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Mage MM Großenhainer Unterhaltung«- an- Anzeigeblatt. Nr*. SN. Sonnabend, den 2N. Mai 1882. 7O Jahrgang. Gine nationale Alpentour. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich in Süd-Tirol eine auffällige Verschiebung der Sprachgrenzen in aller Stille vollzogen. Während man noch im 15. Jahrhunderte von Innsbruck bis nach Verona und Vicenza reisen konnte, ohne sich einer anderen Sprache als der deutschen bedienen zu müssen, ist gegenwärtig die italienische Sprache bis Saturn, 3 Stunden südlich von Botzen, vorgerückt, und selbst nördlich von diesem Punkte erscheinen bereits viele Orte sprachlich gemischt. Die italienischen nationalen Heißsporne beanspruchen das ganze Gebiet bis zum Brenner hinauf und bezeichnen jetzt schon auf Schulwandkarten alle Orte dieses Gebiets mit welschen Namen. Die bei Trient gelegenen deutschen Sprachinseln find aber den Italienern ein Dorn im Auge, und nichts wird unversucht gelassen, um diese uralten deutschen Gemeinden der deutschen Sprache und dem Deutsch- thume zu entfremden. Haben auch diese Bestrebungen, nachdem die Schulvereine zu Wien und Innsbruck für deutsche Lehrer, deutsche Schulen und Bibliotheken gesorgt haben, nur geringe Aussicht auf Erfolg, so ist es doch höchst wünschenswerth, daß diese deutschen Ueberreste in häufigere Berührung mit ihren Stammverwandten kommen. Und dazu kann jeder reiselustige Deutsche seinen Theil beitragen. Wer Süd-Tirol bereisen will, thut gut, in Trient einen kürzeren oder längeren Aufenthalt zu nehmen. Denn da findet er nicht blos in dem deutschen Gasthofe, Hotel Trient, treffliche Pflege, sondern auch Belehrung über verschiedene Ausflüge, besonders über solche Ausflüge, die den Deutschen interessiren und wo er deutschredende Leute findet. Es ist unangenehm, nicht verstanden zu werden. Aber jetzt schon hat sich, seit 10 Jahren, die alte Sprache eine ganz achtbare Verbreitung zurückerobert, und wenn es so fortgeht, wird bald kein Wirth mehr Unwissenheit und die Unkenntniß unseres Idioms für einen Act italienischen Nationalgefühls und befriedigen den Selbstbewußtseins halten. Schon jetzt erreicht man durch sicheres Auftreten, daß die verwelschten Langobarden und Cimbern plötzlich das System, Kenntniß unserer Sprache zu leugnen, auf geben und sehr höflich „Preußisch-deutsch" reden. Es wird also mit jedem Jahre besser werden. Allein nicht blos gute Auskunft über deutsche Gegenden und Gasthäuser erhält man im Hotel Trient; man kann von Trient aus auch besonders bequeme Ausflüge nach allen Richtungen machen: nach Schloß Königsberg bei der Station St. Michael und der interessanten kaiserlichen Weinbauschule gleichen Namens, nach Welsch-Metz mit dem hübschen Noce-Engpaß, nach Deutsch-Metz mit der wunderbaren Felsenburg Kronmetz. Der hübscheste Ausflug aber führt von Trient nach Osten ins Thal der Brenta und zu den deutschen Dörfern auf der hohen Leit' und hinter dem Spitz berg Monte 8912210). Man kann sich auch mit Abkürzung der Strecke begnügen, etwa blos nach Lafraun- Lavarone fahren oder marschireu oder nur das arsenik-eisenhaltige Aad Leweck-Leviko besuchen. Empfehlenswerther aber ist die volle Tour, die zu unseren Volks- und Bluts-Genossen hinaufführt. Von Trient aus verfolgt man die nun theilweis befestigte, über raschend schöne Felsenstraße nach Persen oder Pergine. Links hat man das Paneid-Pinv-T Hal, in welchem jetzt schon zwei, und das obere Fersenthal, in welchem schon acht Gemeinden die welsche Sprache aus der Schule ver drängt und die alte Sprache eingeführt haben. In Pergine ist ein schönes wohlerhaltenes Kastell. Von Pergine aus marschirt man (treffliche Straße) am Kalnetsch (O'aüionarM) - See vorüber nach dem Ort gleichen Namens, am besten abends; man