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Großenhainer UkterhMmG- L Azcigtblatt. Alttkffaü >!ec Rönigs Änäs^nuj^nnmi^nft, lies Rölligs Attä8gmc^8 uni! lies Äullirniils M Grojmismm Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend Gebükren für Inserate von auswärts Inserate werden bis Tags vorher früh 9 Ukr angenommen Druck und Verlag von Herrmann Starke m Großenhain. werden, wenn von den Einsendern nicht anders bestimmt, Abonnement vierteljährlich t Mart Verantwort!. Redacteur: Herrmann Starke 86N. durch Postnachnahme erhoben. Nr. 48. Dienstag, den 25. April 1882. - 70. Jahrgang. Grlatz an die Schulvorstände im Bezirke der Königlichen Amtshaupimann- schast Großenhain. Auf unterm 30. vorigen Monats ergangene Generalverordnung des Königlichen Cultusministeriums werden die Schulvorstände veranlaßt, soweit solches nicht bereits ge schehen sein sollte, zur Empfangnahme aller unter der Adresse des Schulvorstands oder der Schulcosse eingehenden Einschreibse'düngen, Postanweisungen und Werthsendungen aller Art einen Bevollmächtigten zu besdlkn und diesen bei der betreffenden Postanstalt durch ungesäumte Abgabe einer Vollmacht, welche gemäß § 27 Abs. 5 des Volksschul gesetzes vom 26. April I873 von dem Vorsitzenden und noch zwei anderen Mitgliedern des Schulvorstands unter Bedrückung des Schulvorstandssiegels zu unterzeichnen ist, zu legitimiren. Großenhain, am 20. April 1^-82. Dit Königliche Bcßrkg-Schulinspettion. von Weissenbach. Wigand. Ladung Der Colporteur Heinrich Friedrich Gottlieb Löhrbach, 22'^ Jahr alt, und der Colporteur Friedrich Wilhelm Hermann Schön, 20 Jahr alt, deren Aufenthalt unbekannt ist und welchen zur Last geleg' wird, in der ersten Hälfte des Monats Fe bruar 1882, zu welcher Zeit sie ihren Wohnsitz in Dresden gehabt, in mehreren Ort schaften des hiesigen Amtsgerichtsbezirks ohne B grnndung einer gewerblichen Niederlassung daselbst und ohne vorgängige Bestellung in eigener Person Abonnenten auf ein Gebet-, Anvachts- und Erbaunngsbuch „Chrrstlicher H uesegen" aufgesucht, dieses der Steuer vom Gewerbebetriebe im Umherziehen unterworfene Gewerbe aber ohne vorherige Ein lösung eines Gewcrd.scbeiics betrieben zu haben, Uebertretung gegen Ztz 1 und 16 des Gesetzes, die Best-w' 'des Gewerbebenubes im Umherziehen betreffend, vom 1. Juli 1878, werden auf den 31. Altai 1882 Vormittags 0 Ubr vor das Königliche Schöffengericht zu Großenhain zur Hauptverhandlung geladen. Auch bei unentschuldigtem Ausbleiben wird zur Hauptverhandlung geschritten werden. Großenhain, den 6. April 1882. Der Königliche Amtsanwalt. Merkel, Ass. Bekanntmachung. Nachdem die Einschätzung des steuerpflichtigen Einkommens in dem 34. Einscbätzungs- districte des Steuerbezirks Großenhain beendet und das Ergebniß derselben den Be- theiligten bekannt gemacht worden ist, so werden in Gemäßheit der in 46 des Ein kommensteuergesetzes vom 2. Juli 1^78 enthaltenen Bestimmungen alle Personen, welche am hiesigen Orte ihre Beitragspflicht zu erfüllen haben, denen aber die nach dem an gezogenen Paragraphen zu erlassende Zufertigung nicht hat behändigt werden können, hiermit aufgefordert, wegen Mlttheilung des Einschätzungsergebnisses sich bei unserer Stadthauptcasse anzumelden. Reclamationen der genannten Beitragspflichtigen gegen die Einschätzung sino