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Der Grrnzbole WW m!> Mzeiller für Adorf und das obere Vogtland Der Grenzbote erscheint täglich s mit Ausnahme des dm Sonn- und Feiertagen folgenden Tages und kostet vierteljährlich, voraus bezahlbar, 1 Mk. Psg. Bestellungen werden in der Geschäftsstelle, von den Austrägern de? ! Blattes, sowie von allen Kaiser!. Postanstalten und Postboten angenommen. l Inserate von hier und aus dem Verbreitungs- s bezirk werden mit 10 Psg., von auswärts mit z 15 Psg. die 4mal gespaltene Grundzeile oder deren Raum berechnet und bis Mittags 12 Uhr für den nächstfolgenden Tag erbeten. Reclamen die Zeile 20 Psg. Z Verantwortlicher Redacteur, Drucker und Verleger: Htto Weyer in Adorf. Fernsprecher Nr. 14. Hierzu Sormtags die illuftr. Gratisbeilage „Der Zeitspiegel". Fernsprecher Nr. 14. 13.Sonntag, de« 17. Januar 1304.Aahrg. 60. Deutscher Reichstag. 11. Sitzung v m 15. Januar 1904. Ain Bundesracstlsch: Dr. Nieberbing. Der Reichstag erledigte heute die nationalliberale In terpellation, betreffend den Zeugniszwang ge genüber der Presse. Auf die längere Begründung der Interpols durch Abg- Jänecke int.) er widerte der Staatssekretär des Reichsjustizamtes Dr. Nieberding, der Aeugniszwang gehöre zu den Fragen, welche die zur Vorbereitung der Reform der Strafprozeßordnung eingesetzte Kom mission beschäftigen. Die Kommission habe auch zum Zeugniszwang bereits Stellung genommen, habe aber ihre Beratungen nicht zu Ende ge führt. Das von oee Kommission ermittelte Ma terial soll später der Oeffentlichkeit unterbrei tet werden. Wenn in der Frage des Aeugnis- zwangeS in den letzten Jahrzehnten eine Einig keit zwischen Bundesrat und Reichstag noch nicht erzielt worden sei, so liege das daran, daß vom Reichstage noch keine für den Bundesrat an- nehmcküre Neuordnung vorgeschlagen sei. Mit der absoluten Beseitigung des Zeugniszwanges werde sich aber der Bundesrat niemals be freunden' können. Auf Antrag des Abg. Dr. Sattler (nl.) beschloß das Haus die Besprechung der Interpellation. Die Abga. Himburg (kous-) und Rören (Zentr.) erklärten sich mit der Stel lungnahme des Ataatssetrelürs einverstanden und sprachen sich gegen die gänzliche Beseitigung des Leugniszwangsverfa'hrens aus. Die Abge-- ordmien der Linken hingegen, so die Abgg. Heine («oz.h Dr. Mlaß sfr. Pp.), v. Serlach (fr. Bp.) hielten ander Forderung der absoluten Besei tigung deS Zcngmszwanges fest. Ihrer Forde rung trat von der Rechtten allein Abg. Arendt (Rp.) bei. Danach vertagte sich das .Haus auf Montag 1 Uhr. Interpellation, betreffend Kün digung der Handelsverträge. Schluß 0 Uhr. Politische Rundschau. Berlin, 15. Januar. Während die deut schen Kriegsschiffe in Ostasieu seit der Zuspitzung der politischen Verbällnispe zwischen-Rußland und Japan aus den Torritoriatgewässern dieser Staa ten zurückgezogen und hauptsächlich in Tsingtau versammelt waren, hat jetzt die erste Beorderung eines großen Kreuzers nach der koreauischenMste stattgefuawen. Mit Ablauf Vieser Woche wird sich vor Tschemulpo der große Kreuzer Hansa mit d-cm Kommandeur des Geschwaders, von Holtzen- dorff, an Bord einfinden. Der Ehe; deS Geschwa- ders, Admiral van Prittwitz und Gaffron, hat mit dem ,„Fürst Bismarck" zur Zeit noch wei teren Aufenthalt in Tsingtau genommen. — Nach einer Lassan-Meldung aus Söul fordert die Borkige einheimische Presse zur NiedermetzKung der Fremden auf. Der amerikanische Gesandte, ordnete an, oaß Frauen und Kinder die Häuser nicht verlassen tollen. Das französische Kriegs schiff „Pasarl" Wut-etc 100 M ann Marinetrup pen mit zwei Geschützen. Der französische Ge sandte versuchte -erfolglos, den Kaiser von Korea zu veranlassen, sich in die französische Gesandt schaft zu begeben. B erli n, 15. Januar. Dr. E. T- Förster rich tet in der „Deutschen Tagesztg." folgende offene