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Großenhainer Unterhaltungs- L Anzeigeliliitt. Änäs^aü äer Rimigs Riläs^llupimann^a^, äes Rönigl Amisgmc^g unä äes Äaäim^s zn Ero^eil^mn. Erschrinen: DienStag, Donner-tag, Sonnabend. Inserate werden bi» Tag» vorher früb 9 Ubr angenommen. Abonnement vierteljährlich 1 Mark. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwort!. Redacteur: Herrmann Starke sen. Gebühren für Inserate von auSwärt» werden, wenn von den Einsendern nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. Nr. 85. Sonnabend, den 22. Juli 1882. 7ü. Jahrgang. Bekanntmachung, eiae archivalische Reaachrichtiguag betreffend. 2m Interesse solcher Corporationen und Privaten, namentlich Rittergutsherrschaften, welchen zur Ordnung ihrer Archive der sachverständige Beirath eines Archivbeamten er wünscht ist, wird hiermit bekannt gemacht, daß in nächster Zeit Herr Archivrath vr. Ermisch im Auftrage der Direction des Hauptstaatsarchivs den Dresdner Regierungs bezirk bereisen und bei dieser Gelegenheit bereit sein wird, Privatarchive einzusehen, wenn ein entsprechendes Gesuch baldthunlichst bei der Königl. Direction des Hauptstaatsarchivs eingereicht wird. Dresden, den 19. Juli 1882 Der Kreishauptmann. von Einsiedel. Plotz. Bekanntmachung, Wanderungen der Wssührungsvorschrislen zu dem Neich^empetabgabengesetze vom 1. Juli 1881 beiressend. In Gemäsheit anher ergangener Verordnung der Königlichen Zoll- und Steuer - Direction vom 29. Juni a. e. Nr. 2357 8. wird aus Grund Bundesrathsbeschlusses vom 16. März dieses Jahres Folgendes andurch bekannt gemacht. I. Die Bestimmung unter 2 e der Ausführungsvorschriften zu dem bezeichneten Ge setze erhält folgenden Zusatz: „Der wiederholten Vorlegung und Abstempelung der Jnterimsscheine bedarf es bei inländischen Werthpapieren nicht, wenn bei der erstmaligen Vorlegung der Jnterimsscheine die volle tarifmäßige Abgabe für die vollgezahlten Stücke und die ganze Emission im Voraus entrichtet worden ist. In Fällen der artiger Vorauszahlungen der Steuer sind die Jnterimsscheine unter dem Reichs stempelabdrucke mit folgendem Vermerk zu versehen: Vollzahlung ist voraus besteuert. N., den ten 18 (Firma, Unterschrift und Amtsstempel der abstempelnden Steuerstelle)." II. An Stelle der nachstehend aufgeführten Bestimmungen der zu I. bezeichneten Aus führungsvorschriften treten die darunter gesetzten Bestimmungen: 1) An die Stelle des ersten Satzes im Absatz 2 der Ziffer 9: „Die abzustempelnden Formulare sind für jeden der beiden in Betracht kommenden Steuersätze in Mengen, welche durch 20 ohne Rest theilbar sind, unter Beifügung eines überschüssigen Exemplars für je 20 Stück (als Ersatz für etwaige Abgänge bei der Abstempelung) und unter Einzahlung des Steuerbetrages der zuständigen Steuerstelle mit einer doppelt aufzustellenden Anmeldung nach dem Muster e vorzulegen." 2) An die Stelle des Absatzes 5 daselbst: „Wird die Abstempelung einer geringeren Anzahl von Formularen als 20 beansprucht, so sind die letzteren, nachdem in der oberen linken Ecke der Vorderseite des Blattes eine Stempelmarke zu dem entsprechenden Steuer betrage aufgeklebt worden, der Steuerstelle ohne Anmeldung vorzulegen. Diese bewirkt die Abstempelung dadurch, daß sie die Marke mit einem doppelten, auf das Formular übergreifenden Abdruck ihres Amtsstempels in schwarzer Farbe versieht. Die Entwerthung und Abstempelung von Stempelmarken auf Schlußnoten-Formularen ist nur dann zulässig, wenn die Formulare bei der Abstempelung noch nicht ausgefüllt sind. Dresden, am 7. Juli 1882. Königliches Haupt-Steuer-Amt. Schubarth Engelschall. H. England und Frankreich in Afrika. Welchen Verlauf die in Egypten eingetretene Krisis noch nehmen wird, das ist schwer vorauszusagen. Im Orient ist, wie man weiß, das Unwahrscheinlichste möglich, und alle diplomatischen Affairen, welche daselbst bisher angesponnen wurden, haben immer wieder aufs Neue den Beweis ge liefert, wie unberechenbar dort Alles ist. Wäre dem nicht so, so wäre die hundertmal schon beobachtete Erscheinung, daß im Orient zuweilen die Kunst der geriebensten Diplo maten zu Schanden wird, einfach unerklärlich. Jedenfalls werden wir uns hiernach auf eine langwierige und vielleicht an überraschenden Wendungen noch reiche Ent wickelung der Angelegenheit gefaßt machen müssen. Es wäre ein vergebliches Bemühen, ergründen zu wollen, welche Lösung schließlich von den Mächten noch gefunden werden wird. Aber