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Großenhainer Unterhaltungs- L Anzeigeblatt. Lnäsk^kait llcr Königs Amis^lluptmann^ast, äcs Königs Kmisgerickts mul lies KinKraisL zu Eroßenknin. Erschnnrn: DirnStag, Donnerstag, Sonnabend. Inserate werden bi« Tag« vorder früb 9 Ubr angenommen. Abonnement vierteljährlich 1 Mark. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwort!. Redacteur: Herrmann Starke 8en. Gebühren für Inserate von auswärts werden, wenn von den Einsendern nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. Donnerstag, den 25. Mai 1882. Nr. kl. 7K. Jahrgang. Bekanntmachung, das Pfandleihgewerbe betr. Zur weiteren Ausführung einiger Bestimmungen der Verordnung zu Ausführung des Gesetzes über das Pfandleihgewerbe vom 21. April dies. Js. — Gesetz- und Verordnungs blatt S. 100 fg. — findet sich die Königliche Amtshauptmannschaft veranlaßt, Nach stehendes hiermit anzuordnen. Zu 8 l Abs. 1. Der Herr Bürgermeister zu Radeburg, sowie die Herren Ge meindevorstände und Gutsvorsteher des Bezirks haben dafür besorgt zu sein, daß die Einreichung der Pfandbücher, und zwar auch der etwa schon in Gebrauch befindlichen, an die Königliche Amtshauptmannfchaft Seiten der bestehenden Pfandleihgeschäfte pünktlich erfolgt. Zu § 5 Abs. 2. Sie haben ebenso darüber zu wachen, daß ihnen von jedem Pfand leiher die Wahl, sowie jede Veränderung seiner Geschäftslocalitäten sofort angezeigt wird. Zu Z 10 in Verbindung mit § 9. Die vorgeschriebene Einsichtnahme der Pfand bücher ist von den vorgenannten Polizeibehörden mindestens von 3 zu 3 Monaten vor zunehmen. Dabei haben dieselben besonders auch zu prüfen, ob die nach § 10 des Gesetzes der Armencasse verfallenen Beträge an deren Verwaltung wirklich abgeliefert worden sind. Großenhain, am 12. Mai 1882. Die Königliche Amtshauptmannschast. von Weiffenbach. Fr. Bekanntmachung, die Entfernung des Graswuchses von Straften und Plätzen betreffend. Die Besitzer der an öffentlichen Straßen und Plätzen der hiesigen Stadt gelegenen Grundstücke werden hierdurch aufgefordert, das Straßenpflaster zwischen diesen Grund stücken und dem Schnittgerinne vom Graswuchse frei zu halten und, soweit dergleichen vorhanden, denselben bis ZUM 3. Juni 1882 zu entfernen. Die Säumigen werden nach § 366 Punkt 10 des Reichsstrafgesetzbuchs mit Geld bis zu 60 M. oder entsprechender Haft bestraft. Großenhain, am 23. Mai 1882. Dxr Städtrkth. Herrmann. Bekanntmachung. Das offene Tragen von Sensen ohne genügende Schutzvorrichtung auf den Straßen und Plätzen des diesigen L>tadtbezirkes wird verboten. Zuwiderhandlungen werden nach § 366 Pkt. 10 des Reichsstrafgesetzbuchs mit Geld bis zu 60 M. oder mit entsprechender Haft bestraft. Großenhain, am 23. Mai 1882. Der Städtväth. Herrmann. Tagesnachrichten. Grotzenhain, 24. Mai. In hiesiger Stadt sind bei! der am Montag stattgehabten Ersatzwahl zum Reichstage von 2050 Wahlberechtigten 1229 Stimmen abgegeben wor den, und zwar, wie schon allgemein bekannt, 465 für Finanzrath a. D. Schickert, 251 für Baumeister Kämpfer und 510 für Cigarrenarbeiter Geyer; drei Stimmzettel waren ungültig. Am 27. October v. I. wurden bei der gleichen Wählerzahl 1164 (65 weniger als diesmal) ab gegeben, von denen 578 auf Professor