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Nr. 67. Großenhainer Unterhaltung-- «nd Anzeigedlatt. Seite 2. Frankreich Stellung genommen haben; im Gegentheil, jede Au-dehnung des Einflusses der Westmächte im Orient ist uns schädlich. Darum vertritt Deutschland im Verein mit Oesterreich-Ungarn, Italien und Rußland die Entscheidung der egyptischen Frage durch das Einvernehmen der europäischen Mächte, nicht durch einseitiges Vorgehen der Westmächte; und wenn wir auch nicht so weit gehen wollen, wie mancher Politiker, der hinter all den Schachzügen, welche in den letzten Wochen den französisch-englischen Einfluß matt setzten, des deutschen Reichskanzlers Rathschläge sucht, so steht doch jedenfalls so viel fest, daß die Pforte nicht gewagt hätte, so aufzutreten, wie sie aufgetreten ist, wenn sie nicht hätte annehmen können, daß ihre Haltung in Berlin gebilligt würde. Tagesnachnchlen. Großenhain, 9. Juni. Die gestern, am Vorabende der Stichwahl im 7. sächsischen Reichstagswahlkreise, vom liberalen Wahlverein veranstaltete Versammlung im Hotel zum Gesellschaftshause war, wie die früheren Wahl-Ver sammlungen, wiederum so zahlreich besucht, daß sich beide Säle dicht gefüllt hatten. Die Versammlung nahm einen sehr ruhigen Verlauf und wurde, nachdem die Herren Reichstags-Abgeordneten August Walter aus Dresden und Pastor Neßler aus Berlin namens der Fortschrittspartei ihre Vorträge gehalten und Herr Cigarrenarbeiter Kade aus Dresden namens der Arbeiterpartei die Wahl des fort schrittlichen Candidaten empfohlen, feiten der conservativen Partei aber auf die vom Vorsitzenden ergangene Aufforderung Niemand zum Wort sich gemeldet hatte, Abends 11 Uhr geschlossen. — K. Vorläufigen Dispositionen zu Folge werden während der diesjährigen Herbstübungen und zwar an den letzten 9 Tagen des Monats August die Stäbe der Cavallerie- Division der 1. und ll. Cavaüeriebrigade und des Garde- reiterregimeuts, sowie eine halbe Escadron des letzteren, in der Stärke von 10 Generälen, 7 Stabs- und Ober- officieren, 111 Mann und 142 Pferden, sowie am 31. August 31 Officiere, 675 Mann und 19 Pferde vom 3. Infanterie-Regiment Nr. 102 in der hiesigen Stadt einquartiert werden. — In Frauenhain wird am 10. Juni 1882 eine Postagentur eröffnet werden. Die neue Postanstalt, deren Bestellkreis die Ortschaften Lautendorf, Pfeife, Pulsen, Raden bei Zabeltitz und Treugeböhla umfaßt, wird ihre Verbindung durch die Schaffner-Bahnposten der Eisenbahn linie Berlin-Elsterwerda-Dresden erhalten. Sachsen. Ihre Majestäten der König und die Königin sind am 7. Mai Nachmittags 4 Uhr von Rehefeld wieder in Strehlen eingetroffen. Die Conferenz der Rectoren sämmtlicher sächsischen Gym nasien, welche im Interesse einer gesunden Weiterentwickelung unseres Gymnasialwesens zur Prüfung der zur Zeit giltigen Lehrordnung schon seit Langem geplant wurde, ist nun am 8. Juni im Sitzungssaale des königl. Cultusministeriums unter dem Vorsitze Sr. Excellenz des Herrn Staatsministers Or. v. Gerber zusammengetreten. In erster Linie werden die Verhandlungen auf diejenigen Fragen gerichtet sein, die mit der sogenannten Ueberbürdung der Schüler Zusammen hängen, und haben demgemäß nicht allein die Abgrenzung der allgemeinen Lehrziele und der einzelnen Klassenpensa, sondern auch etwaige Veränderungen der Methode und Be stimmungen über die häuslichen Aufgaben zum Gegenstände. Am Montag Abend hat in Dresden ein 2 Jahre altes Kind durch Herunterziehen eines auf einem Tische gestan denen Kessels mit heißem