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Nr. 8V. allerdings nichts einwenden läßt. Im Uebrigen hat die leidige Angelegenheit der Pariser Central-Mairie doch ein „Opfer" gefordert, indem der Seinepräfect Floquet seine Demission einreichte, in Folge des gegen die Errichtung einer Central-Mairie in Paris gerichteten Kammervotums. England hat in der vergangenen Woche die Vor bereitungen zur Absendung des nach Egypten bestimmten Expeditionscorps zum Abschluß gebracht. Zum Oberst- commandirenden desselben wurde von der Königin der General Wolseley, der Sieger im Zulukriege, und zu seinem Generalstabschef Generallieutenant Ady ernannt. Die Stärke der Expeditionstruppen wird sich einstweilen auf etwa 14,000 Mann belaufen, von denen ein Theil bereits am Sonnabend, den 22. d., eingeschifft worden sein soll. Ueber die Theilnahme Frankreichs an der Expedition ver lautet noch nichts Näheres, dagegen tauchen ziemlich be stimmte Gerüchte über die eventuelle Theilnahme Italiens auf. Man glaubt, England werde sich der Einladung an eine dritte Macht (Italien) zur Betheiligung an dem Unter nehmen bereitwillig anschließen. Von Indien, und zwar von Bombay aus, sind bereits am vergangenen Freitag zwei große Transportdampfer mit indischen Truppen nach Egypten abgegangen. Die Engländer werden sich demnach binnen kürzester Zeit in den Stand gesetzt sehen, wegen Arabi Pascha, der in den letzten Tagen bedeutende Verstärkungen an sich gezogen haben soll, die Offensive zu ergreifen. Die Position des egyptischen Diktators soll indessen eine äußerst starke sein, so daß die Engländer wahrscheinlich einem harten Strauße entgegengehen. — Das englische Unterhaus hat am Vorigen Freitage die irische Pachtrückstandsbill mit 285 gegen 177 Stimmen in dritter Lesung angenommen, was man in Irland wohl mit Genugthuung begrüßen wird. Die russische Regierung ist nun endlich aus der Re serve, welche sie bis jetzt in den egyptischen Angelegenheiten einnahm, herausgetreten. Das officiöse „Journal de St. Petersbourg" bemerkt bezüglich des neulichen Artikels der „Times" über die ablehnende Haltung der Pforte, wenn die Ablehnung der Einladung zur Intervention officiell constatirt sei, dann werde die Conferenz andere Mittel ins Auge zu fassen haben. Die englische Regierung könne an nehmen, daß man die englischen Truppen auffordern werde, an der Pacification Egyptens theilzunehmen. Die „Times" scheine aber andeuten zu wollen, daß das englische Cabinet aus eigner Initiative handeln und sich an Stelle der Mächte setzen wolle. Man hat wohl nicht mit Unrecht in dieser Aeußerung des russischen Regierungsblattes eine Mahnung an England zu erkennen, in Egypten nicht allzusehr auf eigene Faust zu handeln. Arabi Pascha, der Dictator Egyptens, hat den „Krieg bis aufs Messer" gegen die Engländer proclamirt. Er versandte eine hierauf bezügliche Kundgebung an die Gou verneure der Provinzen und drohte allen denen, welche das Vaterland verriethen, indem sie den Engländern Hilfe lei steten, die strengste Bestrafung an. Alle noch in Ober- und Mittel-Egypten befindlichen Truppen haben Befehl erhalten, unverzüglich nach Kairo abzumarschiren und sich dort zu concentriren. Ueber die Stärke der unter Arabi Pascha im Lager von Kafre-el-Dawar stehenden Truppen lauten die Angaben verschieden, doch hat der Dictator mindestens 10,000 Mann unter sich, welche durch die Ulemas gehörig fanatisirt und entschlossen sind, den Engländern den äußersten Widerstand zu leisten. Tagesnachrichten. Sschse»- Ihre Majestäten der König und die Königin unternahmen am Donnerstag Nachmittags 6 Uhr in Be gleitung der am königl. Hofe zum Besuch anwesenden Frau Prinzessin Friedrich zu Hohenzollern, sowie mit Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Georg nebst hoher Familie