Richter in Tharand, 53 auf Kaufmann Walter in Dresden und 527 auf Ci garrenarbeiter Geher hier fielen, während sechs Stimmen ungültig bez. zersplittert waren. Die gültigen Stimmen vertheilten sich auf die vier Wahlbezirke der Stadt wie folgt: am 22. Mai 1882. am 27. October 1881. I. 119 S. 55 K. 146 G. II. 150 S. 80 K. 116 G. Hl. 107 S. 74 K. 169 G. IV. 89 S. 42 K. 79 G. 146 R. 13 W. 152 G. 184 R. 13 W. 134 G. 125 R. 24 W. 160 G. 123 R. 3 W. 81 G. Das weitere bis jetzt bekannte Wahlergebniß befindet sich umstehend. — In der Nacht vom 21. zum 22. Mai ist das Gemeinde- Armenhaus in Streumen bis auf den Grund nieder gebrannt. Bewohner hatte dasselbe zur Zeit nicht und ist die Entstehungsursache unbekannt. Sachsen. Das bevorstehende Pfingstfest giebt dem Landesconsistorium Veranlassung, die an demselben zu veranstaltende Sammlung für den allgemeinen Kirchenfond, der zwar bis Anfang April auf 112,800 M. Nennwerth angewachsen ist, aber gegenüber dem kirchlichen Bedürfnisse noch beträchtlicher Stärkung bedarf, zur kräftigen Bethei ligung allen kirchenfreundlichen Kreisen dringend zu empfehlen. In Sahda liegt wiederum der Fall eines Vergiftungs- Versuchs mittelst Carbolsäure vor. Der in vorgerücktem Alter stehende Maurer Keilig aus Schönfeld hat sich der- ! gleichen Giftstoff, wie man sich erzählt, aus Liebesgram! beigebracht und ist in dessen Folge ernstlich erkrankt. Am Montag Vormittag ist von einem Neubau in Chem nitz ein Maurer durch einen Fehltritt drei Stock hoch vom Gerüste herabgestürzt, wodurch er mehrere kleinere Ver letzungen erhielt und die kleine Röhre des rechten Unter schenkels brach. Glücklicherweise war er auf weiches Garten land gefallen, sonst würde er wohl schwerere Verletzungen davongetragen haben. Im Hermannschachte des Oberhohndorf-Schader Stein kohlenbauvereins wurde am 19. Mai ein Tagarbeiter, der sich in einen Dampfaufzug begeben hatte, von dem nieder gehenden Fördergestell zusammengedrückt und getödtet. Der Verunglückte hinterläßt eine Witwe und drei Kinder. — Am 22. Mai stürzte in Seitendorf ein Bergmann vom Schachthause in den circa 30 Ellen tiefen Schacht, ohne sich erheblich zu verletzen; der Mann muß also in ganz aufrechter Halrung in den Schacht gefallen sein. Auf der Chaussee zu Wiesa bei Kamenz verunglückte am vergangenen Freitage der Müller Sandmann aus Iesau dadurch, daß der mit Steinen schwer beladene Wagen über seine Beine gegangen und er in der Nacht darauf infolge des Blutverlustes gestorben ist. Wie das Unglück geschehen, ist nicht bekannt, da es Niemand gesehen hat. Deutsches Reich. Se. Majestät der Kaiser, welcher sich trotz seiner anstrengenden Arbeiten vortrefflich befindet, gedenkt im Juni nach Ems und im Juli nach Gastein zu gehen; im letztgenannten Wildbade sind bereits Wohnungs- räume für den Kaiser gemiethet. Die Frage, wie lange der Reichstag nach seinem am 6. Juni erfolgenden Wiederzusammentritte noch tagen werde, ist zur Zeit noch immer eine offene. Die vom Abgeordneten Windthorst angeregte Idee, für das Unsallversicherungs- und Krankenkassengesetz eine permanente Commission einzusetzen und dafür die Plenarverhandlungen des Reichstages bis zum Herbst zu vertagen, stößt in Reichstagskreiscn auf so entschiedenen