Frage an die Kvlonialäblcilung des Auswärtigen Amtes in Bezug am die Unruhen der Hereros in Deutsch-Südwoslasrika: „Beabsichtigt die Kslo- nialabteiluncp die.Hereros von denjenigen Lant- strecken zu verdrängen, die auf der Besitzstand- karte von Deurich-Sudwestafrika acs Hereroge- biet bezeichnet such Pcahsichtigt sie, dieselben nach Osten zu drängcn, nm sich in den Besitz von Oronländereien zu setzen, die -dann Mch bestehen den Kontrakten an die englische Toucheru-West- gfrika-Company übergehen würden resp. an die b-ahillmuende Otoi-Minen-^ und Eisenbahngeiell- schaf: — Es bestätigt sich, daß auf der Strecke Kas sel-Hannover gegenwärtig Versuche mit neuen gewaltigen Tchnellzugslokomotiven und damit fest verbundenen sechsachsigen Wagen stattfin den, welche eine durchschnittliche Schnelligkeit von 100 Kilometer, auf die Stunde gewährleisten. Bei solcher Schnelligkell kann man die Strecke zwischen Berlin und Hamburg in etwa 2 Stun den zurücklegen. Follen, wie anzunehmen, die Versuche auf die erwähnte Strecke günstig aus, so erscheint es nicht ausgeschlossen, daß fcbon im nächsten Sommer mit der Einrichtung solcher be sonders schnellen Ziche auf einzelnen dazu geeig neten Strecken vorgegangcn wird, und zwar um somehr, als nach den angestellten Ermittelungen die vorhandenen Gleisanlagen, soweit sie mit schweren Schienen ousgestattet sind, für einen solchen schnellen Betrieb völlig ausreichen. Man wird daher, wenn von der Einführung des elek trischen Schnellbe trieb es ans zwingenden Grün den Abstand genommen werden mnß, mit einer wesentlichen Verbesserung des Schnellzugs-Ver kehrs auf denjenigen Strecken, für welche ein besonderes Bedürfnis hierfür vorhanden ist, rech nen können. Petersburg, 15 Januar. Besonderes In teresse envecktc es, als sich der Kaiser beim gestri gen Neujahrscncpfauge des diplomatischen Korps dein japanischen tw anvlen Kurino näherie und ihn in besonders herzlicher Weise ansprach. Kai ser Nikolaus betonte, weich' hohen Wert er auf die outen nachbarlichen Beziehungen zu Japan nicht unr für die Gegenwart, sondern auch für die Znlnnfi lege, und gab der unerschütterlichen Hoffnung Ausdruck, daß -eine für beide Natio nen befriedigende Regelung erreicht werden wür de. Kn eins war von de n Worten des Kaisers tief bcnwgt. Daun richtete der Kaiser das Wort an den amerikanucl-cn Boisckwfler Nie Evrmick. Er sagte zu ihm, Rußland könne dem kürzlich abgeschlossenen chinesisch - amerikanischen Han delsverträge keine Einwände entgegenst-ellen oder die amerikanisck)en Rechte und In »wessen in der Mandschurei behindern Der Kaiser betonte anch den Wunsch nach inn-arn, herzlichen Beziehnngen zwischen den Vereinigten Staaten und Rußland, die fr viele Jahre bestanden hätten, nnd stellst,e. es mit Enlschievenheit in Abrede, daß Rnßland geneigt sei, die Entwickeln»,.; des amerikanischen -Händels zu hemmen. Auf Erkundigung nach dem Befinden der Kaiserin Alexandra erwiderte der Kaiser, daß die Genesung seiner Gemahlin fvrt- schreite, man hege keinerlei Sorge ihretwegen, ff» den Mitgliedern les diplomalischen Korps im ganzen gewendet, sagte der Kaiser: „Ich wünsche nnd beabsichtige, altes, was in meiner Macht steht, um den Frieden im fermen Osten zn erhalten. - Der Chicagoer Theaterbrand veranlaßt, abgesehen von den Strafverfahren, endlose Zi vilprozesse. Bisher sind schon 050,000 Mart von den Angehörigen der Toten eingeklagt worden. Ferner werden die Direktoren der infolge des Brandes gesperrten Theater von der Stadtver waltung von Chicago Schadenersatz verlangen, weil sie die Lpiellizenzen bezahlten, in denen der Parins enthalten war, daß die betreffenden Lokale behördlich nnterfucht und feuersicher he- Iariden feien. LcrrNtycs uuo «aannares. Adorf, >6. Januar. In Haft genommen wurde gestern abcod rin Zechpreller, der am 8. Januar in Eckardts 