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Großenhainer Unterhaltungs- L Mzeigeblatt. ller Rönigf. Rlläsüaupiiiiann^a^, lics Römgf Amisgmc^ nnä nes 8taäirnif>8 zu Gro^eiliimn. Erscheinen: Dienstag, Donner-tag, Sonnabend. Inserate werden bis Tags vorher früh 9 Uhr angenommen. Abonnement vierteljährlich t Mark. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwort!. Redacteur: Herrmann Starke sen. Gebühren für Inserate von auswärts werden, wenn von den Einsendern nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. Jahrgang. Nr. 71. Dienstag, den 20. Juni 1882. Bekanntmachung. Nachdem die Königliche Altersrentenbank-Verwaltung das Untersteueramt zu Radeburg von der Fortführung der Geschäfte der Altersrentenbank entlastet und die dortige Agentur dieser Bank dem Lotterie-Collecteur Herrn Friedrich Adolph Klotzsche in Radeburg übergeben hat, bestehen nunmehr im Bezirke der Amtshauptmannschaft Großenhain folgende Altersrentenbank - Agenturen : in Großenhain: Lotterie-Collecteur Richard Weber, in Radeburg: Lotterie-Collecteur Friedrich Adolph Klotzsche und in Riesa: Or. me6. Friedrich Camillo Kreyß. Die Agenturen sind zur unentgeltlichen Abgabe der in ihren Händen befindlichen Drucksachen und Formulare der Königlichen Altersrentenbank ermächtigt, werden auch über die Einrichtung der Bank, sowie Annahme von Anmeldungen und Einlagen zum Zwecke der Erwerbung von Zeit- und Altersrenten stets bereitwillig Auskunft ertheilen. Dresden, am 8. Juni 1882. Königliche Aliersrcntenbank-Verwallung. Schmaltz. Stadler. Von dem unterzeichneten Amtsgerichte soll den 28. August 1882 das dem Müller Carl August Schramm in Roda zugehörige Windmühlen- und Gartengrundstück Nr. 5 des Katasters und Fol. 4 des Grund- und Hypothekenbuchs für Roda, welches Grundstück am 6. Juni 1882 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf 8330 M. — Pf. gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle anshängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Großenhain, am 12. Juni 1882. Königliches Amtsgericht. Schröder. Im amtsgerichtlichen Nuctionslocale hier kommen Montag, den 26. Juni 1882, Vormittags 1t Uhr 1 größere Partie Seife, Haaröl, 1 Marktbude, 1 Marktkiste, 1 Tischtuch, 1 Hammer, 1 Waage mit Gewichten gegen Barzahlung zur Versteigerung. Großenhain, am 14. Juni 1882. Der Gerichtsvollzieher. Höpfner. Die werden Mittwoch, den 21. Juni d. I., von Nachmittag 2 bis 4 Uhr im Realschulgebäude fortgesetzt. Der Stadtrath zu Grotzenhain. Im Beyer schen Mühlengrundstücke zu Spansberg kommen Montag, den 26. Juni 1882, Mittags 12 Uhr 2 Kühe, 1 Kalbe, 1 Anbindekalb, 1 Ziege, 1 Getraidereinigungsmaschine, 1 Korbwagen, 1 Wirthschaftswagen mit Brettern, 1 Heckselmaschine gegen Bar zahlung zur Versteigerung. Großenhain, am 17. Juni 1882. Der Gerichtsvollzieher. Höpfner. Bekanntmachung. Die städtischen Anlagen pro zweiten Termin 1882 sind den 1. Juni d. I. fällig und bis längstens den 30. Juni «. v. an die Stadthauptcasse zu bezahlen. Großenhain, den 31. Mai 1882. Der Stgdträth. Vogel, Stdtr. Holz - Aucüon. Im Gasthofe „zum blauen Hirsch" in Radeburg sollen Montag, den 3. Juli 1882, von Vormittags 9 Uhr an, folgende im Würschnitzer Forstreviere aufbereitete Hölzer, als: in Abtheilung 31, den Abtheilungen 24, 30 und 31, in den Abtheilungen: 18, 20, 21, 24, 27, 30, 31, 37, 38, 40, 42, 45, 46, 49 und 51, 1 Raummeter eichene Nutzscheite, j „ „ Brennscheite, s 7 81 „ buchene „ in 459 „ weiche 18 „ buchene Brennknüppel, 484 „ weiche 479 „ „ Aeste, 123 Wellenhnndert weiches Brennreisig, 88 Raummeter weiche Stöcke, einzeln und prtieenweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auction bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden versteigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den mitunter zeichneten Revierverwalter zu Würschnitz zu wenden, oder auch ohne Weiteres in die ge nannten Waldorte