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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 27.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188206273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18820627
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18820627
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-06
- Tag 1882-06-27
-
Monat
1882-06
-
Jahr
1882
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Grotzenhainer Unter-altungs- und Anzeigedlatt. Seite L Nr. 74. voriger Woche einige große Processe und die Angelegenheit eine« angeblich in Ungarn von Juden ermordeten Christen mädchens, worüber jedoch noch völliges Dunkel herrscht, die öffentliche Aufmerksamkeit der dortigen Bewohner in Anspruch. Der aus dem Theißfluß herausgefischte Leichnam ist nicht jener der vermißten Esther Solymoffy. Der Leichnam wurde offenbar in irgend einemSpi- tale geraubt. Laut Beschreibung ist die Leiche gleich der Esther Solymoffy gekleidet und sodann in den Fluß geworfen worden. Der Zweck war der, den auf die Auf findung des vermißten Mädchens ausgesetzten Preis von 5000 Gulden einzustreichen. In der französischen Deputirtenkammer hat nun doch die längst erwartete Debatte über die egyptische Frage stattgefunden, doch scheint man sich nach den knappen te legraphischen Nachrichten über diese Sitzung darauf beschränkt zu haben, eine Erklärung des Ministerpräsidenten Freycinet entgegenzunehmeu. Wie es heißt, hätten sich die Parteien der Linken dahin geeinigt, von der Besprechung der Lage abzusehen, um dem Ministerium keine Ungelegenheiten zu bereiten. Gambetta scheint hiernach durch die jüngsten Enthüllungen über seine wahnwitzige Politik so eingeschüchtert worden zu sein, daß er Resignation für das Klügere erachtet. Angesichts der Ungewißheit, ob die Conferenz überhaupt am 22. Juni infolge des neuesten türkischen Widerspruchs werde eröffnet werden, antwortete Freycinet am Donnerstage: „Heute begann die Conferenz in Konstantinopel ihre erste Sitzun g." Im Weiteren verbreitete sich der Minister über die westmächtlichen Forderungen, auf die wir weiter oben schon hingewiesen. Für die Engländer sind neben den egyptischen auch die irischen Verwickelungen höchst unangenehm. Es kamen wiederum agrarische Mordthaten vor, und zwar zu gleicher Zeit an verschiedenen Orten, so daß man an einen gewissen Zusammenhang dieser Verbrechen denken muß, was einen recht ungünstigen Rückschluß auf die Lage der Dinge daselbst zuläßt. Wenn eines Tages der Sultan in Irland interveniren wollte, um dort ebenso Ordnung zu schaffen, wie England am Nil es thun will, so dürften die Engländer sich nicht wundern. Die Nihilisten treiben in Rußland noch ihr gefährliches Handwerk. In den letzten Tagen fanden in Petersburg selbst mehrere Verhaftungen statt. Nach längerer Beobachtung drangen Polizeiagenten, als Dielenbohner verkleidet, welche Arbeiten im Hause vornehmen wollten, in ein von zwei Männern und einer Frau bewohntes Zimmer und belegten dort eine Anzahl fertiger und halbfertiger Ex plosionsgeschosse mit Beschlag, welche den bei der Ermordung Kaiser Alexanders II. verwendeten ähnlich waren, sowie eine größere Menge Dynamit (ca. 100 Pfund) und sonstiges Material. Von den drei verhafteten Bewohnern des Zimmers entpuppte sich bei der Untersuchung die an gebliche Frau als Mann. Außerdem wurden noch verschiedene Schriftstücke, Notizbücher rc. mit Beschlag belegt, auf Grund deren weitere Verhaftungen in anderen Stadttheilen erfolgten (etwa 20 Personen beiderlei Geschlechts). Hierbei wurden noch über 20 Pfund Dynamit vorgefunden. Unter den Verhafteten befinden sich einige, welche die Polizei schon seit geraumer Zeit sucht. Aus den Vorgefundenen Notizen geht hervor, daß es auf einen neuen Gewaltstreich bei der Kaiserkrönung abgesehen war. Tagesnachrichten. Sachse«. Se. Majestät der König ist am 24. Juni früh 8 Uhr von seiner Reise nach Darmstadt wieder in Dresden eingetroffen und hat sich direct nach Pillnitz begeben. Die Rückkehr Ihrer Majestät der Königin aus Morawetz wurde für Sonntag Abend erwartet. Durch den Einsturz eines 7 Meter tiefen Schachtes in einem Grundstück der Schillerstraße zu Dresden wurde am Freitag Nachm. 