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Nr. L6. heit oder Ueberrilung vor die Richter brachte, die möglichste Milde angedeihen lassen. Hier, bei Verbrechern wie Kersten und Tschernikoff, muß die ganze Strenge des Gesetzes zur Geltung kommen. Zeder soll die Ueberzeugung gewinnen, daß nicht nur gleiches Recht für Alle gilt, sondern auch, daß der vornehme, kalt berechnende Verbrecher Hörter bestraft wird, als die Vorgenannten, denn, wem viel gegeben ist, von dem wird man viel fordern." Hierauf beleuchtete er eingehend und scharf die einzelnen Handlungen der Angeklagten und beantragte endlich für Kersten lebenslängliche Zuchthausstrafe, für Tschernikoff fernere fünf Jahre, während er Balthasar und Lorenz der Milde des Ge richts empfahl. Der Vertheidigung blieb nur ein sehr beschränktes Feld. Der Verteidiger des Justizrathcs hob hervor, daß die Betheiligung seines Clienten an dem Morde Erlau s nicht er wiesen sei. und daß die Aussagen eines notorischen Verbrechers allein nicht maßgebend sein könnten. Tfchernikoff's Vertheidiger bat nur, bei Abmessung der Strafe zu bedenken, daß der Angeklagte bereits gestern zu einer der höchsten Strafen verurthcilt worden sei. Dagegen sprachen die Vertheidiger Balthasar s und Lorenz' mit warmen und beredten Worten für ihre Clienten und schloffen sich der Bitte des Staatsanwalts an. Endlich begann der Vorsitzende: „Angeklagter Kersten, haben Sie zu Ihrer Vertheidigung noch etwas hinzuzufügen?" Lautlose Stille folgte diesen Worten. Zeder wollte hören, was der so schwerer Verbrechen Angeklagte entgegnen würde. Jetzt erhob er sich. Wieder zeigte sich auf der Stirn der alte Trotz, wild rollten seine Augen in ihren Höhlen, und während seine Brust heftig auf und nieder wogte, rief er mit fester Stimme: „Nur das noch!" Nach diesen Worten führte er ein kleines Fläschchen zum Munde und ehe es Jemand verhindern konnte, hatte er dessen Inhalt hinabgestürzt. Erschrocken sprangen Alle hinzu. Allein, es war zu spät, der Justizrath war bereits zusammengebrochen und wurde einige Minuten später als Leiche aus dem Saale getragen. Die Verhandlung wurde aufgehoben und die aufgeregte Menge zerstreute sich, die Kunde verbreitend. Niemand bedauerte dies. Es war ein Abschluß, wie er zu dem finstern Leben des Mannes paßte. Ueberall aber wurde die Frage ventilirt, wie der Selbst mörder in den Besitz des Gistes gelangt sein möge. Indessen, auch dies Dunkel lichtete sich bald durch einen Zettel, welchen man in der Tasche der Leiche fand, und in welchem das Fläschchen eingewickelt gewesen war. Er lautet: „Mein lieber Vater! Mit namenlos schwerem Herzen habe ich Deinen Wunsch erfüllt. Möge es Dir erspart bleiben, Gebrauch davon machen zu müssen. Am Tage Deiner Verhandlung bin ich bereits auf dem Ocean, um mir jenseits desselben ein neues Heim zu gründen, denn ich vermag den Spott und die Schande nicht zu ertragen. Innig hoffend, Dich bald drüben wieder zu sehen, wünscht Dir alles Gute Dein Sohn Franz." Der Assessor hatte seinen Vater wenige Tage vor der Verhandlung besucht und ihm dabei das Gift zugesteckt. (Fortsetzung folgt. Oeffentliche Sitzung der Stadtverordneten am 15. März 1882, Nachmittags 5 Uhr. Anwesend: Herr Stadtverardneten-Vorsteher Rechtsanwalt Keyßelitz, Herr Vicevorsteher Scbuldir. Hardtmann, die Herren Stadtverordneten Globig, Sommer, Müller, Roch, Leipscher, Kämpfe, Pollmar, sowie die mit Stimmrecht einberufenen Herren Ersatzmänner Echtermeyer, Bielagk, Richter, Schmidt. Wilke und Schwedler. Nachdem das Collegium von der an dasselbe gerichteten Einladung des Herrn Schuldirectors Hardtmann zu den öffentlichen Prüfungen an den hiesigen Bürgerschulen mit Dank Kenntniß