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Sellagc M Großenhainer Anterhaltungs- Nr. SO. Sonnabend, den 2«. April L882. i» ««»»MN» Um Herz mrd Diadem. Novelle von M. Heimwald. (6. Fortsetzung.) „Wir waren glücklich lange Jahre, da aber kam die Sehn sucht nach ihrer deutschen Heimatb, und als ich ihren Wunsch erfüllte, mit ihr und unserem Kinde hierher zog und das kleine Häuschen kaufte, denn meiner Geige Spiel hatte mir viel Geld cingebracht, sodaß wir ruhig uud ohne Sorgen wenn auch bescheiden leben konnten, da verlangte sie nichts weiter. Ihre Eltern sah sic nie wieder Der einzige Brief, den sie an diese geschrieben und um Verzeihung gefleht, blieb unbeantwortet." „Und — habt Ihr keine Ahnung, wer dieses Lied gemacht?" „Doch, Herr!" — Athemlos lauschte Camillo. „Eines Abends", erzählte der Alte, „sagte Hedwig zu mir, Lejos, morgen ist mein Gebnrtstag, ich werde sechzehn Jahre; alle meine Gespielinnen und Freunde werden bei mir sein, da werde ich Dein Lied singen. Und sie hielt Wort. In die Ecke des Balkons gedrückt, übersah ich das ganze Zimmer, hübsche junge Mädchen waren da, doch meine Hedwig war die schönste von allen. Auch junge Männer, hübsche Knaben waren da; sie spielten, — ich weiß nicht was. Hedwig hatte mich mit ihren scharfen Augen gesucht und gefunden. Da trat sie ans Elavicr und sang ; o, ihre Stimme klang wie Silber so hell uud rein. Es kam mir der Gedanke, der Schreiber des Liedes möchte unter den Geladenen sein; ich ließ meine Augen über alle Anwesenden schweifen, bis sie endlich an einem schönen Knaben von Hedwigs Alter hasten blieben. Seine Augen glänzten, athemlos lauschte er, keinen Blick ver wandte er von der schönen Sängerin, da wußte ich, daß kein Anderer das Lied gemacht, und mein Herz schwoll vor Freude, daß der 3-l jährige Zigeuner den Sieg über den schönen, braun lockigen Knaben davongetragen. In derselben Nacht noch floh ich mit meiner Hedwig." „Und wißt Ihr nickt, wer jener Knabe war?" fragte der Fürst leise und gespannt. „Ich fragte Hedwig", antwortete Lejos, „und beschrieb ihn; dies sei der Prinz Camillo gewesen, meinte sie, der jüngere Sohn des Landesfürsten." „Ja, Lejos, er war es", rief Camillo in tiefer Bewegung, „er ist cs, der sich jetzt zu Euren Füßen wirft, der die schöne Hedwig von Saalfeld, die Tochter des stolzen Ministers als Knabe schwärmerisch geliebt und deren Verschwinden ihn bald dem Tode nahe brachte. Lange Jahre schwebte ihr Bild vor meiner Seele; keine Andere habe ich geliebt, erst Heddy war cs Vorbehalten, sie zu ersetzen." Starr blickte der Zigeuner auf den Fürsten, als könne er seine Worte nicht verstellen, und endlich fragte cr, tief athmend: „Ihr, Ihr wäret —?" „Camillo, der Bruder des jetzt regierende» Fürsten." „O, Herr", erwiderte der alte Zigeuner traurig, „dann habt Ihr mich getäuscht, — mein armes, armes Kind!" „Nein, Lejos", sagte Camillo fest, „ich habe Euch nicht getäuscht. Ich nannte mich den Besitzer von Wolkenau, der bin ich; ich lebe fern vom Hofe, dessen Geräusch und Pracht ich nicht liebe. Der Wald ist meine Lust uud keine kalten Mauern sollen Euer Kind umschließen, wenn sie mein Weib ist; ihr Herz wird nicht sterben, frei wird sie sein und bleiben, die Tochter des Waldes, wie sie geboren." „Aber", fragte der Alte kopfschüttelnd, „wird Euer fürst licher Bruder nicht mit einem strengen „Nein" cntgegentreten?" „Mag cr", antwortete Camillo