hat dann die beste Beleuchtung des lieblichen und doch großartigen Bildes. Soviel sei noch angeführt, daß man mit guten Pferden von Trient aus bequem nach Lavarone an einem Tage hin und zurück fahren kann. Freilich die herrlichen Morgenstunden darf man dann nicht im Bett verbringen. Geht man links, d. h. östlich am Caldonatsch-Sec vorüber, so marschirt man über Ischia, Tenna nach Leviko, dem schönen aber hyperwelschen Bade. Leviko hieß einst Leweck. Noch hat die ganze Gegend deutsche Marknamen. Leviko wäre wohl Werth, seiner Quellen wegen von uns benutzt und besucht zu werden. Brs jetzt besteht die Gesellschaft aber fast blos aus Italienern aus dem re^no ci'Itulia. Bürgerschaft und Kur- Hausdiener sprechen blos welsch. Der Chefarzt I>r. Pacher spricht als Longobardensohn aus Roncegno-Rundschein gut deutsch, ebenso verschiedene andere Wirthe. Im Hochsommer ist das Bad überfüllt, jetzt ist reichlich Platz vorhanden. Schöner finden wir die Straße von Pergine (in der Post spricht die Wirthin gut Deutsch) uach Caldonazzo auf der rechten, der west lichen Seeseite. Abends ist der Anblick überwältigend schön. Wie die Zugspitze aus dem Eibsee erhebt sich die „hohe Leiten" am Süd ende des Stunden langen Sees aus den dunklen Fluthen. In Caldonazzo bleibe man bei Marchesani. In der Nähe liegen Calce- ranica (Kalkrain), Vigolo - Vattaro (Wasserweiler) und Bergher; man sieht, alles ist deutscher Grund. Von Caldonazzo steige man morgens, bald nach Sonnenaufgang hinauf nach Lafraun-Lavarone. Die Straße nach Lafraun hinauf ist sehr gut und steht an land schaftlichen Reizen keiner Hochgebirgsstraße der Alpen nach. Dem zahlreichen welschen Besuch hier in diesem Lande müssen wir ein Gegengewicht bieten! Der Wirth in Lafraun heißt Jung; er leugnet's freilich: „der iesso seit jo Aber das ist nicht wahr. Die alten Leute von Lavarone reden noch alle cimbrisch-deutsch und viele von den jungen, die bei uns auf Arbeit waren, gut hochdeutsch. Die ganze Flur hat deutsche Namen. Ein Theil der Gemeinde möchte die alte, dre deutsche Sprache, in der Schule gelehrt haben; die Jtalianissimi widersetzen sich. Der Wirth Jung wird in diesem Jahre ein großes Hotel erbauen, Anlagen, Badehaus in dem kleinen lieblichen See schaffen rc. Wer Höhenluft genießen will, wohne dort; einen gesunderen Platz kann man nicht finden. Und von Lafraun besucht man das herrlich an der steilen Schlucht des Astiko- Thales gelegene Lusern oder Luserna. Es ist ganz deutsch. In der Schule wird seit 18 Jahren deutsch gelehrt. So giebt es schon junge Leute, dre nicht einmal welsch ver stehen. Unter sich reden sie noch ihren alten merkwürdigen cim- brischen Dialekt. Man logirt bei unserm alten, trefflichen Freund, dem Curaten Zuchristian. (Schluß folgt.) HauMttlMdlungcn vor dem Wnigl. Schöffengerichte hier am 17. Mai 1882. 1) Der Dienstknecht Gottlob August Wilhelm in Geißlitz ist an- geklagt, verschiedene, theils der Wirtbschaftsbesttzerin Emilie verw. Claus in Krauschütz, theils dem Wirtbschaftsbesitzer Mantzsch in Skäßgen gehörige Gegenstände gestohlen zu haben. Das Urtheil lautete auf I Wocke Gefängniß und Tragung der Kosten. 2) Die Wirthschaftsgehilfen Carl Gustav Heinrich Schneider und Gustav Adolph Kretzschmar, sowie der Maurer Herrmann Erfurth, insgesammt in Schönborn, sind angeklagt, in der Nacht vom 8. zum 9. April d. I. ohne polizeiliche Erlaubniß im Dorfe Schönborn und in gefährlicher Nähe von Gebäuden mit Feuergewebr geschossen zu haben, und wurden Schneider und Erfurt zu je 2 M. und Kretzschmar zu 1 M. Geldstrafe, sowie zu ambeiliger Tragung der Kosten verurtheilt. 