2 Uhr der 32 Jahre alte Arbeiter Marx aus Pieschen verschüttet und erst am Sonntag früh 3 Uhr todt zu Tage gefördert, trotzdem unausgesetzt von so viel Leuten, als angesteüt werden konnten, gearbeitet worden war. In Meißen haben am Donnerstag zwei Strolche in einer Schankwirthschaft an der Untergasse von der Wirths- frau auf freche Weise Mittagsessen verlangt, und als die selbe ihren Mann gerufen, der ihnen die Thüre und sie an den Bettelverein gewiesen hat, haben sie denselben an der Kehle gepackt, gewürgt und die Sachen vom Leibe gerissen. Auf den Hilferuf der Frau sind einige Leute und auch ein Schutzmann herzugeeilt, worauf die Angreifer die Flucht ergriffen haben. Auf dem Dammwege nach Neudörfchen ist jedoch einer derselben aufgegriffen und, da er sehr wider spenstig gewesen, gebunden in das Gefängniß gefahren wor den. Der Andere ist Abends 11 Uhr noch von der Polizei ergriffen worden. Die Communalbank des Königreichs Sachsen hat sich schon vor längerer Zeit in einer an die Amtshauptmann- schaften zu Marienberg und Annaberg gerichteten Zuschrift erboten, den durch die neulichen Elementar - Ereignisse be troffenen Ortschaften jener beiden Bezirke, welche von ihr Darlehen entnommen haben, eine nachhaltige Erleichterung durch Ermäßigung des Zinsfußes zu gewähren und inner halb jener Bezirke neue Vorschüsse unter äußerst vortheil haften, jeden Nutzen für die Bank selbst ausschließenden Bedingungen zu bewilligen. Von diesen Anerbietungen ist bereits Gebrauch gemacht worden. Für die Wassercalamitosen im Erzgebirge sind laut der dritten Quittung in Leipzig wieder 501 M. eingekommen, wodurch sich die Gesammtsumme nun auf 4935 M. stellt. Ein sehr erfreuliches Resultat hatte die Sammlung auch in Oederan, indem daselbst 502 M. einkamen. Wie aus Leipzig gemeldet wird, ist es der Behörde gelungen, den Gegner des Studenten Lübbecke in der Person eines Mediciners, vormals an der Universität Breslau, zu ermitteln; jedoch hat seine Verhaftung noch nicht erfolgen können, weil sich derselbe wahrscheinlich nach der Schweiz geflüchtet hat. Die Leiche des im Pistolenduell tödtlich getroffenen Studenten L. aus Soltau, welcher der einzige Sohn seiner tiefbetrübten Eltern ist, wurde am Freitag Nachmittag unter zahlreicher Begleitung der Studentenschaft, deren Fahnen umflort waren, nach dem Magdeburger Bahn hofe gebracht, um in den heimathlichen Boden gebettet zu werden. Der Berginvalid Leonhardt in Zwickau, Welcker sich am 20. Juni den Leib aufgeschlitzt hat, ist in der Nacht zum 22. d. infolge seiner Verletzungen gestorben. — Am 21. Juni gegen Abend wurde am Eingänge des Zwickauer Schützenfestplatzes ein zwölfjähriger Knabe von einem Kutsch geschirr überfahren und erlitt derselbe hierbei mehrere Rippen brüche, sowie Lungenzerreißung, weshalb er im Krankenhause untergebracht werden mußte. Der Führer des Geschirres, der trotz des lebhaftesten Menschenverkehrs an der betreffen den Stelle übermäßig schnell gefahren, dürfte zur Verant wortung gezogen werden. Einem etwa 30 jährigen Familienvater, namens Zöbisch aus Auerbach, der aus dem Feldzuge 1870—71 glücklich zurückgekommen, ist am 20. Juni Abends in Ellefeld durch ein Pferd, an dessen Strange er sich zu thun machte, mittelst des Hufes das Gesicht zerschlagen, ein Auge ausgerissen und der Stirnknochen sehr zersplittert worden. Aus Breitingen bei Borna wird ein erschütternder Unglücksfall gemeldet. Der sechsjährige Sohn des dor tigen Bahnhofsrestaurateurs ist am 22. Juni vom Eisen bahnzug überfahren und augenblicklich getödtet worden. Kurz