Wasser sich derartig verbrannt, daß es am Dienstag Abend infolge dessen gestorben ist. In der Nacht zum 5. Juni brannte in Grimma das außerhalb der Ringmauern liegende Gartenrestaurant „Zur Terrasse" nieder. Da die Bewohner das Feuer erst spät bemerkten und die Gluth bei dem alten Gebäude schnell um sich griff, so sind leider einige Familienglieder nicht ohne Brandwunden davongekommen. Am letzten Montag früh hat im Keller des Restaurateurs Käubler zu Plagwitz eine Gasolin-Explosion stattgefunden, durch die der Genannte, seine Ehefrau, Mutter und Schwägerin nicht unbedeutend verletzt worden sind. Durch den heftigen Regen am Abend vorher war Wasser in den Keller gekommen, welches zu beseitigen der Besitzer in den selben gegangen war; er fand hier die in einem Korbe befindlich gewesene Gasolinflasche auf dem Wasser schwimmen und einen Theil der Flasche ausgelaufen. Die Warnung an seine Leute, mit Licht nach dem Keller zu gehen, so lange nicht das Gasolin entfernt worden, mag wohl un beachtet geblieben sein, infolge dessen das auf dem Wasser schwimmende Gasolin sich entzündete und die Explosion, die auch die Thür zertrümmert hat, erfolgte. In Crimmitschau erlitt am Sonntag der in einer Fabrik beschäftigte Selfactorspinner Sch. dadurch erheblichen Schaden, daß derselbe mit dem Oberkörper zwischen den Cylinder und den einfahrenden Wagen des Selfactors gerieth, wodurch ihm bedeutende Quetschungen namentlich am Halse zugefüg wurden. Der Bedauernswerthe wurde bewußtlos nach seiner Wohnung gebracht. Ein I7jähriger Bergarbeiter aus Eckersbach ist am 7. d. unweit Zwickau beim Badeu in der Mulde ertrunken; die sich mit badenden vier Kameraden konnten ihn, weil das Wasser sehr tief und reißend war, nicht retten. Das siebenjährige Mädchen des Bretmühlenbesitzers Ein horn in Olbernhau ist, als es am 6. Juni Nachmittags aus der Schule zurückkehrte, von dem mit Bretern beladenen Geschirre ihres Vaters überfahren worden und infolge der Zermalmung des Kopfes sofort verstorben. Deutsches Reich. Ihre Majestät die Kaiserin traf am 7. Juni Nachts von Baden-Baden wieder in Berlin ein. — Die auf den 11. Juni anberaumte Taufe des neugeborenen Prinzen verspricht hinsichtlich der damit verbundenen Feier lichkeiten besonders glänzend zu werden, da nicht nur eine große Reihe deutscher Bundesfürsten, sondern auch aus wärtige Fürstlichkeiten ihre Theilnahme zugesagt haben. Der Reichstag lehnte am 6. Juni fast sämmtliche vor geschlagenen Zollerhöhungen gegen die Stimmen des CentrumS and der Conservativen, deren Reihen nur schwach besetzt waren, ab. Ebenso wurde aber am 7. Juni auch der An trag des secessionistischen Abg. Barth auf Aufhebung des Schmalzzolles in namentlicher Abstimmung mit 129 Stim men (Conservative, Centrum und einige Nationalliberale) gegen 120 Stimmen abgelehut; bei der vorhergegangenen Debatte hielt der Abg. v. Ludwig eine donnernde Philippika gegen seine conservativen FractionSgenossen, denen er in seiner eigenthümlich drastischen Manier Saumseligkeit in den parlamentarischen Arbeiten vorwarf. Hierauf wurden mehrere Berichte der Wahlprüfungscommission erledigt und zum Schluß ein Nachtragsetat, welcher 105,000 M. für die bauliche Einrichtung des ehemals v. Decker'schen Grundstücks in der Wilhelmstraße für Theile des auswärtigen Amtes verlangt, der Rechnungscommission überwiesen. Die nächste Sitzung wurde auf Freitag angesetzt; Tagesordnung: dritte Lesung der Zolltarifnovelle. Bayern. Der diesjährige „deutsche Aerztetag" wird am 30. Juni in Nürnberg