Jahren eine Bleihüttenindustrie groß gezogen hat, die nicht nur den eigenen Bedarf deckt, sondern bereits nach Ländern exportirt, die früher auf Deutschland angewiesen waren. Die Vertreter unserer alten Bergstadt Schneeberg haben der Tochterstadt Platten im böhmischen Erzgebirge, welche 1532 von Schneeberger Bergleuten begründet wurde, zum 350jährigen Jubiläum ihres Bestehens ein Glückwunsch schreiben zugehen lassen. Die auf ehemals (bis 1564) kur sächsischem Gebiete gelegene Stadt gehörte gar bald zu den Orten, in denen Luther's Lehre begeisterte Anhänger und eine treue Pflegstätte fand; in kurzer Zeit wurde in Platten mit Unterstützung des sächsischen Kurfürsten und verschiedener deutscher Städte eine evangelische Kirche und Schule errichtet. Heute ist Platten eine durchweg katholische Stadt; die evan gelischen Einwohner, die trotz aller Gewaltmaßregeln von ihrem Glauben nicht ließen, wurden von Haus und Hof vertrieben und mußten auf dem Fastenberge in unwirthlicher Gegend sich eine neue Wohnstätte (Johanngeorgenstadt) schaffen. In Neustädtel erlitt ein dreijähriger Knabe dadurch den Erstickungstod, daß ihm ein Stückchen Birne, welches er abgebissen, als das Kind seiner Mutter schreiend nachlief, durch den offenen Kehlkopfdeckel in die Luftröhre gerieth. Einem räthselhaften, sehr beklagenSwerthen Vorkommniß ist der 60jährige Tuchmacher I. G. Benjamin Münnich in Kamenz zum Opfer gefallen. Derselbe ging am Sonntag Abend gegen 9 Uhr von Wiesa nach der Stadt, als ein Schuß fiel, dessen Projectile ihn von hinten trafen und in den Unterleib drangen. Der Unglückliche schleppte sich noch bis zu seinem Hause in der Pulsnitzer Vorstadt, von wo er in das Barmherzigkeitsstift gebracht wurde und dort aller sorgfältigen Hilfeleistungen ungeachtet am Dienstag Abend seinen Verletzungen erlegen ist. Trotz der genauesten Nachforschungen ist es bis jetzt nicht gelangen, Aufklärung über diesen höchst bedauerlichen Vorfall zu erlangen. Am Sonnabend wurde in einem Steinbruche bei Mitt weida ein Steinbrecher von einem unerwartet sich lösenden Steine zur Seite gedrückt, in die Tiefe gestürzt und hier vom nachstürzenden Gestein derart getroffen, daß er seinen sofortigen Tod fand. In der Pappenfabrik zu Grumbach bei Mittweida ist in der Nacht zum 4. Septbr. ein Arbeiter beim Auflegen des Treibriemens ins gangbare Zeug gerathen, wodurch dem Unglücklichen ein Arm und ein Bein abgerissen, sowie der übrige Körper unförmlich zerquetscht wurde. Trotzdem lebte der so schrecklich verstümmelte Mann, der verheirathet und Vater von vier Kindern war, bei vollem Bewußtsein noch eine qualvolle Stunde, bis der erlösende Tod eintrat. Am 5. Septbr. früh gegen 5 Uhr ist in Plauen i. V. die Dampfschneidemühle und Dampftischlerei des Zimmer meisters Hofmann mit großen Vorräthen an Holz, Bre iern rc. durch Feuer zerstört worden. Das Kessel - und Maschinenhaus konnte von der Feuerwehr erhalten werden. Die Krebspest ist jetzt auch in den Gewässern der Kamenzer Gegend aufgetreten. In großer Menge findet man die todten Thiere, vor deren etwaigem Genuß dringend gewarnt werden muß. Deutsches Reich. Die Kaisermanöver in Schlesien haben in Breslau einen glänzenden Kreis fürstlicher Gäste versammelt, welcher sich in den nächsten Tagen noch durch das Eintreffen des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Oesterreich vermehren wird. Den Mittelpunkt aller Fest lichkeiten, die aus diesem Anlaß in Schlesiens Hauptstadt stattfinden, bildet natürlich der