vorher hatte derselbe das Elternhaus verlassen, um sich zu jenseits des Bahngleises befindlichen Gespielen zu begeben, und mag in seinem kindlichen Eifer die Warnung des Bahnwärters überhört oder nicht beachtet haben. Am 20. Juni Abends gegen 10 Uhr wurde hinter der Station Wolkenburg vom Glauchauer Zuge ein ca. 7 Jahre altes Mädchen aus Wolkenburg überfahren und getödtet. Deutsches Reich. Der Kaiser setzt seine Cur in Ems mit dem gewünschten Erfolg fort; der Beendigung derselben soll ein vierzehntägiger Aufenthalt in Wildbad Gastein und ein kürzerer Besuch der Insel Mainau im Bodensee folgen, so daß die Rückkehr Sr. Majestät nach Berlin resp. Schloß Babelsberg gegen Ende Juli stattfinden dürfte. Die vom Sultan nach Berlin abgesandte Mission, be stehend aus dem Adjutanten des Sultans, Drhgalski Pascha, und dem Secretär des Sultans, Riazim Bey, ist von Wien am Freitag früh 8^2 Uhr auf dem Anhalter Bahnhofe in Berlin eingetroffen. Wie türkischerseits verlautet, hat die Mission nicht nur den Auftrag, Geschenke zu überbringen, sondern ist vom Sultan auch in einer hochpolitischen An gelegenheit nach Berlin gesandt worden. Im Reichsamt des Innern sind Vorarbeiten für ein Auswanderergesetz im Gange, welches möglicherweise dem Reichstage schon nach seinem nächsten Zusammentritt vor gelegt werden wird. Frankreich. Im Senat wie in der Deputirtenkammer werden wegen der egyptischen Angelegenheiten neue Inter pellationen vorbereitet. Die Hafenverwaltungen zu Brest und Cherbourg er hielten am 23. Juni Befehl, fünf Panzerschiffe seefertig zu machen. Aus verschiedenen nördlichen Häfen sind circa 1300 Seeleute nach Toulon beordert, die beurlaubten See- Offiziere telegraphisch zurückberufen worden. Ein Evolutions- Geschwader liegt auf der Rhede von Toulon fortdauernd seebereit; im Arsenal stehen weitere Panzerschiffe und Kreu zer disponibel. England. Das Unterhaus setzte am 23. Juni die Berathung der irischen Zwangsbill fort und nahm mit 132 gegen 30 Stimmen den Artikel 12 an, welcher die Regierung ermächtigt, den Landesfrieden gefährdende Aus länder aus Irland und Großbritannien auszuweisen. Nach einer Londoner Zuschrift der „Polit. Corr." bestand ein von der englischen Polizei entdeckter Verschwörungsplan, welcher die gleichzeitige Zerstörung der hervorragendsten öffentlichen Gebäude in London, Liverpool und Manchester bezweckte, um in der allgemeinen Verwirrung eine Re volution in Irland zu insceniren. Rußland. Ein Circular des Ministers des Innern, Grafen Tolstoi, an die Gouverneure führt aus, daß die Judenverfolgungen die Regierung namentlich im gegenwär tigen Zeitpunkte an der Durchführung der wichtigen Aufgabe hindern, die Thätigkeit der staatlichen und communalen In stitutionen in Einklang zu bringen. Bis zu einem gewissen Grade seien die localen Behörden an den Excessen gegen die Juden schuld; für fernere Ausschreitungen würden aber von nun an die Gouverneure persönlich verantwortlich ge macht werden und werde die Unterlassung rechtzeitiger Maßnahmen künftig unnachsichtlich die gerichtliche Verant wortung zur Folge haben. Der modificirte Zolltarif tritt mit dem 1. Juli alten Stils in Kraft. In demselben ist die Goldzahlung bei behalten, der zehnprocentige Zuschlag weggefallen; die bis herigen Zollsätze sind aber mit wenigen Ausnahmen erhöht und fast alle seither freien Waaren mit Zöllen belegt. Serbien. Ein Erlaß des Königs ermächtigt den Mi nister des Innern, der Skupschtina einen Gesetzentwurf wegen Einschränkung der Preßfreiheit vorzulegen. Türkei. Nachdem der österreichisch-ungarische Bot schafter Instructionen seiner Regierung erhalten, hielt die Conferenz am Freitag ihre erste Sitzung bei dem italienischen Botschafter. Grafen Corti, welcher als Doyen den Vorsitz führt. Die nächste Sitzung dürfte erst nach dem Eintreffen weiterer Instructionen der Botschafter stattfinden. Ueber die Verhandlungen