zu begeben. Königl. Forstrentamt Moritzburg und König!. Revierverwaltung Würschnitz, den 14. Juni 1882. Michael. Werner. Politische Mettschou. Das waren ereignißreiche Tage, welche uns die ver gangene Woche zugeführt; wichtigere Nachrichten hatte die Zeitgeschichte seit lange nicht zu verzeichnen. Die Monopol- Debatten im Reichstage, das Massacre in Alexandrien und der Rücktritt Jgnatiew's sind Vorgänge, welche auf allgemeinste und höchste Bedeutung Anspruch haben. Es kann hier nicht unsere Absicht sein, in dem knappen Rahmen einer Wochenschau die gewaltigen Momente zusammen zu stellen, die aus den Reichstags verhandlungen über das Monopol hervorragen. Mit er drückender Majorität, mit 276 gegen 43 Stimmen, wurde von den Vertretern der deutschen Nation das Tabakmonopol für unser Reich als verderblich abgelehnt; leider aber ohne jede Bürgschaft, daß es in diesem oder einem folgenden Reichstage nicht wieder zum Vorschein kommt. Das Sprach rohr des Fürsten Bismarck, die halbamtliche „Provinzial- Correspondenz", hat im Gegentheil bereits versichert, die Reichsregierung werde trotz aller Ablehnung an ihren Plänen festhalten. Wäre damit auch das Tabakmonopol gemeint, dann müßte man denn doch fragen: Wozu haben wir im Reiche eine Volksvertretung, wenn ihr Votum für die Re gierung nichts bedeutet? Diese Nichtachtung des Parlaments fand auch in den schweren Vorwürfen noch besonderen Ausdruck, die Fürst Bismarck dem Reichstage an den Kopf zu werfen beliebte, indem er u. A. sagte: „Ich kann mich mitunter in schlaflosen Nächten des Gedankens nicht erwehren, daß vielleicht unsere Söhne nochmals wieder um den mir wohl bekannten runden Tisch des Frankfurter Bundestages sitzen könnten. Wir haben eine große Autorität gewonnen, sie ist aber leicht zu erschüttern. Ich habe, als unsere Ver fassung geschaffen wurde, unter dem Eindrücke gehandelt, die Gefahr für den nationalen Gedanken, für unsere Einheir liege in den Dynastien, der Anker der Rettung und der Kitt für unsere Einheit liege im Reichstage, deshalb müsse man dem Reichstage möglichst viele Rechte geben und ihn möglichst stark hinstellen. Mein Vertrauen, daß unsere Einheit auch in Zukunft gesichert sei, beruht heutzutage auf den Dynastien." Traurig wäre es um unsere nationale Zukunft bestellt, wenn diese Vorwürfe gerechtfertigt wären. Aber glücklicher weise sind sie es nicht! Wir deinen besser über die Festigkeit des Werkes, als es der Reichskanzler thut oder sich wenigstens den Anschein giebt. Es wird wahrheitsgemäß nicht behauptet werden können, daß der Reichstag jemals in einer großen nationalen Frage seine Mitwirkung versagt habe, und wir sind überzeugt, wenn wirklich, sei es von Innen oder von Außen, Stöße und Angriffe gegen unser nationales Staats wesen gerichtet werden sollten, im deutschen Volk und seiner Vertretung würden sie die sicherste und entschiedenste Abwehr finden, besser als bei den Dynastien, deren aufrichtig reichs treuen Sinn wir nicht anzweifeln wollen, die aber gar nicht die Kraft und Fähigkeit besäßen, nationale Politik zu treiben, wenn sie nicht das Volk hinter sich hätten. Daß die Be geisterung, bemerkt sehr zutreffend die „Lib. Corresp.", über die Errichtung unserer nationalen Einheit sich nach einem Jahrzehnt nicht mehr in so hochgehenden stürmischen Fluchen bewegt, wie in den ersten Jahren, daß unter den Sorgen und nüchternen Anliegen des täglichen Lebens nicht jede politische Frage in ungetrübter Eintracht und gehobener Stimmung erledigt wird, ist ganz natürlich und kann nicht anders sein. Wie kann man aber aus dieser selbstverständlichen Erscheinung ernstlich den Vorwurf herleilen, der nationale Gedanke im deutschen Volke sei in der Verfinsterung begriffen? Trägt nicht das Volk, um nur eins hervorzuheben, ohne Widerspruch die gewaltigsten militärischen Lasten zur Sicherung seiner nationalen Einheit? Würde sich je ein Reichstag bereit