von Pillnitz einen Ausflug nach dem Großsedlitzer Garten. Wie der „Dr. Anz." in Erfahrung bringt, wird bei der Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers in Dresden ein großer Zapfenstreich, ausgeführt von sämmtlichen sächsischen Militär-Musikchören und Tambourzügen, stattfinden. Der von mehr als 60 Theilnehmern, darunter vier Ausländern, frequentirte, von dem dänischen Hauptmann Clauson v. KaaS geleitete Handfertigkeitscursus in Dresden hat bisher in den betheiligten Kreisen die vollste Befriedigung gefunden. Am 22. Juli erreichte der festgesetzte Turnus insofern einen Abschluß, als die einzelnen Abtheilungen in den sechs für diese Curse in Aussicht genommenen Lehr fächern, und zwar der Korbmacherei, Tischlerei, Bildhauerei, Buchbinderei, Laubsägearbeit und Metallarbeit, je einen Tag Unterricht genossen. Um auch in der für Gebirgsgegenden vortheilhaft einzurichtenden Strohflechterei einige Fertigkeiten zu gewinnen, haben sich die Theilnehmer an diesem Cursus petitionirend an das königl. Ministerium des Innern wegen Einrichtung dieses Lehrfaches gewandt. Aus Meerane wird als Beweis für die Heilung von Rheumatismus und Gicht durch Bienenstiche folgender Fall mitgetheilt: Ein allwöchentlich in Meerane eintreffender Webereifactor aus Mülsen litt seit einiger Zeit an chronischem Gelenkrheumatismus, welcher oft derartig heftig auftrat, daß der Patient nicht fähig war, sich niederzusetzen. Ein Fabrikant in Meerane, welcher als Bienenzüchter bekannt ist, rieth ihm vor einigen Tagen, sich an den besonders schmerzhaften Stellen von einer Biene stechen zu lassen; der Rath ward befolgt und der Versuch sofort vorgenommen. Und der Erfolg war überraschend: nachdem die gefangene Biene dem Patienten einen nachdrücklichen Stich versetzt hatte, fühlte sich dieser alsbald erleichtert und war im Stande, seine soeben noch gelähmten Glieder frei zu bewegen. Auch soll sich die Heilung bis jetzt als nachhaltig erwiesen haben. Allgemeines Aufsehen erregte in Volkmarsdorf bei Leip zig die bei einem Bahnbeamten durch die Gendarmerie vorgenommene Haussuchung und Verhaftung des betreffenden Ehepaares. Eine ganze Wagenladung gestohlener Gegen stände aller Art wurde vorgefunden und weggenommen. Vergangene Mittwoch ist ein kräftiges blühendes Mäd chen, die 21jährige Tochter des Gutsbesitzers Härtig in Grotzenhaiuer Unterhaltung-« und AnzeigeLlatt. Rathendorf bei Rochlitz, vom Scheunenboden auf die Tenne herabgestürzt und dabei mit dem Kopfe so heftig auf eine dort stehende landwirthschaftliche Maschine aufgeschlagen, daß die BedauernSwerthe alsbald den Geist aufgab. In einem Teiche zu Kirchberg ertrank am 16. Juli ein 31 Jahre alter Bergarbeiter beim Baden. Der auch gefänglich eingezogene Friedr. Wilh. Breitfeld auS Grumbach, Vater der im Annaberger Rathswalde er mordet aufgefundenen Kinder, sollte am 20. Juli Abends nach Chemnitz überführt werden. Demselben gelang es aber, während der Eisenbahnfahrt zwischen Flöha und Erdmanns dorf seinem Transporteur aus dem Waggon durch das Fenster zu entspringen, ohne daß es bisher gelang, seiner wieder habhaft zu werden. In Gostewitz bei Oschatz wurde am Donnerstag ein Erntearbeiter vom Sonnenstich betroffen und starb, noch ehe ärztliche Hilfe herbeigeholt werden konnte. An Brandwunden, verursacht durch eine am 16. Juli Abends beim Auslöschen explodirte Petroleumlampe, ist am ! Freitag das ins Krankenhaus zu Meißen aufgenommene Mädchen eines dortigen Arztes gestorben. Deutsches Reich. Wie aus Gastein gemeldet wird, erfreut sich Kaiser Wilhelm daselbst des besten Wohlseins und unternimmt täglich theils zu Wagen, theils zu Fuße längere Ausflüge. Ueberall, wo sich der greise Monarch zeigt, ist er Gegenstand sympathischer Aufmerksamkeit. Nach dem Abschluß der Reichshauptkasse hat sich