entschlossen, „mich soll's nicht kümmern, ich bin frei und selbstständig; ich habe keinen Anspruch auf den Thron, so darf ich auch uach mciuem Herzen wählen. Und ist der Unterschied denn gar so furchtbar? Sellt, Ihr entführtet die schöne Ministerstochtcr, ich bringe deren Kind wieder und setze sie nur iu dic ihr zukommcnde Stellung ein." „Die Welt wird nicht so denken", warf Lejos zweifelnd ein, doch eS gelang dem Fürsten schließlich, seine Zweifel zu besiegen. Lejos besaß doch auch Stolz, — cr frcutc sich, daß seine Tochter des Fürsten Gemahlin werden sollte; bei seiner Bedingung aber beharrte cr jetzt erst recht. Heddy erfuhr auch bald Camillos eigentlichen Stand. Sie hatte sich unter einem Fürsten stets ein überirdischcs Wesen gedacht, welches hoch übcr alle Erdcnkinder wegragte und dessen Pracht alles klebrige verdunkeln mußte. Als sie nuu sah, wie Fürst Camillo uur eiu einfacher, wenn auch vornehmer Mann war, der mit ihnen sprach, als ob er ihres Gleichen sei, da kam ihr der Unterschied gar nicht so ungelleucr vor. Zudem war Heddy nicht wild ausgewachsen wie andere Zigeunerkinder; ihre Mutter, die erst vor drei Jallrcu gestorben, hatte sie sorgsam überwacht, illrc Seele gebildet, ihr das nötllige Wissen bei ge bracht. Von dem Gespräche ihres Vaters mit Camillo, erfuhr Heddy nichts; glücklich und zufrieden lebte der kleine Kreis wie vorher. Die leicht begreifliche Scheu, dic Lejos erst vor dem „Fürsten" gehabt, wußte dieser bald zu besiegen; doch den Glauben, daß der kommende Frühling ihn nicht mellr fände, ließ sich der Zigeuner nicht rauben und oft, wenn er still vor sich hin sah, flog ein Helles Leuchten über sein braunes, gefurchtes Antlitz, dann breitete er wohl die Arme aus und flüsterte in sich hinein: „Bald, Hedwig, bald!" — - Gräfin Dictorine war untröstlich, als sie dem Landesherrn . je verunglückte Mission berichtete. „Hoheit", sprach sie bc- däzlcrnd, „ich habe gethan, was ich konnte; daß meine brüder liche Liebe mir einen solchen Streich spielen könnte, habe ich nicht gedacht. Hoheit, ich glaube, ich tauge nicht zur Diplomatin." Es war dem Prinzen nicht lieb, daß aus dem Plane nichts geworden, Loch konnte cr cs der Gräfin unmöglich entgelten lassen; die Liebe läßt sich eben nicht erzwingen. - „Schöne Gräfin, begann er MLlich, wie von_einer Idee ergriffen, „wissen Sie, wer — glaube ich, meinen wählerischen Bruder mehr als Ihre kleine Nichte zu sesscln im Stande wäre?" „Wer, Hoheit?" fragte Victorine bestürzt. „Muß ich Jhucn das erst sagen?" lächelte der Prinz. „Blicken Sie in den Spiegel, cr wird Jllncn die beste Ant wort geben." „Hoheit", sagte Victorine lcise und scheinbar verwirrt. „Nein, wahrhaftig, liebe Gräfin", sagte der Landesherr gütig, „ich hätte mich auch gefreut, wenn Sic statt Ihrer Nichte sich selbst als Camillos Braut vorgestellt hätten." Gräfin Victorine war im Stillen erfreut über diese Idee Sr. Hoheit und erwiderte lächelnd mit niedergeschlagenen Augen : „Und Hoheit, wenn ich nun — selbst — auf diesen kühnen Gedanken gekommen wäre, wenn Sc. Durchlaucht mir bei meiner Sendung das cigne Herz gefangen hätte?" Der Prinz stellte sich Liebt vor die Gräfin, mit unter- geschlagenen Armen sie lächelnd, doch forsebcud betrachtend. Endlich drohte cr ihr mit dcm Finger und sagte lachend: „O, lehre einer die Weiber kennen! Schöne Gräfin, Sie sind Lie schlaueste Diplomatin von der Welt." Es