finden lassen, an dieser Schutzwehr zu rütteln? Sollte einmal wirklich an daö Volk und seine Vertreter die Ent scheidung herantretcn, ob sie von der nationalen Sache gering zu denken und der Opfer für dieselbe müde zu werden begonnen haben, so zweifeln wir keinen Augenblick, daß die Probe glänzend bestanden werden wird. — Die frei- conservative „Post" ist über diesen Punkt anderer Ansicht. Sie erklärt die Rede des Reichskanzlers für „einen hoch bedeutsamen Schritt vorwärts für Wiedererweckung der nationalen Idee in unserem Volke, zur Sammlung desselben um die von dem Reichskanzler in allen Wandlungen der äußern Erscheinungen fest und kraftvoll vorangetragenen Banner der Festigung und Kräftigung des geeinten Deutsch lands." — Die „Nat. Ztg." dagegen sagt: „Mit Bedauern wird in weiten Kreisen des deutschen Volkes vernommen werden, daß Fürst Bismarck sich durch die Verstimmung über die Opposition gegen seinen Willen Hinreißen ließ, die Frage aufzuwerfen, ob unsere Söhne nicht wieder unter dem Frankfurter Bundestag leben werden. Es ist dies ein gefährliches Beginnen, auch nur zu dem taktischen Zwecke, um die öffentliche Meinung gegen das jetzige Parlament aufzubringen, so von dem deutschen Parlament als Institution öffentlich vor Europa und vor denjenigen deutschen Parteien, welche noch vor einem Jahrzehnt die Einigung Deutschlands bekämpften, zu sprechen. Auch wir glauben, daß die Dy nastien Deutschlands sich aufrichtig mit dem Nationalstaat versöhnt haben; aber wenn dem so ist, dann sollte man danach streben, in nationalen Dynastien und in einem an gesehenen nationalen Parlament die doppelte Gewähr der Dauer des Reiches zu haben. Wenn nicht der Staatsmann, der dasselbe gegründet, so wird das deutsche Volk hierfür sorgen, indem es nur Volksvertretungen wählt, welche, weil sie einen eigenen Willen haben, etwas bedeuten." — Wir können aus Rücksicht auf den Raum unseres Blattes vor stehende Blumenlese aus der Presse nicht weiter ausdehnen, um ein Bild von den Auffassungen und Eindrücken zu geben, welche die Rede des Kanzlers bei den Parteien hervorgerufen. Ebenso wenig haben wir nöthig, auf die in der Mittwoch- Sitzung vom Kanzler gethanen Aeußerungen hinsichtlich unseres FractionswesenS specieller zurückzukommen, da dieses Thema bereits in unserer letzten Nummer eingehend behandelt worden ist. Das Massacre in Alexandrien hat die Lage in Egypten nur noch verworrener und schwieriger gemacht. Es ist auffällig, wie zahm im Verhältniß zu früheren Vor gängen die Entrüstung über jene Blutthat ist und wie hinkend die Entschlüsse der Beleidigten sind, um Sühne und Genugthuung zu erlangen. Offenbar sucht man das Geschehene möglichst abzuschwächen und in Dunkel zu Hütten, so daß die Vermuthung nur zu sehr gerechtfertigt erscheint, es werde überhaupt nur ein kleiner Theil der Wahrheit bekannt gegeben. Weder Frankreich und England zusammen, noch eins von beiden allein stehen der so außerordentlich schwierigen und gefährlichen Situation mit klarem Bewußt sein, mit festem Willen und rascher Entschlossenheit gegen über und wie immer muß aus solcher Zögerung eine Steigerung der Wirren und Gefahren hervorgehen. Wenn es wahr ist, Waß der „Times" aus Alexandrien gemeldet wird, daß nämlich Derwisch Pascha und der Khedive die Pforte um Entsendung von 18,000 Mann türkischer Truppen ersucht habe, so beweist dies besser als alle Ver sicherungen des Gegentheils, wie gefahrvoll die Lage er scheint und wie sehr man den Ausbruch einer Revolution besorgt. Die Militärpartei hält unzweifelhaft nach wie vor das Heft in Händen und ist auch des Heeres sicher, dessen größter Theil in Alexandrien concentrirt worden ist, um den Wiederausbruch von Unruhen "zu verhindern. Die Autorität des türkischen Delegirten Derwisch Pascha, von deren Kraft man sich Wunderdinge versprach, ist dermaßen gesunken, daß sie keine Garantie mehr für die Herstellung