genommen hatte, trat es in die Gegenstände der Tagesordnung ein und berieth 1) über die Höhe der fürs Johr >882 zu erhebenden städtischen Anlagen. Die diesjährige Einschätzung hatte an anlagepflichtigem Einkommen ergeben: 3,607,500 M. (gegen 3,550,776 M 1881) Classe l Bürger und Schutz- verwandte einschl. der Steuer.Einheiten vom Grundbesitze, 66,300 M. (gegen 6l,754 M. 1881) Classe ll Offiziere, l5.200 M. (gegen 14,450 M. 1881) Classe UI Geistliche, 11,400 M. (gegen 10,800 M 1881) Classe IV Katholiken und 11,400 M. (gegen 9976 M. 1881) Classe V Bewohner der sogenannten Weinbergshäuser. Bei einem Beitragssätze nach 3 v. H. in Classe I (nach welchem sich dann re gulativmäßig die Beitragssätze in Cl. II zu 1^, in Cl. III zu N/,. in Cl. IV zu 2'/s und in Cl. V zu O.ss v. H. berechnen) würde eine Gesammteinnahme von 109,849 M. 21 Vs Pf- in Aussicht stehen, während sich solche bei 3'/^ v. H. in Cl. I und dementsprechender Abstufung in den folgenden Classen zu 117.164 M. 2 Pf. berechnen würde. Obschon nun ein Normalbeitragssatz nach 3 v. H. in Cl. I den nach dem Haushaltplane erforderlichen Gesammtbedarf von 116,829 M. 8 Pf. nicht vollständig deckt, vielmehr 6979 M. 86^/z Pf. noch un- erfüllt bleiben, so hatte doch der Stadtrath beschlossen, zu Vermeidung einer größeren Belastung der Beitragspflichtigen, die Anlage wie in den letzteren Jahren auch im Jahre 1882 nur nach dem Satze von 3 v. H. in Cl. I zu erheben. Die dem Stadtverordneten-Collegium angehörigen Mitglieder des ständigen städtischen Finanz-Ausschusses, denen diese Angelegenheit zur Begutachtung überwiesen worden war, hatten den Beitritt zum Ratbsbcschlusse um deswillen empfohlen, weil 1) die im Haushaltplane mit 6000 M. eingestellte Wegfallspost etwas hoch gegriffen erscheine und voraussichtlich nicht in ihrer vollen Höhe zur Aufrechnung gelange, weil 2) durch Zuwachs an Beitragspflichtigen ein höherer als der veranschlagte Anlagenbetrag zu erwarten stehe, weil 3> bei der Ausführung manche Ersparnisse zu erzielen wären, da erfahrungsmäßig die Ausgaben nicht in der vollen veranschlagten Höhe aufgewendet zu werden pflegten, weil 4) durch die beschlossene Einstellung des Betriebs des Dallwitzer Steinbruchs der Bedarf beim Steinbruchs-Conto sich wesentlich vermindere und weil endlich 5» der etwaige Fehlbedarf aus den Extraüberschüpen der Sparkasse oder durch Zeitdarlehn gedeckt werben könne. In Uebereinstimmung mit dem Ausschußgutachten trat denn auch das Collegium dem Rathsbeschlusse einstimmig bei. so daß fürs Jahr 1882 die städtischen Anlagen nur nach 3 v. H. des Einkommens bei Cl. I zu erheben sind. 2) Die geprüften Rechnungen aufs Jahr 1880 für a) die Stadtschuldentilgungs-. bj die Servis-, e- die Stifts- und Legaten-, 6) die Standesamts-und e) die Ratbssportel-Kasse, über welche Herr Stadlv. Kümpfe Vortrag erstattete, wurden, da Erinnerungen nicht zu ziehen gewesen, mit Einstimmigkeit zu justificiren beschlossen. 3) Das pensionsberechtigte Diensteinkommen des ersten Ratbs-Registrators wurde einstimmig auf jährlich 1500 M. festzustellen beschlossen, nachdem der mit Prüfung dieser Angelegenheit beauftragte ständige städtische Finanz.Ausschuß des Collegiums dies empfohlen batte. 4) In Bezug auf eine bei Prüfung der Realschul-Kassen-Rechnung für 1880 gezogene Erinnerung betreffs der Leihgebühr für einen Kessel nahm das Collegium von den deshalb beim Stadtrathe gepflogenen Verhandlungen, nach denen sich die Leihgebühr künftig niedriger gestalten wird, Kenntniß. Schluß der Sitzung Nachm. 