war einige Tage vor Wcillnaellten, als Fürst Camillo nach der Residenz fuhr; gab cs Loch tauscnderlci Kleinigkeiten einzukaufcn, denn Ler Fürst beschenkte stets seine Dienerschaft sehr reichlich. Diesmal aber galt cs mehr, auch LcjoS und Heddy mußten ihr Weihnachten erhalten. Se. Hoheit freute sich, den Bruder zu begrüßen und fragte, wie ihm die Gäste gefallen, die cr im Sommer so unerwartet ihm zugeschickt? Er freute sich innerlich, als Camillo das Lob Ler schönen Victorine in warmen Worten pries; das war bei scincm kalten Bruder schon vielversprechend, doch hütete cr sich, auch nur Lic lcisestc Anspielung zu macken. Camillo hatte den beiden Gräfinnen Helmsburg Besuche gemacht und Victorine war natürlich so erfreut und liebens würdig, als sie nur konnte. Der Besuch des Fürsten war für Sie vielbcdcutend, und ihre Hoffnung stieg. Jin Frühjahr sollte ihres Bruders Hochzeit mit Comtesse Minona gefeiert werden; dabei sollte Fürst Camillo, wie die bübscke Braut sagte, aus Dankbarkeit, daß sie in seinem schönen Parke sich verlobt, der erste unter den geladenen Gästen sein. Hieraus baute Victorine, da wollte sic den letzten Trumpf ausspielen. Fürst Camillo hatte das Weibnacktsscst in scinem Schlösse stets zu einem Freudenfest gemacht., so sollte cs auch diesmal sein. Besonders reich waren die Geschenke ausgefallen; er war ja glücklich und wollte auch glückliche Gefickter um fick sehen. Auch die Armen waren, wie jedes Jahr, reick bcsckenkt und bewirthet worden; alle waren einig, daß es keinen besseren Herrn als Se. Durchlaucht gäbe. Am Morgen aber des ersten Tages ließ er die Equipage anspanncu und eine Menge größerer und kleinerer Packele darauf laden, so Laß der alte Kammerdiener sich nicht enthalten konnte, zu fragen: „Durchlaucht halten zu Gnaden, aber — Lie Packete nehmen ja Len ganzen Wagen ein, wo wollen denn Ew. Durchlaucht sitzen?" „Jean", rief dieser lustig, „wo sonst der Kutscher sitzt, auf dem Bock, ich werde selber kutschiren." „Durchlaucht selber?" rief der alle Diener staunend. „Ei, habe ich nicht schon oft selber gefahren, Alter?" lachte der Fürst. „DaS wobl, aber Durchlaucht nehmen Loch wenigstens einen Diener mit?" „Nein, Jean, ganz allein fahre ick. Beruhige Dick", lackte Camillo, als cr in daS ängstlich besorgte Gefickt des treuen Dieners blickte, „ich versprecke Dir, vollständig mit heiler Haut übermorgen wieder hier zu sein." Damit schwang cr sich hinauf, zog dic Pfcrdc an cknd rolltc zum Thore hinaus, während der alte Jean ihm kopfschüttelnd nachsab und Lackte: „Ist dock eiu wunderlicher Herr, Se. Durchlaucht; bat Kutscher und Diener in Menge und fährt im größtem Schneegestöber, statt drinnen im bequemen Wagen zu sitzen, mutterseelenallein mit dieser Menge von Schachteln und Packetcn. Hm, welche arme Familie da wobl wieder glücklich gemacht wird?" Camillo war heute nickt erst, wie sonst, vor das Wirlhs- bauS gefahren, wo cr gewöhnlich sein Pferd ließ; nein, gleich vor seiner Freunde Haus, die nickt wenig staunten, was cr mit allem dem Packeten wolle. Der Fürst rief ihnen lackend entgegen: „Lejos, Heddn! kommt, helft ein wenig, aber nehmt Euch hübsch in Acht, hört Ihr? Nur einstweilen Alles in die Stube, ick komme gleich wieder, will erst meinen Wagen in Sicherheit bringen und die Pferde versorgen lassen." In einer halben Stunde — Lejos batte fick bereits ge wundert, wo der Fürst so lange blieb, — kam