nur dann zulässig, wenn sie binnen drei Wochen von Veröffentlichung dieser Bekanntmachung an bei der Königlichen Bezirkssteuereinnahme zu Großenhain schriftlich eingereicbl werken. Großenhain, am 22. April 1882. Der Stadtrath. Herrmann. Städtische Feuerwehr. Diejenigen Mannschaften, welche in den im Oetober vorigen Jahres abgehaltenen Versammlungen ihr Ablösungsgelv für die diesjährige Gewitterwache noch nicht entrichtet und von der Wache befreit sein wollen, haben dasselbe bis zum 1. Mai d. I. an den Zeugmeister Jähnig (Töpfergasse 152) zu entrichten. Die Nichtzahlung desselben bis zu gedachtem Tage verpflichlet zur Leistung der Gewitterwache. Großenhain, am 20. April 1882. A. Wagner, Feuerlöschdirector. PoMM KsMchmi. Auch die vergangene Woche vermochte die innere Politik des deutschen Reiches in keiner Weise ihrer Verwirrung zn en'k'e-d.D^r Reich ' g ist auf nächsten Donnerstag einberrstu, nm über das Tabak« onopot zu entscheiden. Daß da- N onopol abg-lehnt wnd, darauf kann man ganz sicher zählen. Die Gegn rfcbafr d.r liberalen Parteien ist selbstvolsiäneltch und das E n nun laßt durch seine Organe offen verkünden, daß es n-cbt daran denke, die Vorlage anzunehmen. Das bekannte co^eivatw-clericale Bündniß kommt also nur dem Centrum, nicht aber den Conservativen zu statten. Herr Windthorst ist in der That sehr früh aufgestanden. Was wird nun, wenn der Reichstag das Monopol ablehnt? Eine Auflösung des Hauses würde die Zahl der Monopolgegner sicher nicht vermindern, darüber ist sich gewiß auch der Reichskanzler klar. Von Neuwahlen kann sich die Regierung eine Stärkung ihres Einflusses unter keinen Umständen versprechen. Was wird also werden? Darüber herrscht vollständige Unklarheit. Betrachtet man die Situation, so kann man sich gewiß nicht verhehlen, daß die allgemeine Verwirrung in den letzten Jahren immer mehr gestiegen und allmälig da angelangt ist, wo eine Steigerung überhaupt undenklich erscheint. In Bezug auf Vie beiden wichtigsten Angelegenheiten, um die sich schon seit Jahren die politischen Kämpfe drehen — die kirchen politische Frage und die Steuerreform — weiß eigentlich Niemand, wo die Regierung hinaus will. Die Regierung ist heute entfernter denn je von dem sehnlich gewünschten Ziele, eine compacte Reichstagömehrheit zur Verfügung zu haben. Ein Glück für uns, daß dafür die auswärtige Politik fast nirgends dunkle Punkle entdecken läßt, aus denen sich ein drohendes Wetter entwickeln könnte. Haben wir vorstehend den Charakter der vergangenen Woche in Bezug auf innere und äußere Politik in kurzen Umrissen gezeichnet, so bleibt nur noch eimges Tatsächliches nachzutragen. Dahin gehört vor Allem die am Dienstag erfolgte Abreise des Kaisers Wilhelm nach Wiesbaden, um daselbst bis Anfang Mai Aufenthalt zu nehmen. Der Empfang des Kaisers seitens der Bevölkerung war ein enthusiastischer und der Aufenthalt selbst bekommt nach allen bis jetzt vorliegenden Nachrichten dem greisen Monarchen sehr gut. — Die Ausschüsse des deutschen Bundevrathes sind in Berathung über das Tabakmonopol getreten; der Bundesrath selbst wird die Vorlage zuversichtlich an- nehmeu. — Das preußische Abgeordnetenhaus nahm nach beendeten Osterferien am 18. d. M. seine Sitzungen wieder auf, ohne über Dinge von allgemeinerem Interesse zu discutiren. Es beendete am