Widerspruch, daß ein hierauf bezüglicher Antrag durchaus keine Aussicht aus Annahme hätte. Vorläufig liegen die Dispositionen für den Reichstag nach Ablauf der Pfingstserien so, daß derselbe zunächst die zweiten Lesungen der ihm vorliegenden wichtigeren Gesetzentwürfe, also die jenigen über die Gewerbeordnungs-Novelle, die Abänderung des Zolltarifs und das Tabakmonopol, erledigen wird. Was dagegen die Vorlage über die Arbeiterunfall- und Krankenversicherung anbelangt, die in erster Lesung bekanntlich ebenfalls an eine Commission verwiesen wurde, so scheint im Reichstage keine große Neigung vorhanden zu sein, auch diesen Gegenstand in der gegenwärtigen Session zu erledigen, es dürfte dies vielmehr der Herbstsession des Reichstages überlassen bleiben. Wie im Reichstage, so sind jetzt auch im Bundesrathe Ferien, da der ständige Vorsitzende und die Mehrzahl der Mitglieder zur Feier der Gotthardbahneröffnung in die Schwei; gereist sind. Der Wiederbeginn der Reichstags arbeit wird indessen sehr anstrengende und auch wohl erregte Sitzungen bringen. Die conservative Partei wird nach Ab lehnung des Tabakmonopols eine Anzahl neuer Vorschläge zur Erhöhung der Reichseinnahmen machen. Die Regierung wird zunächst eine zuwartende Stellung einnehmen; ob und in welcher Richtung sie nach Ablehnung des Tabakmonopols vorgehen wird, darüber ist noch gar nichts zu sagen. In seiner Rede in der Monopoldebatte hatte der badische conservative Abgeordnete v. Göler, bekanntlich ein Gegner des Monopols, hervorgehoben, daß das Reich unbedingt neuer Einnahmequellen bedürfe, und neben einer mäßigen Erhöhung der Tabaksteuer die Einführung einer procentualen Börsensteuer in Verbindung mit einer Erhöhung der Brannt weinsteuer vorgeschlagen. Wie man berichtet, hätten diese Vor schläge auf Besprechungen, die innerhalb der conservativen Fraction stattgefunden, beruht, und würden diese in concreten Anträgen nach der Ablehnung des Monopols Ausdruck finden. Das „Armee-Verordnungsblatt" veröffentlicht folgende, vom 13. Mai datirte Cabinetsordre, betreffend die Verleihung von Fahnen an die im verstossenen Jahre neu errichteten Truppentheile: „Ich habe beschlossen, den im vergangenen Jahre errichteten acht Infanterie-Regimentern, dem Eisenbahn- regimente und den beiden Pionierbataillonen Nr. 15 und 16, da dieselben aus Truppentheilen hervorgegangen sind, welche sich längst im Besitz von Fahnen befinden, nunmehr auch Fahnen zu verleihen. Ich erwarte zuversichtlich, daß dieselben diese von Mir ihnen anvertrauten Feldzeichen un verbrüchlich in Ebren halten und allezeit zu ihrem und des ganzen Heeres Ruhme und zum Wohle des Vaterlandes sichren werden. — Die feierliche Nagelung und Weihe dieser Fahnen soll am 27. und beziehungsweise 29. d. M. nach den von Mir getroffenen besonderen Bestimmungen erfolgen, und sind hierzu, sowie zur Uebernahme der Fahnen die Commandeure der qu. Regimenter und Pionierbataillone nebst einer der Zahl der Fahnen entsprechenden Anzahl von Unteroffizieren zum 27. d. M. früh nach Potsdam zu be ordern. Wilhelm." Die Socialdemokraten Truczkowski, Mendelsohn und Janiszewski, welche die ihnen zuerkannten Gefängnißstrafen im Gerichtsgefängniß zu Posen und zwar in Einzelzellen verbüßen, haben