'Restaurant wie auch im Deutschen Haus eingekchrt war und für seine Zechen keine Bezahlung geleistet hatte- Der Ver- haftetc ist ein aus Landwüst gebürtiger, jetzt aber in, Schönlind wolm-ha Schuhmacher, welcher wegen Diebstähls und Sachbeschädigung bereits Vorstrafen erlitten hat Auerbach i. V , 15. Januar. Der land wirtschaftliche Kreisverein im Vogtland bewile ligte 43 Grundbesitzern 568 Mark Aufforstungs-- beihilfen, stellte den Haushaltplan für 1904 mitj je 19,300 Mark Einnahme und Ausgabe fest und normierte die Beitrage der Zweigvereine auf 2g Pfennige für jedes Mitglied. Ferner wurde be-> schlossen, versuchsweise mit den Biehmärktest Tierschauen mit Prämiiernng zn verbinden. Dev erste diessall-sige Versuch soll bei dem im Monat März in Planen stattfindenden gewöhnliches Viehmarkte gemacht werden. Carlsfeld, 15. Januar. Au dem Glas-, machermeister Wilhelm-Lartz hier ist von einem mit ihm verfeindeten Kollegen ein zweimaliger Vergiftungsversuch gemacht worden. In den Ta-; scheu des der Tat Verdächtigen fand sich Arsenik! vor, über dessen Herkunft er keine Angaben zu machen vermochte. Der Giftmischer wurde ver haftet. — Im Kreiskraullustift zü Zwickau starb der Sticker Paul Kolbe ans HundShübe'l. Er h-atbel ein künstliches Gebiß verschluckt, das auf opera tivem Wege entfernt worden war. — Das Schöffengericht in Crimmitschau Halts wiederum eine größere Zahl von Ausschreitun gen Streikender abzuurieilen. In vielen der an fangs der Sitzungsperiode gefällten Urteilest wurde auf Geld- event. Freihejrsstrafcn erkannt. Nach Ansicht des AmtSanwalts sind die Fälle aber derart, daß im großen und ganzen nur noch letztere Strafart in Frage kommt. So wur den am Donnerstag verurteilt: wegen Beleidig- ung des Stadtrats und der PolizsiorAane der Weber M. H. Schiller (Vorfitzeuder der Filiale Crimmitschau des Deutschen Textilarbeiterver- bandes) zu 10 Tagen Gefängnis: wegen Belei digung von Arbeitswilligen der Weber K. H. Wettwer zu 14 Tagen und der Weber M. W. Apitz zu 4 Tagen Gefängnis. — Der Crimmitschauer Anz. schreibt: Durchs die auswärtigen Blätter läuft die Nachricht, daß der Streit auch für manche» hiesigen Fabrikan ten zum. Verhängnis g-worden sei nnd in noch stärkerem Maße werde» wird. Das beweise schon der in hiesigen Blättern angekündigte „um ständehalber" erfolgende Verkauf eines Fabrik- arnndstückes zu sehr billigem Preise, dem andere folgen dürften. Tie ganz« Notiz entspringt nur der schon so oft gekennzeichneten lcichtferrigest Berichterstattung gewisser Korrespondenten. Es handelt sich nämlich nur ein in unserem Blatts veröffentlichtes Inserat, das aber den Verkauf einer Fabrik in — Forst betrifft. Das Treiben dieser Korrespondenten ist einfach nnverantwort- lich, denn solche Falschmeldungen können doch nur geeignet sein, die hiesige ja gewiß nicht ange nehme Lage zn erschweren. Limbach, 15. Januar. Hier wird die Tat sache leb bau besprochen, daß dem jetzigen Tech- nilumsdirektor Siebold am 29. Dezember v. I. seine Entlassung ziigestellt worden ist, da bei ei ner Revision der Techmkumskasfe ein Defizit von 1600 Mark festgestelli worden ist, welche der Expedient Kocher unterschlagen hat. In der ersten diesjährigen Stadtverordneten-Sitzung wurde noch miigeleilt, daß der Direktor Sie bold seinerzeit schriftlich erklärt habe, alle Kassen eingänge nnd -Ausgänge selbst zu verwalten, dies aber nicht getan hätte, ein Grund zur so fortigen Entlassung und Erfatzpflichtigkeit Sie bolds vorhandene sei. Siebold- hat nun nut-ge teilt, daß er von scinem Posten nicht znrücktre- teu, sondern sich, vielmehr bis 31. März als -Direk tor des Technikums zur Verfügung stellen werde. Der Stadirat beschlich aber die Entlassung Sie bolds einstimmig uns übergab dem Ingenieur Hauptmann bis >1. März die interimistische Lei tung des Technikum«, welches Ostern d. I. in