selbst verpflichteten sich die Mitglieder zu absolutem Stillschweigen. Anläßlich der officiellen Mit- theilung des Conferenzzusammentritts bedauerte Graf Corti dem türkischen Minister des Aeußern gegenüber, daß ein Vertreter der Türkei nicht zugegen gewesen, und fügte hinzu, daß Konstantinopel als Conferenzort gewählt worden sei, um die Verhandlungen zu erleichtern und zu fördern. Egypten. Der Khedive soll die Absicht, von Alexan drien nach Kairo zurückzukehren, aufgegeben haben. Arabi Bey erklärte sich in seiner Antwort auf die Depesche des Sultans bereit, der an ihn ergangenen Aufforderung, nach Konstantinopel zu kommen, Folge zu leisten, wies aber gleichzeitig darauf hin, daß ihm die Armee nicht gestatten würde, das Land zu verlassen. Wie der „Standard" aus Alexandrien meldet, will Arabi Bey, falls die Westmächte activ interveniren, den Suezcanal mit längst bereitem Dynamit und Torpedos sprengen, die Eisenbahn nach Kairo abschneiden, der Truppenlandung in Alexandrien widerstehen und, falls er geschlagen, sich dahin zurückziehen, wo der Beistand von 30,000 Beduinen ihm versprochen; dann sollen die Mächte versuchen, ihn zu fangen. Die Ruhe scheint vorerst gesichert. Die Auswanderung der Europäer, deren sich noch fast 30,000 in Egypten be finden, hat nachgelassen. Nachrichten aus 81adt und Amgegend.*) — li. Großenhain. Am 4. August 1872 wurde in einer in Döbeln abgehaltenen Versammlung ein „Verein SächsischerGemeindebeamter" gegründet, welcher in der Hauptsache den Zweck verfolgt, den Gemeindebeamten auf gesetzlichem Wege eine größere Theilnahme an allen städtischen und öffentlichen Angelegenheiten zu verschaffen, eine sowohl in materieller als intellectueller Hinsicht ver besserte Stellung der Gemeindebeamten im Interesse ihrer eigenen Fortbildung wie der Verwaltung überhaupt nach Kräften anzustreben und seine Mitglieder durch regelmäßige Jahresversammlungen einander näher zu bringen und ihnen den gegenseitigen Austausch der Meinungen und Erfahrungen, die sie auf dem Gebiete der Gemeindeverwaltung zu sammeln Gelegenheit gehabt, zu ermöglichen. Diesem Vereine sind Gemeindebeamte aus fast sämmtlichen Städten und auch aus größeren Landgemeinden des Königreichs Sachsen bei getreten und zählt derselbe gegenwärtig über 1200 Mitglieder. Viele von ihnen sind weiter noch zu Bildung einer eigenen Begräbnißkaffe zusammengetreten, welcher die Rechte einer juristischen Person ertheilt worden sind. Der Verein Säch sischer Gemeindebeamten hat seine Jahres-Versammlungen bis jetzt in den Städten Meißen, Zwickau, Dresden, Frei berg, Leisnig, Bautzen, Chemnitz und Plauen abgehalten. Die diesjährige Jahres-Versammlung des Ver eins, verbunden mit der General-Versammlung der Begräbnißkaffe, wird in Großenhain und zwar am 6. August stattfinden. Nach den bisher gemachten Erfahrungen steht eine Betheiligung von ca. 200 Gemeinde- beamlen zu erwarten, die zum Theil schon Tags vorher eintreffen werden, da am Abende vor der Versammlung eine Vorberathung stattfindet. —* Vom Director des königl. sächs. meteorologischen Instituts in Chemnitz, Herrn l)r. Paul Schreiber, ging uns dieser Tage ein sehr beachtenswerther Aufsatz über Wetterberichte zu, welchen wir hier in der Hauptsache folgen lassen: In dcn letzten Monaten sind wiederholt starke Gewitter mit Hagel schlag und anderen verwüstenden Erscheinungen in verschiedenen Theilen unseres Vaterlandes aufgetreten und haben in manchen Distrikten desselben mancherlei Noth und Elend hervorgebracht. Es sind dies Erscheinungen, welche alljährlich auftreten und die noch so wenig be kannt sind, daß man jetzt noch keinen klaren Einblick in Entstehung und Wesen derselben bat erlangen können. Zweifellos wird Jeder mann an der Erforschung dieser Phänomene ein großes Interesse haben. Zwar kann mon kaum hoffen, daß die Erkenntniß dieser Er scheinungen auch Mittel und Wege wird finden