5 Uhr 45 Min. Großenhainer Unterhaltung-, und Anzeigeblatt. ÄDA sind den 1. Mai auf ein Landgrund- EKWV stück zu erster Hypothek auszuleihen. Von wem? sagt die Exped. d. Bl. Guts-Verkauf. Ein in der Nähe von Großenhain gelegenes Gut mit guten Gebäuden unv 34 Ackern Feld, Wiese und Wald ist aus freier Hand zu verkaufen. Wo? sagt die Exped. d. Bl. Haus-Verkauf. Das früher Brünner'sche Haus im Dorfe Baßlitz, mit schönem Obst- und Gemüsegarten, passend für jeden Gewerbtreibenden, vorzüglich für Glaser oder Tischler, ist sofort billig zu verkaufen. Alles Nähere ertheilt August Schieritz in Großdobritz. Wirthschafts-Verkauf. Erbjheilungshalber soll die Wirtschaft Nr. 11 zu Zschiesche«, enthaltend 5 Acker 34 Ruthen Feld, Wiese und Garten, herbergsfrei, im Ganzen oder getheilt verkauft werden. Der Garten, über Vr Acker groß, an der Priste- witzer Straße gelegen, eignet sich gut zu Baustellen, auch könnte derselbe zu einem Gärtnergarten eingerichtet werden. Die Besitzer. Heute von Borm. -1 Uhr an l« Saale -er bsir. bierkslle, Neumarkt. ^nrLQrvit»»»!»!», Auctionator. Settels Rach Amerika. Täglich Expedition mit den berühmten Dampfern der National-Linie via England. 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Länge (zu Rechstielen, Wein- und Baumpfählen, Beleg- und Vermachstangen und Heubäumen rc. passend), 8 fichtne Langhaufen (zu Zaunspriegeln und Bohnen stangen passend) und 0 kieferne Langhanfen an Ort und Stelle nach dem Meistgebot und unter den vorher bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Zusammenkunft früh 9 Uhr im Görziger Holze. Frauenhain, den 21. März 1882. A. Horn. Holz-Auction. Nächsten Montag, den 27. März, Vormittags 9 Uhr sollen in Treugeböhlaer Flur, am Merzdorfer Wege, bei den Strogaer Hof-Tannen, eine Quantität l8t»»AvnI»arrL«i», zu Balkenbelege, Bohnenstangen und noch zu vielem Anderen brauchbar, nach dem Meift- gebot versteigert werden. Bedingungen werden vorher bekannt gemacht. Sammel- platz im Schlage. Der Besitzer. — Holz-Auction. Freitag, den 31. Mär; d. I., von früh 9 Uhr an sollen auf Linzer Revier 340 Stämme, von 13 bis 27 Ctm. Mittenstärke, 102 Klötzer, von 13 bis 42 Ctm. Oberstärke, 70 Meter Scheite, 100 Meter kienige Stöcke, SO Schock schönes Reitzig an die Meistbietenden gegen baare Zahlung verkauft werden. Bedingungen werden zuvor bekannt gemacht. Sammelplatz im Holzschlage an der Eisenbahn. Welxande, im März 1882. Nicolaus Stötzer. Auch sind einjährige Kiefernpfianzen a Hdrt. 10 Pf. zu haben bei Ob. Wald-Auction. Dienstag, den 4. April a. c., Nachmittags 2 Uhr soll der HvlLdvstairü einer circa 1 Acker großen Fläche der Bergspitze des Hinterstücks der Pfarre zu Ponikau — langsam gewachsene kernige Kiefern — auf dem Stamme an Ort und Stelle verauctionirt werden. Ein Drittheil der Erstehungssumme ist sofort zu bezahlen, andere Bedingungen werden vor der Auction bekannt ge macht werden. Ponikau, den 22. März 1882. Der Kirchenvorstand. Für Böttcher und besonders Korbmacher. SOO Geb. s jährige schöne Weidenstäbe, meist Faß, sowie SOO Stück dergl. Stangen verkauft sehr billig Lttrliel». Niedermuschütz a. d. Elbe. weist da» Annoncen- Bureau-i von ttoäolk Uo„o hier, die sür alle Gesuche wirksamsten Zei« tungen nach. Auf Wunsch Abfassung der Annonce, vorherig. Kostenanschlag unter Berechnung der Origioalpreise. ditcrrte und prompte Be- flrderung der Offerten. *) »rLnvr (JohanniS-Allee). Hierdurch erlaube ich mir mitzntheilen, daß ich nicht mehr Lindenqasse, sondern Frohngaffe, im Hause des Hrn. ALÄIIvr „zur alten Burg", wohne. Luisi Qsensetzer. xexennker Uvtel «le 8sxe. kinxsnx: küN WM reich fortirtes Wwenlager Meißner Gafft Ur. 17. Kehr-Verträge für alle Professionisten sind zu haben in der Buchdruckern von Neermann 8iaelce. Berliner Straße. Svluübüvdvr! 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