Kaiser, welcher am Diens tag im besten Wohlsein dort eintraf. Am Abend genannten Tages fand ein großer, von sämmtlichen Musikchören des 6. Armeecorps ausgeführter Zapfenstreich statt, welchem sich am 6. Septbr. die Parade des 5. Armeecorps bei Wahren anschloß. Nach dem Vorbeimarsch der Truppen ritt der Kaiser die Front der 33 Kriegervereine der Provinz Posen ab. Dem Paradediner und dem Manöver am 7. Septbr. blieb der greise Monarch jedoch fern, weil Sr. Majestät nach den vorhergegangenen Anstrengungen ärztlicherseits Ruhe empfohlen wurde. Für die preußischen Landtagswahlen ist noch immer kein Termin festgesetzt, was sehr auffällig erscheint, da noch nie die Veröffentlichung des Wahltermins so spät hinaus geschoben worden ist. Wie das „Deutsche Tageblatt" aus sicherer Quelle vernimmt, ist die Einsprache des Magistrats gegen die Auflösung der Berliner Stadtverordnetenversammlung von dem Kaiser zurückgewiesen worden. Oesterreich. Der Kaiser empfing am 6. Septbr. den außerordentlichen Botschafter des Sultans, Muschir Fuad Pascha, sowie die übrigen Mitglieder der türkischen Mission, welche mit der Ueberreichung des Großcordons des Nischan- Jmtiazordenß betraut ist. Infolge der fortgesetzten Recherchen und gemachten Wahr nehmungen über die agitatorische und gesetzwidrige Thätigkeit eines Theiles der radikalen Fraction der Wiener Arbeiter partei wurden in der Nacht zum 6. Septbr. 26 Personen nach vorhergegangener eindringlicher Hausdurchsuchung in vorläufige polizeiliche Verwahrungshaft genommen. Die näheren Details entziehen sich mit Rücksicht auf die be vorstehende gerichtliche Untersuchung vorläufig der Veröffent lichung, und werden die polizeilichen Erhebungen mit der größtmöglichen Beschleunigung fortgesetzt. Italien, lieber die Wiederaufnahme der Metall zahlungen, welche man für Ende dieses Jahres erwartete, herrscht wieder eine große Unsicherheit. Obgleich die eng lischen Bankiers bereits über 500 Millionen in Gold und Silber an die italienische Staatskasse ablieferten und den sich auf circa 100 Millionen belaufenden rückständigen Be trag wahrscheinlich in Kürze berichtigen werden, so will man dennoch das Aufhören des Zwangscourses wieder auf das nächste Jahr, bis zum April, verschieben. Montenegro. Auf dem Markte zu Podgorizza haben am Sonntag einige Albanesen aus Gruda einen Montene griner im Weichbilde der Stadt ermordet und ihm die Nase abgeschnitten; hierauf entflohen sie. Unter den Montene grinern herrscht darob ungemeine Aufregung. Durch die Regierungsmaßregeln wurde ein blutiger Conflict vor der Hand verhindert, aber Complicationen mit unabsehbaren Folgen sind leicht möglich. Türkei. Das Journal „Vakit" veröffentlicht in einer Extra-Ausgabe den sanctionirten officiellen Wortlaut der Proklamation gegen Arabi Pascha. In derselben wird Arabi Pascha zum Rebellen erklärt, weil er dem Khedive und Derwisch Pascha keinen Gehorsam geleistet und die Intervention Englands in Egypten herbeigeführt habe. Der Sultan erklärt ferner, die Verleihung des Medjidje- Ordens erster Classe an Arabi Pascha sei auf den Vor schlag Derwisch Paschas in Folge der von Arabi Pascha erfolgten Betbeuerungen seiner Treue erfolgt; schließlich ermahnt der Sultan die Eghpter zum Gehorsam gegen den Khedive. Baker Pascha, ein geborener Engländer, ist zum zweiten Commandanten des türkischen Expeditionskorps ernannnt worden. Egypten. Aus Kassassin meldet man, daß daselbst am 6. September früh eine allgemeine Jnspection aller Truppen abgehalten