abgehalten. In Augsburg haben ca. 300 Arbeiter der Buntweberei (vormals Riedinger) wegen verweigerter Aufbesserung der niedrigen Löhne die Arbeit eingestellt. Oesterreich. Das Programm des neuen Reichsfinanz ministers v. Kallay, dessen Annahme derselbe zur Bedingung seiner Amtsübernahme machte, bestimmt u. A. auch, daß die Civilverwaltung Bosniens von der Militärverwaltung getrennt werde. Auf Vorschlag Kallay's ist jetzt der Ge sandte in Serbien, Graf Khevenhüller, zum Civilgouverneur ernannt worden. Der italienische Turnverein in Triest wurde wegen einer Demonstration für Garibaldi aufgelöst. Ferner ist ein dasiger Telegraphenbeamter aus Spalato wegen unpatrio tischer Aeußerungen verhaftet worden; bei der Haussuchung fand man compromittirende Schriftstücke vor. Italien. Die Verbrennung und Beisetzung der Leiche Garibaldi's war auf den 8. Juni Vormittags 11 Uhr an gesetzt. Am 7. Juni Nachmittags 3 Uhr ging von Rom ein Sonderzug mit dem Herzoge von Genua, den Ministern Zanardelli und Ferrero, sowie den Repräsentanten des Senats, der Kammer, der Municipalität und der Presse nach Civitavecchia ab. Der König, der Ministerpräsident Depretis und der Hofstaat waren auf dem Bahnhofe an wesend. Für die am 8. stattfindenden Leichenfeierlichkeiten wurden in Nom große Vorbereitungen getroffen. Frankreich. Die am 6. Juni in der Deputirteukammer stattgehabte Berathung der Interpellation des Deputirten Lanessan bezüglich der Studenten-Unruhen im lateinischen Viertel von Paris nahm einen ziemlich stürmischen Verlauf, da von bonapartistischer Seite der Minister des Innern, Goblet, wegen des Verhaltens der Polizei in dieser Affaire heftig angegriffen wurde. Die Darstellung indessen, welche der Minister von diesen Verhältnissen gab, ließ das Vor gehen der Polizisten in einem bedeutend milderen Lichte erscheinen, so daß die Mehrheit der Kammer das von La nessan beantragte Tadelsvotum gegen den Polizeipräfecten ablehnte, dagegen die vom Minister verlangte einfache Tagesordnung annahm. — Fast zu der gleichen Stunde sprach im Justizpalast das Zuchtpolizeigericht die des An griffs auf die Polizei angeklagten Studenten nach langem Verhör der als Belastungszeugen erschienenen, aber einander widersprechenden Polizisten frei. Dieser Zwischenfall wird natürlich von der radicalen Presse stark gegen den Minister Goblet ausgebeutet, dessen Beweisführung er, wie behauptet wird, völlig entkräfte. England. Im ganzen Lande wurde am 3. Juni der 63. Geburtstag der Königin in feierlichster Weise begangen. Der an das Kriegsministerium gerichtete Bericht der Departementscommission, welche ernannt worden war, um die Möglichkeit der Vertheidigung des unterseeischen Canal tunnels zu prüfen, ist jetzt dem Herzog v. Cambridge zur Begutachtung unterbreitet worden. Rußland. Großfürst Alexis, welcher am 5. Juni in Nikolajew eintraf, besichtigte am 6. die Admiralität und wollte am 7. die Reise nach Sebastopol und Batum fortsetzen. Der „Regierungsanzeiger" veröffentlicht die Ernennung des Generals Kolpatowsky zum General-Gouverneur des Steppengouvernements und Commandireuden des neucreirten Omsk'schen Militärbezirks, sowie des Generals Tschernajew zum General-Gouverneur von Turkestan und Comman- direnden des Turkestan'scheu Militärbezirks. Dem „Petersb. Journ." zufolge wird der Großfürst Sergius den Kaiser bei der Taufe des neugeborenen Sohnes des Prinzen Wilhelm von Preußen vertreten. Dasselbe Blatt schreibt ferner, der Artikel der „Times", in welchem England aufgefordert wird, die