unter Berücksichtigung der Mehrausgaben von 825,402 Mark für den Reichshaushalt des Etatsjahres 1881/1882 ein Ueberschuß von 25,077,114 M. ergeben, worin allerdings noch 9,065,000 M. aus der nicht wiederkehrenden Mehr- Einnahme bei der Rübenzuckersteuer enthalten sind, so daß, hiervon abgesehen, ein Ueberschuß von rund 16,000,000 M. verbleibt. Oesterreich. Die Session der Landtage von Tirol, Steiermark und Görz ist vorige Woche vollständig beendet worden. Im tiroler Landtag schlossen die hadernden Par teien in der Wahlreformfrage zum Schluß noch ein Com- promiß ab, infolge dessen sowohl die Herabsetzung des Wahlcensus beschlossen, als auch das Wahlrecht der Ge meindegenossen anerkannt wurde. Der officielle Saatenstandsbericht von Mitte Juli be zeichnet im Allgemeinen die zu erwartende Weizenernte als recht gut, die Roggenernte als eine gute Mittel- und gute Ernte, die Gerstenernte als gut, den Hafer als hoffnungs vollst und den Mais als recht gut. Italien. Der „Osservatore Romano" bestreitet, daß die Verhandlungen zwischen dem Vatican und der preußischen Regierung in Folge der übertriebenen Ansprüche der Curie, die sogar die Beibehaltung der preußischen Gesandtschaft beim heiligen Stuhle unmöglich machen könnten, abgebrochen seien. Das Blatt giebt zu, daß man zu einem vollständigen und dauerhaften Frieden zwar noch nicht gekommen sei, aber man habe doch einen großen Schritt auf dem Wege zur Anbahnung des Friedens gethan durch die Wieder herstellung der Gesandtschaft und durch die Wiederbesetzung mehrerer erledigter Bischofssitze. Man müsse die weiteren Resultate der Verhandlungen abwarten und bedenken, daß sie sich auf Fragen erstreckten, welche ebenso schwerwiegend als complicirt seien. Der Vatican wünsche nichts sehnlicher, als daß dieselben zu einer Verständigung führten. Frankreich. In der Kammer fragte am 22. Juli der Deputirte Dreyfuß den Minister des Innern, Goblet, was er zu thun gedenke bezüglich des am Freitag gefaßten Be schlusses des Pariser Municivalraths, welcher dahin geht, Paris zu einer autonomen Gemeinde zu machen. Der Minister antwortete, er begünstige persönlich die Ausdehnung der municipalen Freiheiten, selbst auf Paris, aber er müsse jeden Gedanken an eine communale Autonomie zurückweisen und werde unnachsichtlich dem Gesetze Achtung verschaffen. Er habe das Demissionsgesuch des Seinepräfecten Floquet erhalten und dessen Annahme dem Präsidenten Grevy noch nicht vorgeschlagen; aber er habe beantragt, den Beschluß des Municipalraths zu annulliren. Darauf wurde die Budgetberathung wieder ausgenommen. — Im Senat theilte Ministerrath Frehcinet mit, er werde in der nächsten Woche das Gelbbuch mit den Schriftstücken bezüglich Egyptens vorlegen, das sich bis zum 2. Juni erstrecke; ein zweites Gelbbuch bis zum 15. Juli werde demnächst folgen. Der Suezcanal soll von England und Frankreich mit zwei stets auf gleicher Höhe zu erhaltenden Corps besetzt werden, zu welchem Zwecke man den Canal entlang eine Reihe von Forts, die einander decken, errichten wird. Vorerst soll jedes der beiden Corps 15,000 Mann stark sein. In Toulon werden demnächst 5000 Mann Infanterie und Marinesoldaten, welche die Avantgarde des Expeditions corps für Egypten bilden sollen, eingeschifft werden. England. Der Staatssecretär des Krieges, Childers, erklärte am 22. Juli im Unterhause, von dem verlangten Credit von 2,300,000 Pfd. Sterl, (früher war eine Credit forderung von 1,300,000 Pfd. Sterl, angekündigt) würden 900,000 Pfd. Sterl, für das Heer und 1,400,000 Pfd. Sterl, für die Marine verwendet werden. Am Freitag machte der Premier Gladstone dem Unter hause Mittheilung von einem eingelaufenen Telegramm, welches einen Auszug aus Arabi Paschas Proclamation enthalte, worin gesagt wird, daß er gegen die unversöhn