worden ist; Geist und Haltung der selben waren sehr gute. Zwischen den beiderseitigen Vor posten fand ein lebhaftes Gewehrfeuer statt. — Laut einer Depesche Wolseley's unternahm die feindliche Cavallerie am Mittwoch eine Recognoscirung gegen die Stellung der Eng länder bei Kassassin; es kam zu einem Gewehrfeuer, wobei Capitän Holland an der Schulter leicht verwundet wurde. Authentischen Berichten zufolge hat Arabi bei Tel-el- Kebir 25,000 Mann, in Damiette ein schwarzes Regiment, in Kairo 6000 Mann. Eine größere Truppenzahl steht bei Schubra (in der Nähe von Kairo), Mehiye (an der Bahn von Kairo nach Mansura) und Mokattan (bei Heliopolis), welche Plätze befestigt sind. In Arabi's Stabe sollen vier Deutsche und ein Italiener sich befinden. Es verdient wohl der Erwähnung, daß die Sicherheit der Deutschen, speciell der Prussiani, in Egypten, so weil die Macht Arabi Beys reicht, nicht gefährdet ist. Nach einem der „Wes.-Ztg." vorliegenden Schreiben eines Deutschen, der sich noch gegenwärtig in Oberegypten aufhält, hat Arabi Bey die Präfekten mit ihrem Kopfe für Leben und Eigen thum der Deutschen verantwortlich gemacht. Nach Zeugniß dieses Schreibens ist die Stimmung ganz einmüthig für Arabi Bey. Leute strömen ihm in Massen zu, und Alles ist bereit, das Land in Vertheidigungszustand zu versetzen. Der Umstand, daß die Engländer nach dem Bombardement von Alexandrien ganz unthätig blieben, hat ihnen in den Augen der Egypter enorm geschadet. Im ersten Augenblick war mit einigen Tausend Mann Alles zu machen. Auf den Schrecken ist große Erbitterung gefolgt, und die Un- thätigkeit der Engländer gilt für Schwäche. Neueste Nachrichten. Berlin, 7. September. Aus Nom wird dem „B. T." mitgetheilt, daß Herr v. Schlözer gestern eine lange Unterredung mit dem päpstlichen Staatssekretär Cardinal Jacobini hatte. Breslau, 7. September. Bei dem gestern Abend von den Turnvereinen dargebrachten Fackelzug empfing Se. k. k. Hoheit der Kronprinz in Vertretung Sr. Majestät des Kaisers die von den Turnern abgesandte Deputation und erwiderte auf deren Ansprache, Se. Majestät der Kaiser würde sich außerordentlich gefreut haben, der Deputation den Dank für die dargebrachte Ovation auszusprechen, Se. Majestät der Kaiser sei aber bereits dem Diner fern geblieben, weil er der Ruhe bedürfe, und könne zu seinem Bedauern die Deputation nicht persönlich empfangen. Der Fackelzug wurde von 256 Turnern unter Leitung des I)i. Fedde in acht Evolutionen ausgeführt und gewährte ein außerordentlich prächtiges Schauspiel. — Die auf morgen angesetzte Parade des sechsten Armeecorps wurde auf über morgen verschoben. Würzburg, 7. September. Heute früh ist auf dem Bahnhofe Iphofen infolge falscher Weichenstellung ein Güter zug verunglückt. Die Locomotive durchbrach die Drehscheibe und die Wagen stürzten übereinander; 9 Personen wurden verwundet, 600 Schafe getödtet oder verletzt und 17 Wagen zertrümmert. St. Petersburg, 7. September. Der „Regierungs anzeiger" veröffentlicht einen kaiserlichen Ukas, betreffend die Reorganisation der Armee-Cavallerie und der reitenden Armee-Artillerie. 