Freitag die Berathung über die Secundärbahnen und genehmigte die Vorlage der Re gierung durchweg nach den Commissior.Santrägen. — In Magdeburg starb in der Nacht zum 21. April der frühere Oberbürgermeister Hasselbach, Mitglied des preußischen Herrenhauses. Der Reichsrath in Bayern erledigte am Freitag den EultuSetat zumeist nach den Beschlüssen der Abgeordneten und stellte den von den Abgeordneten gestrichenen Dis positionsfond einstimmig wieder her. Der Antrag auf confessionellen Geschichtsunterricht wurde von dem Bischof Dmkel und dem Fürsten Löwenstein befürwortet, von Döllinger, Ortenburg, Lotzbeck und dem Cuttusminister bekämpft und mit allen gegen 10 Stimmen abgelehnt. Der Antrag auf Umwandlung des Bamberger Simultan-Schullehrerseminars in ein confessionell katholisches wurre ebenfalls abgelehnt. Der österreichische Ministerpräsident Graf Taaffe kann von Glück sagen. Seine Feinde zerfleischen sich gegen seitig, während seine Politik, welche darauf abzielt, eine verläßliche Majorität der Rechten herzustellen, eine Etappe nach der anderen gewinnt. Nachdem die partielle Wahl reform inü Werk gesetzt worden ist, durch welche 20 Man date der Regierung gesichert werden, folgt jetzt eine neue Wahlcampagne, für welche als letztes Ziel die Erreichung einer "/- Majorität im ReichSrathe ins Auge gefaßt wird. Verfügt die Rechte über diese Macht, so kann sie daran gehen, die Verfassung in ihrem Sinne zu revidiren bez. zu ändern und sich damit die Herrschaft für alle Zeiten zu gewährleisten. Einer der hervorragendsten Vorkämpfer der Rechten, der bereits für die neueste Wahlreform die Im pulse gegeben hat, der czechische Abgeordnete Zeithammer, hat soeben die Parole auSgegeben, daß man auf dem einmal betretenen Wege weiter vorzugehen entschlossen sei und nicht eher ruhen werde, als bis die Wahlreform von Grund aus durchgeführt worden sein werde. Während so die Rechte durch conseguente Verfolgung ihrer Bahnen ein Beispiel von staats männischem Sinn bietet, das durch mancherlei an die Linke gemachte Concessionen noch gewinnt, zeigt die Letztere das Bild der vollständigen Kopf- und Ratlosigkeit und einer Zerfahrenheit, welche das Vorstudium einer demnächst be ginnenden Zersetzung zu sein scheint. Obschon das parlamentarische Leben in mehreren Staaten nach Beendigung der Osterpause wiederum begonnen hat, läßt sich bis jetzt darin nur ein sehr matter Pulsschlag constatiren. Am schwächsten ist derselbe wohl in Italien, wo die Deputirtenkammer bereits seit einer Wocke wieder beisammen ist, bis jetzt jedoch kaum eine beschlußfähige Sitzuug hatte, ungeachtet des Umstandes, daß das sehr wichtige Militär-Reorganisationsgesetz gegen wärtig zur Berathung steht. In der ersten Sitzung erschienen von 508 Deputirten 50. In Folge dessen mußten die Be- rathungen mehrere Tage suspendirt werden, um den Säumigen zum Eintreffen Zeit zu gewähren. Man sieht daraus, wie groß nachgerade die Versumpfung der gegenwärtigen Kammer geworden ist. Nichts reizt sie mehr. In Frankreich concentrirte sich in der abgelaufenen Woche das Interesse vorzugsweise auf die Neuwahlen für eine Anzahl von Generalräthen und auf das Verhalten dieser Körperschaften gegenüber dem neuen Elementarschulgesetz. Wie sich erwarten läßt, sind die Wahlen meistens im republikanischen Sinne ausgefallen. Was