cr, in der Hand — cincn schönen, großen Christbaum tragend, den er selbst böckst eigenhändig, wie er lackend erklärte, aus dem Walde geholt. Jedes Jahr hatte iu dem HäuScken nach deutscher Sitte, die Heddys Mutter eingesührt, ein Christbäumcken, mit Lichtern geschmückt, gestrahlt, also auch gestern. Camillo batte seine Freunde überraschen wollen und bei scincm letzten Besuche be dauert, daß cr Weihnachten nicht mit ihnen zubringeu könne. Heddn halte gestern wobl gedacht, wie hübsch cs wäre, wenn dcr Fürst ihr kleines Bänmchcn sehen könnte, wie groß war Laber ihre Freude, als er heute kam. LcjoS batte den schönen Tanuenbaum, dcr bis zur Decke rcichtc, selbst befestigt und Hcdkn packte staunend das große Packet feinen Coufeetes aus, das Camillo ibr übergeben, den Baum damit zu putze», wobei er ibr getreulich half. Als cs dunkel wurde, schickte cr lackend den alten Zigeuner mit seiner Tochter hinaus und erklärte, jetzt wolle cr einmal Herr im Häuschen spielen und Lejos nebst Heddn sollten seine Gäste sein; einstweilen aber draußen hübsch warten, bis sic gerufen würden. Da packte er denn aus, und als alles sinnig geordnet war. und 7». Jahrgang. zündete cr die Lichter des Baumes an, übersah noch einma voller Vergnügen sein Werk, und wollte eben die Freunde rufen, La erklang vor Ler Thür feierlich LejoS Geige: „Stille Nacht — heilige Nacht", er hatte es von seiner Hedwig gelernt. Lcise öffnete Camillo und während der Alte das Weihnachts lied zu Ende spielte, stand der Fürst Hand in Hand mit Heddy in der offenen Thür, und Beide sahen mit feuchten, glücklichen Augen auf den strahlenden Christbaum. Als das Lied verklungen, forderte Camillo die Freunde auf, näher zu treten und zu sehen, was das Christkindchen durch ihn gesendet. Da lagen bunte Bänder, seidene Tücher, kleine Nippes für Heddy, allerlei, an dem ein junges Mädchen sich freuen konnte; in der Mitte aber stand ein Etui, und als Heddy es öffnete, lag darin ein Halsband mit einem Medaillon, kunst reich gearbeitet und mit täuschend nachgeahmten wilden Rosen ou mmmtui's besetzt, im Medaillon aber — Camillos Bild. Für Lejos lag ein schöner Pelz nebst Mütze bereit; warme Pelfftiesel und — eine schöne Meerschaumpfeife. Der Alte mcimc lackend, der Fürst wolle ihn auf seine alten Tage wohl nock verwöhne»; schmunzelnd aber sah er auf die kostbare Pfeife und meinte: „Da muß es ganz besonders draus schmecken." Und Heddy? Stumm stand sie vor allen Herrlichkeiten, Tbräucn der Freude flossen übcr ihre Wangen, und als sie endlich wortlos Leni Fürsten die Hand reichte und mit den vor Glück weinenden Augen zu ihm aufsah, da war er reich belohnt und Halle sein schönstes Christgeschenk. Lejos war glücklich in der Freude seines Kindes, nur eins sehlte ihm. Lcise lind lmbemerkt »ahm er daher seine Geige und ging hinaus an seiner Hedwig Grab und bald durchhallten Klänge der Sehnsucht und wehmüthiger Freude dic kalte, sternenhelle Decembernacht. Als aber Ler Fürst unv Heddy hinausgingen, ibn unter sanften Vorwürfen wieder ins warme Stübchen zu geleiten, da sagte er, auf Len kleinen Hügel blickend, innig und rührend: „Sie mußte auch Theil an unserer Freude, sie mußte auch ihre Weihnachten haben." — Der Winter verging; Lejos wurde immer schwächer, Loch lehnte er aus daS Entschiedenste jede ärztliche Hilfe ab. BalL mußte er das Zimmer hüten, und als der erste Frühlingstag erschien, waren es