28 Armee-Ulanen und Husaren-Regimenter sollen in Dragoner-Regimenter umgewandelt werden. Konstantinopel, 7. September. Die türkischen Journale billigen die vom Sultan erlassene Proclamation, sprechen die Hoffnung aus, daß die Egypter sich, sobald die türkischen Truppen ankämen, unterwerfen würden und geben dem Vertrauen auf die Versicherungen Englands bezüglich Egyptens Ausdruck. Dem Vernehmen nach wird die Pforte noch heute ihren Vertretern im Auslände ein die Proclamation enthaltenes Rundschreiben telegraphisch zugehen lassen. — Wie verlautet, hat Lord Dufferin die Militär convention zunächst paraphirt und nck releremium genommen, weil er von dem gestern veröffentlichten Wortlaute der Proclamation gegen Arabi, welcher von dem ursprünglich ihm mitgetheilten abweicht, nicht früher Kenntniß erhalten hatte. Said Pascha ging in Folge dessen nach Therapia, um Aufklärungen zu geben. Die Vorbehalte der türkischen Bevollmächtigten, welche die Convention gleichfalls pa- raphirten und ull lelc'rmKllmi nahmen, betreffen den Artikel 2 der Convention, welcher Bestimmungen bezüglich des Ortes betrifft, an welchen sich die türkischen Truppen begeben sollen. Alexandrien, 7. September. Bei einer von den eng lischen Truppen von Ramleh aus unternommenen Re cognoscirung wurde am linken Ufer des Mahmuhdiecanals ein Haus zerstört, von welchem aus den Egyptern zur Nachtzeit durch das Abbrennen von Feuern Signale gegeben worden waren. Nachrichten aus Stadt und Amgegend. Großenhain, 8. September. Wie wir erfahren, kann der 8 Uhr 30 Min. Vorm, von hier nach Pristewitz fahrende Personenzug am Tage der Parade des sächs. Armeecorps (Freitag den 15. dss. Mts.) zur Fahrt nach Riesa nicht benutzt werden. An seiner Stelle verkehrt zu etwas früherer Stunde ein Extrazug, den alle Diejenigen benutzen müssen, welche von hier zur Parade fahren wollen. — Wir fügen hieran ein Verzeichniß der Fest- und Manövertage: Donnerstag, 14. Septbr., Nachm. 3 Uhr 45 Min. Ankunft Sr. Majestät des Kaisers auf dem schlesischen Bahnhofe in Dresden und Einzug nach dem königl. Schlosse; Freitag den 15. d. große Parade bei Riesa; Sonnabend den 16. d. Manöver des ganzen sächs. Armeecorps bei Riesa, Abends in Dresden vor dem königl. Hoftheater großer Zapfenstreich; Sonntag den 17. d. große Militärvereins-Parade auf dem Antonsplatze in Dresden und Albertfest im königl. Großen Garten (hierbei Festaufzug der Dresdner Kunstgenossenschaft); Montag den 18. d. Manöver der beiden Divisionen des Armeecorps auf dem Paradefelde bei Riesa, Abends Lampien- zug rc. vor dem königl. Hoftheater in Dresden; Dienstag den 19. d. Fortsetzung der Feldmanöver; Mittwoch den 20. d. Schluß der letzteren und Rückkehr des Kaisers vom Manöver platze aus nach Berlin. Vermischtes. Die nun eingetroffenen näheren Nachrichten über das große Eisenbahnunglück bei Freiburg i. Br. lauten wahr haft grauenhaft und dabei in Bezug auf die Ursache der Entgleisung im höchsten Grade widersprechend. Während ein Theil der Berichte an der Annahme festhält, daß eine Dammrutschung in Folge heftigen Regens die Entgleisung herbeiführte, wird von anderer Seite das zu schnelle Fahren für den Unfall verantwortlich gemacht. Von Freiburg etwa 6 Kilometer weit hat die Bahn ein ziemlich starkes Gefäll und eine Curve, welche der Zug mit rasender Geschwindig keit passirte. 5 Kilometer von Freiburg weg scheine der ungeheure Nachdruck der 26 Wagen die Maschine gehoben zu haben und dadurch die Katastrophe eingetreten zu sein. Einem eingehenden Bericht entnehmen wir noch Folgendes: Der Kolmarer Sonderzug, mit etwa 1200 Personen, fuhr ordnungsgemäß von Freiburg ab; ihm folgte nach wenig Minuten, 8 Uhr 30 Min. Abends, der regelmäßige Zug nach Breisach, ohne daß vorher von der nächsten Station Hugstetten Nachricht über das Passiven des Sonderzuges eingetroffen wäre. Es wurde deshalb sorgsamste Fahrt