lassen, um die Ent stehung derselben zu verhindern, aber es kann mit Bestimmlseit er wartet werden, daß man durch sorgfältiges Studium der Gewitter erscheinungen wird zum Ziele gelangen können, die Bildung derselben im Voraus zu sehen, so rechtzeitig daß eine Warnung der betr. Kreise möglich ist. Wenn so auch der Schaden am Eigenthum sich nicht vermeiden lassen wird, wird man doch im Stande sein, wenigstens Menschenleben zu hüten, da ja die letzten Tage zur Genüge gezeigt haben, daß diesen Gefahr droht dort, wo man cs kaum erwarten sollte. Das königl. meteorologische Institut zu Chemnitz erachtet es als eine seiner dringendsten Aufgaben, den Gewittererscheinungen in Sachsen eine möglichste Aufmerksamkeit zu schenken und glaubt dabei auf die Mitwirkung der Bevölkerung des Landes rechnen zu können. Was es verlangt, ist wenig, daß jeder Einzelne dabei Mitwirken kann, ohne ein wesentliches Opfer an Zeit, Geld und Mühe zu bringen. Erwünscht ist, daß in jeder Stadt, in jedem Dorfe und jeder sonstigen bewohnten Ortschaft wenigstens eine Person sich hereit finden könnte, welche sofort nach einer Gewittererscheinung Meldung nach Chemnitz gelangen lassen wollte. Nur wenige Worte genügen. „Heute fand um die und die Stunde ein Gewitter statt", das hat für das königl. meteorol. Institut schon großen Werth. Wenn dabei noch angegeben wird, woher das Gewitter kam, wohin es zog, ob es stark regnete, blitzte und donnerte, woher der Wind vorher, bei und nach dem Gewitter kam, welche Zerstörungen angerichtet wurden, so wird dies natürlich um so dankbarer begrüßt werden. Auf eine Correspondenzkarte läßt sich so ein großes, wichtiges Material zusammen bringen. Aber auch die einfachere Form genügt und einige Worte, welche das Factum melden, sind erwünscht. Wer sich fern von seiner Heimath befindet, auch er sollte die Gelegenheit, einige Worte auf eine Correspondenzkarte zu werfen und an das meteorologische In- stitut zu senden, nicht vorübergehen lassen. Hauptsache ist dabei stets Ort und Zeit, namentlich Reisende auf Eisenbahnen brauchen nur den Ort anzugeben, wo sie sich befanden und läßt sich dann die Zeit aus dem Coursbuch leicht ermitteln. Es möge Niemand glauben, daß die Meldung aus einem anderen Orte kommen würde und er dieselbe deshalb unterlassen könne. Es hat sich gezeigt, daß die Gewittererscheinungen auf kleine Bezirke sich oft beschränken, daß gewisse Gegenden häufig von ihnen betroffen werden, während andere nahe Striche mehr verschont bleiben. Des halb können nicht genug Beobachtungen eingesandt werden. Die Meldungen werden hier auf geeignete Weise verarbeitet werden, indem man dieselben in Karten cintragen wird und werde ich dafür Sorge tragen, daß die Resultate so bald als möglich zur Kenntniß des Landes in übersichtlicher Schilderung des Verlaufes gebracht werden. — Die Zusendungen haben unter der Adresse: „Meteorologisches In stitut, Chemnitz" zu erfolgen. —* Bezüglich der in Nr. 70 d. Bl. erwähnten „Kretzsch- mar'schen Stiftung" sei hier noch einer Mittheilung des „Chemn. Tgbl." aus Buchhol; Erwähnung gethan, wonach das unserer Stadt zufallende Vermächtniß voraussichtlich die Summe von 12,000 Mark übersteigen wird. —* Bei dem Preisturnen des am Sonntag in Oschatz abgehaltenen 14. Turnfestes des „Nieder-Elbe-Gaues", welches vom schönsten Wetter begünstigt wurde, haben von hiesigen Turnern Enger den zweiten und Beeg den dritten Preis erhallen, während den ersten Preis Hering von Oschatz, den vierten bis sechsten ebenfalls Oschatzer, den siebenten und achten Preis Turner aus anderen Städten des Gaues erhalten haben. Die Feststadt war von ihren gastfreund lichen Bewohnern in wahrhaft prachtvoller Weise geschmückt. '1 Um freundliche Mittheilung unter obiger Rubrik zusammenzu- stellender Nachrichten wird hiermit ganz ergebens! gebeten. D. R.
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