einige Bemerkungen über die Stellung der Mächte im Allgemeinen mögen vielleicht nicht überflüssig sein, da sie dem Verständniß der sich in Egypten fernerhin noch vollziehenden Ereignisse zu dienen geeignet sein könnten. Die Macht, welche bei den egyptischen Angelegenheiten in erster Reihe in Frage kommt, ist England. Die Ver antwortung für den Verlauf der da unten eingetretenen Krisis trifft ausschließlich die englische Regierung, welche diese Krisis hervorgerufen und deren Auftreten in Egypten noch heute in erster Linie die Aufmerksamkeit herausfordert. Auf die Frage: warum die englischen Staatsmänner, wel chen man sonst eine besondere Vorliebe für kriegerische Abenteuer nicht nachsagen kann, die Dinge am Nil so weit getrieben, daß sie bei dem jetzigen Chaos angelangt sind? wird man zur Zeit noch keine vollständig erschöpfende Ant wort finden. Daß die jetzige Lage am Nil von England geschaffen ist und daß also die englischen Staatsmänner die Verantwortlichkeit für Alles tragen, was sich daraus ent wickeln wird, kann Niemand ableugnen. Davon, daß Eng land durch die Ereignisse am Nil gezwungen worden, das zu thun, was es gethan, kann ebenfalls keine Rede sein; alles das, was in Egypten sich ereignete, war nur ein Vorwand für das Auftreten Englands, aber nicht der eigent liche zwingende Grund. England hat schon Vieles in der Welt ruhig geschehen lassen, ohne daß etwas mehr vergossen worden wäre, als einige Tinte in den Redactionöbureaus der englische Zeitungen; warum hätte es also jetzt plötzlich die Dinge so ernsthaft nehmen sollen, wenn es nicht nock- andere Gründe für sein Handeln gehabt, als die äußerlich erkennbaren? Daß die Unterstützung der Interessen der Be sitzer egyptischer Papiere, die Besorgniß um den Suezcanal, die Sympathie für den Khedive, der Schutz der in Alexan drien lebenden Europäer, Alles zusammengenommen, nicht hinreicht, um das kriegerische und, setzen wir hinzu, bar barische Auftreten Englands zu erklären, das wird Jeder zugeben, der da beobachtet hat, wie wenig Neigung John Bull von jeher gezeigt, für andere Leute und um bloßer Sympathien willen auch nur das geringste Opfer zu bringen. Gute Rathschläge und freundliche Ermahnungen zu ertheilen, ist England stets bereit, weil das nicht viel kostet; aber in die Tasche zu greifen und wohl gar zu schießen, dazu ge hört bei dem Reiche, das den Präsidenten seiner Volks vertretung auf einen Bollsack setzt, weit mehr als bloße Sympathie oder irgend ein humaner Beweggrund. Auch der Suezcanal allein wird jene Ursache nicht bilden; denn England weiß recht gut, daß selbst ernste Ereignisse in Egyp ten diesen Weg nicht gefährden können, weil eben alle Mächte gemeinsam bei der Offenhaltung desselben betheiligt sind, und daß es sich deshalb kaum empfiehlt, noch ehe die Mächte sich geäußert und England mit der Ausführung ihrer Beschlüsse beauftragt, auf eigene Faust vorzugehen und dadurch Verhältnisse zu schaffen, die eines Tages den Engländern doch theuer zu stehen kommen könnten. Der classische Grund, welchen die „Times" jüngst anführte, daß die Flotte doch nun einmal vor Alexandrien dagewesen, wird auch schwerlich als durchgreifend angesehen werden können. Was spielt also hinter den Eoulissen? Man ist, wie gesagt, auf Vermuthungen angewiesen. Aber man geht wohl nicht ganz fehl, wenn man den Verlauf der Ereignisse in Zusammenhang bringt mit dem Bestreben Englands, Frankreich in aller Freundschaft aufs Trockene zu setzen. In Bezug auf die afrikanische Politik besteht zwischen England und Frankreich ein unversöhnlicher Gegensatz schon seit Jahrzehnten. Man weiß, daß de« Traum des ersten Napoleon, das Reich Alexanders des Großen zu erneuern, der ihn bis an die Pyramiden führte, die dauernde Feind seligkeit Englands gegen den Eroberer erzeugte. Den eu ropäischen Continent hätte man ihm allenfalls gelassen, das Scbicksal der Bewohner des europäischen Festlands kümmerte den britischen Löwen nicht im Geringsten; aber von den fremden Erdtheilen sollte Napoleon die Hand lassen. Jeden Versuch, dort Fuß zu fassen, betrachtet England hergebrachter Maßen als einen dreisten Eingriff in seine Machtsphäre. So war's zu Anfang dieses Jahrhunderts, so ist es auch noch heute. Nun ist Afrika in der letzten Zeit derjenige Erdtheil geworden, auf welchem Fuß zu fassen der Wett eifer der Nationen sich anschickt. Bis jetzt ist noch nicht viel über die Anstrengungen der einzelnen Völker daselbst gesprochen