Leitung der Verhandlungen bezüglich Egyptens zu übernehmen, erinnere an die Politik Beaconsfield's; man könne die Antwort der Pariser Presse abwarten. Uebrigens werde die egyptische Frage heute nicht mehr unter den Westmächten allein verhandelt. Nach einem Telegramm des „Golos" aus Baku brach am 6. Juni in einem Naphtalagerraum am Hafen Feuer aus, das durch den Wind weiter verbreitet wurde. Viele Lager sind abgebrannt; am 7. dauerte das Feuer noch fort. Egypten. Die türkische Jacht „Jzzedin" mit dem Commissar Derwisch Pascha ist am 7. Juni Nachmittags 3 Uhr in den Hafen von Alexandrien eingelaufen. Die Admirale des englischen und des französischen Geschwaders statteten alsbald dem Commissar an Bord der Jacht einen Besuch ab. Derwisch Pascha, welcher am Lande von den Truppen und Eingeborenen gut ausgenommen wurde, wollte sich am anderen Morgen nach Kairo begeben. Arabi Bey soll erklärt haben, sich allen Befehlen des Sultans zu fügen, vorausgesetzt, daß der Khedive abgesetzt wird. Andernfalls will er den Widerstand bis zum Aeußer- sten fortsetzen; es soll sogar die Ermordung Tewfik's an gedroht worden sein. Im Volke sprengen Arabi's Anhänger aus, Tewfik sei Christ geworden und habe Egypten an die Westmächte verkauft. Neueste Nachrichten. . Berlin, 8. Juni. Von verschiedenen Seite wird der bisherige Senatssecretär l)r. Jul. Eckhardt als muthmaßlicher Nachfolger des Geheimrath 0r. Engel in der Leitung des preußischen statistischen Bureaus bezeichnet. — Aus Peters burg wird dem „B. T." mitgetheilt, daß die Redactionen von der Ober-Preßverwaltung Befehl erhielten, keinerlei selbstständige Berichte über die Senatoren-Revision in den Ostsee-Provinzen zu bringen. Sie dürfen (bei strenger Strafe) nur die Berichte der officiellen Organe nachdrucken. Eisenach, 8. Juni. Die deutsch-evangelische Kirchen- conferenz, von 19 deutschen Staaten und Oesterreich be schickt, wählte Oberhofprediger Oe. Kohlschütter in Dresden zum Präsidenten. Maddalena, 8. Juni. Vormittags 10 Uhr wurde das Zimmer, in welchem die Leiche Garibaldi's aufgebahrt ist, für den allgemeinen Besuch eröffnet. Die Leiche ist in die traditionelle Kleidung gehüllt und ruht auf einem mit Blumen und Kränzen bedeckten Bett. Um 2V2 Uhr Nachmittags sind der Herzog von Genua, als Vertreter des Königs, und die Deputationen des Parlamentes und der Regierung hier eingelroffen. Wie es heißt, werden bei dem Traueracte ein Senator, Farini, Zanardelli, Crispi und ein Vertreter der Arbeiter sprechen. Paris, 8. Juni. Die Zeitungen veröffentlichen heute einen Aufruf des französischen Comites zu Gunsten der aus Rußland ausgewanderten Juden. Das Comitv steht unter dem Vorsitze Victor Hugos und zählt unter seinen Mitgliedern Gambetta, Duclerc, Laboulaye, Lesseps, Re- musat, Renan, Jules Simon und Andere. Wie der „Gau- lois" meldet, hat der Cardinal Erzbischof von Paris 1000 Francs beigesteuert. London, 8. Juni. Unterhaus. Unterstaatssecretär Dilke antwortet auf eine Anfrage Bourke's, die Admiralität sei über die Befestigung von Alexandrien genügend informirt, um nicht die geringste Besorgniß zu hegen. — Das Haus setzte dann die Specialdebatte der irischen Zwangsbill fort. Konstantinopel, 8. Juni. Der Minister des Aeußern erklärte den Botschaftern Frankreichs und Englands, die Pforte werde an der Conferenz theilnehmen, wenn die Mission Derwisch Paschas scheitern sollte. Kairo, 8. Juni. Derwisch Pascha ist Nachmittags hier angekommen und von den Delegirten des Khedive und dem Scheik-ul-Jslam empfangen