Volltext Seite (XML)
Großenhainer UilterhaltuW- L Anzeigeblatt. Aints^aü dec ^öiügk Anäs^lluptuimm^a^, «les Rönigk RmlMncläs im«! des Äadimiiis zu Oro^eii!«aiil. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Inserate werden bis Tags vorher früh 9 Ubr angenommen. Abonnement vierteljährlich 1 Mark. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwort!. Redacteur: Herrmann Starke sen. Gebühren für Inserate von auswärts werden, wenn von den Einsendern nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. Dienstag, den 27. Juni 1882. 7V. Jahrgang. Nr. 74. Ium HeuorsteHenden HucmtcrLwechseL wachen wir die geehrten Leser unseres Blattes ans die rechtzeitige Erneuerung des Abonnements hierdurch aufmerksam und laden zu recht zahlreichen Neubestellungen ergebenst ein. Unser Blatt bringt aus dem politischen Leben, von Vorkommnissen im engeren Vaterlande und außer feinen Grenzen, aus dem Gerichtssaale, von landw. Versuchsstationen und Autoritäten und aus anderen Gebieten das Wissenswertheste in kurzer, leichtverständ licher Form und hat sich dadurch immer mehr Freunde erworben. Zm feuilletonistischen Theil des III. Quartals wird u. A. die äußerst spannende Erzählung ,,I» «Ivr LlrniuInuK von der Schriftstellerin Emilie Heinrichs (die unsern Lesern bereits bekannt durch „Blüthen aus Ruinen", „Um eine Fiirstenkrone", „Frauenlist und Liebe" re.) erscheinen. Schließlich sei unser Blatt allen Inserenten mit Rücksicht auf seine für ein Localblatt verhältnißmäßig umfangreiche Verbreitung und den damit verbundenen Erfolg angelegentlich empfohlen. Die Expedition des Großenhainer Unterhaltungs- und Anzeigeblattes. OeffentLLche Sitzung -es Bezirksausschusses Sonnabend, den 1. Juli 1882, Nachmittags 3 Uhr im Verhandlungßsaale der Königlichen Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung liegt im Anmeldezimmer der Canzlei zur Einsichtnahme aus. Großenhain, am 24. Juni 1882. Die Königliche Amtshauptmannschast. von Weifsenbach. O. Bekanntmachung. Der Großenhainer Ephoral - Zweigvenein der Gustav - Adolf« Stiftung gedenkt seine Jahresfeier nächsten Mittwoch, den 28. Juni, in der Kirche zu alÄa abzuhalten. Der Festgottesdienst beginnt daselbst Nach mittags 3 Uhr; es wird Herr ?. Jahn—Merschwitz die Predigt halten und der Unter zeichnete den Bericht erstatten. Nach der kirchlichen Feier findet eine beschließende Ver sammlung statt. Alle Mitglieder und Freunde des Vereins, sowie die Mitglieder des Großenhainer Frauen - Gustav - Adolf - Vereins werden zu dieser Jahresfeier hierdurch freundlichst eingeladen. Der Großenhainer Ephoral-Zwcigverein der Gustav-Adolf-Stiftung. 21. Juni 1882. Gladewitz, stellv. Vors. XL. Geldzahlungen an den Verein wolle man nunmehr an .Herrn Bürgcrschullehrer Lösche U. Großenhain, Gartenstraße 5411>, leisten. Die INLpfn»Avi» werden Mittwoch, den 28. l. M., von Nachmittag 2 bis 4 Uhr im Realschulgebäude fortgesetzt. Der Stndtrltth ZU Großenhain. Bekanntmachung. Das Königliche Finanz-Ministerium hat auf Ansuchen der Handels- und Gewerbe kammer zu Dresden genehmigt, daß für das laufende Jahr zur Deckung ihres Aufwandes gleichzeitig mit dem zweiten diesjährigen Einkommensteuertermine von den betheiligten Gewerbtreibenden ein Beitrag von drei Pfennigen auf jede Mark desjenigen Steuersatzes erhoben werde, welcher auf das Einkommen der Beitragspflichtigen aus Handel, Gewerbe und anderer Erwerbsthätigkeit von mehr als 600 Mk. entfallen würde. Vorstehendes wird hierdurch mit dem Bemerken bekannt gegeben, daß besondere schriftliche Zufertigungen über die ermittelten Beiträge nicht erlassen werden, daß vielmehr bei Abentrichtung des den 15. Juli d. Js. fälligen zweiten Termines der Einkommensteuer der bezügliche Beitrag zur Deckung des Aufwandes der Handels- und Gewerbekammer festgestellt und erhoben wird. Großenhain, am 19. Juni 1882. Der Stadtrath. Vogel, Stdtr. E» öffentliche Sitzung -ev Stadtverordneten Mittwoch, den 28. Juni 1882, Nachmittags 5 Uhr. Tagesordnung: 