worden, jede Nation macht das am liebsten in der Stille ab. Aber England verfolgt alle diese Bestrebungen mit eifersüchtigen Augen und setzt Alles daran, die andern Völker möglichst zu verdrängen. Die Franzosen, welche in Centralafrika neuerdings recht tüchtige Anläufe zur Aus dehnung ihrer Machtsphäre gemacht haben, deren Auftreten in Tunis gleichfalls einen Wegweiser für ihre künftige Po litik bildet und denen überdies im vorigen Jahre von der deutschen officiösen Presse ganz offen der Rath gegeben wurde, eine kühne afrikanische Politik zu treiben, sind nun aber in ganz besonderem Grade der Gegenstand des Arg wohns der Engländer. Die Verwirrung, welche in Egypten seit Jahren herrscht, mag in der englischen Regierung die Befürchtung hervorgerufen haben, Frankreich könne eines Tages das in Tunis aufgeführte Spiel von Neuem wieder holen und England dann das leere Nachsehen haben. Da beschloß denn — so vermuthen wir, ohne es natürlich be weisen zu können — das englische Cabinet, den Franzosen in aller Freundschaft einen Stein in den Weg zu werfen. Es suchte mit Frankreich eine Verständigung bezüglich der egyptischen Frage, welche nun plötzlich auf die Tagesordnung gebracht wurde, und bot ihm an, gemeinschaftlich mit ihm und zu beiderseitigem Vortheil diese Frage zum Austrag zu bringen. Es gehörte kein großer Scharfsinn dazu, um heraus zufinden, daß dieses Bündniß unnatürlich war, denn Eng land und Frankreich haben in Afrika eben entgegengesetzte Interessen und können auf die Dauer dort gar nicht zusammen gehen. Aber die französischen Staatsmänner waren doch naiv genug, sich eine Zeit lang auf die Sache einzulassen. Jndeß bald wurde die Angelegenheit so gefährlich, daß Frankreich doch stutzig wurde und sich von seinem neuen Verbündeten trennte. England hatte die Flotten - Demon stration ins Werk gesetzt und damit Frankreich in einen recht gefährlichen Handel verwickelt, denn die französische Republik hatte sich da gemeinsam mit England in einer Weise en- gagirt, welche die Franzosen in kriegerische Abenteuer ohne End" stürzen konnte. Da endlich gingen den Franzosen die Augen auf; sie zogen sich zurück. Der fein ausgeklügelte. Plan Gladstone's ging in die Brüche: er hatte augenscheinlich beabsichtigt, die Franzosen zu einem recht unbesonnenen Vorgehen in Egypten zu reizen. An der Seite Englands und von diesem immer ermuthigt, sollten die Franzosen in Egypten recht brutal auftreten und sich bei den Muhamedanern möglichst verhaßt machen. Das hätte bei der Erbitterung, welche in den letzten Jahren unter den afrikanischen Muha medanern gegen die Christen herrscht, unbedingt zu einem Kriege der muhamedanischen Nordafrikaner gegen die Fran zosen und zu einem neuen Aufstand in Tunis führen müssen, der französischen Republik wären tausenderlei Verlegenheiten in Afrika erwachsen, und England hätte gemüthlich im Trüben fischen können. Aber rechtzeitig erkannten die fran zösischen Staatsmänner die Gefahr, in welche sie sich be geben, und schwenkten ab. Nun war England isolirt; es entschloß sich — wohl in der Meinung, daß die zuwartende Haltung der andern Mächte und die Unentschlossenheit Frankreichs den Engländern freien Raum in Egypten lassen werde, und in der Erkenntniß, daß die Dinge nun schon zu weit gediehen seien, um ohne Schädigung des Ansehens Englands zurückweichen zu können — nun auf eigene Hand vorzugehen. Daher stammt die Wendung, welche die Dinge in und vor Alexandrien genommen. Aber wie sich Gladstone schon bisher gründlich verrechnet, so könnte ihm auch durch seine fernere Rechnung ein dicker Strich gemacht werden. Eines- theils dürfte er sich darin getäuscht haben, daß die euro päischen Mächte ihn ruhig gewähren lassen; gerade ihre bisherige Zurückhaltung läßt vielleicht darauf schließen, daß im gegebenen Augenblicke, der Widerstand, dem er begegnen wird, um so energischer ist. Sodann aber könnte das, was er für Frankreich in "Nordafrika herbeiführen wollte, leicht in Indien eintreten; daß die indischen Muhamedaner die in Alexandrien durch die Schuld Englands eingetretenen Ereignisse so ruhig hinnehmen sollten, scheint uns durchaus nicht wahrscheinlich. Tngesnnchnchlen. Sachsen. Der Präsident des evangelisch-lutherischen Landeeconsistoriums, Herr Uhde, hat nach der Rückkehr von seinem Urlaube am 20. Juli die Leitung desselben wieder übernommen. Am Dienstag in den Nachmittagsstunden von V26 bis V28 Uhr sind zwei in Dresden-Neustadt wohnhafte Damen