worden. Die Bevölkerung und die Truppen begrüßten denselben mit dem Rufe: „Es lebe der Sultan!" Vermischtes. (Für den Haushalt.) Um altgewordenes Fleisch voll ständig wie frischgeschlachtet wieder herzustellen, verfahre man wie folgt: Das Fleisch wird mit gewöhnlichem schwarzen Senfmehl eingerieben und namentlich dabei die Falten be rücksichtigt; sodann giebt man soviel laues Wasser dazu, daß das Senfmehl einen nicht zu dünnen Brei bildet; so lasse man das Fleisch, mit einer Schüssel bedeckt, einige Zeit (zehn Minuten reichen aus) liegen und wasche es dann zur Entfernung des Senfbreies mit kaltem Wasser einige Male ab; übler Geruch und Geschmack sind spurlos ver schwunden und das Fleisch erscheint wie frisch geschlachtet. Auch fertige Braten lassen sich in derselben Weise corrigiren, nur bedürfen dieselben einer neuen Sauce; Gekröse legt man etwas längere Zeit in mit Senfmehl reichlich gemischtes kaltes Wasser. (Eine seltene Beute.) Am 23. Mai schoß der herzoglick braunschweigische Revierjäger Nowak in einem entlegenen Theile des Sibyllenorter Reviers eine weiße, graugescheckte Katze, bei der das Unterhaar auf der rechten Seite ganz hellblau ist. Das Fell ist an die Redaction des „Weid mann" nach Leipzig geschickt worden. Die Nachricht der „Köln. Ztg." von einem neuen Lust morde bestätigt sich glücklicherweise nicht. Thatsache ist aber, daß am Sonntag Abend der Versuch eines neuen unsitt lichen Attentats gemacht wurde. Die „Wests. Ztg." be richtet darüber unterm 5. d.: Gestern Abend gegen 9 Uhr wurde in Altenbochum auf einem Communalwege in un mittelbarer Nähe der Wohnung des Wirths Philipp von einer männlichen Person ein etwa 20jähriges Mädchen überfallen und in ein Roggenfeld geschleppt, jedenfalls in der Absicht, an demselben ein unsittliches Attentat zu be gehen. Glücklicherweise hatten Kinder das Ueberfallen des Mädchens bemerkt; sofort wurde ein Gendarm benachrichtigt, welcher von einigen Personen das Roggenfeld umstellen ließ und dann dasselbe durchsuchte. Der Attentäter hatte sein Opfer bereits am Boden liegen, ergriff aber die Flucht, als er fremde Personen ankommen sah, doch wurde er ein geholt und dem Polizeigefängniffe zugeführt. Heute Morgen wurde derselbe in das GerichtSgefängniß abgeliefert. Der freche Attentäter ist der Schriftsetzer Wendenburg aus Bochum. In Angermünde (Reg.-Bez. Potsdam) hat in der Nacht vom 2. zum 3. d. M. ein schreckliches Unglück stattgefnnden. Das Haus des Messerschmiedes Schimazeck ist durch eine furchtbare Explosiv» und Feuer zerstört worden. Binnen wenigen Minuten war das Haus in sich zusammengesunken und begrub uuter dem Trümmerhaufen sämmtliche Inwohner. Zehn Personen wurden durch das muthige und schnelle Eingreifen der freiwilligen Feuerwehr gerettet. Bis jetzt sind drei Hausbewohner, der Besitzer, dessen Schwiegervater und ein Soldat todt. Ein Geselle und ein Soldat sind schwer verwundet. Mehr und minder sind sämmtliche Haus- insasscn verwundet. Eine Gasexplosion ist ausgeschlossen (der Gasmesser zeigte denselben Stand, den er bei der vor circa zehn Tagen stattgefundenen Revision hatte); man vcr- muthet, daß die Explosion durch Dynamit resp. Nitroglycerin herbeigeführt sei. Die Frau des Besitzers ist zur Haft gebracht. Dieselbe soll auf Ansuchen ihres Mannes den Miethern gesagt haben, daß es im Hause furchtbar dunstig sei und er eine Katastrophe erwarte. Der Wirth wurde angekleidet im Bette unter dem Schutthaufen liegend vor- geftmden, seine Frau und Kinder waren ebenfalls augekleidet.