3) Der Wirthschaftsgebilfe Heinrich August Robert Dörschel und die Dienstknechte Gottlob Carl Hohna, August Wilhelm Herzog und Carl Heinrich Gärtner, insgesammt in Schönborn, sind angeklagt, in der Nacht vom 7. zum 8. April 1882 gegen 1 Ubr beim Verlassen der Tbiele'schen Restauration auf Station Schönfeld durch Schreien und Singen ruhestörenden Lärm und durch unbefugtes Läuten der Perrongwcke, sowie der Signalglocke auf der Strecke zwischen Schönfeld und Sckönborn groben Unfug verübt zu haben. Die Angeklagten wurden wegen ruhestörenden Lärmes sreigesprochen, dagegen Gärtner zu 3 M. und Herzog zu 2 M. Geldstrafe und antheiliger Tragung der Kosten wegen groben Unfug- verurtheilt. 4) Der Handarbeiter Bernhard Laur hier ist angeklagt, am 3. April d. I den Handarbeiter Friedrich August Winkler hier durch Schlagen mit einer Schaufel auf dessen Kopf körperlich mißhandelt zu haben und wurde zu 2 Monaten Gefängniß u. Tragung der Kosten verurtheilt. 5) Die Tagelöhnersehefrau Eleonore Schleinitz geb. Oehlschlägel in Treugeböhla hatte unter Erhebung der Privatanklage gegen die Tage löhnersehefrau Emilie Sickert geb. Sachse in Uebigau wegen Beleidigung Strafantrag gestellt, und wurde Letztere zu 4 Tagen Gefängniß und Tragung der Kosten verurtheilt. 6) Wegen Zechbeirugs und Landstreichens wurde der Zimmermann Carl August Rickard Montany aus Berlin zu l Woche Gefängniß und Tragung der Kosten verurtheilt. 7) Wegen Führung gefälschter Legitimation und Landstreichens wurde der Fleischergeselle Gottfried Jenke aus Fricdersdorf zu 8 Wochen Haft und Tragung der Kosten verurtheilt. Gewinne 5. Claffe 101. K. S. Landes-Lotterie Gezogen am 17. Mai 1882. 10V000 Mark auf Nr. 31742. 5000 „ 77009 85780. „ 3337 4295 6306 6351 10494 11599 3000 „ „ 12485 19053 20,48 23255 25950 28912 32474 33879 34728 38025 38736 40686 41162 42904 43157 48470 50748 54417 54860 59596 60720 64233 64935 67558 67927 68076 68265 74700 75505 75878 91829 95204 97626 76407 82738 84384 84670 98814. 87532 90146 1000 Mark auf Nr. 29 1116 2715 4759 6004 7885 13857 16155 16873 20626 22101 23906 25102 25212 29391 29623 32405 32607 36207 38714 41115 43378 46109 46901 48483 48889 49171 51291 52052 52572 52642 53296 53440 53813 55337 55735 57608 58412 59064 62075 63764 64702 65348 65581 68412 70654 90741 92039 92281 75016 76557 78390 78559 92594 96666. 79707 87550 500 Mark auf Nr. 3254 4838 7396 9521 12142 ! 12455 15793 18470 24205 30481 31060 31450 38610 44876 44930 45900 47122 47164 47741 47768 49990 53803 59443 59492 59718 61260 62775 64430 66291 66445 67720 69353 69895 73186 76140 76502 77748 95468 99825. 78232 82250 82266 87903 87973 88172 Eine Wirtschaft, gegen 3 Acker Areal, massive Gebäude, auszugs- und herbergsfrei, passend für jeden Professionisten oder Handels mann, auch zu einer Gärtnerei geeignet, ist veränderungs halber sofort zu verkaufen. 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Schönfeld-Liegaer Revier ca. S5 Rkmtr. Scheitholz, SOV Hundert starkes und kerniges Reitzig und 35 Haufen Waldstreu an Ort und Stelle verauctionirt werden. Das erstandene Holz ist auf Verlangen sofort baar zu bezahlen, andernfalls aber pro Nummer 3 Mark als Auf geld beim Zuschläge zu erlegen. Versammlung an der Kaltenbachmühle. Die Forstverwaltung. »zxirvr. / l'eelinioum Alttveicka ? / (Lsoüseu.) — Notiere ^»odscliule/ /kur AwnMvvv-IiixviNeurs und/ /äVerkmevcker. Vorvvterrietit frei./ xexeittiber Hotel äe Linxan^: ^mt8K388e. weist dar Annonce«». Bureau«, von Nuäalk Ao»? hier, die für alle Gesuche wirksamste» Zei tungen nach. Auf Wunsch Absassung der Annonce, vorherig. Kostenanschlag unter Berechnung der Originalpreise, diicrete und prompte Be orderung der Offerten. *) Lrüuer (Johannis-Allee). und Hautkrankheiten, Flechten, Hämorrhoidalleiden, Pollutionen, Schwächezustände heilt (Naturheilmethode) in Dresden, an der Frauenkirche Nr. 1, 3. Et. Täglich zu sprechen von 9—5 Uhr. 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