lichen Feinde, die Engländer, agitire, mit denen der Khedive im Bunde stehe, der die Nacht an Bord eines britischen Schiffes zubringe und am Tage beim Tödten egyptischer Truppen und unbewaffneter Egypter in Alexandrien helfe. Arabi Pascha fahre fort, das gesammte Land unter dem Kriegsgesetz zu halten wie bisher, nur seinen Befehlen sei zu gehorchen, die militärischen Vorbereitungen würden activ fortgesetzt und jeder Ungehorsam gegen seine Befehle werde summarisch bestraft. Die Armeereserve ist theilweise einberufen worden; die Mannschaften haben sich spätestens am 2. August bei der Fahne einzufinden. Türkei. Die Conferenz in Konstantinopel wollte am 24. Juli wieder eine Sitzung abhalten. Wie es heißt, «eite L. I würde der zum alleinigen Vertreter der Pforte ernannte Assym Pascha das Präsidium beanspruchen und den Vor schlag machen, die Conferenz in Stambul tagen zu lassen. ' Wie man der „Presse" aus Konstantinopel meldet, sind aus Mekka 182 Freiwillige, von zwei Scheiks geführt, nach Kairo abgereift, um sich an der „Ausrottung der Christen" zu betheiligen. In Mekka und Medina werden öffentlich Freiwillige für Arabi Bey angeworben. Neueste Nachrichten. Paris, 23. Juli. Der Vormittags abgehaltene Mi nisterrath berieth die Maßregeln zum Schutze des Suezcanals. Die Creditvorlage wird voraussichtlich morgen eingebracht. — Bei der heute stattgefundenen Einweihung der Statue Rouget de l'Jsles', des Autors der Marseillaise, hielt Freycinet eine Rede, worin er das Andenken an Rouget de l'Jsles und seine Genossen feierte und sagte, die Fran zosen und das Ausland wissen, daß das heutige Frankreich nicht die blutige Standarte, sondern die Fahne des Fort schritts, der Civilisation und der Freiheit hochhalte. Alexandrien, 23. Juli. Durch ein Decret des KhediveS wird Arabi Pascha abgesetzt und derselbe für einen Rebellen erklärt. Eine Proclamation verbietet der Armee, dem Be fehle Arabi's zu gehorchen. In einer zweiten Proclamation an das Volk untersagt der Khedive die Zahlung der durch Arabi auferlegten Kriegssteuer. Ein Packetboot, welches von Konstantinopel hier eingetroffen, wurde durch die Be hörden mit Beschlag belegt. Der Capitän steht unter dem Verdachte, Briefe für Arabi mit sich zu führen, und wurde deshalb verhaftet. — In Kairo herrscht wieder Ruhe; die dortige Polizei ist eifrig bemüht, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Einer Nachricht aus Kafre-el-Dawar zufolge soll die Armee Arabi's 12,000 Mann stark sein. Das Wasser des Mahmudie - Canals soll trotz des von den Engländern aufgeworfenen Dammes in raschem Fallen in der Richtung nach der Meeresküste zu begriffen sein. Nachrichten aus 81adt und Amgegend. — st. Großenhain. Die Volks-Zählung am 1. December 1880 hatte in der Stadt Großenhain ergeben: 2578 Haushaltungen und 47 Beherbergungs- und öffentliche Anstalten, 11046 am Orte Anwesende und 67 zeitweilig vom Orte Abwesende, sonach eine Gesammtzahl von 11,113 Einwohnern. Bei Erhebung derBerufs-Statistik am 5. Juni 1882 wurden gefunden: 2701 Haushaltungen, Beherbergungs- und öffentliche Anstalten, 11074 am Orte Anwesende, 155 zeitweilig vom Orte Abwesende, sonach eine ! Gesammtzahl von 11,229 Einwohnern. Mit 139 Haus haltungen ist landwirthschaftlicher Betrieb verbunden; aus gefüllt wurden 640 Gewerbekarten. Großenhain, 24. Juli. Das Schützenfest der priv. Scheibenschützen-Gesellschaft nahm, vom prächtigsten Wetter begünstigt, gestern seinen Anfang. Auch diesmal hatte unsere Stadt ein festlich Kleid angezogen und ihre Straßen mit Flaggen, Guirlanden und Kränzen geschmückt. Der vorjährige König, Herr Robert Schultz, richtete im Garten-Restaurant zur „Krone" ein solennes Frühstück aus, das in animirtester Stimmung verlief. Am Nach mittag fand der erste Parade-Auszug statt, zu dem sich eine