1) Beschluß des Stadtrathes über einen Beitrag zu einer Badekur; 2- desgl. Beitrag zu den Kosten der Versammlung des Vereins der sächsischen Gemeinde unterbeamten; 3) die Herstellung einer Mauer am Wege nach dem Kahle'schen Etablisse ment; 4) Alterszulage für einen Lehrer; 5) Erklärung über Annahme einer Stiftung betr.; 6) Pachterlaß für die Eisbahn betr. Keytzelitz, derz. Vors. Politische Wellschau. Der längste Tag und die kürzeste Nacht des Jahres, j welche den Beginn des Sommers kennzeichnen, gingen! mit der letzten Woche an uns vorüber. Hoffentlich tritt mit dieser Sommerwende eine beständigere Witterung ein. Das Gedeihen der Ernte hängt ja ausschließlich von einem günstigen Umschwünge des Wetters ab. Es ist überhaupt ein eigenthümlicheö Ding um alles Irdische! Kaum haben wir uns des Erwachens der Natur gefreut, so kündigt sich auch — wenn schon nur von Weitem — der allmälige Niedergang an. Schon fangen einzelne der gefiederten Sänger an zu verstummen, denn sie haben Elternpflichten zu erfüllen; schon liegt das Gras der Wiesen gemäht; schon bietet das Jahr uns seine ersten Früchte in Gestalt der Kirschen, Stachelbeeren und Johannisbeeren; schon verzeichnet die Familienchronik den ersten verdorbenen Magen der Kleinen als Vorboten der Herbstgenüsse. Auch im politischen Leben rückt nach all der regen Frühlingsthätigkeit die „todte Zeit" immer näher. Der Reichstag ist geschlossen worden, nachdem er die todte Saison dadurch eingeleitet, daß er! verschiedene Kindlein der Reichsregierung — das Tabak monopol und die Zollvorlage — eines jämmerlichen Todes sterben ließ. Die Schulen und Gerichte werden gleichfalls bald feiern, und die Discussion über die politischen Fragen droht allmälig einzuschlafen. Leben, freilich nicht das ge- müthlichste, herrscht nur im Lande der Pharaonen; dort geht Alles drunter und drüber; kein Mensch weiß zu sagen, wie dieser Knäuel sich lösen wird. Die diplomatischen Aerzte der europäischen Mächte sind am Donnerstage in Kon stantinopel zu einer Eonferenz zusammengetreten, um der Türkei wider Willen Medicamente zur Beschwichtigung ihrer egyptischen Unruhen und Schmerzen zu verordnen. Die Türkei selbst aber macht nicht mit, da sie meint, mit dem neu eingesetzten Ministerium in Egypten sei Alles wieder in schönster Ordnung und Niemand habe sich um das Nil land weiter zu kümmern. ES ist ja richtig, ein neues Ministerium ist in Kairo zn Stande gekommen, aber Arabi Bey, der Revolutionär und Agitator, der Führer der nationalen Partei, bleibt nach wie vor die Seele desselben. Auch ein Programm hat dieses neue Eabinet erlassen, welches so beruhigend klingt, wie nur jemals das Programm einer neuen Regierung lauten kann. Die Minister sollen nämlich die Versicherung ertheilt haben, daß die europäische Centrole über die egyptischen Finanzen nicht angetastet werden darf, daß ferner Egypten entschlossen sei, alle seine Verpflichtungen bezüglich der Bezahlung und Liquidation der Staatsschuld aufrecht zu erhalten. Endlich soll auch eine Commission eingesetzt werden, deren Zweck es ist, eine Armee-Reorganisation durchzuführen. Man sieht, die egyptischen Minister bewegen sich durchaus in den Linien der modernen Politik, und so wird denn auch schon gemeldet, daß die Consuln Oesterreichs und Deutschlands diesem Programm ihre Zustimmung er theilt haben. Nach einer anderweiten Mittheilung sind jedoch in demselben noch folgende vier Punkte enthalten: 1) Es wird eine General-Amnestie verkündigt, wobei nur Diejenigen ausgenommen werden, welche an der Meuterei vom 11. d. in Alexandrien theilgenommen haben. 2) Die Regierung wird nach den Principien des RescriptS vom 28. August 1878 geführt. 3) Jede Person kann nur auf dem Wege des Gesetzes zur Rechenschaft gezogen werden. 