vor einigen Tagen versucht auszubrechen. Die Stäbe der Eisengitter waren zum Theil schon durch gefeilt, doch wurde das noch rechtzeitig bemerkt und der Fluchtversuch vereitelt. In Baden ist die Zufriedenheit, die über das endliche Zustandekommen des kirchlichen Friedens in die Gemüther eingezogen war, schon wieder in raschem Schwinden begriffen. In einem Artikel des „Frankfurter Journals" werden die Ursachen dieses Umschwungs der öffentlichen Meinung näher dargelegt. Baden, so führt der Artikel aus, habe ehrlich pactirt, aber der Undank Roms sei der Lohn. Die Karls ruher Regierung habe gehofft, Orbin werde Erzbischof sein, Rom fügt es aber, daß er nur Erzbischof heiße und sein Rathgeber Knecht das Ruder führe. Der Zustand sei so, daß die gutmeinende Regierung Badens nicht nach Klein- Kanossa gehe, sondern auf den ehrwürdigen Schultern ge- scheidter Capläne dorthin getragen werde. Ein neuer Beginn des Culturkampfes stehe in Folge dessen baldigst bevor. Oesterreich. Das Abgeordnetenhaus genehmigte am 22. Mai den PacificationScredit debattelos und nahm den Zolltarif nach der Regierungsvorlage an unter Ablehnung der vom Abgeordnetenhause volirten Modification bezüglich des Getreidezolles. Aus Buda-Pest verlautet von zuverlässiger Seite, daß die Ernennung des SectionSchefs Kallay zum gemeinsamen Finanzminister unmittelbar bevorstehe. Die ungarische Re gierung soll diese Wahl mit größter Befriedigung aus genommen haben. Vom Jnsurrectionsgebiete wird officiell gemeldet: Eine Abtheilung des 11. Infanterieregiments unter der Führung eines Lieutenants wurde am 20. Mai auf einer Kuppe nördlich von Klenac und südöstlich von Nevesinje von einer stärkeren Jnsurgentenbande angegriffen. Letztere ist mit einem Verlust von etwa 30 Todten zurückgeworfen worden. Die Truppenabtheilung hatte einen Verlust von einem Todten und drei Verwundeten. Schweiz. Der erste italienische Festzug, bestehend aus zwei mit Guirlanden bekränzten Locomotiven und 20 Wagen, traf am Sonntag Abends V28 Uhr aus Mailand in Luzern ein. In demselben befanden sich der Senatspräsident Tecchio, Kammervicepräsident Vare, die Minister der öffentlichen Arbeiten und des Krieges, Baccarini und Acton, eine große Zahl von Deputaten und Geladenen. Kanonenschüsse be grüßten die Ankunft des Zuges; die Stadtkapelle spielte den Garibaldimarsch. Die deutschen Gäste, welche ein Bundes- commissar bereits in Basel begrüßte, wurden in Luzern ebenfalls enthusiastisch empfangen, während die Musik die „Wacht am Rhein" spielte. An dem am 22. Mai in Luzern stattgehabten Festbanket nahmen circa 800 Personen Theil. Der Bundespräsident Bavier, welcher die zu dem Feste gekommenen Gäste, die Deutschen, Italiener und Schweizer, begrüßte, sagte in seinem Toast: „Wir feiern ein Friedensfest, einen Triumph der Arbeit und der Wissen schaft, ein Verbrüderungsfest. Ich trinke auf das Wohl des deutschen Kaisers und des Königs von Italien und auf den Frieden zwischen Germanen und Romanen." Nach dem Banket wurde ein Feuerwerk am See abgebrannt und die Spitzen der umliegenden Berge erleuchtet. Italic«. Die Deputirtenkammer nahm am 22. Mai eine Tagesordnung an, in welcher sie ihrer Freude über die Vollendung des St. Gotthard-Tunnels als eines großen