empfohlen. Dieser Zug gewahrte nun bald im Mooswalde, daß die Bahn nicht frei und überzeugte sich von der Ver unglückung des Sonderzuges kurz vor der Station Hugstetten. Einige der Wagen hoch übereinander gethürmt, andere halb umgestürzt neben dem Fahrgeleise, die Locomotive links in die Erde tief eingebohrt — eine grauenhafte Zerstörung des Zuges von etwa 24 Wagen. Vom Weiterkommen keine Rede; der Breisacher Zug mußte zurückdampfen und brachte gleich die nächst zugänglichen Verwundeten mit auf den Freiburger Bahnhof, wohin noch keinerlei telegraphische Nachricht gelangt war — denn die umgestürzteu Wagen hatten die Telegraphenstangen zerbrochen und die Drähte zerrissen. Die Feuerwehr wurde alarmirt und hinausgeführt an die Unglückstätte. Es wüthete ein heftiges Gewitter und der Regen floß in Strömen nieder, Blitze erhellten für Augenblicke die grausige Scene, dazu das herzzerreißende Jammern der Verwundeten und das Rufen der Kinder nach den Eltern, und der Eltern nach den Kindern. — Die Todten wurden der Reihe nach im Walde niedergelegt; während des Rettungswerkes starben mehrere Schwerverwun dete, unter ihnen eine alte Frau, die sich von dem an wesenden Geistlichen mit den Sterbesacramenten versehen ließ und diesem die Adresse chrer zwei in Paris lebenden Söhne übergab, damit er ihnen von dem Geschehenen Kenntniß gebe. Die Leichtverwundeten waren in ihrer Auf regung und ihrem Schmerze über den Verlust ihrer An gehörigen zur Mithilfe kaum fähig, wie denn eine größere Anzahl derselben bereits den Weg nach Freiburg und Hug stetten angetreten hatte. Die in den letzten vier Waggons des Zuges Gesessenen blieben vollständig verschont. Leider waren diese weniger stark besetzt, was daher rührte, daß sie außerhalb des bedeckten Perrons standen, die Passagiere aber des strömenden Regens halber in die unter diesem stehenden drängten. Der Commissar des Reichseisenbahn amtes, Geh. Oberregierungsrath Streckert, ist anläßlich des Eisenbahnunglücks bei Hugstetten am Dienstag in Freiburg i. Br. eingetroffen. . (Neue Verwendung der Salicylsäure.) Der „Temps" enthält einen auch für Laien höchst interessanten Bericht über die Sitzung der französischen Akademie der Medicin vom 22. v. M.: Der Dekan der medicinischen Facultät zu Paris, Professor Vulpian, hat auf Grund langer specieller Be obachtungen und Studien aufs wärmste befürwortet, die Getränke für die französische Armee fortgesetzt mit Salicyl- säure zu versehen, um dadurch die Mannschaften vor der Typhus-Epidemie zu bewahren, welche bekanntlich gegen wärtig sehr verbreitet ist. Das „Journal d'Hygwne", Organ der französischen hygienischen Gesellschaft, schließt sich dieser Befürwortung in einem längeren Artikel des Oi. I. M. CyrnoS unbedingt an. Von den Thorheiten der vornehmen Gesellschaft Englands berichtet Francis Broemel Folgendes: Die abschließende Saison bunt angestrichener Langeweile hat excentrische Moden geboren, die ihresgleichen suchen. Es fiel bei Gelegenheiten, wo sich die fashionable Welt öffentlich zeigte, auf, jugend lichen Dandies und mitteljungen Damen der eröme cke bl el«-iuo zu begegnen, welche den linken Arm in seidener Schlinge trugen. Es wurden ihrer so viele, daß man ver meinte, Märtyrer eines großen Eisenbahnunfalles vor sich zu haben. Weit gefehlt! Die Sympathie erregenden Arme in Schlingen sind vollständig heil — es handelt sich nur um eine sentimentale Caprice, um nichts weiter, die hoffentlich bald von allgemeinem Gelächter vernichtet sein wird. Eine