4) Der auswärtige Minister ist die einzige Person, welche die Beziehungen mit den auswärtigen Mächten zu leiten hat, und kein anderer Functionär hat das Recht, auf diesem Gebiete zu interveniren. — Diesem letzterem Punkt wird nach englischer Auffassung die größte Wichtigkeit bei gelegt. Man glaubt nämlich in London, daß die europLische Eontrole in Egypten ein Ende hat, nachdem die Eu ropäer ausschließlich auf den Verkehr mit dem Minister des Aeußern angewiesen sind. Aus diesem Umstande ergiebt es sich, daß von einer wirklichen Lösung der egyptischen Frage noch nicht die Rede sein kann. Auch dürfte die Eon ferenz in Konstantinopel kaum zu einem positiven Resultate gelangen, zumal die Engländer die EnlschädiguugSfrage in dem Augenblicke aufzuwerfen gedenken, wo ihre Kriegsschiffe Mannschaften in genügender Zahl herbeigeschafft, um mit militärischer Macht auftreten zu können. Ebenso theilte Gladstone am Freitag dem Unterhaus«: mit, der Suezkanal werde, soweit er egyptischeS Gebiet berühre, von der Ver handlung der Eonferenz nickt ausgeschlossen. Die egyptische Frage trägt also immer noch den gefährlichen Charakter, den sie bisher besessen hat. Kann dieselbe auch uns Deutschen nickt gleichgiltig sein, so bedeutet sie dock in erster Linie mit ihrem Tumult in Alexandrien eine blutige Lehre für die Westmächte. Die Veranstalter des Tumultes hätten sicher nichts gewagt, wenn sie gewußt hätten, daß der Miß handlung von Europäern die Landung eines ansehnlichen Truppencorps auf dem Fuße folgen würde. Aber alle großen und kleinen Acteurs auf dem egyptischen Schauplatz wußten genau das Gegentheil. Tie m Alexandrien empfangene Lehre wird aber dadurch in ungewöhnlichem Grade em pfindlich und demüthigend, daß die erlittene Schmach nicht ! bestraft, die schwer geschädigte Autorität der Westmächte l nicht wieder hergestellt werden kann. Denn gesetzt auch, England und Frankreich wollten sich nicht bloS zum De- , monstriren, sonder« zum Handeln einigen, was ein Ding der Unmöglichkeit ist, so würden sie nunmehr ein fürchterliches Blutbad Hervorrufen. Eine rohe und fanatische Bevölkerung kann zahm gemacht werden, wenn sie die Strafe des Gegners fürchtet; eine solche Bevölkerung ist nicht zu bändigen, wenn die Strafe sich zu vollziehen beginnt und wenn der Fa natismus glaubt, daß er nichts mehr verlieren könne. Außerdem aber ist die völlige Pacification Egyptens mit kriegerischen Mitteln ein schwieriges und langwieriges Unter nehmen, und schließlich würde der Pacificator vor dem vereinigten Willen des übrigen Europas nach einem kostbaren Aufwand von Blut und Rüstungen sich von der Stätte des ! endlich erkauften Sieges zurückziehen müssen. Gehen wir zur inneren Politik der einzelnen Staaten über, so ist die Auslese wenig ergiebig. Kaiser Wilhelm weilt gegenwärtig zur Kur in Ems und befindet sich im besten Wohlsein. Vor seiner Abreise richtete er eineu Erlaß an das preußische Staatsministerium, in welchem angeordnet wird, daß ihm von jetzt ab in jedem Monat über die Zahl und Verkeilung der auf dem Gebiete der Staatsstellern, der communalcn Zuschläge und der Betreibung des Schul geldes stattgefundenen Zwangsvollstreckungen eine Uebersicht vorgelegt werden soll. Ob, wie einige Blätter behaupten, der Rücktritt des Finanzministers Bitter mit diesem Er lasse in Verbindung steht, entzieht sich natürlich auch unserer Keuntniß. Als Nachfolger des Herrn Bitter wird Unter- staatösecretär Scholz bezeichnet/ Im Schooße der österreichischen Negierung wird über die Thunlichkeit und Möglichkeit, den gesetzmäßigen Vertretungskörpern ein Budget für Bosnien und die Her zegowina vorzulegen, gegenwärtig verhandelt. Herr v. Kallay, der gemeinsame Finanzminister, soll dem vielfach geäußerten Wunsche, daß den Delegationen statt der bisherigen orientirenden Ausweise vereinzelte budgetmäßige Voranschläge unterbreitet werden möchten, nicht abgeneigt sei. Er erkennt der Forderung nach einer wirklichen constitutionellen Aufsicht in den occupirten Provinzen volle Berechtigung zu, und werden die Verhandlungen, welche gegenwärtig über diese An gelegenheit zwischen Wien und Pest schweben, jedenfalls zu einer Verständigung führen. — Außerdem nahmen in