den zweiten Punkt anbelangt, so hatte die Regierung in Voraussicht der durch die Presse angekündigten Versuche, das Schulgesetz in den Generalräthen zum Gegenstand der Kritik zu machen, die gemessensten Weisungen an die Bürgermeister ergehen lassen, jedes derartige Beginnen zu verhindern. Diese Maßnahme scheint ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben, denn es wird nur von wenigen Generalräthen gemeldet, daß sie dem Verbot zuwider gehandelt haben. Bekanntlich gründet sich dasselbe auf die gesetzliche Bestimmung, daß politische Gegen stände der Kompetenz der Generalräthe entzogen sein sollen. Die englische Regierung ist wahrlich nicht auf Rosen gebettet. Nicht nur, daß die Opposition ihre Cadres formirt, mit einem gefährlichen Programm ins Feld rückt, welches die irische Politik des gegenwärtigen CabinetS noch in er heblichem Grade übertrumpft, kommt nunmehr auch noch ein anderer Uebelstand ins Spiel: Die Angelegenheit der wegen Verdachts gesetzwidriger Agitation aus irischem Gebiet Verhafteten, die durch die zeitweilige Entlassung ihres Ober hauptes Parnell aus der Haft wieder dringlich geworden ist. Als an Herrn Gladstone vor einiger Zeit das Ansinnen gestellt wurde, er möge die Verhafteten, die sich nunmehr bereits ein halbes Jahr hinter Schloß und Riegel befinden, ohne daß die Regierung nöthig hätte, sie vor Gericht zu stellen und ihre Schuld bez. Schuldlosigkeit feststellen zu lassen, in Freiheit zu setzen, weigerte er sich dessen aufs Entschiedenste, indem er auf die Gefährlichkeit der irischen Agitation verwies und die Unsicherheit der Zustände in Irland hervorhob. Eine Zeit darauf scheint er jedoch seine Anschauungen geändert zu haben, denn es ist neuerdings bekannt geworden, daß von den irischen Gefangenen etwa 250 entlassen seien und -daß weitere Entlastungen bevor stehen. Auch Parnell, der sich augenblicklich in einem französischen Seebade zur Erholung aufhält, von wo er in den nächsten Tagen nach dem Gefängniß zurückzukehren beabsichtigt, würde wahrscheinlich in Kurzem seine Freiheit wieder erhalten — natürlich um seine Agitation in Irland sofort zu erneuern. — Wie entsetzlich verwahrlost trotz der 35,000 Mann Truppen die Sicherheitszustände in Irland sind, lehren die dem Parlamente zugehenden monatlichen Ausweise über die agrarischen Missethaten, deren Zahl beständig steigt. Im Monat März betrug dieselbe 531 gegen 407 im Februar und 479 im Januar. Darunter befanden sich unter Anderen 2 Morde, 12 Mordversuche, 30 Brand stiftungen, 11 Waffendiebstähle, 10 Angriffe auf Häuser, 33 Eigenthumsbeschädigungen und 319 Drohbriefe. Tagesnachrichten. — !>. Groffenhain, 24. April. Zur Feier des gestrigen Geburtstages Sr. Majestät des Königs Albert waren die öffentlichen und ein großer Theil von Privat-Gebäuden der hiesigen Stadt reich beflaggt. — Der für diesen Tag herkömmliche Weckruf wurde, da das hier garnisonirende K. S. 1. Husaren-Regiment dir. 18 bereits Tags vorher zur Theilnahme an der Königs-Parade von hier ausgerückt war, durch das Stadtmusikchor ausgeführt. — Vormittags Vs 11 Uhr fand in der Realschule eine öffentliche Festfeier statt, die durch einen Choral eröffnet wurde, dem die Rede des Realschülers Jurk: „Ueber Böttger den Erfinder des Porzellans" folgte. Die Festrede hielt Herr Realschuloberlehrer