große Menge Schaulustiger eingefunden hatte, die später den Festplatz zum Tummelplatz wählte. Beim Königsschießen gab Herr Reinhold Hintersatz den besten Schuß ab und errang wiederholt die Königswürde, die ihm schon einmal im Jahre 1873 zugefallen war. Die festliche Ein führung des Königs wird Dienstag Abend nach dem im heutigen Jnseratentheil bestimmten Programm stattfinden. Am Mittwoch findet dann noch ein Nummerschießen statt, mit welchem die Festlichkeiten ihr Ende erreichen. Die Pauliner. Es ist nun fest bestimmt, daß der Universitäts-Sänger-Verein zu St. Pauli in Leipzig am 5. August eine große Anzahl seiner Mitglieder zu uns entsendet, um durch Gesangsaufführungen den Verein zu Rath und That so Gott will in die Lage zu versetzen, auch ferner arme und bedrängte Familien und alleinstehende be dürftige Personen, deren unsere Stadt ja leider so viele birgt, aus giebig unterstützen und auch einmal einen größeren Betrag an die Amalien-Stiftung abgeben zu können. Sonnabend, den 5. August, werden sie mit dem Dirigenten, ihrem lieben Professor vr. Langer eintreffen. Der Besuch der Pauliner ist für unsere Stadt gewiß eine Ehre und ein bedeutungsvolles Ereigniß, denn es steht fest, daß der „Paulus" zu Leipzig und der Kölner Männergesangverein die renommirtesten Vereine Deutschlands für Männergesang sind. Man darf sich daher nicht wundern, daß der Pauliner - Gesangverein allerwärts hoch gefeiert und daß seinen ganz besonderen Leistungen bei allen Aufführungen von allen Kunstkennern hohe Anerkennung gezollt wird. Von den namhaftesten Componisten werden ihm fort gesetzt Werke gewidmet und zu dem 60jährigen Stiftungsfeste waren, wie schon oft zu anderen Paulinerfesten, Componisten aus Straßburg, Dorpat, Köln und andern weit entfernten Orten herbeigekommen, um die Aufführung ihrer Werke selbst zu leiten. Sie alle waren des Lobes voll und erklärten offen, daß sie ihre neuen Compositionen nicht besser einführen könnten, als durch ihre erstmalige Aufführung durch dw Pauliner. Ebenso schätzten es sich die renommirtesten Künstler jederzeit zur Ehre, in den Pauliner-Concerten mitzuwirken. In uneigennütziger Weise ist der Verein auch jederzeit bereit, wohl- thätige Zwecke zu unterstützen. Concerte für feine Rechnung ver anstaltet er überhaupt niemals. Schon oft ist er der Einladung von Wohlthätigkeitsvereinen verschiedener Städte gefolgt. Auch der Einladung des hiesigen Vereines ist er in liebenswürdiger Weise und mit größter Noblesse entgegen gekommen. Die Herren Pauliner beanspruchen keine Vergütung, ja, sogar nicht einmal eine Entschä digung für ihre Reisekosten; sie bitten nur um Dach und Fach, wohl wollende Aufnahme und recht freundliche Gesichter. Da sie nun einen edlen Zweck fördern wollen und dafür sogar nicht un bedeutende Opfer bringen, so können ihnen weitere Kosten durchaus nicht angesonnen werden. Auch sind die Quartiere in den Gasthöfen für die hier tagende Beamtenvcrsammlung belegt. Der Verem zu Rath und That bittet daher um gastfreundliche Aufnahme der lieben Gäste — es sind lauter frische, frohe, gemüthliche und gebildete Jünglinge aus guten Familien — in die Familien. Unsere Stadt hat ihre Gastfreundschaft schon in vielen Fällen fo glänzend bewiesen, daß wir auch in diesem Falle hoffen, das; sic andern Städten, welche die Ehre eines Besuches der Pauliner hoch zu schätzen wußten, nicht nachstehen wird. Gilt es doch der Linderung einheimischer Noth und Bcdränguiß und der Ehre unserer Stadt. Möchten doch recht viele freundliche Quartierwirthe ihre Offerten dem Wohnungsausschusse, dessen Vorsitzender Herr Kaufman Bruno Räßler ist, zugehen lassen! — Neber Las Festprogramm verlautet bisher: Sonnabend, den 5. August, nachmittags: Empfang der Pauliner auf dem Bahnhofe, Einzug in die Stadt, Vertheilung