schon Wochen, seit er seiner Hedwig Grab zum letzte» Male besucht. Bereits acht Tage war Camillo im kleinen Häuschen, er wollte, er konnte Heddn nickt allein beim Vater lassen, denn jede Minute konnte es mit ihm zu Ende sein. Die Sonne schien freundlich ins Stübchen; grünende Saaten, knospende Bäume verkündeten das Naben des Frühlings. LcjoS saß in seinem großen Lehnstuhle, Leu Kopf zurückgclegt, am Fenster; zu seinen Füßen kniete sein Kind, neben ihm stand dcr Fürst, bcsorgtcn Blickes dem alte» Zigeuner ins welke Angesicht blickend. Lcise, während cr Len trübe» Blick durchs Fenster gleiten ließ, sagte LcjoS: „Dcr erste Frühlingstag! Dic Bäume und Fluren erwachen aus ibrcm Winterschlaf zu einem neuen, fröh liche» Lebe». O, mei»e Seele wird auch bald aus ihrem Erdenscklaf erwachcu zu schönem, seligen Leben, bald — meine Hedwig, sind wir vereint." Heddn faßte weinend seine Hände, sie mit zärtlichen Küssen bedeckend, er aber sagte tröstend: „Weine nicht, mein Kind, mir ist wobl. Früher wünschte ich zu leben, denn ich wußte Tick allein, verlassen, das ist nicht mehr. Du hast einen treuen Schützer gesunde», der Dick nickt verlassen, Les armen Zigeuners Kind nicht allein lassen wird in dieser weiten bösen Welt. Bleibe gut und brav, der Segen Deiner Eltern wird Dich umschweben und Deiner Mutter Bild Dein Talisman fürs Leben sein. — Gott segne Dich, mein Kind." — Segnend ruhten seine Hände auf seiner weinenden Tochter, dann wandte cr sich an Camillo: „Eure Hand, mein — er laubt, daß ich Euch Solm mmnc, Eure Hand, mein Sohn; so, hier auf mcineS Kindes Haupt gelobt mir noch einmal, was Ihr mir versprochen, — ein Jahr — " ein mahnender, flehender Blick vollendete de» Satz. „Ich gelobe es Euch, fest und heilig", sprach Camillo tief bewegt, „Ihr dürft ruhig sein, Lejos, ich werde Heddy als mein Kleinod hüten." „Dank, mein Soll»", flüsterte der Alte; „Dank! Gottes Segen auch mit Euch!" Eine Weile lag er ruhig, mit geschloffenen Augen; endlich bat er Camillo, ibn noch einmal, zum letzten Mal hinaus zutragen an seines Welbes Grab; an ihrer Seite wünschte er zu sterben, den» seine Stunde war gekommen, das fühlte er. Ebe der Fürst seine» W»»sch erfüllte, ließ Lejos sich von Heddn seine Geige reiche», die lcmge unberührt gehangen. Draußen faltete der alte Zigeuner die Hände und betete nock einmal leise, dann erhob cr Lc» Kopf, sah lange zum Himmel auf; auf einmal leuchteten seine Augen in seltsamem Feuer, cr nahm seine geliebte Geige, und lcise erst beginnend, schwollen die Töne immer mächtiger an; immer feuriger wurden seine Phantasien, dic alte Lebenskraft, die alte Gluth der Leidenschaft schien noch einmal in ihm aufzuflammcn — dann wurden Lie Klänge leiser, endlich erstürben sie ganz — Lic Geigc entfiel der erkalteten HanL — ein letzter Blick suchte sein Kiud — ein letzter Scuszer — dann sank LaS lebensmüde Haupt zurück, und Ler Tod schloß sanft Las Auge, brach Las Herz, das bis zu seinem Ende so heiß geliebt. Heddy war schluchzend an ihrem Vater niedergesunken, Lie weinenden Augen in seine kalten geliebten Hände begrabend; Camillo neigte sich erschüttert über Las ehrwürdige Haupt. Dcr Frühsinsbauch wchte grüßend von dem grünenden Hügel und beugte flüsternd Len noch kahlen Rosenstrauch zu der kleinen schmerzerfüllten Gruppe, droben aber in blauer Luft erscholl Ler Lerche erstes Lted dem jungen Lenz entgegen. — lForjretzung folgt.)